Wie wird eine Wohnung zur Wohlfühloase? Gar nicht so einfach zu beantworten. Wer auf jeden Fall weiterhelfen kann, ist die Hamburger Interior Consultant Verena Marmann. Die gelernte Architektin, 37, hat sich vor zwei Jahren mit ihrem Unternehmen „Von Innen“ selbständig gemacht und bietet nun erfolgreich Beratung für die Umgestaltung der eigenen vier Wände an. Warum der private Rückzugsort immer wichtiger wird und welche Interiorfarben in diesem Herbst eine Rolle spielen, verrät sie uns in ihrer eigenen schönen Wohnung in Hamburg-Harvestehude. Für Herbstvorfreude sorgt dabei die neue Cashmere-Kollektion von C&A, die Verena für uns ausprobiert hat. In diesem Sinne: Hallo, Herbst!
Ich mag das ganze Jahr über gedeckte bunte Farben!
Verena Marmann: Ja, total! Ich bin ein richtiger Herbst-Fan. Wenn ich bei tollem Wetter im Herbst mit meinem Mann unterwegs bin, sage ich jedesmal: “Ich liebe den Herbst!”. Er lacht dann immer über mich.
Mit Kerzen, Tee, Lesen, spazieren gehen – die klassischen Herbst-Klischees finde ich mega! Ich mag das ganze Jahr über gedeckte bunte Farben. Ansonsten helfen saisonalen Blumen und Früchte, das finde ich ganz wichtig. Richtig heimelig und herbstlich wird es mit einer Schale voll Feigen oder Hagebutten.
Terrakotta ist auf jeden Fall angekommen – obwohl viele damit diese Wischtechnik an den Wänden verbinden. Aber es gibt tolle Töne, die gut miteinander harmonieren und ganz modern wirken können, auch als Wandfarbe. Warme, erdige Töne sind insgesamt sehr gefragt.
Ich hatte schnell im Freundeskreis bei Interior-Fragen den Ruf weg “Frag doch mal Verena, die kriegt das hin!”
Man beschließt, es zu sein! (lacht) Ich komme aus der Architektur und habe vor zehn Jahren mein Diplom gemacht. Ich war für die Ausführungsplanung in Architekturbüros zuständig – ich bin also mit Plänen, nach denen gebaut wird, auf Baustellen gegangen und habe dort die direkte Kommunikation mit den Fachplanern, Haustechnikern, Statikern und so weiter übernommen. Weil mein Herz aber schon immer für Interior schlug, kam der Gedanke, lieber etwas mit Einrichtung zu machen, zumindest Innenarchitektur. Der Quereinstieg ist allerdings nicht leicht, da es viele ausgebildete Innenarchitekten mit Diplom gibt. Deswegen hat es bei mir nicht sofort geklappt.
Ich habe 2011 meinen Blog gegründet. So konnte ich mich in meiner Freizeit mit Interior beschäftigen und hatte gleichzeitig die Motivation, mich in diesem Bereich weiterzubilden. 2015 habe ich beschlossen, es professionell anzugehen. So entstanden die ersten Kooperationen und ich konnte zum Beispiel einen Workshop bei den Otto Roombeez, dem Interior-Blog von Otto, mitmachen und viel lernen. Das hat mich bestärkt. So ist es gewachsen und ich hatte schnell im Freundes- und Bekanntenkreis bei Interior-Fragen den Ruf weg “Frag doch mal Verena, die kriegt das hin!”. Im letzten Jahr war ich so mutig, alles auf diese Karte zu setzen und habe meinen Job gekündigt. Seit Anfang des Jahres bin ich nun offiziell Interior Consultant.
Bei der Beratung ist es vor allem wichtig, die Kunden nach individuellen Wohnbedürfnissen zu fragen.
Ich habe viel zum Thema Preisfindung und Online-Marketing recherchiert – wie man das macht und was meine Website haben muss, um einladend zu sein. Ich möchte ein transparentes Angebot kommunizieren, damit jeder weiß, woran er ist und ob es ihm das Wert ist.
Das ist ein sehr persönliches Ding, es gibt kein Geheimrezept. Bei der Beratung ist es vor allem wichtig, die Kunden nach individuellen Wohnbedürfnissen zu fragen: Was sind die Ziele, was stört überhaupt, und was ist der Kunde für ein Typ? Soll die Wohnung repräsentativ sein oder ist der Kunde eher für sich und die Wohnung oder das Haus dient als Rückzugsort?
Moodboards sind immer eine gute Idee!
Indem du schaust, was dir gefällt und warum das so ist. Ist es die Leuchte neben dem Bett? Oder ist es die Gemütlichkeit, die vorherrscht? Dann kann ich in diese Richtung arbeiten und überlegen, wodurch diese Gemütlichkeit entsteht – und das unter meinen Voraussetzungen umsetzen. Es muss nicht genau dieses Bett und diese Leuchte sein, sondern die Stimmung. Außerdem ist ein Moodboard immer eine gute Idee! Man kann viel in Büchern und Zeitschriften stöbern, aus Zeitschriften einfach mal Sachen ausschneiden und hinterher sichten, ob es einen roten Faden gibt. Natürlich gibt es auch auf Pinterest und Instagram wahnsinnig viel Inspiration. Hier sollte man beachten, dass eine Leuchte zum Beispiel in der einen Wohnung total gut aussieht, das aber nicht heißt, dass sie in meiner Wohnung auch so funktioniert. Eine Leuchte an einer 3 Meter hohen Altbau-Decke wirkt ganz anders, als in einem 60er Jahre Bungalow. Man muss auf die jeweiligen Räume eingehen.
Ausprobieren hilft! Einfach mal mutig sein und umstellen, das Sofa von A nach B rücken, Farben ausprobieren. Es ist natürlich immer ein Kosten- und Zeitfaktor, aber eine Wand kann man schneller umstreichen, als ein neues Sofa in einer anderen Farbe kaufen. Ich bin hier immer am Streichen!
Einfach mal mutig sein und umstellen, das Sofa von A nach B rücken, Farben ausprobieren!
Statussymbol ja, wenn es dir wichtig ist, dass die Wohnung repräsentativ ist. Es geht darum, dass der private Rückzugsbereich immer wichtiger wird, gerade in puncto Schnelllebigkeit. Ich glaube jeder kennt das, abends nach Hause kommen, Tür zu und endlich Ruhe! Man will es zuhause gemütlich haben und seine Persönlichkeit ausdrücken – gerade in einer Welt, in der man ständig erreichbar und einer von vielen ist, sich immer profilieren muss oder will. Hinzu kommt, dass die politische Lage im Moment etwas angespannt ist, man will einfach nur seine Ruhe haben und sich sicher fühlen. Deswegen wird Interior immer wichtiger und steigt weiter im Bewusstsein der Leute, auch in den Prioritäten: Man ist bereit, mehr Geld für schöne Dinge auszugeben, die nachhaltig sind. Die Menschen, die zu mir kommen, befassen sich sehr mit dem Thema Nachhaltigkeit. Langlebigkeit ist ihnen genauso wichtig wie natürliche Materialien. Das wird anhalten.
Die Trends werden immer globaler, gerade was Amerika angeht. Auf Pinterest und Instagram kommt viel Inspiration von dort. Der deutsche Markt wird sehr von Skandinavien beeinflusst – in Hamburg besonders, Dänemark ist nicht weit. Und es gibt viele neue Design-Brands aus Frankreich. Die Italiener sind auch immer vorne mit dabei, die haben immer Bock auf Material und Farbe. Außerdem wird Afrika momentan noch unterschätzt. Da ist viel los und in Bewegung, die haben eine wahnsinnig reichhaltige Kultur, aus der sie schöpfen können. Die Trendexpertin Gudy Herder hat gerade erst über Afrika gesprochen. Sie stellt immer wunderbare Moodboards zusammen, ich habe mal eine Moodboarding-Class bei ihr besucht. Sie ist meine absolute Inspirationsquelle – was sie sagt, ist für mich Gesetz.
Ansonsten entwickeln sich Trends aus der Gesellschaft heraus, sie sind immer eine logische Konsequenz aus dem, was vorher war. Die ganze Farbigkeit, die jetzt kommt, wird wieder umschwenken zu Weiß- und Beige-Tönen. Die Zyklen sind einfach länger als in der Mode, wobei die Mode wiederum einen großen Einfluss auf Interior hat. Das darf man nicht unterschätzen.
Ich liebe natürliche Materialien! Wenn ich die Wahl zwischen einem natürlichen und einem synthetischen Material habe, nehme ich immer das natürliche, ob bei Mode oder Interior. Cashmere trägt sich so angenehm, es löst diesen Reflex aus, die Hände in die Ärmel zu ziehen und eine Milchkaffee-Schale zu tragen. (lacht)
Eigentlich nicht, ich bin kein Fashion-Mädchen. Ich versuche, meinen Kleiderschrank klein zu halten, Richtung Capsule Wardrobe. Ich kaufe meine Kleidung sehr bewusst ein. Ich überlege mir, was zueinanderpasst. Deswegen habe ich immer Sachen, die sich gut kombinieren lassen. Und ich habe keine Angst vor Colour Blocking, manchmal kombiniere ich ganz wild.
Cashmere trägt sich so angenehm, es löst diesen Reflex aus, die Hände in die Ärmel zu ziehen und eine Milchkaffee-Schale zu tragen.
Das war eine bewusste Entscheidung. Es nervt, so viel zu haben. In der alten Wohnung ging irgendwann die Tür vom Kleiderschrank nicht mehr zu und der erste Impuls war: Wir brauchen einen größeren Kleiderschrank. Aber dann dachte ich: nein! Wir brauchen weniger Zeug! Nicht nur was Klamotten angeht, sondern insgesamt.
Genau. Der Knackpunkt war, als wir vor drei Jahren aus einer Drei-Zimmer-Wohnung in zwei Zimmer umgezogen sind. Wir haben keinen Abstellraum, da musste einfach ausgemistet werden – und das tat gut. Das kann ich auch empfehlen, immer ausmisten und sich fragen, ob man etwas wirklich gut findet und das Herz dran hängt, ansonsten weg. Man muss es ja nicht wegwerfen, man kann es verschenken, spenden oder verkaufen!
Ich gehe nicht einmal die Woche in einen Deko-Laden und kaufe mir den neuesten Scheiß, sondern Sachen, an denen wirklich mein Herz hängt. Und Dinge, an denen mein Herz nicht hängt, dürfen wieder gehen.
Fotos: Sarah Buth
Layout: Carolina Moscato
– Werbung: in Zusammenarbeit mit C&A –
5 Kommentare
Schöne, schmucke Wohnung. Und der Kater kommt mir einsam und depressiv vor. Wohnungskatzen sollte man niemals (!) alleine halten…und ich glaube, er ist alleine.
So eine schöne Wohnung! Sie darf auch gerne mal zu mir kommen und ihren Zauber spielen lassen!
Also, die Verena ist mir ja schon allein deswegen sympatisch, weil sie ein Schlafhemd von Vantilli besitzt hihi ( ja, ich bin ein Vantilli-Fan). Da hat mich der Schal über dem Hemd schon richtig gestört ;-). Aber davon mal abgesehen, hat es natürlich mal wieder Spaß gemacht Euer Interview zu lesen.