Sie hat ihren sicheren Job gekündigt, um sich ganz der Liebe für Interior zu widmen – mit Erfolg: Jetzt inspiriert Carina vom Dorff mit ihrem Blog und Instagram-Account „Wohngoldstück“ zehntausende Leser und versorgt sie über den dazugehörigen Onlineshop mit den passenden Lieblingsdingen. Wir haben die 31-Jährige in ihrem skandinavisch eingerichteten Haus in Kaarst bei Düsseldorf besucht, in dem sie mit ihrem Mann lebt. Dort haben wir bei einem frischen Kaffee von „Gala von Eduscho“ über Interior-Trends, Carinas persönlichen Einrichtungsstil und den Weg zum eigenen Herzensprojekt gesprochen.
Ich finde es wichtig, dass Räume eine Geschichte erzählen, zum Beispiel durch Möbelstücke, die man an besonderen Orten gekauft hat.
Carina vom Dorff: Für mich ist die Persönlichkeit in jedem Haus das Besondere. Ich selbst habe keinen besonders ausgefallenen Geschmack – ich besitze viele Dinge, die vielen Leuten gefallen. Was sich in meinem Zuhause wiedererkennen lässt: Meinen Hang zur skandinavischen Einrichtung und meine Liebe zu Hamburg. Ich finde es wichtig, dass Räume eine Geschichte erzählen, zum Beispiel durch Möbelstücke, die man an besonderen Orten gekauft hat. Dadurch lebt eine Wohnung – es geht ja nicht nur darum, dass sie schön aussieht.
Das steckte wohl schon als Kind in mir drin. Meine Mutter hat immer gerne dekoriert, von ihr habe ich das übernommen. Das fing in meinem Kinderzimmer an, mit der ersten Wohnung wurde es dann superspannend für mich: Herauszufinden, was mein eigener Stil ist. Wie sollte meine Couch aussehen und wie meine Küche? Da hat es angefangen, dass ich meine Interior-Liebe wirklich ausleben konnte.
Mein Kinderzimmer war ganz blau – das kann ich gar nicht mehr nachvollziehen. Als ich ausgezogen bin, wurde es aber direkt neutral und so ist es geblieben. Ob bei Kleidung oder der Einrichtung: Ich bin ein sehr farbneutraler Mensch und mag Erdtöne. Ab und zu darf es mal ein Eyecatcher sein, aber wie ihr seht, gibt es hier nur wenige. Eine Vase in einem sehr dunklen Ton – das ist für mich schon eine ausgefallene Farbe.
Ich bin kein Sammlertyp und bei mir steht nicht viel Nippes herum, aber von Minimalismus bin ich weit entfernt. Mir ist es wichtig, dass jedes Teil seinen Platz hat. Auch hier ist es nicht immer ordentlich, aber ich finde es schön, wenn man in zehn Minuten alles aufräumen kann, weil man genau weiß, was wohin gehört.
Ehrlich gesagt gucke ich gar nicht so viel nach Trends, weil ich farblich ja recht festgelegt bin. Aber wenn gerade Rattan angesagt ist, dann werde ich natürlich hellhörig und freue mich darüber. Dann gibt es ein großes Angebot von dem, was ich mag. Wenn hingegen Lila zur Trendfarbe wird, dann weiß ich, dass nicht viel für mich dabei sein wird.
Das hängt immer davon ab, wie zufrieden ich mit einer Ecke bin. Ich merke, dass ich mit Räumen erst fertig bin, wenn ich nicht mehr darüber nachdenke, was dort anders sein könnte.
Für mich spielt Pinterest eine große Rolle. Wenn ich eine Ecke umgestalten will, pinne ich mir Moodboards. Ich finde erst einmal für mich heraus, welche Farben und Stile mir gefallen. Manchmal dauert es eine Weile, bis es sich zusammensetzt, aber am Ende ergibt sich ein Bild. Beim Gäste-Bad war es so, dass ich durch einen Urlaub schon ganz lange eine stilistische Richtung im Kopf hatte. Aber ich musste noch herausfinden, wie ich diese Idee in meinem eigenen Stil umsetzen kann.
In meiner Küche hängt das Bild „life begins after coffee“ – das muss man bei mir nicht unbedingt wörtlich nehmen, aber für mich gehört Kaffee in verschiedenen Formen irgendwann am Tag dazu.
Mir war klar, dass ich ganz viel Holz und andere Naturmaterialien einsetzen wollte. Dann habe ich die Wand gestrichen – und dadurch hat sich das ganze Raumgefühl verändert. Da konnte plötzlich der Spiegel hängenbleiben, der mich vorher gestört hat. Wenn man eine Wandfarbe ändern will, sollte man definitiv erst nach dem Anstreichen neue Dinge kaufen. Das Alte wirkt oft ganz anders – und es macht mich nicht happy, wenn ich einen Raum einfach mit neuen Anschaffungen zustelle. Ich überlege immer zuerst, was ich schon besitze, vielleicht steht noch etwas in einem Schrank, das eine zweite Chance bekommen kann?
Wie gesagt ist Pinterest eine große Hilfe und ich lese auch andere Blogs, Magazine oder Wohnbücher. Am meisten inspirieren mich aber Eindrücke aus der realen Welt: Cafés, Hotels oder Beobachtungen in Städten. Ich habe ein starkes visuelles Gedächtnis entwickelt. Ich kann mir nie Wege merken, aber ich weiß genau, welches schöne Haus oder Café ich an einer Ecke gesehen habe – vielleicht haben mich dort die Lampen oder das Schaufenster fasziniert. Hier auf dem Dorf passiert in dieser Hinsicht natürlich nicht viel. Deshalb bin ich oft in der Großstadt unterwegs, am liebsten in Hamburg.
Ich war eigentlich schon immer verliebt in die Stadt. Ganz extrem geworden ist es bei meiner beruflichen Neuorientierung im Jahr 2015. Ich hatte elf Jahre lang in einem Modeunternehmen gearbeitet, habe dann den Job geschmissen und mir eine Auszeit gegönnt. Damals bin ich nach Hamburg gefahren, weil ich spürte, dass ich irgendwas mit dem Thema Interior machen wollte – aber nicht wusste, was es sein könnte. Ein eigener Laden, ein Onlineshop, ein Job in einer Firma, die etwas mit Inneneinrichtung macht?
Ich bin dann immer wieder auf Hamburg gestoßen, weil einige meiner Lieblingsblogs aus der Stadt kamen, es dort viele große Firmen, aber auch kleine tolle Shops gibt. Hamburg ist eine sehr Interior-lastige Stadt, deshalb hat es mich dorthin gezogen. Ich wollte einfach sehen, ob es mich inspiriert und irgendwann „Klick“ macht.
Ich habe irgendwann mein Blog gestartet. Ich musste etwas tun, ich konnte nicht einfach nur herumsitzen. Also habe ich viele Leute getroffen, die etwas Ähnliches machen – vor allem in Hamburg. Ich habe zum Beispiel einfach die Mädels vom Concept-Store „Schön und Ehrlich“ besucht und mich mit ihnen ausgetauscht. Hamburg hat mir in dieser Zeit immer geholfen, zu mir zu finden und den Kopf frei zu bekommen. Ganz oft habe ich nur am Wasser gesessen und bin spazieren gegangen – das tat mir gut. Und dann wusste ich: Mit dieser Person möchte ich sprechen und fragen, ob sie mich auf meinem Weg unterstützen kann. Das habe ich getan und es waren alle total hilfsbereit. Ich habe diese ganz besondere Mentalität in Hamburg erlebt, die mich nicht mehr losgelassen hat.
Hamburg ist meine zweite Heimat geworden. Ich fahre meistens einmal im Monat für ein paar Tage hin, in manchen Phasen sogar jede Woche. Ich habe dort viele Freunde gefunden und einige Lieferanten meines Shops sitzen dort. Aber seit ich den Shop betreibe, habe ich natürlich nicht mehr ganz so viel Zeit dafür. Wenn es nicht so teuer wäre, hätte ich gern eine kleine Wohnung irgendwo in Hamburg. Aber meine Heimat ist einfach hier in Kaarst, deshalb kommt ein kompletter Wechsel für mich nicht infrage.
Nach einer Zeit wurde ich entspannter und konnte sagen: Ich weiß noch nicht, wo mein Weg hingeht und das ist auch okay.
Vor meiner Kündigung habe ich sehr gelitten zwischen dem, was ich eigentlich wollte und dem, was ich mich getraut habe. Am Anfang habe ich gar nicht gewagt, überhaupt den Gedanken zu äußern. Wir hatten gerade das Haus gebaut und waren eingezogen – und da wollte ich meinen Job schmeißen? Ich habe krampfhaft versucht, zufrieden zu sein, bin im Unternehmen intern gewechselt und habe immer weiter durchgehalten.
Meine Eltern und mein Mann haben irgendwann gesagt, ich sei gar nicht mehr ich selbst. Ich war total blockiert, auch im Privaten. Ohne die Unterstützung meiner Familie und meiner Freunde wäre ich den Schritt trotzdem nie gegangen. Eine Freundin fragte irgendwann: „Was ist das Allerschlimmste, das passieren kann?“ Und das hat mir die Augen geöffnet. Ich war eigentlich immer total ängstlich und dachte, ich muss unbedingt wissen, was als Nächstes kommt. Es war gar nicht meine Art, so eine krasse Entscheidung zu treffen – aber es fühlte sich richtig an.
Am Anfang habe ich erstmal eine Pause eingelegt. Auch wenn ich schon Druck von außen empfunden habe, weil natürlich alle Leute fragen, was ich jetzt vorhabe. Nach einer Zeit wurde ich entspannter und konnte sagen: Ich weiß noch nicht, wo mein Weg hingeht und das ist auch okay. Ich habe viel ausprobiert und unternommen, auch wenn ich damit noch kein Geld verdient habe – zum Beispiel: Immer wieder nach Hamburg fahren. Ich wusste, ich muss das jetzt machen, um irgendwie Fuß fassen zu können. Und am Ende hatte ich dann auch viel Glück.
Ich habe in einem Online-Camp gelernt, wie man ein Blog startet und Workshops besucht, „Blogst“ hat mir in dieser Zeit sehr geholfen. Es hat eine Weile gedauert, bis ich mich wirklich getraut habe, an die Öffentlichkeit zu gehen – aber irgendwann war das Blog online. Und dann hat mir tatsächlich mal mein Wohnort hier in Kaarst geholfen, weil es eine Neueröffnung von Ikea gab und ich mit ihnen zusammenarbeiten konnte. Das hat die Türen zu weiteren Aufträgen geöffnet. Da habe ich gemerkt, dass ich einfach dranbleiben und immer weitermachen muss. Ich habe auch gelernt, dass es total wichtig ist, immer präsent zu sein.
Mir war es immer sehr wichtig, den menschlichen Kontakt aufzubauen und zu halten. Ich habe viele Messen besucht oder kleine Designmärkte – da trifft man oft die gleichen Leute. Ich habe versucht, nicht nur in der Online-Welt unterwegs zu sein, sondern das ins reale Leben mitzunehmen. Auch jetzt bei den Lieferanten für meinen Shop ist es mir sehr wichtig, im direkten Austausch zu stehen und ab und zu mal einen Kaffee zusammen zu trinken.
Ja, komplett. Ich hatte vorher eine Liste mit Produkten, die ich gern anbieten würde, und habe dann überall nachgefragt, ob sie mich als Händler aufnehmen. Um zwei Marken musste ich richtig kämpfen, weil sie erst abgelehnt haben – aber sie lagen mir so am Herzen, dass es am Ende geklappt hat. Jetzt sind einige große Labels dabei, aber auch viele kleine, die nicht überall zu kaufen sind. Es ist wie in meinem Blog und meinem Zuhause auch eine Mischung aus Skandinavien und Hamburg.
Definitiv ist das mein Loungesessel im Wohnzimmer. Den habe ich ganz lange im Kopf gehabt, bevor er endlich dort stand. Da sitze ich ganz oft morgens mit einem Kaffee und nehme mir bewusst einen Moment, bevor ich in den Tag starte. Das genieße ich einfach, bevor die Arbeit losgeht.
Morgens mag ich einen klassischen Kaffee. In meiner Küche hängt auch das Bild „life begins after coffee“ – das muss man bei mir nicht unbedingt wörtlich nehmen, aber für mich gehört Kaffee in verschiedenen Formen irgendwann am Tag dazu. Ich liebe Espresso nach dem Essen oder zwischendurch mal einen leckeren Milchkaffee. Flat White und Latte Macchiato mag ich auch sehr gern. Die Kombination aus cremigem Schaum mit einem frisch aufgebrühten Espresso ist einfach perfekt.
Ich würde sagen, dass sich meine Einnahmen aktuell etwa zu 70 Prozent aus dem Shop und zu 30 Prozent aus dem Blog zusammensetzen. Es ergänzt sich natürlich beides super, auch wenn ich leider nicht immer so viel Zeit habe, über die Dinge in meinem Shop zu bloggen, wie ich es gerne würde. 2018 war in Bezug auf den Shop ein großes Lernjahr für mich. Ich habe vieles einfach ausprobiert, die ganzen Abläufe dahinter und das tägliche Business gelernt. Daraus habe ich viele Learnings mitgenommen und im kommenden Jahr möchte ich jetzt neue Ideen und kleine Veränderungen umsetzen.
Fotos: Annika Eliane
Text: Julia Felicitas Allmann
Layout: Kaja Paradiek
– Werbung: Diese Story ist in Zusammenarbeit mit “Gala von Eduscho“ entstanden –