Vor gut vier Jahren gründete Sarah Ramroth ihr Blog „Wohnglück Hamburg“, das ihrer Liebe für Interior Design und ihrem Hamburger Leben gewidmet war. Mittlerweile ist aus „Wohnglück“ eine eigene Produktlinie sowie ein Online-Shop für Interior geworden. Wir sprechen mit Sarah darüber, wie sie sich den Traum der eigenen Produkte erfüllt hat, wie sich ihr Einrichtungsstil gewandelt hat und wie sie dazu kam, zusammen mit ihrem Freund ein Stadthaus aus dem Jahr 1920 in Lüneburg zu renovieren, in welches das Paar noch dieses Jahr einziehen will. Ihre Hamburger Dachgeschosswohnung hat die 34-Jährige nicht nur mit ihren eigenen Designs, sondern unter anderem auch mit Kunstwerken von LUMAS.de dekoriert.
Sarah Ramroth: „Wohnglück“ gibt es seit Dezember 2016 und ist damals richtig schnell gewachsen – womit ich null gerechnet hatte. In den ersten zwei Jahren habe ich alles mitgenommen, was möglich war: Kooperationen, Events, Reisen, … Ich habe sehr viel Energie und Arbeit in mein Blog und Instagram gesteckt und täglich einen Instagram-Post sowie mehrere Blog-Posts pro Woche gemacht. Damals hatte ich quasi kein Privatleben. Gerade im letzten Jahr habe ich gemerkt, dass ich mein Privatleben mehr schützen möchte und dass mir viele Dinge zu privat geworden sind, um sie über Social Media mit der Öffentlichkeit zu teilen. Allein dadurch hat sich der Fokus von „Wohnglück“ etwas geändert.
Hinzu kam, dass ich schon länger den Traum hatte, eigene Produkte zu machen. Diese Idee habe ich zusammen mit meinem Freund, Felix, der mittlerweile auch mein Verlobter ist, umgesetzt und im September 2019 „Wohnglück Design“ gegründet. Der Shop ist seitdem mehr in den Fokus gerückt und das Blog eher in den Hintergrund. Durch diese Entwicklungen fand ich den Namen „Wohnglück Hamburg“ nicht mehr so zutreffend und habe ihn in „Studio Wohnglück“ geändert.
Vor drei Jahren war es mein Wunsch, irgendwann vielleicht hauptberuflich zu bloggen. Mittlerweile bin ich sehr froh, dass es nicht so gekommen ist. Mir macht mein Job im Vertrieb eines dänischen Modelabels wahnsinnig viel Spaß und dänische Unternehmen sind toll, was die Work-Life-Balance betrifft. Ich habe zudem den Eindruck, dass es dem Projekt „Wohnglück“ eine gewisse Leichtigkeit gibt, dass es nicht mein Hauptjob ist und ich frei von finanziellem Druck Entscheidungen treffen kann. Andererseits wird unser Shop echt gut angenommen und wenn er weiter so wächst, müssen wir schauen, wie wir weitermachen.
Gerade im letzten Jahr habe ich gemerkt, dass ich mein Privatleben mehr schützen möchte und dass mir viele Dinge zu privat geworden sind, um sie über Social Media mit der Öffentlichkeit zu teilen.
Ich hatte innerlich immer den Druck, mein Leben auf Instagram zu dokumentieren und alles zu fotografieren. Aber manche Momente möchte ich einfach für mich oder zusammen mit meinem Freund genießen. Ich möchte dieses Spiel nicht mehr mitspielen – zumindest mit meinem privaten Account, @studiowohnglueck, nicht. Ich möchte beispielsweise unsere Hochzeitsplanung und die Hochzeit selbst nicht über Instagram teilen. Bei @wohnglueckdesign dagegen achten wir sehr darauf, regelmäßig Content zu posten.
Es begann mit unserem Wandregal „Ivy“. Mein Freund hatte genau solche Regale als „Nachttische“ neben seinem Bett und so etwas hatte ich schon immer gesucht. Es ist super simpel, aber ich konnte es nicht finden. Das war unser Ansatz für die Entwicklung unserer eigenen Produkte: „Was fehlt uns, das auch anderen Menschen gefallen könnte?“. Wir sind große Fans von geseifter Eiche und haben uns auf dieses Material konzentriert. Auch ein Bücherregal, Tablett und eine Konsole haben wir aus geseifter Eiche gemacht. Bereits vier Monate nach unserem Start waren wir mit unseren ersten sechs Produkten auf der Designmesse „Blickfang“.
Mit dem Aufbau unseres Online-Shops haben wir uns entschieden, auch andere Brands aufzunehmen. Dabei ist uns einerseits wichtig, dass es Scandi-Labels sind, die nicht überall erhältlich, also eher noch klein und unbekannt sind, und andererseits, dass es ausschließlich Produkte sind, die wir auch in unserem eigenen Zuhause haben möchten. Die Idee ist, dass man nachkaufen kann wie wir wohnen.
Das war unser Ansatz für die Entwicklung unserer eigenen Produkte: „Was fehlt uns, das auch anderen Menschen gefallen könnte?“.
Wir lassen die Produkte in einer kleinen Schreinerei hier in Hamburg herstellen. Davon abgesehen arbeiten nur mein Freund und ich an „Wohnglück Design“. Wir entwickeln die Ideen für unsere Produkte, shooten alle Fotos für unseren Shop selbst und packen auch die Pakete – jeweils mit handgeschriebener Karte.
Wir mussten herausfinden, bis zu welcher Preisgrenze unsere Kund*innen bereit sind, bei uns zu kaufen und wann sie doch lieber zu großen Brands gehen. Auch in Bezug auf die Materialien und Produkte mussten wir die Präferenz unserer Kund*innen erkennen. Dabei haben wir festgestellt, dass Dinge, bei denen wir selbst kein gutes Bauchgefühl hatten, letztlich auch nicht gut angenommen wurden. Schlimme Struggles hatten wir zum Glück aber nicht. Es fügt sich bislang alles ganz gut. Natürlich lernen wir immer mehr dazu – auch über Themen wie umweltfreundliches Klebeband und nachhaltige Verpackungen.
Langlebigkeit und zeitloses Design. Mit diesem Ansatz entwickeln wir auch unsere eigenen Produkte. Wie man sieht mögen wir es skandinavisch-clean und in soften, natürlichen Farben gehalten. Meine frühere Wohnung war noch farbenfroher, aber mittlerweile finde ich diese neutrale Farbpalette zu Hause angenehmer und entspannender.
Ich stehe total auf Schwarzweißfotografien, sie ziehen mich intuitiv einfach mehr an als bunte Bilder. Bei der Auswahl von Kunst für mein Zuhause vertraue ich meinem Bauchgefühl: Ich gehe einfach danach, was mich emotional berührt und anspricht. Ich liebe zum Beispiel die Fotografie „Preparation“ von Hajime Yoshida, weil ich bei dem Bild direkt darüber nachdenke, wie es entstanden ist. Ich mag es, wenn mich Bilder so in die Szene hineinziehen. Vor allem mag ich einerseits ausdrucksstarke Fotos von Menschen und andererseits Architekturfotografie mit spannenden Formen und Linien.
Bei der Auswahl von Kunst für mein Zuhause vertraue ich meinem Bauchgefühl: Ich gehe einfach danach, was mich emotional berührt und anspricht.
Insbesondere seitdem wir unseren Hund, Momo, haben, fahren wir in unserer Freizeit sehr häufig raus aus Hamburg zum Spazieren. Wir haben festgestellt, dass es uns guttut in einer Umgebung zu sein, in der nicht viel los ist. Dadurch haben wir begonnen, zu reflektieren, was uns eigentlich noch in der Stadt hält. Die Angebote der Stadt, die in der Regel ausschlaggebend dafür sind, hier zu wohnen, nutzen wir gar nicht mehr viel. Und dann ist da die Überlegung, das Geld, das man monatlich für Miete ausgibt, lieber in etwas Eigenes zu investieren.
Wir gehen jeden Sonntag mit unserer Hündin Momo in Rissen am Elbstrand spazieren. Die Ruhe und die Nähe zur Natur flashen uns jedes Mal aufs Neue. Irgendwann kam der Gedanke auf, in so einer Gegend nach etwas Eigenem zu schauen. Die folgenden Wochenenden sind wir durch die verschiedenen Hamburger Vororte gefahren, immer auf der Suche nach einem Fleck, an dem wir uns unser Zuhause vorstellen konnten. Leider hat alles in direkter Nähe zu Hamburg nicht zu uns gepasst, weswegen wir den Suchradius erweitert haben. Klar war von Anfang an, wenn aus Hamburg raus, dann Richtung Süden. Da ich schon lange Fan von Lüneburg bin, musste nur noch mein Freund überzeugt werden. Nach einem langen Spaziergang durch die schöne Lüneburger Altstadt und die Umgebung war dann auch er überzeugt.
Wir haben ursprünglich von einem Neubau geträumt – richtig clean, mit Beton und Glas – und haben zunächst nur nach Grundstücken gesucht. Irgendwann haben wir uns trotzdem just for fun ein Haus angeschaut. Einfach, um mal zu sehen, wie so ein Termin mit einem Makler abläuft.
Dann standen wir in diesem Stadthaus von 1920 und ich habe schon gemerkt, dass ich das Haus richtig gut finde. Es hört sich kitschig an, aber ich konnte uns dort wirklich sehen.
Bis auf die Außenwände und die Treppe wird alles anders. Es werden Wände herausgerissen, wir machen das Dach, die Fenster, Böden, Gas, Strom, Bäder, Küche neu.
Die Fotos bei ImmoScout waren extrem hässlich, das Haus sah schrecklich aus. Die Lage war gut, aber ich dachte mir: „Eigentlich können wir uns das sparen.“. Dann standen wir in diesem Stadthaus von 1920 und ich habe schon gemerkt – wie gesagt, Bauchgefühl! – dass ich das Haus richtig gut finde. Es hört sich kitschig an, aber ich konnte uns dort wirklich sehen. Ich habe mir direkt vorgestellt, wie wir dort leben, wie unser Hund durchs Haus rast, wie es eingerichtet ist, wie wir Weihnachten feiern … . Mein Freund wirkte bei der Verabschiedung von der Maklerin nicht gerade begeistert, aber als wir beide im Auto saßen, sagte er zu mir: „Ist schon richtig schön!“ (lacht). Dann ging es los.
Der Kaufprozess hat sich über Wochen gezogen. Die Eltern meines Freundes, die zu unserem Glück beide Architekten sind, kamen aus München, um sich das Haus anzuschauen. Hätten sie uns davon abgeraten, hätten wir es nicht gekauft. Das Haus hat zum Beispiel noch das Originaldach von 1920, das nicht gedämmt ist. Wir müssen richtig viel machen. Bis auf die Außenwände und die Treppe wird alles anders. Es werden Wände herausgerissen, wir machen das Dach, die Fenster, Böden, Gas, Strom, Bäder, Küche neu. Es ist ein Mammutprojekt und hätten wir da nicht die Unterstützung seiner Family mit ihrem Know-How, hätten wir uns wahrscheinlich nicht herangetraut. Ich persönlich war schon beim ersten Banktermin total eingeschüchtert. Aber es fühlt sich jetzt richtig für uns an.
Jetzt im März geht es richtig los mit der Renovierung. Felix‘ Mutter macht die Bauleitung, das heißt, in der Planung sind nur Felix‘ Eltern und wir involviert, was es unkompliziert macht. Und Felix und ich haben in Bezug auf Einrichtung einen identischen Geschmack, weshalb die Planung sehr harmonisch abläuft. Dadurch, dass wir jetzt schon einen Teil des Kredites abbezahlen und zusätzlich die Miete für diese Wohnung anfällt, haben wir aktuell eine Doppelbelastung und wollen so schnell wie möglich ins Haus. Sobald der Boden liegt und ein Badezimmer fertig ist, wollen wir einziehen. Unser Wunsch ist, dass das im Spätsommer passiert. Wir werden sehen, wie das klappt. (lacht)
Im Moment habe ich das Gefühl, dass mir der Umzug nicht schwerfallen wird. Ich freue mich auf das neue Kapitel und bin bereit.
Ich habe im Februar meine zehn Jahre in Hamburg voll gemacht und bin echt dankbar für die Zeit, die ich hier hatte. Das war wirklich phänomenal und ich liebe Hamburg einfach. Es ist auch gar nicht so, dass wir Hamburg aufgeben werden. Wir beide arbeiten weiterhin in Hamburg – müssen zum Glück allerdings nicht jeden Tag pendeln. Ich freue mich aber einfach auf Ruhe. Im Moment habe ich das Gefühl, dass mir der Umzug nicht schwerfallen wird. Ich freue mich auf das neue Kapitel und bin bereit.
Layout: Kaja Paradiek
– Werbung: in Zusammenarbeit mit LUMAS –
Ein Kommentar
Herrlich – hab mich in vielen Teilen wiedergefunden. Nach zehn Jahren Hamburg (November 2010 – November 2020) ging es ab in ein Lüneburger Stadthaus in der Altstadt 🙋🏼♀️ allein unser Einrichtungsstil ist sehr gegensätzlich. Hier ist es richtig bunt und der Hund kleiner 🤗