Trends kommen und gehen – da wird auch die Musikbranche nicht verschont. Während 2020 noch ganz im Zeichen des Hip-Hops und dem damals neu aufkommenden „TikTok“-Musik-Hypes stand, geben mittlerweile auch wieder sanftere Klänge den Ton in der deutschen Musiklandschaft an. Aber auch verloren gedachte Genres wie der Pop-Punk oder die Neue Deutsche Welle erfreuen sich an einer wiederauflebenden Beliebtheit.
Zuletzt konnte man das zum Beispiel am internationalen Erfolg des neuen Poprock-Sternchen Olivia Rodrigo oder am Comeback von 2000er-Liebling Avril Lavigne sehen. Auch für das neue Jahr sieht es so aus, als würde die Musikbranche wieder ordentlich aufgewirbelt werden. 2024 wird musikalisch bei uns in Deutschland viel bringen, die nächsten fünf Künstler*innen und Gruppen solltet ihr dabei am besten jetzt schon auf dem Radar haben.
Spätestens seit dem Release ihrer Single „Schreien!“ wird Paula Carolina als neuer Stern am Musikhimmel gehandelt. Die Mannheimerin verbindet Elemente des Rocks mit den Sounds der NDW und paart diese mit frechen Statements und guten Beobachtungen. Besonders prägnant traut sie sich, in ihren Texten immer wieder Kritik an aktuellen Gesellschaftsfragen zu äußern und thematisiert dabei zum Beispiel mal den gerade herrschenden Therapieplatzmangel und mal toxische Männlichkeit in Beziehungen („Du fliegst nach Malle mit den Jungs, mit denen du dreimal vorher pumpst“ im Track „Trophäe“). Paula hat keine Angst, auch unangenehme Wahrheiten auszusprechen und gerade das macht sie aus.
Oberflächlich betrachtet könnte man sagen, dass Paula die perfekte Stimme für Lebensfragen der Gen Z ist, schaut man genauer hin, erkennt man aber, dass ihre Musik viel breiter aufgestellt ist und sie als mutiges Powertext-Bündel durch die gesamte deutsche Musiklandschaft weht. Wenn ihr den Anspruch habt, dass Musik mehr können sollte als nur schön zu klingen, dann ist Paula Carolina die perfekte Künstlerin für eure nächste Listening-Session. Dieses Jahr setzt sie ihre bisher größte Solotour fort und kommt ab Oktober 2024 unter anderem nach Berlin, Köln und Hamburg. Also nichts wie hin da!
Eine Sache die Popsängerin „Novaa“ sich immer aufrechterhalten möchte, ist Neugierde. Mit Blick auf ihre Diskografie ist die neugierige Herangehensweise an ihr Schaffen nicht schwer herauszuhören. Denn eigentlich ist die Sängerin, Produzentin und Songwriterin schon ein alter Hase im Business. Trotz oder vielleicht auch dank ihrer langjährigen Erfahrung bewegt sie sich auf einem vielfältigen musikalischen Boden: mal sind ihre Stücke einfühlsam wie ihr „Song to myself“, mal Radio-tauglich wie der Track „Vitamins“. Dass „Novaa“ eine riesige Entwicklung zurückgelegt hat, erwähnt sie auch offen, wenn sie über ihr neues Album „Supernovaa“ spricht.
Neben der Musik ist sie außerdem beim „Keychange“-Programm dabei. Eine Aktion, die sich für Geschlechtergerechtigkeit in der immer noch männlich dominierten Musikbranche engagiert. Als erfolgreiche Produzentin weiß das Multitalent nur zu gut um die Umstände im Musikbusiness Bescheid, welche sie auch in dem besonders beeindruckenden Song „I’ll Quit Music“ verarbeitet. Aber auch so spiegelt sich ihr engagierter Spirit in ihrer Musik häufig wider – darin wird sie nicht müde, aktivistische Motive zu verarbeiten und traut sich auch mal vermeintliche Tabus anzusprechen. „Novaa“ selbst sagte einmal, dass sie sich wünscht, dass sich ihre Fans durch ihre Musik auch in den Momenten wohlfühlen, in denen sie sich eigentlich nicht wohlfühlen. Diesen Anspruch erfühlt sie auf jeden Fall!
Tränen haben angeblich eine heilende Wirkung. Ob das genauso auf das gleichnamige Duo „TRÄNEN“ zutrifft, ist wohl Interpretationssache – denn diese Band strotzt nur so vor Energie! Sowohl musikalisch als auch lyrisch schlagen Gwen und Steffen mit ihrem neuen Duo einen starken Weg ein und machen Wave-Pop vom Feinsten. Erst vergangenen Dezember ist ihr Debütalbum „Haare eines Hundes“ erschienen und damit haben die beiden klargemacht: „TRÄNEN“ sind gekommen, um zu bleiben.
Die Platte vereint poetische Träumereien mit der Realität und verwandelt Befindlichkeiten aus ihrem Alltag gekonnt in melancholische Hymnen. Sobald ein „TRÄNEN“-Song aus der Jukebox tönt, bekommt man den nicht mehr so schnell aus dem Kopf. Mit ihrer Gründung 2023 gilt die Konstellation „TRÄNEN“ zwar noch als Neuling in der Szene, trotzdem sind ihre beiden Mitglieder für Musik-Kenner*innen längst keine Fremden: Während Sängerin Gwen zuvor mit einer Liveband als „Gwen Dolyn und die Toyboys“ unterwegs war, ist Steffen den meisten schon als Gitarrist der Band „Kraftklub“ über den Weg gelaufen.
Nun haben sie zusammen einen neuen Sound gefunden und mit ihrer Mischung aus Pop, NDW und Punk-Elementen werden die beiden 2024 eben auch als „TRÄNEN“ auf allerhand Bühnen des Landes zu sehen und zu hören sein. Jetzt ist es nur noch eine Frage der Zeit, bis sie in den Indie-Olymp emporsteigen werden.
Partymäuse aufgepasst! Beim Erstellen eurer nächsten Feier-Playlist, darf „Wa22ermann“ auf keinen Fall fehlen. Seit knapp zwei Jahren ist die Newcomerin bei „Four Music“ unter Vertrag und versorgt uns seitdem mit einem Hit nach dem nächsten. Zur Musik gefunden hat „Wa22ermann“ eigentlich nur zufällig. Denn als viele andere zu Beginn der ersten Corona-Hochphase mit Bananenbrot backen beschäftigt waren, nutzte sie ihre neugewonnene Freizeit, um erste Beats zu bauen und sich im Texten auszuprobieren.
Ihre ersten Songs veröffentlichte sie dann als kleine Clips über die sozialen Medien und der Rest ist Geschichte. Auch Rap-Kollege „Apsilon“ ist schnell auf „Wa22ermann“ aufmerksam geworden und lud sie schon zu mehreren Kollaborationen ein, zuletzt sangen die beiden auf ihrer gemeinsamen Single „Aquarell“ eine lässige Ode an ihre gemeinsame Heimat West-Berlin.
„Wa22ermann“ teilt in ihrer Musik Eindrücke über das Leben in Berlin-Kreuzberg: beim Zuhören fühlt es sich an, als würde man mit ihr durch die Straßen ihres Lebens schlendern. Die Lyrics bleiben dabei authentisch und entfalten gleichzeitig eine Atmosphäre, die sich anfühlt, als würde man durch ein magisches Portal in ihre Welt eintauchen und darin Mäuschen spielen. 2024 wird für „Wa22ermann“ ganz sicher ein Jahr des Wachstums und obwohl über ihre Zukunftspläne noch wenig bekannt ist, kann man sich sicher sein, dass ihr Weg eigentlich nur weiter nach oben führen kann!
Es ist noch gar nicht lange her, da arbeiteten „Lena & Linus“ noch ganz für sich in ihren Würzburger WG-Zimmern an ihren Solo-Projekten. Doch dann ging alles ganz schnell: Kurz nachdem Lena ihren Bandpartner Linus über Instagram entdeckt hatte, formten die beiden ihr selbsttituliertes Duo. Kurz darauf folgten dann schon ein Plattenvertrag beim Berliner Label „Four Music“, erste EP-Releases und Tour-Supports für Größen wie „Betterov“ und „OK Kid“ in ganz Deutschland.
Spätestens seit dem Erfolg ihrer aktuellen Single „Timothée Chalamet“ ist das dreamy Pop-Duo zu einem festen Bestandteil der hiesigen Indie-Szene geworden. Ihr Sound klingt gefühlvoll und träumerisch und die sanften Stimmen der beiden harmonieren genauso schön wie ein Stück Kuchen und das Sahnehäubchen obendrauf. Ob neben ihren zahlreichen Liveauftritten 2024 auch ein Debütalbum in Planung ist, bleibt, Stand jetzt, noch zu hoffen – so oder so werden „Lena & Linus“ erstmal nicht mehr vom Musik-Radar verschwinden und uns weiter mit sinnlichen Klängen in ihren Bann ziehen.
Wenn eines klar ist, dann, dass das musikalische 2024 noch bunter wird als in den Jahren davor! Und die Tendenz zeigt, dass viele Artists keine Lust mehr haben, immer wieder dieselben Themen in ihren Songs zu behandeln. Während einige Musiker*innen sich klanglich auch wieder den ruhigen Tönen zuwenden, werden sie textlich umso lauter. 2024 kann sich freuen auf mutige und ehrliche Musik, die kein Blatt mehr vor den Mund nimmt. Egal, ob zum Klimawandel oder Mental Health, modernes Songwriting kennt keine Grenzen und die nächsten großen Hits warten schon.
Teaserbild: Eric Joel Nagel
Text: Hannah Simon
Ein Kommentar
Sehr auführlich und spannende Bechreibung der Szene wiedergegeben.
Meine Hoahtunng.
Bravo !!!