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Familie

Plötzlich sind es drei: Vanessa Janneck über ihre Drillingsschwangerschaft

03. März 2025

geschrieben von Lisa van Houtem

Vanessa Janneck über ihre Drillingsschwangerschaft
"Dreieiige mit drei Fruchtblasen sind super selten."

Vanessa Janneck und ihr Mann haben bereits eine Tochter und sind gerade von Hamburg zurück in Vanessas Heimat Leverkusen gezogen, als sie wieder schwanger wird. Sie freuen sich auf das zweite Kind und erfahren kurze Zeit später: Es sind drei! Die Wahrscheinlichkeit einer Drillingsschwangerschaft liegt bei 0,01%. Ein Wunder! Vanessa ist in der 18. Schwangerschaftswoche (SSW) und wir wollten von ihr wissen, wie der Moment war, als sie davon erfahren hat, wie ihr Umfeld reagiert hat und wie sie und ihr Mann jetzt in die Zukunft blicken.

femtastics: Zuerst: Herzlichen Glückwunsch zu deiner Drillingsschwangerschaft! Du bist jetzt in der 18. Schwangerschaftswoche - wie geht es den drei Babys?

Vanessa Janneck: Gut! Meine Frauenärztin ist super zufrieden mit mir und mit der Entwicklung der Babys. Sie sind alle drei gleich entwickelt und was die Größe betrifft, im oberen Durchschnittsbereich. Es ist positiv, dass es drei verschiedene Fruchtblasen mit drei Plazenten sind. Wenn etwas in der Frühschwangerschaft passieren sollte, sind die Babys voneinander getrennt und insofern sicherer. Oft teilen sich beispielsweise Zwillinge eine Plazenta in einer Fruchtblase. Dreieiige mit drei Fruchtblasen sind super selten. Ich bin abwechselnd im Klinikum und bei meiner Frauenärztin zur Kontrolle. 

Und wie geht es dir?

Auch gut! Das Schwanger Sein habe ich bereits in der ersten Schwangerschaft total gefeiert, allerdings war ich da in Brasilien und bin die meiste Zeit im Bikini mit einem Tuch um die Hüften rumgelaufen. In Brasilien werden schwangere Frauen* ganz anders gefeiert. Ich bin gerne schwanger und habe mich auch diesmal sehr auf die Schwangerschaft gefreut. 

Da ich 37 bin, ist es medizinisch gesehen eine Risikoschwangerschaft. Die Mehrlingsschwangerschaft hat immer höhere Risiken als eine “normale” Schwangerschaft. Die Ärztin hat mir sofort geraten, mich zu schonen und nicht viel zu heben. Alles ist jetzt verfrühter, viele Dinge verschieben sich. 

"Innerhalb von zwei, drei Wochen ist der Bauch merklich größer geworden. Da dachte ich das erste Mal: Vielleicht sind es zwei?"

Wie war das, als ihr erfahren habt, dass ihr Drillinge bekommen habt?

Am Anfang hatten wir einen positiven Schwangerschaftstest. Wir haben uns sehr über ein zweites Kind gefreut. Dann haben wir etwas gewartet. Es dauert ja, bis die Frauenärztin was sehen kann. Mir wurde relativ früh schlecht und ich hatte direkt mit Schwangerschaftsübelkeit zu kämpfen. Alles war intensiver im Vergleich zu meiner ersten Schwangerschaft.

Innerhalb von zwei, drei Wochen ist der Bauch merklich größer geworden. Da dachte ich das erste Mal: Vielleicht sind es zwei?

Das ging dir direkt durch den Kopf?

Ja, sowohl in meiner als auch in der Familie meines Mannes gibt es Zwillinge im Stammbaum. Trotzdem haben wir noch gewartet und ich bin relativ spät - in der 10. oder 11. SSW - alleine in Hamburg zu meiner Frauenärztin gegangen. Beim vaginalen Ultraschall habe ich sofort drei Blasen gesehen. Ich dachte nur: Was ist das!? Die Ärztin hat kurz Ruhe bewahrt und wollte erstmal Schritt für Schritt alles schallen. Es waren tatsächlich drei Fruchtblasen mit drei Embryos. Das ist super selten!

Du hattest also einen Eisprung mit drei Eiern und alle drei wurden befruchtet?

Ganz genau. Das ist wirklich ein Wunder. 

"Wir haben uns nicht gefragt, OB wir das schaffen, sondern WIE wir das schaffen sollen?"

Was ging dir durch den Kopf, als deine Ärztin dir davon erzählte?

Meine Gedanken rasten. Wir haben ja schon ein Kind und jetzt werden es direkt vier. Gleichzeitig habe ich Gänsehaut bekommen und dachte: Wow, das Universum hat mir einfach drei kleine Seelen in den Bauch gelegt. Die haben sich uns ausgesucht, um bei uns zu sein. Dann sind es auch noch drei verschiedene Eier und nicht ein Ei, was sich geteilt hat. Das ist so unglaublich alles.

Was war die Reaktion deines Mannes?

Mein Mann hat gearbeitet. Ich habe ihm ein Bild von dem Ultraschall geschickt und versucht ihn anzurufen. Er ist aber nicht rangegangen. In meinen Augen hat man drei Babys auf dem Ultraschall gesehen. Auf Portugiesisch hatte ich dazu geschrieben “Conta!”, also “Zähl!”. 

“Conta” heißt aber auch “erzähl” und so hatte er es auch verstanden. Er dachte, er solle es weitererzählen, also dass wir ein zweites Kind bekommen. Er rief mich in einem Video Call zurück und ich sagte nur: Und? Und er so: Ja, voll süß, das kleine Ding! Und ich so: Es sind drei! Daraufhin hat er nichts gesagt, sondern im Schock aufgelegt. 

Oh! Und was hast du dann gemacht?

Ich bin in einen Donut Laden gegangen, habe mich hingesetzt und einen Donut gegessen. Er hat mich dann noch mal angerufen, kam früher von der Arbeit nach Hause und dann haben wir erstmal geredet. Ich muss dazu sagen, dass mein Mann aus einer früheren Beziehung schon zwei Kinder hat. Das heißt, jetzt kommen Kind 4, 5 und 6. Das ist natürlich schon eine große Herausforderung für ihn. Wir standen beide etwas unter Schock. Wir haben uns nicht gefragt, OB wir das schaffen, sondern WIE wir das schaffen sollen? Die ersten Wochen danach waren ein Auf und Ab der Gefühle. Körperlich ging es mir gut. 

"Je mehr wir es mit anderen geteilt haben, desto mehr wurden wir beeinflusst und auch mit Zweifeln konfrontiert, ob wir das schaffen."

Wie hat euer Umfeld reagiert? 

Meine Mutter habe ich als nächstes angerufen, sie wusste schon von dem positiven Schwangerschaftstest. Sie ist ein sehr ehrlicher Mensch. Ihre erste Reaktion war nicht negativ, aber sie hatte direkt viele Fragen im Kopf. Mittlerweile fiebert sie voll mit, aber sie ist meine Mutter und hat natürlich Angst um mich. Sie will mich beschützen. 

Danach habe ich es noch zwei Freundinnen erzählt. Einmal Thekla Wilkening, die einfach sehr optimistisch ist und mich in meinem Mutterbild sieht. Sie hat die Drillingsschwangerschaft sofort gefeiert und mich in meinem Gefühl bestärkt. Meine andere Freundin ist Doula und hat sich auch sofort für mich gefreut. 

Kannst du unterschiedliche Reaktionen auf deine Schwangerschaft nachvollziehen?

Ich hatte das Gefühl, je mehr wir es mit anderen geteilt haben, desto mehr wurden wir beeinflusst und auch mit Zweifeln konfrontiert, ob wir das schaffen. Dabei haben wir uns total gefreut! Klar gibt es immer mal Downer, aber ich bin voller Hormone und immer schnell wieder optimistisch. Andere Menschen sehen mich vielleicht mehr in meiner beruflichen Rolle. Sie kennen mich nicht in meinem Alltag als Mutter und machen sich Gedanken, dass meine Karriere vorbei sein könnte und ich dann “nur” Mutter bin. Aber vielleicht will ich ja auch genau das gerade sein!

Wie habt ihr den Gender Reveal gestaltet?

Dass ich schwanger mit Drillingen bin, möchte ich gern mit vielen Menschen teilen. Ich möchte sie mit auf meine Reise nehmen, die für jede Schwangere motivierend sein kann. Auf “Instagram” tausche ich mich mit vielen Menschen aus, was ein großer Mehrwert ist. 

Bei meiner ersten Tochter gab es weder eine Gender Reveal Party noch eine Babyshower, aber bei Drillingen ist der Fall jetzt anders, es ist einfach so besonders! Die Frauenärztin hat uns einen Umschlag gegeben, in dem die Geschlechter stehen. Den haben wir meiner Mutter gegeben, sie hat die Feier organisiert. Mein Mann, meine Tochter und ich haben drei Cupcakes mit einer Füllung bekommen - einmal blau und zweimal rosa. Genau das war auch mein Gefühl, wir haben uns so gefreut!

Welche Sorgen und Ängste hast du?

Für die zweite Schwangerschaft hatte ich mir eine Hausgeburt in den Kopf gesetzt, das kann ich mir mit drei Babys nun nicht mehr so gut vorstellen. Eine natürliche Geburt habe ich aber noch nicht komplett gestrichen. 

Ansonsten machen wir uns viele Gedanken darüber, wie der Alltag mit dann vier Kindern aussehen wird. Ein zweites Kind schleppt man vielleicht noch so mit, im besten Fall ist das erste Kind in der Kita oder in der Schule. Das Baby kommt in die Trage und macht den Rhythmus mit. Ein weiteres Kind ist ja schon krass, aber drei!? Da fehlt ja immer mindestens eine weitere Hand, die mit anpackt. Es gibt auch kaum Drillingsprodukte. Wir stellen uns verschiedene Situationen im Alltag vor und fragen uns, wie wir die meistern sollen?

Welche Gedanken habt ihr in Bezug auf eure ältere Tochter?

Darüber machen wir uns viele Gedanken, also, ob sie darunter leiden wird. Ich habe mir vorgenommen, zu versuchen, mir auch Zeit wirklich nur für sie allein zu nehmen. Meine Tochter versteht, dass ein Baby in meinem Bauch ist, aber dass es drei sind, das versteht sie nicht. Dazu ist sie noch zu klein. 

Wir überlegen jetzt, wer uns wie unterstützen kann. Mein Mann arbeitet in der Gastronomie, das ist eher schwierig hinsichtlich Vereinbarkeit. Und NRW sollte eigentlich nur ein Zwischenstopp sein. 

Wir wollten nach Spanien auswandern, damit wir sprachlich die gleiche Ausgangsposition haben, um den Alltag zu bewältigen. Hier bin ich zu 100% für alle bürokratischen und organisatorischen Sachen verantwortlich. Sehr viel Verantwortung liegt auf meinen Schultern. Wir könnten uns vorstellen, nach Lanzarote zu ziehen, hier haben sich unsere Wege vor 20 Jahren das erste Mal gekreuzt. Die Immobilienlage ist allerdings prekär durch den Tourismus. 

Habt ihr den Plan immer noch?

Ja, aber dafür müssen wir erstmal schauen, wer da jetzt in unser Leben kommt. Und der Zeitpunkt ist ungewiss. Vielleicht können wir in der Elternzeit einen Testmonat machen, aber das müssen wir dann schauen. 

"Damit tue ich mich tatsächlich etwas schwer, nach Hilfe zu fragen und auf Hilfe angewiesen zu sein."

Gibt es eine besondere Unterstützung bei Mehrlingsgeburten?

Die Ärztinnen haben mir geraten ab der 20. SSW Hilfe über die Krankenkasse anzunehmen. Ich beantrage gerade eine Haushaltshilfe, da ich ab nachmittags immer allein bin. Über die Mütterhilfe kann man eine Mütterpflegerin beantragen. Damit tue ich mich tatsächlich etwas schwer, nach Hilfe zu fragen und auf Hilfe angewiesen zu sein. Ich werde vermutlich nicht mit vier Kindern gleichzeitig rausgehen können. Hier vorm Haus ist eine kleine Grünfläche mit einem Spielplatz. Dorthin schaffe ich es vielleicht noch, aber was ist, wenn dann was fehlt und ich noch mal hoch muss? 

Die Gedanken kann ich total nachvollziehen. Gibt es denn auch eine finanzielle Unterstützung?

Ja, es gibt den Mehrlingszuschlag und eine Mehrlingsprämie. Hier übernimmt die Stadt eine Art Patenschaft, darüber wird man automatisch informiert, sobald die Kinder registriert sind. Und man hat Anspruch auf eine verlängerte Elternzeit. 

Seid ihr eigentlich aufgrund der Schwangerschaft zurück in die Heimat, in die Nähe deiner Familie gezogen?

Nein, das hatten wir bereits vor der Schwangerschaft geplant. Im Januar 2024 habe ich meinen Laden “B-Lage” in Hamburg geschlossen. Da hat der Abkapselungsprozess von der Stadt begonnen. Dadurch, dass ich Mama geworden bin, hat sich viel verändert. Nach der Geburt meiner ersten Tochter hatte ich in meiner Selbstständigkeit keine schöne Erfahrung. Drei Wochen nach der Geburt stand ich schon wieder im Laden, ich hatte kein richtiges Wochenbett. Ich hatte eine wunderschöne Geburt, aber die Zeit danach war sehr turbulent und hat ein kleines Trauma bei mir hinterlassen. 

Hinzu kam der Einbürgerungsprozess meines Mannes. Es war eine anstrengende Phase. Wir haben alles gewuppt, aber es gab viele negative Vibes, die ich auf die Stadt projiziert habe. Ich wollte einen Cut machen. Als wir dann gleichzeitig in unseren Jobs - ich hatte eine Teilzeitstelle angenommen - gekündigt wurden, fragten wir uns, was uns eigentlich noch in der Stadt hält? Die Antwort war: nichts. Meine Familie lebt in NRW, wir haben keine Unterstützung in Hamburg, die Mieten sind der Horror und in zwei Jahren hatten wir nur einen einzigen Pärchenabend. Also sind wir in die Nähe meiner Familie nach Leverkusen gezogen. Jetzt arbeite ich von hier aus 100% remote. 

Weißt du schon, wie die Geburt geplant wird?

Die Drillinge werden definitiv früher auf die Welt kommen. Vier bis sechs Wochen vor dem ET könnte es losgehen. Ich bin total motiviert und möchte es gern bis zur 36. SSW schaffen. Das Thema natürliche Geburt ist noch nicht ganz aus meinem Kopf gestrichen. Ich würde unheimlich gern die Babys selbst in Empfang nehmen. Ich lasse mich von einer Doula begleiten, mit der ich die Geburt planen werde. 

Kann man drei Babys eigentlich stillen?

Ja, das habe ich vor. Es ist eine Mischung aus Stillen und Fläschchen. Mit zwei Brüsten bekommt man nicht drei Kinder gleichzeitig satt, aber eine Mischung aus Stillen, Abpumpen und Zufüttern ist möglich. 

Hier findet ihr Vanessa Janneck: