Designklassiker, Kamera oder Handtasche – Nina Gscheider versichert Lieblingsstücke weltweit

Nina Gscheider hat Kunstgeschichte und Archäologie studiert – und dann eine Versicherung gegründet. Bitte wie? Tatsächlich hat Nina durch ihren Kontakt mit Künstlern und Sammlern gemerkt, dass viele Menschen den Wunsch haben, einzelne Gegenstände zu versichern. Ob ein Kunstwerk, ein Erbstück, eine Kamera, ein Fahrrad, ein Schmuckstück, eine Handtasche oder einen Designklassiker – am liebsten weltweit, sodass das Lieblingsstück auch auf Reisen abgesichert ist. Und genau das bieten klassische Versicherungen nicht an. So kam Nina auf die Idee, ihre Online-Versicherung „Segurio“ zu gründen. Mit ihrem Start-up mischt die 33-Jährige eine Branche auf, die nicht gerade für Innovationen bekannt ist. Wir besuchen die gebürtige Regensburgerin in ihrer Wiener 160-Quadratmeter-Traumwohnung und sprechen über ihren Quereinstieg, Gründung und darüber, welche Dinge am häufigsten versichert werden.

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Nina steht auf Farbe – was ihre Wohnung in Wien unschwer erkennen lässt.

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Überall in Ninas Wohnung findet sich zeitgenössische Kunst. Die Installation mit Coffee-to-go-Bechern (Foto rechts) stammt von der dänischen Künstlerin Nina Beier.

femtastics: Du hast Kunstgeschichte studiert und einige Jahre im Kunstverein München gearbeitet. Wie kommt man von der Kunst zu Versicherungen?

Nina Gscheider: Das liegt gar nicht so weit auseinander. Versicherung hat mich schon immer interessiert, weil man da mit ganz unterschiedlichen kunstaffinen Menschen zusammenkommen kann: mit den privaten Sammlern, mit Galerien, Museen, aber auch mit den Künstlern selbst. Beim Kunstverein war ich für Fundraising zuständig. Es ging darum, erste Soloausstellungen und Kataloge von Künstlern zu finanzieren. Das Thema Versicherung war für mich anfangs ein Mysterium, aber ich wollte mehr über diese Branche lernen. Jeder kennt ja die großen Versicherungsunternehmen und den Versicherungsmakler aus der Nachbarschaft, aber man blickt trotzdem nicht durch. Und in der Regel hat man Angst, wenn man einen Schaden hat, dass die Versicherung nicht für den Schaden aufkommt.

War es herausfordernd, in einem Bereich zu gründen, in dem du selbst gar keine praktische Erfahrung hast?

Es hat mir geholfen, mich als Quereinsteigerin, als Kunsthistorikerin, mit dem Thema zu befassen, weil ich so einen neuen, frischen Blickwinkel hatte. Ich denke, das ist etwas, was Frauen total gut können: in eine neue Materie einzusteigen und sich zurechtzufinden. Es hat mich eher bestärkt in meiner Idee. Auch unsere Versicherungspartner, die bei „Segurio“ mitmachen, sind total begeistert, dass wir es anders machen. Was wir anbieten, das können die großen Konzerne nicht leisten.

Was war ausschlaggebend dafür, dass du dich entschieden hast, aus deiner Idee ein Unternehmen zu machen?

Zu sehen wie die Branche immer noch funktioniert. Sie hängt voll in den 90er-Jahren fest. Das sieht man sowohl an den gedruckten Unterlagen als auch an den Vertriebsstrukturen mit Maklern. Das ist alles so wie es immer schon war. Und diese großen, schwerfälligen Versicherungskonzerne bewegen sich nicht in Richtung Digitalisierung. Bei der Bankbranche dagegen, hat die Digitalisierung zum Beispiel geklappt, da kann man heutzutage ja alles bequem online machen. Gleichzeitig ist es so, dass es bei Versicherungen immer um Standards geht – welches Alter, wieviel Quadratmeter Wohnfläche, … Es geht nicht um individuelle Ansprüche, sondern immer um Standardwerte. Das ist gar nicht mehr zeitgemäß!

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Die Versicherungsbranche hängt voll in den 90er-Jahren fest. Das sieht man sowohl an den gedruckten Unterlagen als auch an den Vertriebsstrukturen mit Maklern. Das ist alles so wie es immer schon war.

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Was machst du mit „Segurio“ anders?

Wir sind 100% online. Bei uns gibt es überhaupt kein Papier. Prinzipiell kann man, bevor man sich ein Kundenkonto bei uns anlegt, erstmal in unserem Prämienrechner checken, was die Versicherung kostet. Das ist sehr besonders, da man normalerweise meist auf Angebote etc. warten muss. Bei „Segurio“ weiß man sofort, was alles kostet, inklusive aller Steuern. Und bei uns lassen sich individuelle Produkte versichern – vielleicht ein Design-Möbelstück, ein Erbstück, eine Uhr, eine Kamera oder eine Handtasche. Aber das hat nichts zu tun mit deiner Wohnsituation und deiner Hausratversicherung. Unsere Verträge sind sehr abgespeckt und verständlich: Bei uns gibt es kein ellenlanges Kleingedrucktes, wir schreiben stattdessen konkret auf, in welchen Fällen die Versicherung nicht greift – in allen anderen Fällen greift sie. Das nennt man „All-Risiko“ oder „All-Gefahren Schutz“. Zudem hast du bei uns keine vertragliche Bindung, du kannst deine Versicherung monatlich wieder kündigen und zahlst auch monatlich für die Versicherung. Besonders ist auch, dass du deine Versicherung mitnehmen kannst, wenn du umziehst – das geht bei Hausratversicherungen nicht. Objekte sind bei uns automatisch weltweit versichert. Gleichzeitig kommen wir nicht im typischen Versicherungs-Look daher.

Bei euch sind wahrscheinlich auch die internen Strukturen anders als bei klassischen Versicherungen?

(lacht) Ja, absolut. Bis zu 60 Prozent der Kosten, die ein Kunde gewöhnlich für eine Versicherung zahlt, laufen in die Administration. Das ist bei uns anders. Es fängt schon damit an, dass wir für Mitarbeiter flexible Arbeitszeiten haben und auch mobil arbeiten. Für uns arbeiten auch viele Eltern in Teilzeit.

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Das Bücherregal hat ein Schreiner angefertigt. Die Cowboy-Stiefel aus Keramik sind von Jérémie Paul aus Guadeloupe.

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Nina lebt seit vier Jahren in Wien.

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Ich habe den Eindruck, dass viele Versicherungsprodukte von Männern für Männer gemacht wurden.

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Die Versicherungsbranche ist stark männlich dominiert. Der Frauenanteil in den Vorständen der größten deutschen Versicherungen lag 2018 bei knapp zehn Prozent. Hat das für dich bei deiner Gründung eine Rolle gespielt?

Ja, auf alle Fälle. Ich habe den Eindruck, dass viele Versicherungsprodukte von Männern für Männer gemacht wurden. Zudem sind viele dieser Versicherungen sehr altmodisch. Und ich behaupte einfach mal, dass es wahrscheinlich keinem Mann eingefallen wäre, eine Versicherung für Handtaschen zu kreieren. Auch wenn ich kein Fan von Schwarz-Weiß-Denken bin (lacht).

Wie hast du die Gründung bewerkstelligt? Hast du dir von Anfang an Partner geholt?

Ich glaube prinzipiell, dass es total gut ist, sich Profis aus anderen Bereichen ins Boot zu holen. Ich habe zum Beispiel mit einem sehr erfahrenen Kreativdirektor, einem super Technik-Team und natürlich mit Franz Ihm, unserem Geschäftsführer und absolutem Versicherungsprofi, zusammengearbeitet.

Es ist wichtig, anderen Leuten von der eigenen Idee zu erzählen und sich Rat zu holen.

Welche Rolle spielen die Versicherer, mit denen ihr zusammenarbeitet, als eure Partner bei „Segurio“?

Die Versicherer sind unsere Risikoträger und somit das Rückgrat der Dienstleistung. Allerdings bekommt der Kunde keinerlei Post von den Versicherungen oder Ähnliches, das läuft alles digital über uns.

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Foto links: die Kunstwerke mit Stickarbeit und Spraypaint sind von Niko Abramidis & NE.

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Es ist wichtig, anderen Leuten von der eigenen Idee zu erzählen und sich Rat zu holen.

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Im Schlafzimmer finden sich Reisemitbringsel aus Japan, Peru und Papua-Neuguinea.

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Den Deutschen wird oft eine gewisse Skepsis gegenüber neuen Technologien und dem Digitalen nachgesagt. Wie offen dafür, eine Online-Versicherung zu nutzen, sind die Deutschen?

Für uns ist Deutschland der wichtigste Markt. Was uns total verwundert hat, ist die Tatsache, dass der „Segurio“-Kunde durchschnittlich viel älter ist als gedacht. Wir sind anfangs davon ausgegangen, dass unsere Zielgruppe Digital Natives, also jüngere Menschen, sind. Dann hat sich mit der Zeit aber herausgestellt, dass die Kunden durchschnittlich Mitte 40 bis Mitte 50 sind. Das sind natürlich eher die Menschen, die Objekte besitzen, die sie gerne versichern möchten, und die in der Vergangenheit vielleicht schlechte Erfahrungen mit anderen Versicherungen gemacht haben. Sie sind recht schnell überzeugt von unserem Konzept. Es stimmt aber, dass Deutschland da generell hinterherhinkt.

Welche Produkte werden am häufigsten bei euch versichert?

Uhren und Schmuck. Das liegt wahrscheinlich an dem weltweit getragenen Risiko. Wie gesagt deckt das die Hausratversicherung nicht ab – die greift nur, wenn sich die Objekte zu Hause befinden oder deckt nur kleine Summen außerhalb des Zuhauses ab. Bei uns ist es auch versichert, wenn ich zum Beispiel mit meiner teuren Uhr verreise und sie mir geklaut wird oder ich sie beim Schwimmen im Meer verliere.

Wie versichere ich einen Gegenstand, dessen Wert ich gar nicht genau kenne – zum Beispiel bei einem Erbstück?

Wir helfen in einem solchen Fall gerne weiter, aber generell empfehlen wir, sich an Preisen von Auktionshäusern oder Online-Plattformen zu orientieren. Es ist auch möglich, beim Versicherungswert schon eine Wertsteigerung, die man erwartet, mit einzuplanen. Dieser Wert ist dann bindend und auch das Geld, das man im Schadensfall bekommt.

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In der Küche hängt ein Bild vom Münchner Künstler Ruprecht Geiger. Darunter steht Keramik aus Japan vom Künstler Masahiro Wadayama.

 Bei uns ist es auch versichert, wenn ich zum Beispiel mit meiner teuren Uhr verreise und sie mir geklaut wird oder ich sie beim Schwimmen im Meer verliere.

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Foto links: Über dem Designklassiker „Eames Lounge Chair“ hängt das Bild „Die Bar“ von Josef Köstlbacher.

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Was hast du persönlich beim Gründen gelernt?

Dran bleiben! Immer weitermachen – auch wenn mal etwas schief geht oder mal Steine im Weg liegen. Dran bleiben und an die eigene Idee glauben.

Vielen Dank für das Interview, Nina!

Hier findet ihr Segurio:

Fotos: Bernhard Buzin

Layout: Kaja Paradiek

– Werbung: Diese Story entstand in Zusammenarbeit mit Segurio –

2 Kommentare

  • bernd Wehn sagt:

    Das ist ein anprechendes Produkt. Nun lese ich im Impressum von Segurio, das als Kontakt eine Berliner Rufnummer angegeben ist – Repräsentanz?
    Und was mich sehr neugierig macht: Wer steht denn mit seinem Kapital für die Schadensabwicklung dafür gerade? Investoren – oder eine Rückversicherung?

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