Die Vorreiterin der farbigen Trockenblumensträuße: „Poppykalas“ aus Kopenhagen

Fotos: 
16. September 2019

Was bei designaffinen Däninnen gerade auf dem Esstisch steht? Farbige Trockenblumensträuße. Vorreiterin dieses Trends ist Thilde Maria Haukohl Kristensen. Vor drei Jahren gründete die gebürtige Jütländerin ihr Floral Design Studio „Poppykalas“. Mittlerweile folgen ihrem blühenden Instagram-Account rund 30.000 Menschen. Auch große Unternehmen sind von ihrem besonderen Stil fasziniert: Sie inszeniert die Sängerin „Oh Land“ für ein Magazin-Fotoshooting in einem modernen Blütenmeer, steckt das Nike-Logo aus kunterbunten Blumen oder bettet Guccis Düfte in wunderschöne Bouquets. Wir besuchen die 40-Jährige in ihrem Studio im Kopenhagener Stadtteil Frederiksberg und sprechen mit ihr darüber, wie sie ihr Business ganz ohne Floristenausbildung und Businessplan angegangen ist, welche Tipps sie für junge Gründerinnen und Gründer hat und welchen Blumentrend sie gerade wachsen sieht.

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Wir treffen Thilde in ihrem kleinen Studio im Viertel Frederiksberg in Kopenhagen.

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femtastics: Was bedeutet der Name „Poppykalas“?

Thilde Maria Haukohl Kristensen: Es ist ein Mix aus zwei Namen, „Poppy“ ist die Mohnblume. Meine Großmutter hat Blumengemälde gemalt und sie war auch diejenige, die mir alles über Blumen beigebracht hat. Ihre Lieblingsblume war die Mohnblume. Ihre Farm an der Westküste Dänemarks war von Mohnblumenfeldern umgeben. Außerdem mochte ich schon immer das schwedische Wort „kalas“, es bedeutet übersetzt Party. Es passt so gut, weil ich meine Blumen nutze, um tolle Sachen im Leben zu zelebrieren. Die Leute sprechen es ganz unterschiedlich aus –  das mag ich besonders daran, es ist ein Fantasiewort.

Vor drei Jahren hast du dein Floral Design Studio gegründet. Wie bist du auf diese Idee gekommen?

Meine Großmutter hat mich sehr inspiriert. Sie hatte eine spezielle 3D-Technik, mit der sie ihre Blumenbilder gemalt hat. Sie hat schon immer Blumendekorationen selbst gemacht oder auch Wände mit Blumen bemalt.

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Die femtastics-Gründerinnen Katharina und Anna treffen Thilde in Kopenhagen zum Interview.

Und wann wusstest du, dass du dich damit selbstständig machen möchtest?

Ich habe zwei Töchter, die eine ist drei Jahre alt und die andere fünf. Ich hatte also zweimal Elternzeit. In diesen Lebensphasen habe ich gemerkt, dass ich etwas Kreativeres machen möchte und etwas, das mir mehr Zeit mit meinen Kindern lässt. Ich habe “Modern Culture” und “Culture & Communication” an der Universität in Kopenhagen studiert und lange am Theater gearbeitet und dort die PR gemacht. Der visuelle Part hat mich dabei immer besonders interessiert. Mein Job war dort sehr administrativ und ich wollte endlich wieder kreativ arbeiten. An dem Tag, als die Idee und der Name „Poppykalas“ standen, habe ich einen Instagramkanal erstellt. Instagram spielt eine große Rolle für meinen Erfolg – die Leute teilen und liken meine Arbeit, was mich sehr freut. Dann habe ich angefangen Blumenbouquets für unterschiedliche Firmen zu erstellen und alles hat sich rasend schnell entwickelt – viel schneller, als ich erwartet hatte.

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Thildes Großmutter hat ihr alles über das Thema Blumen beigebracht – das Gemälde auf dem Foto rechts stammt von ihr.

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Wie hast du deine ersten Kunden gefunden?

Mein erster Kunde war die Firma von dem besten Freund meines Mannes. Erstmal reagierte ich mit: „Eigentlich bin ich noch gar nicht ready. Ich muss erstmal meine Homepage erstellen.“ Mein zweiter Kunde war der Vintage-Laden “Times Up Vintage”. Ich bin einfach hingegangen und habe den Besitzer Jasper gefragt, ob er einen kleinen Stand mit Blumen in seinem Laden haben möchte – er hatte darüber lustigerweise schon länger nachgedacht. Dann haben die Leute vom Modelabel Ganni meine Bouquets dort entdeckt, sind auf mich zugekommen und haben mich gebucht. So hat es sich weiterentwickelt.

Ich nehme kommerzielle Aufträge an, konzentriere mich parallel aber auch auf künstlerische Projekte.

Wie würdest du das Konzept hinter „Poppykalas“ beschreiben?

Das Konzept verändert sich immer wieder, was den Erfolg ausmacht. Alles fing an mit den kleinen Blumenständen mit Trockenblumen in Läden hier in Kopenhagen, parallel habe ich online frische Blumenbouquets verkauft. Dann kamen größere Aufträge dazu, zum Beispiel Fotoshootings für Mode- und Interior-Labels. Das mache ich heute auch noch. Die Produktion für den Onlineshop war allerdings zu zeitintensiv, also habe ich den Onlineshop geschlossen. Nach eineinhalb Jahren habe ich auch mit den Blumenlieferungen an Läden aufgehört. Es hat meine ganze Zeit beansprucht, aber ich konnte nicht wirklich davon leben. Wenn du damit in New York erfolgreich bist, kannst du davon leben – in Amerika ist das anders.

Ich wollte visueller arbeiten, Atmosphären gestalten, daher sind Fotoshootings für mich super. Ich kann mich in Ruhe auf alle Details konzentrieren. Blumendekoration für Events mache ich auch, aber es nimmt viel Zeit in Anspruch und ist oft sehr stressig. Im Moment ist für mich klar, dass mein Unternehmen, was die Mitarbeiteranzahl angeht – ich habe nur eine Assistentin – nicht wachsen soll und ich nur die schönen Anfragen annehmen möchte. Ich nehme kommerzielle Aufträge an, konzentriere mich parallel aber auch auf künstlerische Projekte. Im Frühjahr hatte ich zum Beispiel eine Ausstellung, wo ich Gemälde von meiner Großmutter und Blumeninstallationen mit Trockenblumen ausgestellt habe. Von den Kunstausstellungen kann ich nicht leben, aber es macht mir Spaß und bringt meine Arbeit voran. Außerdem mache ich Designkooperationen. Mit dem schwedischen Label „Layered“ habe ich einen Teppich designt und mit dem Label „Tigron & Floyd“ eine Tapete. Außerdem habe ich eine eigene Posterkollektion mit Fotografien, im Oktober launche ich eine neue Edition. Das Konzept verändert sich also ständig. Einen klassischen Blumenladen würde ich allerdings niemals haben wollen.

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Thilde in ihrem Element – sie liebt es, in ihrem Studio Zeit zu verbringen und viel auszuprobieren.

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Du bist bekannt für deinen farbenfrohen Stil und die besonderen Farbkombinationen. Wovon lässt du dich inspirieren?

Meine Inspiration hat so viele unterschiedliche Quellen. Hier im Stadtteil Frederiksberg laufen viele tolle ältere Frauen mit großen Hüten und farbenfrohen Outfits rum – das inspiriert mich sehr. Außerdem ist Kunst eine große Inspirationsquelle für mich.

Werden die eingefärbten Trockenblumen extra in deinen Wunschfarben für dich produziert?

Sie werden nicht extra für mich gefertigt, ich habe ganz tolle Händler in Holland gefunden, die mich beliefern und halte immer Ausschau nach neuen Blumen.

Hier in Kopenhagen werden mittlerweile in vielen Läden farbige Trockenblumen verkauft, der Trend hat dennoch gerade erst begonnen.

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Wie entwickelst du eine Blumeninstallation oder ein Konzept für ein Shooting oder ein Event?

Es kommt immer auf den Kunden an. Meistens haben wir zuerst ein Meeting, dann erstelle ich ein Moodboard. Einige Kunden lassen mir totale Freiheit, andere sind sehr strikt. Ich arbeite viel mit dem großen dänischen Brand Georg Jensen zusammen – sie lassen mich immer ganz viel ausprobieren, was toll ist.

Hast du bei deinen Aufträgen immer gleich eine Vision vor Augen oder probierst du generell viel aus?

Ich probiere im Studio ganz viel aus, mache Fotos und schicke sie zwischendurch dem Kunden. Die besten Ideen bekomme ich allerdings unter der Dusche oder wenn ich in meinem Sommerhaus außerhalb von Kopenhagen bin.

Was ist deine absolute Lieblingsblume?

Im Moment mag ich die Lathyrus sehr. Es ist eine sehr filigrane und poetische Blume, die nach Zitrus duftet.

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Links: Ein Poster aus Thildes Printkollektion.

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Was ist deiner Meinung nach der nächste „Trend“ in der Blumenszene?

Hier in Kopenhagen werden mittlerweile in vielen Läden farbige Trockenblumen verkauft, der Trend hat dennoch gerade erst begonnen. Ich habe vor kurzem damit angefangen Blüten zu kristalisieren und mit Fake-Blumen zu arbeiten. Außerdem arbeite ich gerne zusätzlich mit andereren Materialen, gerade zum Beispiel Blumen in Kombination mit Kristallen oder gefärbtem Sand oder Salz.

Man sollte schnell anfangen, wenn man eine Idee hat, sonst machen es andere. Trotzdem muss man auch bei sich bleiben und seinen eigenen Weg gehen.

Du hast dir quasi deinen eigenen Traumjob gebastelt. Was rätst du anderen Frauen und Männern, die ihr eigenes Business starten wollen, aber nicht wissen, wie sie anfangen sollen?

Einfach machen! Ich hätte auch zu Hause an meinem Schreibtisch sitzen können und erstmal meine Homepage erstellen können, dann wäre aber bestimmt schnell ein Jahr verflogen. Gerade jetzt sieht man immer mehr Blumeninstallationen und farbige Trockenblumen – ich bin froh, dass ich vor drei Jahren damit gestartet bin. Man sollte schnell anfangen, wenn man eine Idee hat, sonst machen es andere. Trotzdem muss man auch bei sich bleiben und seinen eigenen Weg gehen. Und du darfst dich nicht zu sehr von anderen Menschen und ihren Meinungen beeinflussen lassen. Außerdem kannst du deine Idee beziehungsweise dein Konzept immer wieder verändern, wenn du dich nicht gut damit fühlst. Nichts ist in Stein gemeißelt, alles ist ein stetiger Prozess.

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In Zusammenarbeit mit dem schwedischen Label „Layered“ hat Thilde kürzlich eine kleine Teppichkollektion herausgebracht.

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Was sind deine Zukunftspläne für „Poppykalas“?

Ich würde sehr gern ein Blumenbuch über die Wirkung schreiben, die Blumen auf Menschen haben. Außerdem würde ich gern ein Parfum herausbringen.

Das klingt spannend! Ist deine Wohnung eigentlich genauso farbenfroh eingerichtet wie dein Studio?

Ja, und wir ziehen genau in diesem Moment um (lacht). Wir ziehen in ein kleines Haus mit einem Vorgarten mitten in der Stadt. Die Renovierung machen wir nach und nach. Mein Mann mag auch gern Farben, aber als er letztens in meinem Studio war, meinte er : „Vielleicht nicht ganz so feminin und vielleicht nicht ganz so farbenfroh zu Hause“. (lacht) Mein Wohnstil ist sehr verspielt, wir haben zum Beispiel eine Schaukel im Wohnzimmer hängen.

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Beim nächsten Mal besuchen wir dich dann in deinem Haus! Verrätst du unseren Leserinnen und Lesern zum Schluss noch deine Lieblingsspots in Kopenhagen?

Hier in Frederiksberg kann man wirklich schön spazieren gehen, vor allem im Park „Frederiksberg Have“ mit seinen barocken Elementen. Für einen Kaffee empfehle ich den Coffee Shop im „Zentral Hotel“, es ist das kleinste Hotel der Welt. Die Cafés „Granola“ und „Les Trois Cochons“ kann ich ebenfalls sehr empfehlen. Zum Shoppen ist der Vintageladen „Jerome Vintage“ super und wer Kunst mag, sollte die Zisterne, ein altes unterirdisches Wasserreservat in Kopenhagen, besuchen. Dort gestalten abwechselnd unterschiedliche Künstler den Raum.

Vielen Dank für die Tipps und das Interview, liebe Thilde!

 

Hier findet ihr Poppykalas:

 

Layout: Kaja Paradiek

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