1 Thema, 4 Meinungen: Offene Beziehung – machen oder sein lassen?

26. Juli 2022

In unseren „Community Artikeln“ möchten wir euren Meinungen und Perspektiven Raum geben. Es gibt immer wieder Themen, die heiß diskutiert werden, polarisieren und zu denen es ganz unterschiedliche Sichtweisen gibt. Diese möchten wir abbilden und starten dafür regelmäßig Aufrufe auf unserem Instagram Kanal, um eure Meinungen zu erfahren, die wir dann hier mit euch teilen.

Im Juli widmen wir uns dem Thema offene Beziehung. Wir haben euch gefragt, wie ihr dazu steht, ob ihr dieses Beziehungsmodell nachvollziehen könnt und euch vielleicht sogar selbst wünscht, in einer offenen Beziehung zu leben – wenn ihr es nicht sogar schon tut!

Das haben vier Leser*innen zum Thema offene Beziehung geschrieben:

Bianca: „Mein Freund und ich vertreten die Meinung, dass jede*r das Recht hat sich frei zu entfalten.“

„Mein Freund (35) und ich (33) lieben und leben das Prinzip der offenen Beziehung. Wir vertreten die Meinung, dass jede*r das Recht hat sich frei zu entfalten und es nicht fair ist von einer Person zu erwarten, dass sie einem alle Bedürfnisse erfüllen kann. So bin ich zum Beispiel in das Leben meines Freundes getreten, der ebenfalls eine offene Beziehung mit seiner Partnerin hat, mit der er seit 15 Jahren zusammen ist.

In keiner anderen monogamen Beziehung habe ich je so viel kommuniziert, wie in dieser nicht monogamen.

In keiner anderen monogamen Beziehung habe ich je so viel kommuniziert, wie in dieser nicht monogamen. Nach einem Jahr kann ich sagen, dass ich es mir gar nicht mehr vorstellen kann monogam zu leben. Mir ist es sehr wichtig, dass ich mich nicht eingeschränkt fühle und mein Partner und ich das Maximum an Glück erfahren können. So hat man nicht das Gefühl etwas verpasst zu haben und reduziert das Risiko des Fremdgehens. Letzteres natürlich nur, wenn man seine Bedürfnisse kommuniziert und sich an die abgemachten Regeln hält.“

Anne: „Es braucht sehr viel Vertrauen in einander, wenn man sich entscheidet, eine Paarbeziehung zu öffnen.“

„Ich habe selbst noch nicht in einer offenen Beziehung gelebt, aber ich kann den Grundgedanken hinter der Idee nachvollziehen. Nur, weil ich in einen Menschen verliebt bin oder einen Menschen liebe, heißt das schließlich nicht, dass ich andere Menschen nicht auch weiterhin attraktiv finde und dass mich bestimmte Charakteristika (die mein*e Partner*in eventuell nicht hat) nicht weiterhin anziehen. Vielleicht gibt es auch Dinge, die ich mit meine*r/m Partner*in nicht ausleben kann, die ich aber gerne ausleben möchte. Solche Gedanken kennen sicher die meisten Menschen. 

Ich denke, es braucht sehr viel Vertrauen in einander und die Paarbeziehung, wenn man sich entscheidet, solchen Anziehungen nachzugehen und eine Paarbeziehung zu öffnen. Und eine sehr ehrliche, gute Kommunikation mit einander – unter anderem über die eigenen Bedürfnisse und Fragen wie: Woher kommt der Wunsch, die Beziehung zu öffnen? Was wünsche ich mir sexuell? Was emotional? Was möchte ich gerne mal ausprobieren? Was fehlt mir? Welche Rolle spielt mein*e Partner*in für mich? … Fragen, die man sich und der/dem Partner*in auch in einer geschlossenen Partnerschaft hin und wieder stellen sollte, um die Beziehung zu stärken und glücklich zu sein.“

Ich habe selbst noch nicht in einer offenen Beziehung gelebt, aber ich kann den Grundgedanken hinter der Idee nachvollziehen.

Saskia: „Dadurch, dass ich meine Bedürfnisse ausleben und meine Gefühle fühlen darf, fühle ich mich jeden Tag ein bisschen mehr wie ich selbst.“

„Seit sechs Jahren entwickle ich mich in immer offeneren Beziehungen weiter. Offener mit meinem Ehemann, mit meinem Freund, mit meinen anderen Beziehungsmenschen und vor allem, mit mir selbst. Dadurch, dass ich meine Bedürfnisse ausleben und meine Gefühle fühlen darf, fühle ich mich jeden Tag ein bisschen mehr wie ich selbst und dass ich okay so bin.“

Ich glaube, es kann auch schnell zu einer Art Flucht werden, wenn man sein Glück mit immer anderen Menschen sucht.

Becky: „Ich stecke meine Energie lieber in meine exklusive Paarbeziehung, um meinen Beitrag zu leisten, damit sie so gut wie möglich ist.“

„Mein Partner und ich sind seit acht Jahren zusammen, natürlich ist die Beziehung nicht immer einfach, manchmal ist sie sogar viel Arbeit. Wir fühlen uns einander mal sehr nah, mal weniger, wir streiten auch mal, aber wir lieben einander und wir sind immer bemüht, unser Leben gemeinsam zu leben und zu meistern und als engste Vertraute für einander da zu sein. Wenn ich mir vorstelle, dass ich daneben noch eine oder mehrere weitere Beziehungen – abgesehen von Freundschaften und Familie – führen wollte, dann wüsste ich erstens ehrlich gesagt nicht, wie ich dafür die emotionalen, mentalen und auch zeitlichen Kapazitäten haben sollte. Und zweitens glaube ich, dass meine Paarbeziehung darunter leiden würde – alleine schon deshalb, weil weniger Raum für meine Paarbeziehung bliebe. Und ich glaube, es kann auch schnell zu einer Art Flucht werden, wenn man sein Glück mit immer anderen Menschen sucht. Ich bin glücklich in unserer „exklusiven“ Paarbeziehung und stecke meine Energie lieber darein, meinen Beitrag dazu zu leisten, dass die Beziehung so gut wie möglich ist.“



Collage: Kaja Paradiek (Fotos: AdobeStock)

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