Wenn eine Mail von Anika Väth in unserem Postfach landet, wissen wir stets: Jetzt geht es um kulturellen Hochgenuss. Die 29-jährige gebürtige Würzburgerin sorgt seit einigen Jahren in Hamburg dafür, dass wir bestens informiert sind, welche Stücke wir zum Beispiel auf keinen Fall auf Kampnagel oder anderen guten Orten Hamburgs verpassen dürfen und welche großartigen KünstlerInnen beispielsweise auf dem Dockville Festival oder aktuell dem neuen Berliner Festival Pop-Kultur im Berghain spielen. Mit einem großen Herz für die Nische bereitet sie die Themen auf, die ihr als Kommunikationsmanagerin besonders am Herzen liegen. Immer mit dabei? Ihr treuer Begleiter Dux. Wir haben uns die zwei geschnappt, gehen Gassi – von der Wohnung ins Büro bis zum Wohlerspark – und sprechen über Hunde, Hamburg und Hofnarren.
Femtastics: Du bewegst dich gern in subkulturellen Gefilden. War das schon immer so?
Anika Väth: Im Musik- und Kunstbereich habe ich mich schon immer bewegt. Ich bin relativ früh meinen Interessen gefolgt und habe entsprechende Leute kennengelernt. Ich bin in Würzburg aufgewachsen und hatte einen Freundeskreis, der sehr musikinteressiert war. Es gab den tollen Plattenladen Monophon, hier habe ich viel Zeit verbracht. So fing alles an.
Ich arbeite mich total gern in Welten ein, die zum Teil noch unentdeckt sind.
Die Nische hast du ein Stück weit zum Beruf gemacht.
Ich liebe die Nische. Ich arbeite mich total gern in Welten ein, die zum Teil noch unentdeckt sind.
Was ist deine Mission dabei?
Ich will der Öffentlichkeit einen Zugang du den eher abseitigen, aber total spannenden Themen schaffen. Bei vielen Dingen denkt man vielleicht, was hat das jetzt mit mir zu tun? Ich liebe es, die Schnittmengen herauszufiltern, die eben doch was mit der Realität der Allgemeinheit zu tun haben.
Du brichst sperrige Themen runter.
Wenn ich einen Künstler oder ein Festival betreue, schaue ich, welche Themen in dem Komplex schlummern. Dann schaue ich, welcher Teil eines Mediums die geeignete Plattform ist und verkuppele beides miteinander.
Was hast du studiert?
Ich habe Angewandte Medienwirtschaft, Kommunikationsmanagement und PR an der Hochschule für Medien und Kommunikation studiert. Danach habe ich an der Hochschule für Musik und Theater ein Fernstudium begonnen. Gleichzeitig habe ich ein Volontariat bei Kampnagel angefangen und viel über die Pressearbeit gelernt, ebenso wie über die internationale darstellende Kunstszene.
So bist du in die Theaterszene reingerutscht?
Kampnagel hat meinen künstlerischen Horizont total erweitert. Ich habe gemerkt, dass die performative Form der Kunst mir total liegt. Angefangen von Live-Musik bis hin zu Theater und Choreographie. Das finde ich total schön und interessant. Ich mag immaterielle Kunst einfach sehr gerne. Ich mag auch den Gedanken, dass diese Art der Kunst nicht zu einer Wertanlage werden kann.
Es geht immer um den Moment.
Es passiert einfach was. Es sind immer lebendige Menschen beteiligt, die tagesformabhängig auch immer anders drauf sein können. Kampnagel arbeitet sowieso sehr interdisziplinär und macht auch viele Interventionen im öffentlichen Raum, geht in die Stadt raus und rein und verbindet sich mit den Akteuren der Stadt. Man sitzt da nicht so in seinem Elfenbeintürmchen, sondern ist am gegenwärtigen Geschehen dran.
Ich liebe Kampnagel, weil es die Hofnarren der Stadt sind.
Amelie Deufelhardt wurde gerade angezeigt, weil sie Flüchtlinge auf Kampnagel untergebracht hat.
Ich liebe Amelie und ich liebe Kampnagel, weil es die Hofnarren der Stadt sind. Sie genießen Narrenfreiheit, machen was sie wollen und können es sich auch erlauben. Mein Hamburg ist Kampnagel!
War dir von Anfang an klar, dass du dich nach dem Volontariat selbständig machen willst?
Ich arbeite am besten, wenn ich mein eigener Chef bin und viel Entscheidungsfreiheit habe. Dann bin ich am produktivsten. Eigenverantwortlichkeit setzt mich nicht unter Druck, sondern beflügelt mich eher. Ich schaue mir jeden Kunden ganz individuell an und überlege mir, was man machen kann. Außerdem wollte ich unbedingt einen Hund haben, deswegen wollte ich meinen Alltag möglichst flexibel gestalten.
Du berätst und verbindest?
Ich bringe Leute zusammen. Mein Schwerpunkt ist Pressearbeit, also Themen und Menschen in Magazine zu bringen. Aber ich betrachte jeden Job allumfassend. Ich unterhalte mich sehr lange mit meinen Kunden, um erstmal den Status Quo festzustellen. Wie sieht die Website aus? Wie sehen die Pressebilder aus? Gibt es Aktivitäten im Social Media Bereich? Wenn ich das Gefühl habe, dass ist nicht optimal, mache ich Vorschläge und klopfe ab, wie offen derjenige gegenüber meinen Vorschlägen ist.
Warum schwingt beim Begriff Public Relations eigentlich immer so etwas leicht Negatives mit?
Dem Begriff PR hängt so etwas leicht Manipulatives an. So sehe ich mich überhaupt nicht. Ich will transparent mit Redaktionen zusammenarbeiten und denen eine gute, unabhängige Berichterstattung ermöglichen. Ich biete nie Geld für eine Berichterstattung an. Das machen die Marketing-Kollegen.
Du bist da eher eine Exotin.
Ich habe das Gefühl, dass Leute in der PR-Welt entweder super-kommerziell arbeiten, oder es sind Vollblut-Künstler, die gar nicht so strategisch denken. Ich bin wahrscheinlich eine Kombination aus beidem. Ich habe auch viel redaktionell gearbeitet, das hilft natürlich.
Lass uns über Hamburg sprechen – wie nimmst du die kulturelle Ausrichtung Hamburgs wahr?
In Hamburg geht schon sehr viel, wenn man erst mal die richtigen Orte und Leute auf dem Radar hat. Momentan arbeite ich hauptsächlich in Berlin, das ist wie ein wilder Ameisenhaufen. In Hamburg ist es klarer zu beobachten, was passiert. Hier haben sich die unterschiedlichen Szenen gegenseitig gut im Blick, es herrscht viel Austausch. Das führt auch zu einer recht großen Loyalität untereinander. Klar gibts auch Zankereien – vor allem um Fördermittel und Räumlichkeiten.
Angenommen, du wärest Chefin der Kulturbehörde, was würdest du ändern?
Ich würde die freie Szene noch viel mehr fördern, sprich die Leute, die nicht fest in einem Ensemble sind. Das Musiktheater hat teilweise noch nicht mal einen Ort, der für sie steht. Sie ziehen wie Nomaden durch die Stadt und bekommen nicht genug Unterstützung.
Du bist auf dem Land aufgewachsen. Fehlt dir in Hamburg manchmal die Natur?
Ich mache gern Ausflüge aufs Land, zuletzt war ich auf dem Hof Eggers bei Bergedorf. Ansonsten laufe ich sehr viel und fahre viel mit dem Fahrrad. Das sprach auch dafür, dass es mit einem Hund gut klappen würde. Seit ich Dux habe, laufe ich noch viel mehr durch die Gegend.
Spazieren erdet.
Ich laufe gern ohne Ziel durch die Gegend. Gerade wenn man mal gestresst oder in Aufruhr ist, holt dich ein Spaziergang mit Hund einfach wieder runter. Du denkst dir, was für ein geiler Tag, was für ein schönes Wetter, in was für einer schönen Stadt lebe ich eigentlich?
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