Skandinavischer Minimalismus oder tristes Alltagsgrau kommen Anna Neumann aka Anna Sterntaler weder in ihre Altbau-Wohnung noch in ihren wilden Lockenkopf. Mitten im Zentrum Friedrichshains linker Szene hat sich die 36-Jährige, die hauptberuflich Community Marketing Managerin bei Pinterest ist, gemeinsam mit ihrem Freund eine bunte Großstadtoase geschaffen. Hier treffen 60er-Jahre-Kitsch auf mexikanische Urlaubserinnerungen, verspielte Dackelkissen und Pinterest-Klassiker. Mittendrin: Frühlingsblumen von Blume2000.de – mal locker gesteckt in Omas alter Karaffe, mal hübsch drapiert in moderner Porzellanvase. Fest steht: wer bei Anna zu Besuch ist, hat viel zu entdecken. Wir werfen einen Blick in das Kabinett bunter Kuriositäten und sprechen mit Anna über ihr Blog Anna Sterntaler, farbenfrohe Outfits aus der Vogelperspektive und Social-Media-Auszeiten.
Mein Stil ist definitiv nicht minimalistisch – ich würde eher sagen: maximalistisch!
Anna Neumann: Ich bin Anna und 36 Jahre alt. Dabei muss ich immer etwas lachen, da ich mich weder so alt fühle, noch so alt aussehe – glaube ich zumindest. Seit ein paar Jahren wohne ich nun schon in Berlin, komme ursprünglich aber aus Norddeutschland. Wie ihr seht, habe ich eine sehr farbenfrohe Wohnung. Farbe ist das, was mir Spaß macht und was sich irgendwie so durch das, was ich privat und beruflich mache durchzieht.
Eigentlich nach dem Studium. Ich habe Kunst- und Medienwissenschaften studiert, fand das Thema Medien aber schon immer interessant. Als ich nach meinem Studium auf Jobsuche war, habe ich nebenbei angefangen zu bloggen, damals noch ganz vorbildlich jeden Tag. Das war für mich der Türöffner in die Branche und der Weg zu meinem Job bei Dawanda.
Wohnungseinrichtung, Reisen, bunte Wände oder farbenfrohe Outfits, das sind die Themen des Blogs. Es ist eine bunte Mischung und bunt ist tatsächlich auch das Oberthema. Momentan versuche ich wieder mehr in Richtung Mode zu gehen. Ich habe das Gefühl, dass es noch eine Nische für bunte und farbenfrohe Sachen gibt, ohne dass alles selbstgenäht oder zu kindlich ist.
Ich versuche das Blog regelmäßig zu bespielen, aber an mein Ziel einmal die Woche zu bloggen, komme ich nicht immer unbedingt ran. Es gibt erste kleine Kooperationen, was mich natürlich motiviert. Ich lege nicht unbedingt Nachtschichten ein, aber am Wochenende bin ich viel aktiv.
Ich bin ein super visueller Mensch und nutze Pinterest für meine eigenen Projekte.
The Color Wall Project ist das neueste Projekt, was ich mit meiner Freundin Lu von Luloveshandmade gestartet habe. Man benutzt einen Hashtag für Fotos, auf denen sich Leute vor farbenfrohen Wänden fotografiert haben. In Deutschland gab es das so noch nicht, von und für ganz normale Leute, also keine Profi-Models mit Profi-Fotografen. Es sind super unterschiedliche Leute, es ist alles dabei: groß, klein, dick, dünn, jung, alt und auch Hunde.
Ich habe das Gefühl, dass es noch eine Nische für bunte und farbenfrohe Sachen gibt.
Solche Accounts gibt es schon recht viel im Ausland, zum Beispiel in Los Angeles. Dort werden Wände extra gestrichen, um sie zu fotografieren. Es gibt richtige Auftragsarbeiten und zwar nicht nur Graffittis und Streetart, sondern auch Murals, von denen man glauben könnte, sie wurden nur für Instagram gemalt. Es gibt zwar weniger solcher Wände bei uns, aber man findet wirklich in jeder Stadt etwas – Berlin, Hamburg, München oder Oldenburg, wo ich herkomme – man muss nur die Augen aufhalten. Das finde ich eine schöne Möglichkeit, seine Stadt mit anderen Augen zu sehen.
Mehr Leute zu erreichen und zu wachsen! Unser Traum ist es, für verschiedene Städte Karten anzulegen, um tolle Wände zu finden. Eine Website haben wir auch noch nicht. Es gibt noch genug zu tun!
Selbst, wenn es mal sehr grau ist, muss man nur innehalten und die kleinen Dinge wahrnehmen: das kann ein bunter Aufkleber, ein lustiger Hund oder ein Eis sein.
Das ist nach meinem Blog das älteste Projekt. Farbenfrohe Mode war schon immer ein Faible von mir. Ich mochte den Hashtag #fromwhereistand gerne und fand es eine schöne Möglichkeit Outfits zu dokumentieren. Mein Freund arbeitet in Frankfurt, es gibt also niemanden, der jeden Morgen von mir ein hochqualitatives Bild macht. Also habe ich angefangen von oben ein Foto zu schießen und irgendwie bin ich seit sieben Jahren dabeigeblieben. Einzelne Tage habe ich mal krankheitsbedingt ausgelassen, aber sonst wirklich täglich fotografiert, egal ob Sommer oder Winter. Es ist ein kleines, feines Projekt, dass mir total Spaß macht. Ich scrolle selber gerne zurück, wenn ich nicht weiß was ich anziehen soll, aber es ist auch schön, wenn sich Leute auf das tägliche Bild freuen oder es sie inspiriert auch mal Streifen und Punkte zu kombinieren.
Ja schon, aber ich versuche mich mit bunten Dingen zu umgeben, sowohl in meiner Wohnung als auch in Bezug auf meine Kleidung. So werde ich wahrgenommen und bekomme Komplimente, das freut mich. Es sind kleine Sachen, die ich an schlechten Tagen versuche wertzuschätzen. Außerdem umgebe ich mich mit positiven Leuten, die mich motivieren und inspirieren, mit denen ich zusammen Sachen umsetzen kann. Sonst bin ich auch ein großer Fan von Nickerchen, schlafen find ich super. Wenn man eine Nacht drüber geschlafen hat, ist alles halb so wild.
Eher weniger. Meine Inhalte sind schon sehr ausgewählt. Es sind mittlerweile auch weniger Momentaufnahmen. Die Bilder wähle ich vorab aus und schaue, wie sie Puzzle-mäßig zusammenpassen. Das ist mir super wichtig. Aber selbst, wenn es mal sehr grau ist, muss man nur innehalten und die kleinen Dinge wahrnehmen. Zum Beispiel einen bunten Aufkleber, einen lustigen Hund oder ein Eis. Eigentlich findet man immer Farbe im Alltag. Und zur Not habe ich immer noch meine Wohnung, da ist es nicht so schwer, etwas Farbenfrohes zu finden (lacht).
Auch da bin ich relativ ausgewählt. Ich muss zugeben, dass das meist bunte Bilder sind, die mich inspirieren. Hunde sind auch ein großes Thema. Und ich like weniger Bilder von Leuten, nur weil ich sie irgendwie kenne. Der Inhalt muss mir schon gefallen. Das sind alles Bilder, die ich theoretisch auch auf Pinterest pinnen würde. Also weniger Bilder von Bekannten, die ihr dunkles Müsli hochladen. Da bin ich schon sehr kritisch.
Verfluchen nicht unbedingt, aber es ist natürlich etwas, womit du viel Zeit verbringst und was dich sehr beeinflusst. Mir hilft es aber eher. Sei es, dass ich durch mein Blog den Job bei Dawanda gefunden habe oder, dass ich durch meine Kontakte, die ich online geknüpft habe, mein Netzwerk spinnen konnte. Ich mache das letztendlich nur für mich, daher ist da auch wenig Druck, regelmäßig Inhalte zu veröffentlichen. Ich finde es schön, mich digital auszutauschen, Feedback zu geben und selber zu erhalten. Manchmal antworten Freunde, aber zum Teil auch Leute, die ich noch nie gesehen habe. Das finde ich super und das sind die Vorteile, aus denen ich total schöpfe.
Ich finde es schön, mich digital auszutauschen, Feedback zu geben und selber zu erhalten.
Selten. Das ist dann auch eher kanalbasiert. Zum Beispiel checke ich im Urlaub keine Mails oder ich bin auf verschiedenen Kanälen wenig bis gar nicht aktiv. Aber Inhalte zu teilen, gerade wenn das Feedback da ist, motiviert mich, auch im Urlaub aktiv zu sein. Ich nutze mein Handy beispielsweise auch zum Lesen, daher habe ich mein Handy sowieso immer bei mir. Ich versuche dann höchstens im Urlaub nicht so viel mit beruflichen Inhalten zu tun zu haben.
Definitiv Reisen! Wenn ich durch eine Stadt gehe, habe ich meinen Blick geschärft. Ich bin auch großer Fan von Flohmärkten. Ich habe hier in der Wohnung viele kleine Vintage-Sammlungen. Oder wenn ich irgendwo Farben entdecke, zum Beispiel in Südafrika, wo es ein Viertel mit lauter bunten Häusers gibt. Da geht mein Herz auf und ich fange vor Freude an zu quieken. Ansonsten sind es übliche Sachen wie Pinterest, Instagram und auch Zeitschriften, Bücher und Netflix.
Schuhe und Hunde! Zum Beispiel Hunde, die einfach vor einem Supermarkt festgemacht sind oder Hunde im Büro. Die muss ich sofort fotografieren. Pflanzen und alles, was farbenfroh ist gehören sowieso dazu.
Es gibt so viele Blumen, die ich toll finde. Trommelstöckchen und Nelken, wie in meinem Strauß, mag ich sehr gerne. Pfingstrosen und Tulpen finde ich auch toll. In Südafrika habe ich gerade gelernt, dass die Protea, die ich auch sehr mag, von dort stammt.
Wenn man sich eine bunte Mischung aussucht, um sich etwas Gutes zu tun, ist das ein sofortiger Gute-Laune-Macher. Vor allem wenn es dann noch so gut riecht, wie bei Maiglöckchen oder Hyazinthen. Oft verknüpft man mit Blumen auch eine bestimmte Erinnerung.
Definitiv nicht minimalistisch. Ich würde eher sagen: maximalistisch. Mein Stil ist sehr bunt, gemütlich und ein Mix aus Neu und Alt. Mid-Century gemischt mit Vintage- und Flohmarktelementen beschreibt es ganz gut. Man findet bei mir viele kleine Sammlungen und es ist farbenfroh. Die Farben sind meist in kleine Grüppchen sortiert.
Das ist leider schon drin: die Raufasertapete. Die würde ich gern loswerden und durch weiß verputzte Wände ersetzen. Ansonsten finde ich Halogenstrahler ganz schlimm. Wischtechnik in Ochsenblutrot war auch mal eine Zeit lang sehr beliebt. Das geht gar nicht. Das sind meine drei No-Gos, die werden sicherlich nie wieder Trend!
Eigentlich nicht. Aber wenn Besuch kommt, stelle ich beim Aufräumen wieder fest, was ich eigentlich alles so habe und platziere dann neu.
Mir gefällt, dass es so viele unterschiedliche Leute gibt und man anziehen kann was man will. Wobei ich schon merke, dass Leute gucken, wenn man nicht nur schwarz, weiß und dunkelblau träg. Ich mag die Vielfältigkeit. Ständig passiert etwas, neue Leute kommen dazu und neue Läden eröffnen. Die Kreativszene und die unterschiedlichen Kieze finde ich super, dort Zeit zu verbringen ohne ein konkretes Ziel zu haben, Sachen zu entdecken und rumzuschlendern.
Mein Happy Place ist eine Mischung aus Bali und Mexiko. Ich fand Mexiko wahnsinnig toll, deswegen habe ich auch eine große Auswahl an Souvenirs mitgebracht. Bali hat mir auch total gut gefallen, das ist zurzeit ja auch extrem angesagt. Ich mag aber eigentlich alles, was am Meer ist.
Gute Frage! Ich träume von unterschiedlichen Sachen. Ich überlege schon seit einiger Zeit ein Buch zu machen. Das fände ich toll. Das habe ich in den letzten Monaten etwas aus den Augen verloren, obwohl es schon eine geheime Pinnwand dazu gibt. Das wäre auf jeden Fall ein Traum, den ich irgendwann noch erfüllen möchte. Und nach unserem Südafrika-Urlaub noch eine Reise mit meinem Freund planen und endlich die Raufaser loswerden.
Layout: Carolina Moscato
– Werbung: in Zusammenarbeit mit Blume2000 –