Isabel von Eat like Eve: So klappt es, sich gesünder zu ernähren!

Gerade im Januar, nach der Festtagsvöllerei, steht „gesünder essen“ bei vielen Menschen ganz oben auf der Liste der guten Vorsätze. Das geht vielleicht auch ein bis zwei Wochen gut, aber dann setzt oftmals der Alltag wieder ein – und damit auch alte Essgewohnheiten. Glücklicherweise kennen wir eine Frau, die weiß, wie gesündere Ernährung ganz einfach funktioniert: Isabel Elmenhorst, Gründerin von Eat like Eve. Die gelernte Kinderbuchillustratorin hat über viele Jahre als Webentwicklerin und Beraterin gearbeitet, bis ihr eine Messe zu veganer Ernährung den Impuls gab, sich näher mit der Rohkost zu befassen, ein Thema, das sie schon lange fasziniert hat. Heute gibt die zertifizierte Raw-Food-Chefin Workshops zu grünen Smoothies, Rohkost-Ernährung und gesunder Lebensweise – und entwickelt in ihrer Küche eigene Rezepte nach den Mottos „Backen ohne Backen“ und „Kochen ohne Kochen“. Wir treffen Isabel im Eppendorfer Biomarkt „Temma“, in dem viele ihrer Workshops stattfinden, auf einen grünen Smoothie und ein Gespräch. In diesem geht es unter anderem darum, warum 14 Zitronen dabei helfen, in ein gesünderes Leben zu starten.

 

femtastics: Wie sieht „gesunde“ Ernährung aus?

Isabel Elmenhorst: Es gibt eine ganz einfache Formel: so naturbelassen wie möglich. Ich frühstücke zum Beispiel morgens Obstsalat oder einen Grünen Smoothie, zwischendurch gibt es eine Avocado mit Tomate und Salz, zum Mittag einen Salat mit gedünsteten Brokkoli und Leinsamenöl, … solche Lebensmittel. Für mich bedeutet gesunde Ernährung auch möglichst pflanzlich. Sojaprodukte verwende ich in meinen Workshops nicht, weil sie meist zu stark verarbeitet sind.

Viele Menschen nehmen sich immer wieder vor, sich gesünder zu ernähren und scheitern dann doch am Alltag. Wie lässt sich dieses Ziel im Alltag umsetzen?

Mit kleinen Schritten: Man kann sich morgens ein Zitronenwasser machen, das schafft echt jeder. Eine Zitrone pressen, 250 ml warmes Wasser dazu, und das dann mit dem Strohhalm trinken, damit die Zitronensäure den Zahnschmelz nicht angreift. Die Zitrone wird basisch im Stoffwechsel verarbeitet, das ist das Tolle daran. Sie puffert Säure bildende Nahrungsmittel, wie z. B. Kaffee und Zucker, die man im Laufe des Tages zu sich nimmt, schon einmal etwas ab und legt einen basischen Grundstein für den Rest des Tages. Wer sich vornimmt, das zwei Wochen durchzuhalten, hat schon viel erreicht. Am besten stellt man sich am Vorabend schon eine Zitrone auf einem Schneidebrett und ein Glas bereit. Der nächste Schritt ist dann zum Beispiel, den grünen Smoothie oder einen Obstsalat am Morgen zu integrieren. Meine Erfahrung ist, dass nach einem gesunden Frühstück das Bedürfnis nach gesunden Lebensmitteln automatisch kommt. Wenn man mittags in der Kantine isst, bestellt man sich dann vielleicht lieber eine Backkartoffel mit großem Salat. Oder man schlägt seinen Kollegen vor, zum Vietnamesen statt zum Italiener essen zu gehen.

Meine Erfahrung ist, dass nach einem gesunden Frühstück das Bedürfnis nach gesunden Lebensmitteln automatisch kommt.

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Oft fällt es gerade unter der Woche schwer, sich gesund zu ernähren. Hast Du einen Rezepttipp für ein Mittagessen, das man sich zur Arbeit mitnehmen kann?

Salate sind super. Mit einem gehaltvollen Dressing aus Nüssen oder Samen machen sie auch satt. Die Dressings lassen sich auch gut vorbereiten. Ich habe zum Beispiel immer drei verschiedene Dressings im Kühlschrank. Mein liebstes einfaches Dressing besteht aus Ahornsirup, Öl, Limette und ein bisschen Salz. Statt Ahornsirup schmeckt auch Orangensaft. Cashewkerne, Wasser mit Knoblauch, Zwiebeln und etwas Kapern ergeben ein super einfaches Caesar Dressing. Eine andere Lunch-Idee sind Summer Rolls: Der Trick ist, das Gemüse möglichst fein zu schneiden und es zusammen mit Salat in Reispapier einzuwickeln, das man vorher kurz in Wasser einweicht. Die fertigen Wraps lassen sich gut transportieren. Avocadobrot ist ebenfalls ein super Lunch.

Wie man einen grünen Smoothie zubereitet, hast Du uns eben schon gezeigt. Wie setzt er sich zusammen?

Jetzt in den Wintermonaten liebe ich Grünkohl. Ich nehme immer zur Hälfte Grünes und zur Hälfte Obst, was der Markt gerade hergibt. Im Sommer zum Beispiel gerne Erdbeeren und Mangold. Dazu kommt dann Wasser nach Belieben. Wenn der Smoothie sättigender sein soll, nehme ich Bananen und Avocado hinzu. Und wer möchte, kann noch Moringapulver hinzufügen oder Hanfsamen, die knuspern so schön.

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Isas Tipp: Passionsfruchtkerne und Hanfsamen zum Smoothie hinzufügen

Wie bist Du zur Rohkost gekommen?

Durch einen Bekannten. Er war krank und hat sich durch die Rohkost selbst geheilt, mit dem Buch „Willst Du gesund sein, vergiss den Kochtopf“. Das hat mich so begeistert, dass ich selbst anderthalb Jahre rohköstlich gelebt habe – ich habe mich zu 75 Prozent von Rohkost ernährt. Als ich meine Kinder bekommen habe, bin ich davon wieder etwas abgekommen. Aber dann habe ich irgendwann eine Vegan-Messe in Hamburg besucht und meine Begeisterung für das Thema Rohkost war sofort wieder geweckt. Das hat in mir wirklich einen Funken ausgelöst.

Was fasziniert Dich daran?

Es ist so pur, so essentiell und es geht darum, aus diesen schlichten Zutaten etwas Neues zu schaffen.

Wie wurdest Du dann zur Rohkost-Expertin?

2013 bin ich in die USA gegangen und habe einen Kurs am „Living Light Culinary Institute“ in Fort Bragg, Kalifornien, belegt. Ich wollte leckere Rezepte kennenlernen, mit denen ich andere Menschen für die Rohkost begeistern kann. Am Institut waren Menschen aus aller Welt, bestimmt 30 Leute. Ich war dort vier Wochen. Morgens um 7 begann der Tag mit Küchendienst, bei dem man auch grüne Smoothies für alle zubereitet hat. Es gab theoretischen Unterricht und Prüfungen, zum Beispiel zu Geschmackskunde, Schneidetechniken und Zutaten. Die Kurse spezialisieren sich dort bis zum Gourmet Raw Food Chef. Ich habe nicht nur viel gelernt, sondern auch fantastische Kontakte in alle Welt gewonnen. Zurück in Deutschland musste ich die amerikanischen Rezepte auf europäische Verhältnisse übertragen. Hier bekomme ich zum einen viele Zutaten aus den US-amerikanischen Rezepten nur schwer – zum Beispiel junge Kokosnüsse – und zum anderen musste ich die Rezepte auch an den deutschen Geschmack anpassen. Die Amerikaner mögen es viel süßer, während die Deutschen es eher deftig und gut gewürzt mögen.

Mir ist wichtig, mein Wissen weiterzugeben und mich mit einem Kreis von Gleichgesinnten auszutauschen.

Wie kamst Du dazu, Eat Like Eve zu gründen?

Ich kam aus den USA zurück und habe mich gefragt: Was machst Du jetzt mit dem ganzen Wissen? Da hatte gerade der Biomarkt „Temma“ in Blankenese eröffnet, mit sehr schönen Räumen – und ich habe einfach gefragt, ob ich dort Workshops anbieten kann. Mir ist wichtig, mein Wissen weiterzugeben und mich mit einem Kreis von Gleichgesinnten auszutauschen.

Da sprichst Du etwas Wichtiges an: Essen ist ja etwas Geselliges und man möchte als Rohköstler oder Veganer ja auch nicht immer der Außenseiter sein.

Ja, richtig. Und die Workshops halten mich auch auf der Spur, weil ich mit anderen Ideen oder Rezepte austauschen kann.

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Superlecker und gesund: Gemüse fein schneiden und in eingeweichtes Reispapier einrollen.

 

Arbeitest Du noch in Deinem alten Beruf?

Ab und zu noch, aber mein Fokus liegt jetzt auf jeden Fall auf Eat like Eve, weil ich merke, dass dafür jetzt mein Herz schlägt.

Gesunde Ernährung ist nur eine Säule für ein gesundes Leben. Das Soziale und Bewegung sind genauso wichtig.

Toll, dass Du Dich getraut hast, dieses neue Projekt zu wagen!

Man darf keine Angst haben, etwas Neues anzufangen. Ich denke, es tun sich immer Möglichkeiten auf. Man muss einfach in Bewegung sein. Es ist egal, was du machst, es muss dir Spaß bringen. Dann öffnet es auch Tür und Tor. Das versuche ich auch, in meinen Workshops zu vermitteln. Die Ernährung ist nur die eine Säule für ein gesundes Leben. Eine zweite Säule ist das Soziale: Dass ich mich um mich kümmere und es mir gut geht, denn dann geht es auch den anderen Menschen mit mir gut. Und, dass ich einen Freundeskreis habe, mit dem ich mich austauschen kann. Und die dritte Säule ist die Bewegung: Dass ich Bewegung in meinen Alltag einbaue, dass ich meinen Körper bewege, neue Eindrücke bekomme. Alle drei Säulen zusammen sind wichtig. Ich weiß, dass das im Alltag schnell aus den Augen verloren ist …

Stimmt. Im Alltag ist es oft nicht so leicht, diese Weisheiten umzusetzen.

Ja, und es ist auch gemein, wenn einem scheinbar perfekte Menschen sagen: „Come on girl, mach Dich fit! Mach morgens erst mal eine Stunde Yoga und dann einen grünen Smoothie!“ Das ist immer leicht zu sagen, ohne den Alltag des Anderen zu kennen. Man muss seinen eigenen Weg finden. Es darf nicht dogmatisch werden.

Du darfst dich nicht ärgern, wenn du nicht alles geschafft hast, was du dir vorgenommen hast. Freu dich lieber über alles, was du geschafft hast.

Nur weil ein bestimmter Weg für eine Person funktioniert, heißt das nicht, dass er auch für mich funktioniert.

Genau. Die super erfolgreiche, scheinbar perfekte Persönlichkeit ist vielleicht total unabhängig, hat keine Kinder oder hat einen starken finanziellen Hintergrund. Die kann ganz anders agieren als jemand, der eine fünfköpfige Familie zu Hause organisiert oder einen pflegebedürftigen Partner hat. Du darfst dich nicht ärgern, wenn du nicht alles geschafft hast, was du dir vorgenommen hast. Freu dich lieber über alles, was du geschafft hast. Genügsamer und nicht so perfektionistisch sein, und sich nicht so viel Druck machen, das ist viel gesünder! Denn Stress ist einer der großen Energieräuber.

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Links: Eine Eat like Eve Rezepttüte, rechts: Das Buch, das Isabel erstmals auf die Rohkost aufmerksam gemacht hat.

Gerade sind so genannte „Superfoods“ in aller Munde. Ist das viel Lärm um Nichts und reine Geldmacherei oder gibt es tatsächlich Lebensmittel, die ganz besonders gesund sind?

Meiner persönlichen Meinung nach ist auch viel Vermarktung dabei. Veganismus ist ein großes Thema und da wird auch viel über Defizite geredet. Dass zu wenig Eiweiß im Ernährungsplan ist oder Ähnliches. Alle essentiellen Aminosäuren und Nährstoffe kann man ausgleichen, wenn man weiß, in welchen Lebensmitteln sie enthalten sind. Man muss aber nicht gleich teure Gojibeeren essen, es können auch getrocknete Hagebutten sein. Ganz viele heimische Produkte sind genauso gut.

Meine Großmutter ist noch in die Hänge geklettert und hat Brennnesseln gesammelt –  und jetzt ist das der Hype in Berlin.

Die meisten dieser „Superfoods“ kommen ja nicht aus unseren heimischen Regionen …

Genau, gesunde Lebensmittel gibt es nicht nur auf anderen Kontinenten. Meine Großmutter ist noch in die Hänge geklettert und hat Brennnesseln gesammelt – und jetzt ist das der Hype in Berlin, Brennnesseln zu essen. Ältere Herrschaften kennen das noch und sagen nur: „Na und, das sind halt Brennnesseln.“ Jetzt wird das alles wiederentdeckt. Ich finde bestimmte Superfoods wie Hanfsamen oder Moringa Pulver fantastisch. Maca Pulver benutze ich als Aromaträger, zum Beispiel in Pralinen. Wir dürfen uns nicht von den Artikeln über Superfoods und der Werbung blenden lassen. Je vielfältiger, ursprünglicher und regionaler du dich ernährst, desto besser, finde ich.

Welche Rohkostprodukte sollte man Deiner Meinung nach unbedingt zu Hause haben?

Ich würde sagen, eine Auswahl an Nüssen wie Walnüsse, Mandeln und Cashewkerne, außerdem Datteln. Die brauche ich zum Beispiel für Kuchen oder Pasteten. Meine Lieblingszutaten sind außerdem Hanfsamen, Quinoa und Moringapulver. Und natürlich frisches Obst und Gemüse.

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Du berätst Privatkunden und Unternehmen in Sachen Ernährung, die gibst Raw Food-Kurse und bist auch auf Märkten vertreten. Wie sieht Dein Arbeitsalltag aus?

Ich stehe viel in der Küche und probiere aus. Parallel zu meiner Arbeit bei Eat like Eve arbeite ich aber, wie gesagt, auch noch in meinem alten Job. Ich bin quasi ein kleines Startup und habe gemerkt, dass meine Kunden sich für das Thema interessieren, wie sie sich im Alltag auf einfache Weise gesund ernähren können. Deshalb möchte ich in dieser Richtung mehr Produkte anbieten. Ich habe schon einen kleinen Online-Shop und möchte das weiter ausbauen.

Was hast Du für die Zukunft geplant?

Ich möchte gerne Sets zum „Backen ohne Backen“ anbieten, in denen alle Zutaten für die Rezepte enthalten sind, sodass man direkt zu Hause loslegen kann. Die Zutaten sind, zusammen mit einer Anleitung, in hübschen Tüten verpackt und die Zubereitung ist echt einfach. Ein Hochleistungsmixer oder eine Küchenmaschine wird nicht benötigt. Vielleicht noch ein Pürierstab. Die ersten Prototypen habe ich auf dem Weihnachtsmarkt verkauft. Darüber hinaus gibt es ab Januar 2016 weitere Workshops und Vorträge.

Wir sind gespannt! Vielen Dank für das Gespräch, Isa!

 

Hier findet ihr Isabel:

   

Kommende Eat like Eve-Workshops:

Der Morgen Starter für 2016: 29. Januar 2016

Raw Food to go: 19. Februar 2016

Raw Food to go II: 5. März 2016

Wilde Zeiten im April: 29. April 2016

Mehr Infos zu allen Workshops gibt es unter eat-like-eve.de

Fotos: femtastics

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