Traumjob Beauty-Branche: Diese Frauen kreieren neue Trendprodukte

Vier Frauen geben uns Einblicke in ihre Traumjobs im Beauty-Unternehmen "cosnova" – von Trendscouting bis Content Creator.
Von einer Karriere in der Beauty-Branche träumen viele: neue Trends entdecken, innovative Produkte entwickeln und dabei neue Inhaltsstoffe, Texturen oder Packagings einsetzen, oder auf Social Media Hypes um Produktneuheiten auslösen. Aber wie kommt man an solche Jobs, wie sieht der Joballtag tatsächlich aus, und wie entstehen denn wirklich neue Beauty-Trends?
Diesen Fragen durften wir im Headquarter von "cosnova", dem Beauty-Unternehmen hinter den Marken "Catrice" und "essence", auf den Grund gehen und vier Mitarbeiterinnen zu ihren Jobs auf den Zahn fühlen – vom Trendscouting über die Produktentwicklung und Qualitätssicherung bis zur Content Creation für Social Media im Unternehmen.

Anne-Louise Collin, Monica Issakhani, Maria Nguyen und Sisi Zentgraf (v.l.n.r.) geben uns Einblicke in ihre Traumjobs in der Beauty-Branche.
Fokus Trendforschung: Maria Nguyen, Senior Trends & Consumer Insights Manager
femtastics: Wie wird man Trends & Consumer Insights Manager? Gibt es eine Ausbildung zur*zum Trendforscher*in?
Maria Nguyen: Es gibt keine klassische Ausbildung, ich bin reingerutscht. Mein Studium - ich habe International Business Administration mit Marketing-Schwerpunkt studiert - hat etwas geholfen. Bei “cosnova” habe ich als Praktikantin im Produkt-Marketing für “essence” angefangen. Das war meine Eintrittskarte. Wertvoll war mein Koreanistik-Modul – ich habe die Kultur und Sprache Koreas studiert. Bei “cosnova” bin ich heute die K-Beauty-Expertin.
Das heißt, du bist beruflich oft in Südkorea?
Ein Privileg meines Jobs als K-Beauty-Expertin ist, dass ich regelmäßig nach Südkorea reisen darf, um vor Ort Trends aufzuspüren. Im Grunde bedeutet das: hinfliegen, viel beobachten, viel shoppen. Ich kenne natürlich die relevanten Stores vor Ort und weiß, wo ich nach neuen Trends Ausschau halten muss. In Seoul gibt es eine Art Beauty-Viertel. Ich nehme immer einen leeren großen Koffer mit, den ich vollgepackt mit Produkten zurückbringe.












Maria Nguyen
Maria Nguyen
Maria Nguyen
"Ein Privileg meines Jobs als K-Beauty-Expertin ist, dass ich regelmäßig nach Südkorea reisen darf, um vor Ort Trends aufzuspüren."
Wenn dein Fokus auf K-Beauty liegt, gibt es also Kolleg*innen von dir mit Fokus auf andere Länder?
Richtig. Wir fokussieren uns auf die Beauty-Hubs oder die Länder, in denen viele Trends sprießen. Der andere große Pol sind die USA. Aber auch China und Japan sind interessant. Andere Kolleg*innen schauen mehr nach Europa. Wir reisen in der Regel alle zum gleichen Zeitpunkt. Wir sind zum Beispiel zeitgleich in New York und Seoul und berichten live.
Aber die Trendrecherche findet sicher nicht nur vor Ort statt, sondern auch digital, oder?
Es ist eine große Bandbreite. Social Media sind natürlich sehr wichtig – wir scrollen beruflich viel auf “TikTok” und Co., denn dort entstehen die Hypes. Und wir machen viel “Desk Research”, also Recherche am Schreibtisch, wo wir mit verschiedenen Tools arbeiten, die uns Trend-Reports und Daten liefern. All das gilt es zusammenzubringen, Muster zu erkennen und dieses Wissen für die anderen Teams hier aufzubereiten.
Eine große Verantwortung. Das heißt, die anderen Abteilungen hier orientieren sich daran, was ihr sagt?
Wir diktieren die Trends aber nicht. Wir beobachten, analysieren, kuratieren, filtern und übersetzen die Trends für unsere Kolleg*innen hier im Haus. Dann wird es interaktiv: Wir tauschen uns gemeinsam dazu aus, welcher Trend zu den Marken “Catrice” oder “essence” und zu den Zielgruppen passt.
Später müssen die Trends noch diverse "Reality Checks" bestehen – u.a. Vorgaben zu Inhaltsstoffen und Preisgestaltung. Von den vielen Trends, die wir weltweit erkennen, setzen wir bewusst die um, die perfekt zu unseren Marken und Konsument*innen passen.
"Von den vielen Trends, die wir weltweit erkennen, setzen wir bewusst die um, die perfekt zu unseren Marken und Konsument*innen passen."
Wie ist der Zeithorizont? Wie lange dauert es von der Recherchereise bis zum Produkt?
Unser Zeitplan orientiert sich am Produktentwicklungszyklus von "essence" und "Catrice". Zweimal im Jahr kommen die großen Produkt-Updates. Daher läuft unsere Arbeit ebenfalls im halbjährigen Zyklus. Zwischen Recherchereise und Produkt-Launch liegt etwa ein Jahr, denn die Produkte müssen ja noch entwickelt, produziert, geprüft und vermarktet werden. Für schnellere Impulse sorgen die Trend Editions: Mit ihnen schaffen es Trends deutlich schneller ins Regal.
Welche Trends findest du persönlich gerade besonders spannend?
Da mein Herz für K-Beauty schlägt, feiere ich es natürlich, dass Trends aus Südkorea so beliebt geworden sind. Produkte wie Lip Tints, zum Beispiel, und Packagings, die richtige Handschmeichler oder total knuffig sind. Auch als Konsumentin mit asiatischen Wurzeln freue ich mich persönlich darüber, weil viele Texturen auf meiner Haut oder meinen Wimpern gut funktionieren. "Skinification" ist ebenfalls ein großer Trend, also die zunehmende Vermischung von Make-up und Hautpflege.












Die "Yee-Haw" Trend Edition von "essence"
Anne-Louise Collin
Die "Yee-Haw" Trend Edition von "essence"
Anne-Louise Collin
Die "Yee-Haw" Trend Edition von "essence"
Anne-Louise Collin
Fokus Produktentwicklung: Anne-Louise Collin, Brand Managerin "Trend Editions" bei "essence"
femtastics: Welche Verantwortlichkeiten umfasst die Produktentwicklung, was passiert hier?
Anne-Louise Colin: Ich bin verantwortlich für die "Trend Editions" der Marke "essence" weltweit. Produktentwicklung bedeutet, Geschichten in Produkte zu übersetzen. Wir überlegen uns Geschichten, die wir erzählen möchten, und entwickeln passende Konzepte, die Trends aufgreifen, und die entsprechenden Produkte dazu.
Wie viele Produkte sind das pro Jahr?
33 "Trend Editions" pro Jahr, die unterschiedlich viele Produkte umfassen. Nicht alle von ihnen sind weltweit erhältlich.
Wie werden die Produkte entwickelt?
Wir arbeiten mit den Trend-Analysen, die uns das Trends & Consumer Insights Team liefert, aber machen auch eigene Recherchen. In einem Brainstorming werfen wir alle Ideen auf den Tisch. Jede Idee ist willkommen, denn es gibt meist nicht direkt "die gute Idee" – die wahre gute Idee ist eine, zu der alle beigetragen haben. Und wir haben immer viel mehr Ideen als wir umsetzen können.
Im nächsten Schritt überlegen wir uns ein Konzept mit einer Szenerie und Farbwelt. Wohin wollen wir die Konsument*innen mitnehmen? Was für ein Make-up-Look passt dazu? Dann wird es konkreter: Welche Make-up-Produkte verkörpern unser Konzept und ermöglichen den Look, den wir uns vorstellen? Und auch: Wie sieht der passende Aufsteller im Laden aus? Dazu gehört viel Projektmanagement: konkrete Briefings für unsere Produzent*innen, um zusammen mit ihnen die Produkte unserer Träume zu entwickeln. Gleichzeitig arbeiten wir mit Designer*innen zusammen, um das Ganze zu visualisieren. Dann gibt es ein paar Runden von Mustern, bis die Produkte perfekt aussehen.
Meist dauert der gesamte Prozess bis zum Produkt-Launch ein Jahr, aber es kann auch schneller gehen. Obwohl wir größer werden, versuchen wir immer, schlanke Prozesse zu behalten und weiterhin möglichst schnell zu sein. Trends entwickeln sich immer schneller und wir suchen stets nach Lösungen, um mit dieser Geschwindigkeit mitgehen zu können.
"Trends entwickeln sich immer schneller und wir suchen stets nach Lösungen, um mit dieser Geschwindigkeit mitgehen zu können."
Was muss man mitbringen, um in der Produktentwicklung zu arbeiten?
Es braucht kreative Köpfe, die gleichzeitig tolle Projektmanager*innen sind. Man braucht Trend-Affinität, Durchhaltevermögen, muss lösungsorientiert sein und entscheidungsfreudig. Außerdem ist ein Verständnis für Wirtschaftliches und Zahlen von Vorteil.
Kommt es vor, dass ihr Ideen wieder verwerfen müsst?
Trotz Durchhaltevermögen funktioniert eine Idee manchmal einfach nicht, weil es zu lange dauert, zu teuer ist, unsere Ansprüche nicht erfüllt werden können. Aber wenn wir wirklich an die Idee glauben, sagen wir: Lass uns überlegen, wie wir es anders versuchen können – der Trend ist da, wir haben ihn nur noch nicht richtig umgesetzt. Wir reflektieren sehr viel was wir gemacht haben, um immer besser zu werden. Die Meinungen der Kund*innen, zum Beispiel auf Social Media, sind für unsere Arbeit auch sehr wichtig.
Wir machen uns sehr viele Gedanken darüber, wie wir die Konsument*innen glücklich machen können. Wir möchten, dass die Konsument*innen, wenn sie das Produkt in die Hand nehmen, denken: Da hat sich jemand Gedanken darüber gemacht, mir eine Freude zu machen.
"Wir möchten, dass die Konsument*innen, wenn sie das Produkt in die Hand nehmen, denken: Da hat sich jemand Gedanken darüber gemacht, mir eine Freude zu machen."

Sisi Zentgraf
Fokus Content Creation: Sisi Zentgraf, Content Creatorin im "studio_c"
femtastics: Eine Frage, die du sicher oft hörst: Wie wird man unternehmensinterne*r Content Creator*in?
Sisi Zentgraf: In unserem Team gibt es viele verschiedene Werdegänge. Eine hat eine Fotografieausbildung, eine andere war in der Wirtschaft, ich habe Pädagogik studiert und bin irgendwie im Marketing gelandet. Während des Studiums habe ich als Moderatorin für eine chinesische Fernsehsendung gearbeitet und hatte dadurch Erfahrung vor der Kamera. Ein Interesse für Make-up hatte ich immer schon. Als ich gesehen habe, dass "cosnova" eine Content Creatorin sucht, habe ich mich direkt beworben, weil es danach klang, dass ich meine verschiedenen Interessen einbringen kann.
Für den Job hilft es auf jeden Fall, wenn man sich auch privat auf Social Media ausprobiert. Außerdem muss man eine technische Affinität und ein gewisses Social Media-Wissen mitbringen, denn wir schneiden und bearbeiten alle Inhalte auch.
Was braucht es darüber hinaus für deinen Job?
Natürlich ein gewisses Talent oder Knowhow fürs Schminken. Davon abgesehen viel Kreativität und Spontanität. Außerdem, dass man sich selbst nicht zu ernst nimmt – sowohl auf Events als auch vor der Kamera. Professionalität braucht es dabei auf jeden Fall auch, weil man trotz allem Spaß ein Gespür haben muss für Qualität, Deadlines und Projektmanagement, in Zusammenarbeit mit dem Social Media- und dem Brand Communication-Team.
Welche Kanäle “bespielt” ihr und in welchem Rhythmus?
Wir bespielen auf "Instagram" die deutschen und globalen Kanäle von "Catrice" und "essence". Außerdem die Markenkanäle auf "TikTok", "YouTube" und "Pinterest". Ich persönlich bin ein "Catrice"-Face, also für "Catrice" vor der Kamera. Der Rhythmus? Täglich, manchmal mehrfach täglich.
Setzt ihr mit eurer Arbeit Trends?
Social Media sind natürlich die Tools, um neue Trends oder Hypes zu kreieren und unsere Arbeit trägt dazu bei, einen Hype anzuregen und Produkt bekannt zu machen. Der "Juicy Bomb"-Lipgloss von "essence" und die "HD Liquid Coverage Foundation" von "Catrice" sind zwei Beispiele, die über Social Media riesige Trendprodukte wurden.
"Für meinen Job braucht es viel Kreativität und Spontanität. Außerdem, dass man sich selbst nicht zu ernst nimmt."

Sisi Zentgraf mit dem Dummy der angesagten "Catrice" Foundation
Was waren bislang deine persönlichen Highlights im Rahmen deiner Arbeit in der Content Creation hier?
Eine überdimensional große Foundation-Flasche durch Barcelona zu tragen! Das war während einer Roadshow, bei der wir mit einem Truck durch Europa gereist sind, um eine neue Foundation zu präsentieren. Interviews auf einem Festival in Helsinki und auf dem roten Teppich beim Deutschen Filmpreis zu führen, waren auch Highlights. Aber ich erinnere mich genauso an viele kleine Momente im Studio. Einmal hatte ich halbierte Cocktailschirmchen auf den Augenlidern. Ein anderes Mal habe ich mit rosa Sturmhaube auf dem Kopf einen Räuber gespielt.
Was ist richtig wichtig für guten Social Media Content?
Hooks! Also der Einstig ins Video - egal, ob visuell, textlich oder auditiv. Die ersten drei Sekunden eines Videos sind so entscheidend dafür, ob das Video ein Erfolg wird. Außerdem werden anstelle von Likes die Kommentare oder Shares immer wichtiger für den Algorithmus, deshalb machen wir uns immer Gedanken darum, wie wir das Engagement für ein Video steigern können.
Fokus Qualitätssicherung: Monica Issakhani, Quality Assurance Service Manager
femtastics: Qualitätssicherung – das klingt anspruchsvoll und wichtig, aber auch sehr technisch. Was ist dein Job?
Monica Issakhani: Wir stellen die Sicherheit und die Qualität her. Meine Aufgabe ist es, die Qualität der physischen Produkte herzustellen. Meine Kolleg*innen sind dafür da, dass Inhaltsstoffe geprüft sowie Regularien eingehalten werden und dass sämtliche Daten auf den richtigen Blättern erscheinen.
Was genau prüfst du?
Unsere Produkte sollen überall auf der Welt gleich wirken – der Lippenstift soll im heißen Dubai genauso funktionieren wie im kalten Kanada. Auch der Transport darf die Produkte nicht beeinflussen. Also setze ich den Lippenstift unterschiedlichen Temperaturen aus und prüfe, ob er sich verändert. Außerdem prüfe ich, ob die Produkte auf Licht reagieren – in der Sonne oder in den Kosmetiktheken.
Ein Test dauert in der Regel pro Produkt 12 Wochen. Im Monat machen wir rund 5.000 Tests. Die Tests dokumentiere ich sehr genau und ich arbeite eng mit dem Marketing zusammen, um Feedback zu Produkten zu geben.












Monica Issakhani
Monica Issakhani
Monica Issakhani
Monica Issakhani
"Wenn die Qualität nicht stimmt, muss der Trend noch warten."
Wie oft passiert es, dass Produkte Tests nicht bestehen?
Das passiert schon regelmäßig. Wenn noch ausreichend Zeit bis zum geplanten Produkt-Launch ist, versuchen wir, zusammen mit den Lieferant*innen und dem Marketing-Team, das entsprechende Produkt zu verbessern. Wenn die Zeit aber nicht reicht für eine ausführliche Umarbeitung und somit die Timings für Produktion und Auslieferung beeinflusst werden, entscheiden wir gemeinschaftlich, das betreffende Produkt zu einem späteren Zeitpunkt zu launchen. Wenn die Qualität nicht stimmt, muss der Trend noch warten.
Dein Job verlangt eine hohe Konzentration, oder?
Man sollte den Überblick nicht verlieren. Ich liebe es, jedes Produkt zu kennen! Wie war es am Anfang, wie ist es nach der dritten Woche? Ich brauche dafür gar nicht in die Datenblätter zu schauen.
Außerdem bin ich selbst "Heavy Userin" von Make-up und teste die Produkte auch gerne selbst auf meiner Haut. Privat bin ich schließlich auch Kundin und weiß, was ich mir von Produkten wünsche. Vielleicht trage ich ja gerade drei Produkte im Gesicht, die erst übernächstes Jahr auf den Markt kommen werden – aber ich verrate nicht, welche das sind!
Hier findet ihr "cosnova":
– Werbung: In Kooperation mit "cosnova" –