Das „Klub Kitchen“ ist aus der Berliner Gastronomieszene nicht mehr wegzudenken: In minimalistischer Umgebung bekommen Gäste dort Gemüse-Bowls, asiatisch angehauchte Glasnudeln, aber auch Pasta und Knödel serviert. Ein Konzept, mit dem Trang Hong zusammen mit ihrer Schwester und ihrer Mutter auf Erfolgskurs ist. Wir haben die 30-jährige Berlinerin in ihrer Wohnung am Rosenthaler Platz, in der sie mit ihrem Mann Thorsten lebt, besucht und mit ihr über ihre Erfahrungen als Gastgeberin, die DIY-Projekte in ihrer Wohnung und das neue „Klub Kitchen“ im Westen Berlins gesprochen.
Trang Hong: Gar nicht. Ich habe ein abgeschlossenes Jurastudium. „Klub Kitchen“ hat als kleines Familienprojekt mit meiner Schwester und meiner Mutter angefangen. Ursprünglich war es als Nachbarschaftscafé gedacht. Wir hätten nicht geglaubt, dass es so groß wird.
„Gründerin“ hört sich komisch an, da stelle ich mir direkt ein Start-Up vor. „Klub Kitchen“ hat sich aber dynamisch entwickelt. Gründer*innen haben oft einen Businessplan, wollen wachsen und setzen sich Ziele, aber wir haben das Ganze einfach auf uns zukommen lassen. Wir hatten keinen Businessplan. Aber es ist schön, selbständig zu sein. Das ist kein „9 to 5“-Bürojob, darüber bin ich froh.
Ich habe ein abgeschlossenes Jurastudium. „Klub Kitchen“ hat als kleines Familienprojekt mit meiner Schwester und meiner Mutter angefangen.
Ich war schon vor der Gründung von „Klub Kitchen“ in der Szene vernetzt. Ich habe früher öfters Artikel für Zeitschriften geschrieben. Ich kenne viele Berliner Designer*innen und wollte die Szene immer unterstützen. Generell betreibe ich auch Aufwand, um die Kontakte zu den Gästen und mein Netzwerk zu pflegen. Ich versuche, immer am Ball zu bleiben und zu sehen, was die anderen so machen. Es ist mir wichtig, zu wissen, was meine Gäste gerade machen, an welchen Projekten sie arbeiten. Instagram spielt da natürlich eine große Rolle. In der Gastronomie gibt es so viele verschiedene Formen, weshalb wir darauf geachtet haben, dass zu uns eine Community kommt. Die Gäste kennen sich auch untereinander. „Klub Kitchen“ ist ein Ort, wo man Leute trifft, mit denen man quatschen, sich austauschen und netzwerken kann.
Das war nicht so gedacht, aber ich begrüße es. Eigentlich ist unser Konzept, dass man alle an einen Tisch kriegt. Wir haben keine typische Fusion-Küche, aber jede*r kann bei uns – auch mit verschiedenen Vorlieben und Diäten – etwas finden. Du kannst bei uns glutenfrei und vegan essen, aber auch Pasta mit Salsiccia bekommen. Wir wollen, dass alle Altersgruppen etwas finden.
Ich mag unsere „Truffled Greens“: Wirsing – ein Kohl, der total unterschätzt wird! –, Brokkoli, Edamame und ein bisschen roter Reis mit einem leckeren Trüffel-Dressig. Trüffel ist für mich sonst immer mit einer schwereren Trüffel-Pasta oder Gnocchi verbunden. Bei uns gibt es Trüffel zu Gemüse und Salat.
Ich liebe es, Dinnerpartys zu geben oder im Garten zu grillen. Feste muss man feiern, wie sie kommen.
Auf jeden Fall. Ich bin Gastgeberin durch und durch. Ich liebe es, Dinnerpartys zu geben oder im Garten zu grillen. Feste muss man feiern, wie sie kommen. Ich habe auch schon viele Geburtstage und Babypartys von Freund*innen ausgerichtet.
Es sind die kleinen Dinge, die die Atmosphäre ausmachen. Es ist so schade, dass darauf so selten geachtet wird. Auch wenn du nur eine kleine Dinnerparty für sechs Leute gibst, kannst du trotzdem das Menü auf Kärtchen schreiben. Das macht schon viel her. Aber man wächst da auch rein. Als Studierende haben wir oft einfach einen Topf auf den Tisch gestellt. Ich habe dann entschieden, dass das ultimative Erwachsen-Sein für mich bedeutet, das Essen in Servierschalen auf den Tisch zu stellen. Bei mir kommt jetzt alles in Serviergeschirr auf den Tisch.
Natürlich kannst du umdekorieren – das Einrichten einer Wohnung ist ein stetiger Wandel.
Das ist ein großes Thema für mich. Ich bin Interior-Fan. Das Problem ist, dass es trotzdem praktisch bleiben muss. In Mitte haben wir einen wunderschönen Dielenfußboden, weil in dem Gebäude früher eine alte Senf- und Essigfabrik war. Aber schon nach vier Wochen waren die Dielen fast schwarz, weil auf ihnen so viele Leute gelaufen sind. Auch die Tische und Stühle müssen Einiges aushalten. Dekoelemente sind wunderschön, aber man muss sie ständig abstauben und sie dürfen den Betrieb nicht beeinflussen. Wir haben uns also entschieden, dass wir es clean halten. Im Westen haben wir auf Eiermann-Stühle von „Wilde + Spieth“ gesetzt. Das sind zwar auch Designerstühle, die knapp 600 Euro pro Stück kosten, aber sie sind handwerklich so gut gebaut, dass sie lange überdauern.
Viele Leute sagen, dass es so weiß in meiner Wohnung sei. Aber das würde ich gar nicht sagen. Die Grundfarbe ist zwar da, aber ich habe bunte Stühle, bunte Bilder und bunte Kissen. Schon gedeckt, aber auch mit Farbe. Mein Stil ist nicht verkrampft und hat einen modernen Touch.
Das ist schwierig, weil ich das immer zusammen mit meiner Mutter und meiner Schwester bespreche. Aber klar wirkt sich das, was ich schön finde, auch auf meine Arbeit aus. Das ist mit einander verwoben. Mir wurde schon oft gesagt, dass man die Ähnlichkeit zwischen meiner Wohnung und dem „Klub Kitchen“ sehen kann. Es ist die gleiche ästhetische Welt. Aber zuhause habe ich natürlich ein bisschen mehr Firlefanz. Und ein bisschen bunter ist es auch.
Die Basis ist, dass man eine designgeschichtliche oder architektonische Bildung hat. Das ist die Quelle, aus der sich ein ästhetisches Empfinden speist. Dazu kommt dann Instagram, wo man schaut, was gerade modern und trendy ist. Das ist der Zeitgeist. Ich kann mich davon auch nicht freimachen. Es ist nur wichtig zu wissen, welcher Trend nicht nachhaltig ist. Früher habe ich immer gedacht, man kauft sich Möbel für das ganze Leben. Aber nichts ist für immer. Natürlich kannst du umdekorieren – das Einrichten einer Wohnung ist ein stetiger Wandel. 2010 hatte ich Sachen, die ich heute furchtbar finde.
Wir wohnen in einer sehr krummen Wohnung, daher passen viele Möbel einfach nicht. Das war der größte Ansporn, selbst etwas zu machen. Wir haben viele Build-in-Elemente gebaut, wie das Kopfteil vom Bett. Ich habe oft kreative Gedanken und stelle mir etwas vor, was es einfach noch nicht gibt. Die Bogenlampe im Wohnzimmer ist zum Beispiel so ein Teil. Ich wollte unbedingt eine Bogenlampe haben, aber mit einem Tulip-Lampenschirm. Also habe ich die selbst gebaut.
Ich lasse gerne Dinge lackieren, damit sie besser zu den Farbtönen in der Wohnung passen. Es ist auch nicht so teuer, zum/zur Schneider*in oder Metallbauer*in zu gehen und sich etwas nach seinen Wünschen gestalten zu lassen. Ich habe antike Kimonos aus Japan, die kunstvoll bestickt sind, zu Kissenhüllen umnähen lassen. Einiges kann ich gut selbst umsetzen, aber ich kann so schlecht nähen, also habe ich das lieber machen lassen. Die Kissen sind auf der einen Seite mit den alten Familienwappen bestickt. Das ist richtig gutes Handwerk.
Auf „eBay Kleinanzeigen“ findet man immer etwas. Aber auch kleine Shops mag ich gerne. Das Seidentuch, das im Wohnzimmer hängt, ist von „Teuber Kohlhoff“. Die habe ich über Instagram entdeckt. Und ich habe Kerzen von „Zora Auguste“ – das ist ein Pop-Up-Store mit Kerzen und Keramik, aber sie haben auch Lampen und Hocker. Ich gehe selten auf den Flohmarkt. Oft kaufe ich da etwas, was ich später doch nicht so schön finde. Online bestelle ich auch eher wenig, denn ich mag es, die Dinge anzufassen. In Berlin habe ich ein paar Lieblinge, wie das „Parkhaus“ und das „Season“, das relativ neu neben dem „Klub Kitchen“ in Mitte ist. Da gibt es viele Vasen und Keramik aus aller Welt. Das sind wirklich ganz besondere Sachen. Es gibt auch manchmal Pottery-Sales in Keramik-Studios, wo man tolle Sachen findet. Bei „Ceramic Kingdom“ in Neukölln, zum Beispiel. Da habe ich die Seifenschale im Bad gefunden. In Berlin gibt es auch viele Sample-Sales, bei denen man schöne Dinge entdecken kann. Bei „Minimum“ habe ich so zum Beispiel einen „Fritz Hansen“-Stuhl bekommen.
Layout: Kaja Paradiek
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