Kolumne „Wir renovieren eine Villa!“ #6: Die Baugenehmigung ist da – und leider auch der Holzwurm.

Du bist gerade auf Haussuche, möchtest dieses Jahr ein Haus renovieren oder hast ein großes Faible für Vorher/Nachher-Interior-Stories? Dann bist du bei unserer femtastics-Kolumne „Wir renovieren eine Villa!“ genau richtig. Büsra Qadir, Gründerin von „Nindyaa“ und Marketingexpertin bei „Twitter“, und ihr Mann haben eine Altbauvilla in Niedersachsen gekauft. Diese werden sie kernsanieren – ein Glücksfund nach sechsmonatiger Suche und rund 20 Hausbesichtigungen zuvor. Büşra, die Mutter einer Tochter und eines frisch geborenen Sohnes ist, nimmt uns ab sofort monatlich mit auf ihre Reise als neue Hausbesitzerin – im letzten Teil folgt dann die große femtastics-Homestory!

Diesmal berichtet Büşra von sehr positiven (die Baugenehmigung für den Anbau ist da!) und sehr negativen Nachrichten: Der Holzwurm ist nämlich leider auch da. Wie geht es jetzt weiter?

Busra Qadir auf der Baustelle | femtastics
Der Abriss des alten Anbaus der Villa ist endlich gestartet!

Die gute Nachricht zuerst: Die Baugenehmigung ist da!

Yes, wir haben unsere Baugenehmigung für den Bau eines neuen Anbaus erhalten! Es hat nach Antragstellung genau vier Wochen gedauert – dank einiger Telefonate und E-Mails mit dem Bauamt zur schnellen Klärung offener Fragen. Der Brief mit der positiven Botschaft kam an einem Augusttag nachmittags an.

Es ist von Vorteil, wenn man auf dem Land baut – in Großstädten haben Baugenehmigungen teilweise mehrere Monate Bearbeitungszeit. Diese tolle Neuigkeit wollten wir auf jeden Fall feiern. Bevor der Abriss des alten Anbaus losging, machten wir ein Spätsommer-Picknick in unserem Garten. Ich war ganz aufgeregt darüber, zum ersten Mal unseren eigenen Garten nutzen zu dürfen. Wir wollten endlich ein Gefühl dafür bekommen, wie es ist, dort bei sonnigem Wetter auf der Wiese zu liegen, Tee zu trinken und die Kinder spielen zu sehen. 

Unser Picknick war in der Tat wundervoll! Wir entdeckten, dass wir saftige Zwetschgen haben und der Wein rankte in voller Blüte samt köstlicher Weintrauben unsere Hausfassade hoch. Wir ernteten unsere eigenen Früchte, aßen, lachten, tanzten und spielten mit unserer Tochter im Garten. Ein Pinch-me-please-Moment, den ich nie vergessen werde.

Unsere Bauleitung freute sich ebenfalls über die Baugenehmigung und wir konnten mit einer Abrissfirma, von der wir schon ein gutes Angebot erhalten hatten, endlich einen Termin für den Abriss vereinbaren. Mit den nächsten Schritten der Sanierung konnte begonnen werden. Der alte und marode Anbau im hinteren Teil des Hauses sollte schließlich weg, bevor wir Angebote für den neuen Anbau einholen konnten. Soweit so gut. 

Wir ernteten unsere eigenen Früchte, aßen, lachten, tanzten und spielten mit unserer Tochter im Garten.

Im August konnte Büşra zum ersten Mal ein schönes Picknick mit ihrer Familie in ihrem neuen Garten machen.

Der Abriss des alten Anbaus

Die Abrissfirma begann kurz darauf mit der Planung des Abrisses und obwohl wir aus Hamburg versuchten den genauen Termin für den Abriss zu koordinieren, schafften wir es leider nicht, an dem besagten Tag dabei zu sein (geschweige denn ein Video davon zu machen). Ein bisschen traurig darüber bin ich immer noch, aber gut. Dafür haben wir coole Baustellen-Fotos nach dem Abriss gemacht. Priorities, I know!

Aber jetzt kommen wir zu den Lowlights: Beim Abriss des alten Anbaus fanden die Abreißer heraus, dass so ziemlich alle Holzbalken, die den Anbau zusammen hielten, vom Holzwurm befallen waren. Das sieht man vor allem daran, dass viele Löcher im Holz vorhanden sind, aus denen Holzmehl quillt. Die Balken wirken oft von außen stabil, aber bei genauem Betasten bröckelt das Holz quasi ab und man hat Sägemehl in den Händen. Das hat uns noch gefehlt! 

Auf der einen Seite waren wir froh, dass wir den Anbau abgerissen hatten und den Holzwurmbefall somit los wurden, aber auf der anderen Seite konnte diese unglückliche Entdeckung darauf schließen lassen, dass womöglich auch das Haupthaus vom Holzwurm befallen ist.
 
Wir versuchten optimistisch zu bleiben und holten gemeinsam mit unserer Bauleitung einen Statiker hinzu, um unseren Dachstuhl intensiv begutachten zu lassen und um zu schauen, ob die derzeitige Holzkonstruktion das Haus noch längerfristig tragen kann. Das Dach wollten wir eigentlich aus finanziellen Engpässen (noch) nicht komplett neu herrichten lassen. 

Auch das Dach und die Holzkonstruktion des Haupthauses sind an vielen Stellen, die eine tragende Funktion haben, vom Nagekäfer befallen.

Der Holzwurm ist drin

Leider bekamen wir kein grünes Licht. Auch das Dach und die Holzkonstruktion des Haupthauses sind an vielen Stellen, die eine tragende Funktion haben, vom Nagekäfer befallen. Unsere Bauleitung und unser Statiker empfahlen uns, das Dach komplett neu herrichten zu lassen. Die Kosten würden unser Budget jedoch drastisch übersteigen und man wisse nicht, ob noch weitere versteckte Maßnahmen und Kosten dazukommen würden. Es stellte sich die Frage, ob sich dieser Aufwand der Komplettsanierung für uns wirklich lohnt, da ein Neubau eventuell günstiger sein könnte. 

Mein Mann und ich konnten (schon wieder) mehrere Tage nicht schlafen. Wie konnte es sein, dass niemand den Holzwurm früher erkannt hatte? Wir hatten seit dem Kauf des Hauses mehrere Fachleute im Haus – einen Architekten, einen Gutachter, zwei Bauleiter und einen Dachdecker – und niemand hatte den Holzwurm erkannt oder uns irgendwie die dringende Notwendigkeit eines neuen Daches empfohlen. Für die, die noch nie saniert oder gebaut haben: Ein neues Dach kann schon mal eine sechsstellige Summe kosten. 

Man erkennt die meisten Probleme eines alten Hauses erst bei der Entkernung.

Wir wussten zwar, dass unser Haus samt Dach nicht auf dem neuesten Stand ist, aber dass die Situation so schlimm ist, hatten wir nicht erahnt. Die Schuld möchten wir an dieser Stelle niemandem zuschieben, denn eins haben wir gelernt: Man erkennt die meisten Probleme eines alten Hauses erst bei der Entkernung. Die Wände, Böden und Decken müssen runter und erst wenn das Haus quasi “nackt” gemacht ist, werden alle Geheimnisse gelüftet. 

Nun sind fast elf Monate seit Hauskauf ins Land gegangen und wir müssen erneut die gesamte Sanierung überdenken. Vor allem müssen wir neue Angebote von Dachdeckern und Zimmereien einholen und schauen, wie sich das gesamte Projekt samt Anbau finanziell realisieren lässt. Und wir müssen überlegen, ob es sich finanziell lohnt, das Haus zu retten. Wenn ja, dann müssen wir höchstwahrscheinlich über eine Nachfinanzierung nachdenken oder weitere Abstriche machen. 

Den Altbau erhalten oder neu bauen? 

Die Meinungen zwischen meinem Mann und mir gehen bei dieser Frage leider auseinander. Mein Mann hat schon angefangen, Neubauprojekte zu googeln, ich jedoch möchte um jeden Preis das alte Haus retten. Ich spüre die alte Seele des Hauses und wenn ich meine Augen schließe, sehe ich, wie bezaubernd und stabil es saniert aussieht. Ich sehe, wie wir der Hausfassade einen neuen Anstrich verpassen, wundervolle Holzfenster mit Sprossen einbauen lassen und wie ich vor einer vertafelten Haustür meine Gäste empfange. Ein Neubau hat für mich persönlich nicht denselben Charme und die Atmosphäre, die ein jahrhundertealtes Haus in sich trägt. Und genau darum ging es mir beim Kauf dieser wunderschönen alten Villa. 

Wie es nun für uns weitergeht, erfahrt ihr in meiner nächsten Kolumne!

Hier findet ihr Büşra Qadir:

Hier findet ihr alle Folgen der Kolumne.

Fotos: Büşra Qadir

2 Kommentare

  • Bernd Schrader sagt:

    Guten Tag,
    ein Hauskauf und dessen Sanierung ist ein komplexer Vorgang mit hohem finanziellem Risiko. Ich kann gar nicht begreifen, wieso man bei so einer weitreichenden Entscheidung nicht einen altbauerfahrenen Architekten hinzuzieht. Dass die Wände des Anbaus krumm sind und der Anbau abrisswürdig ist hätte man doch vorher erkennen können und müssen. Hat denn niemand die Substanz geprüft? Wir haben beim Kauf unserer Villa immer einen Architekten dabei gehabt. Das hat uns davor bewahrt eine Schrittimmobilie zu kaufen, erst das 4. Haus wurde von ihm als kaufwürdig bewertet. Und so war es dann auch. Ich wünsche Ihnen viel Erfolg bei der Sanierung.

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