Cozy skandinavisch – so beschreibt Sascha Heuer-Loop seinen Einrichtungsstil, dem der 35-Jährige einen eigenen Instagram Account gewidmet hat. Unter @elbankerdekoration bekommen wir täglich Einblicke aus seiner gemütlich-schönen Eigentumswohnung in Hamburg-Bergedorf. Genau hier besuchen wir Sascha, der von Beruf Visual Merchandiser ist, und sprechen über die Vor- und Nachteile einer Eigentumswohnung, seinen spannenden Joballtag und den Trend zu einem nachhaltigeren Konsum.
Sascha Loop: Mein Mann arbeitet im Immobilienbereich und hat sich darum gekümmert. Wie auch beim Urlaub sucht er mir immer Sachen raus, er macht eine Vorauswahl, und ich schaue, ob sie gefallen oder nicht. So war es auch bei der Wohnungssuche. Wir hatten uns ein paar Wohnungen in Barmbek angeguckt, die waren aber einfach zu teuer. Es ist dann Bergedorf geworden, weil wir es hier finanzieren können.
Uns war wichtig, in Hamburg zu bleiben und dann ging es ziemlich schnell. Wir haben die Annonce gesehen, dass hier neu gebaut wird. Uns gefiel der Gedanke, ein bisschen mitgestalten zu können. Wir konnten die Farbe des Bodens mitbestimmen, ob wir eine Badewanne oder eine Dusche möchten. Bei Schlaf- und Gästezimmer konnten wir sogar entscheiden, wie groß sie werden und ob wir die Wand verschieben wollen.
Die Frage haben wir uns auch gestellt. Für uns war das schon ein Sprung. Unsere Wohnung in Barmbek war recht klein und somit auch günstig, aber wir wollten uns vergrößern. Mir fehlte immer ein drittes Zimmer. Mein Mann sagte dann ganz klar Eigentum, um für die Rente vorzusorgen, also später mal keine Miete mehr zahlen zu müssen.
Ich kann nicht pauschal empfehlen, eine Neubau-Wohnung zu kaufen. Das hat viel mit Bauchgefühl zu tun, du weißt nie was dich während und nach der Bauphase erwartet.
Wir haben tatsächlich auch viel Ärger. Es gab viele Mängel, zum Glück nicht in unserer Wohnung, aber bei anderen Parteien. In einem anderen Haus hier in der Anlage gab es beispielsweise schon in mehreren Wohnungen Wasserschäden. Wir verklagen Vattenfall und den Bauherren, weil einiges schief gelaufen ist. Deswegen kann ich gar nicht pauschal empfehlen, eine Wohnung zu kaufen. Das hat viel mit Bauchgefühl zu tun, du weißt nie was dich während und nach der Bauphase erwartet. Mein Mann hatte sich vorher über den Bauherren erkundigt, ob er liquide ist und inwieweit uns da was passieren könnte.
Natürlich. Wir haben uns hinterher gefragt, ob es sinnvoller gewesen wäre, Bestand zu kaufen, aber da weißt du im Vorweg auch nicht, was dich da erwartet. Dir wird viel Schönes erzählt, aber dann gab es vielleicht doch mal einen Wasserschaden.
Wir sind glücklich mit der Wohnung und bereuen es nicht. Das Gute ist, dass wir hier 96 Parteien sind und somit 95 Parteien haben, die uns unterstützen. Wir klagen nicht alleine, sondern mit den anderen zusammen, dann ist der Batzen Geld für die Anwälte nicht mehr ganz so groß.
Dadurch, dass hier alles recht frisch ist, kam das noch nicht vor. Wenn wir Versammlungen haben, geht es meistens darum, wie hoch die Anwaltskosten und wie weit die Gerichtsverfahren sind, was noch erledigt werden muss. Das macht hauptsächlich mein Mann, weil er sich da auskennt. Ich bin halt eher der Dekorateur. (lacht)
Ich habe Einzelhandelskaufmann gelernt, wurde nicht übernommen und habe dann vor 16 Jahren als Quereinsteiger bei einer großen schwedischen Modekette als Visual Merchandiser angefangen.
Als Kind habe ich darauf geachtet, dass mein Kinderzimmer gut aussieht. Ich habe zum Beispiel „Leonardo“-Gläser gesammelt. Ich mochte schöne Dinge, und alles musste zusammenpassen. Interior war immer ein Thema, aber nie bezogen auf den Job. Ich bin ja auch der Mode treu geblieben.
Bei uns wird viel vorgegeben, so kreativ kannst du leider nicht sein. Die Firma möchte, dass alle Filialen gleich aussehen, wir müssen uns an die Vorgaben halten. Es ist trotzdem ein cooler Beruf.
Alle zwei Wochen ändern wir Schaufenster und Innenraum und zeigen neue Trends. Als Teamleiter von sechs Visual Merchandisern für unsere Filiale plane ich das alles, was wer wann und wie lange macht. Hinzu kommen Rundgänge mit den Chefs und Bereichsleitern.
Die Teamleitung, also der Austausch mit meinen Mitarbeitern und Kollegen. Das bringt super viel Spaß. Trotzdem bleibe ich am Kern, baue mit um oder mache mal ein Fenster mit, damit man das Gefühl hat für das, was meine Kollegen machen sollen. Ich möchte ihnen zeigen können, wie man es besser machen kann. Wenn ich es selber nicht mache, kann ich nicht erwarten, dass sie mir meine Anweisungen abnehmen.
Ruhig zu bleiben! (lacht) Du musst immer offen für Neues sein, wir sind ein riesengroßes Unternehmen. Jede Woche gibt es Änderungen, Flexibilität muss man in diesem Job mitbringen.
Die Schaufensterfiguren sind schwer und die Stangen mit Ware hin und her zu bewegen ist schon ein Knochenjob. Wir fangen morgens um 6 Uhr an, damit wir genug Zeit haben, bevor das Geschäft öffnet.
Nein, sonst hätte ich nicht mit Instagram angefangen. Das mache ich ja noch on top. Ich bin eher körperlich mal kaputt oder habe viel Stress. Ich schaue privat immer nach Mode und Trends.
Generell ist es mir wichtig, authentisch zu sein und nichts zu machen, um mehr Follower zu generieren. Das zahlt sich auf lange Sicht gesehen nicht aus.
Ja, und Pinterest natürlich.
Skandinavisch – aber nicht minimalistisch, sondern cozy.
Der Stil kam durch Instagram, du lernst dort Interior-Trends kennen und dann entwickelt sich das. Wir hatten in unserer vorigen Wohnung mehr den Landhausstil, mit Kronleuchtern und so. Wir haben die Sachen erstmal mit hierher genommen, ich wollte mich aber verändern und es cleaner haben. Wir hatten zum Beispiel eine riesige und massige Schrankwand von Ikea, diese und andere Dinge konnte ich nicht mehr sehen. Wir haben viel über ebay-Kleinanzeigen verkauft und Neues dazu gekauft.
Es gibt viele Dinge, die ich schön finde, die aber nicht zum Stil passen. Wir haben ein paar Dinge, die eher minimalistisch oder Boho sind, aber trotzdem passen. Dadurch, dass ich bei Instagram vielen folge, die den gleichen Stil haben, schwimmt man in der Suppe mit rum.
Ja, man bekommt manchmal das Gefühl, die eigene Wohnung sei gar nicht mehr schön – es gibt so viele Wohnungen, die schöner sind. Oder ich denke, ich sollte noch minimalistischer werden, aber eigentlich möchte ich unsere Sachen alle behalten! Manchmal ärgere ich mich auch, weil ich Sachen zu voreilig gekauft habe, und sie mir nach ein paar Monate nicht mehr gefallen. Ich frage mich dann: Musste das jetzt sein? Du wolltest doch weniger kaufen! Doch eigentlich kaufe ich durch Instagram weniger, und wenn ich etwas kaufe, achte ich auf gute Material.
Weil der Trend eindeutig dahin geht, minimalistischer zu leben. Viele verkaufen oder verschenken Kleidung und Dekoration, du überlegst, ob du zu verschwenderisch bist, ob du das alles unbedingt willst oder ob es nicht irgendwann mal reicht. Ich habe mir das Ziel gesetzt, wenn ich etwas wirklich haben möchte, dann nur in hochwertiger Qualität, sodass ich es länger behalte und auch länger anschauen mag.
Früher habe ich viel bei Depot, Sostrene Grene oder Butlers gekauft. Durch die günstigen Preise ist die Hemmschwelle viel geringer und du nimmst eher etwas mit. Aber nach ein paar Wochen magst du die Sachen nicht mehr leiden. Irgendwann habe ich nein gesagt. Ich kaufe mir nun lieber einen Kerzenständer für 50 Euro, der ist qualitativ besser, von dem habe ich was und mag ihn länger leiden, weil er schlicht ist und nicht knallig rosa oder dem Trend entspricht. Das heißt aber nicht, dass ich gar nicht mehr in diese Geschäfte gehe.
Durch meinen Instagram-Account überlege ich natürlich ständig, was ich neu machen könnte. Du willst deinen Followern ja stets etwas Neues zeigen. Aber wie oft kann ich das wirklich machen? Ich kann nicht alle zwei Wochen meine Zimmer neu streichen. Ich mag es hier jetzt so, wie es ist. Warum sollte ich alles ändern, nur um mehr Follower zu haben?
Instagram ist ein schwieriges Thema, man weiß nicht so wirklich, wie der Algorhithmus sich verhält. Als ich anfing, Instagram professioneller zu betreiben, haben viele gesagt: “Wie, du zeigst nur deine Wohnung?” Ja! Genau das wollen die Leute gerne sehen. Generell ist es mir wichtig, authentisch zu sein und nichts zu machen, um mehr Follower zu generieren. Das zahlt sich auf lange Sicht gesehen nicht aus.
Ich finde es gut, man kann sich nicht mehr messen. Natürlich ärgert es mich manchmal, dass jemand für ein Foto dreitausend Likes bekommt, und ich für mein ähnliches Foto nur siebenhundert Likes. Das wird Druck wegnehmen. Ich weiß nicht, ob das Liken dadurch irgendwann verschwindet. Ich als Instagramer sehe auf meinem Account weiterhin, wie viele Likes mein Foto hat, nur der Rest sieht es eben nicht mehr.
Oh das sind viele. Wenn man die Menschen persönlich getroffen und kennengelernt hat, ist das etwas Anderes als wenn du Accounts folgst, deren Menschen du noch nicht kennst. Deswegen sind alle, bei denen ich die Leute persönlich kenne, meine Lieblings-Accounts: Kristina Ahoi, Interiorhoch2, Designliebe by Anna, Mikas Wohnsinn und Wohngoldstück.
Layout: Kaja Paradiek