Aminata Belli, 25, ist Modejournalistin, Moderatorin und „YouTube Homie“. Sie kommt aus einer Schaustellerfamilie, die seit 300 Jahren auf Jahrmärkten in der ganzen Republik arbeitet. Von klein auf ist Aminata viel gereist – und macht das heute noch! Als Moderatorin und Influencerin jettet sie um die Welt von einem Festival zur Fashion Show und scharrt immer mehr Fans auf ihren Social Media Kanälen um sich. Die lieben sie für ihre Authentizität, ihren Stil und ihr Empowerment für People of Color. Ihre Basis ist in Hamburg, wo sie seit 2012 wohnt. Wir treffen Aminata im Rahmen der #moreromance-Kampagne von mint&berry – die sich für mehr Liebe und weniger Hass in der (Web-)Welt einsetzt – abseits der Hamburger Innenstadt und verbringen einen Vormittag im Blankeneser Treppenviertel. Zwischen Süllberg und Elbe erzählt uns Aminata wie sie zur Mode gekommen ist, wie sie mit Hass-Kommentaren im Netz umgeht und warum die Natur eine immer wichtigere Rolle in ihrem rasanten Leben spielt.
Aminata Belli: Ich wollte unbedingt Moderedakteurin werden. Seit meinem 13. Lebensjahr ist das mein Traum! Davor wollte ich Moderatorin werden und was mit Stars machen.
Krass, oder? Ich habe mir mit 13 Jahren einen Plan überlegt, aber ich hätte nicht gedacht, dass der wirklich hinhaut.
Ich wollte wegen Carrie Bradshaw und Sex and the City unbedingt Kolumnen schreiben, war sowieso extrem neugierig und habe in der Schule gern Geschichten geschrieben. Also habe ich mich informiert. Ich habe gelesen, dass man, wenn man Journalist werden will, sich spezialisieren sollte. Für mich war klar, dass mein Fachgebiet die Mode wird. Modejournalismus kann man nur an Privatschulen studieren und ich dachte, dass ich mir das nicht leisten kann.
Ja, ich konnte zum Glück Bafög beantragen.
Ich wollte unbedingt Moderedakteurin werden. Seit meinem 13. Lebensjahr ist das mein Traum!
Mich interessiert Popkultur und Mode, Musik ist auch voll mein Ding. Ich wollte in eine schöne bunte Welt. Ich fand es einfach cool – so wie eben heute viele junge Mädchen unbedingt etwas mit Mode machen wollen. Mittlerweile verstehe ich das nicht mehr so …
Die Faszination für Mode ist nicht mehr dieselbe. Im Alter von 14 Jahren habe ich mich immer informiert, was es Neues auf den Laufstegen gibt. Ich habe mir Magazine gekauft und wusste, welche Klamotte aus welcher Kollektion stammt. Ich habe alles aufgesogen. Jetzt finde ich andere Dinge interessanter als eine neue Kollektion. Irgendwie wiederholt sich alles und wenn man einen Blick hinter die Kulissen geworfen hat, verliert die Branche ihren Glanz.
Für mich ist es toll, frei arbeiten und aussuchen zu können, was ich machen will.
Für mich ist es toll, frei arbeiten und aussuchen zu können, was ich machen will. Ich kann eine Woche auf der Fashion Week sein und mich in der nächsten Woche mit gesellschaftlichen Themen auseinandersetzen.
Wenn man das Geld hat oder Bafög bekommt, kann man das gut machen. Es gibt sicherlich auch andere Wege, um Modejournalistin zu werden, aber die AMD ist schon super dafür – wenn auch etwas teuer. Ich hatte tolle Dozenten und eine tolle Klasse.
Ich bin mit einem Praktikum bei der GRAZIA gestartet und habe dann frei für GRAZIA Online und später fest als Modeassistentin gearbeitet. Ich hatte aber nebenbei schon andere Jobs, für die ich dann meistens Urlaub genommen habe. So hatte ich nie Zeit für andere Dinge wie eben Urlaub, weil ich ständig gearbeitet habe. Irgendwann wurde es zu viel und ich habe die Geburtstage meiner besten Freunde vergessen.
Ich wollte flexibler sein und selbstbestimmt leben. Ich war an einem Punkt, an dem ich das machen konnte.
Sowohl als auch. Klar, viele Leute kennen mich von YouTube oder Instagram und kommen dann auf mich zu. Social Media ist meine Visitenkarte.
Ich habe anfangs selbst viele Videos auf YouTube geschaut. Meine Haare und meine Haut sind in den deutschen Medien nicht stark vertreten und ich wollte mich erkundigen, wie ich sie pflegen kann. Das habe ich von britischen und amerikanischen YouTubern gelernt. Nach dem Abi hatte ich Langeweile und habe einfach selbst mit einem YouTube-Kanal losgelegt.
Am Anfang wollte ich nicht so viel Privates erzählen, das war mir peinlich. Heute erzähle ich einfach das, was mich interessiert und wonach ich mich gerade fühle. Ich denke nicht darüber nach, ob es zu persönlich ist oder nicht. Das werde ich vielleicht irgendwann mal bereuen, aber im Moment fühlt sich das genau so richtig an.
Grenzen muss ich nicht ziehen. Ich weiß in meinem Herzen, was ich machen will und was nicht. Ich setze mir keine Grenzen, weil ich weiß, dass ich sie eh überschreiten würde. Früher habe ich zum Beispiel nicht über Rassismus gesprochen, weil meine Mutter immer Angst hatte, dass mir etwas passieren könnte. Aber mittlerweile rede ich auch darüber öffentlich.
Es macht mich stolz und glücklich, wenn ich junge Mädchen dazu inspirieren kann, so zu sein wie sie sind.
Mir macht es einfach Spaß und mich motiviert, dass mir viele Leute schreiben. Vor allem Mädchen, die so aussehen wie ich. Sie tragen ihren Afro meinetwegen und das finde ich krass. Ich weiß genau, wie es ist wenn du 15 Jahre alt und schwarz bist, während alle um dich herum weiß sind. Das ist total schwer. Es macht mich stolz und glücklich, wenn ich junge Mädchen dazu inspirieren kann, so zu sein wie sie sind.
Das mache ich, weil ich weiß, dass deutsch aussehende Deutsche Alltagsrassismus gar nicht kennen. So wie ich nicht weiß, wie jemand angeschaut wird, der im Rollstuhl sitzt. Es ist nicht meine Lebensrealität, also mache ich mir keine Gedanken darüber …
Ja, macht man vielleicht manchmal. Wenn ich erzähle, was mir manchmal passiert, dann sind viele schockiert. Sie sagen, das sie nie gedacht hätten, dass so etwas in Hamburg passiert. Deshalb ist es wichtig, solche Erlebnisse zu teilen. Egal, ob es eine persönliche Erfahrung ist oder ob es darum geht, dass es kein Make-up für meinen Hauttyp in der Drogerie gibt.
Jeder ist ein Influencer. Jeder Mensch hat in seinem Umfeld einen Einfluss. Dann gibt es natürlich Influencer mit weniger und mit mehr Reichweite.
Ich habe richtig Bock zu influencen! Ich finde das richtig toll, wenn sich Leute die Brille kaufen, die ich trage. Noch toller ist es, wenn sich Leute emotional beeinflussen lassen. Wenn ich Mädchen Mut machen kann.
Ich habe richtig Bock zu influencen!
Ich habe so gut wie keinen Hate auf meinen Kanälen, nur ganz selten mal kommen negative Kommentare. Manchmal kommen rassistische Kommentare auf YouTube, die einfach richtig dumm sind.
Ich lese alle Kommentare. Wenn es rechte Kommentare sind, dann geht mir das nicht so nahe, weil ich einfach weiß, woher das kommt. Aber eine Followerin hat mal geschrieben, dass ich unglaubwürdig werde – bei einem Posting, das noch nicht mal bezahlt war. Da war ich richtig beleidigt, weil es mir total wichtig ist, real zu sein. Und das bin ich auch, weil ich alles aus Überzeugung mache. Wenn ich etwas nicht cool finde, mache ich es auch nicht.
Ich habe ihr einfach geschrieben und mich ihr erklärt. Sie hat das eingesehen und ist zurückgerudert. Sie hat sich ganz oft entschuldigt. Manchmal erschrecken sich die Leute richtig, wenn du ihnen plötzlich antwortest.
Einige Influencer antworten nie auf positive Kommentare, sondern nur auf negative. Das finde ich doof, denn der Hater verdient die Bühne nicht.
Ich hatte mal einen Stalker im Netz, der hat Kommentare geschrieben, dafür hätte ich ihn auch anzeigen können. Aber das führt ja eh zu nichts. Ich habe nicht geantwortet, aber meine Follower haben ihm geschrieben. Meine Community stand voll hinter mir. Einige Influencer antworten nie auf positive Kommentare, sondern nur auf negative. Das finde ich doof, denn der Hater verdient die Bühne nicht. Dann lieber per Direktnachricht antworten, sodass andere das nicht sehen.
Wenn jemand schreibt, „Geh zurück nach Afrika“, dann habe ich keine halbe Sekunde Zeit dafür, auf so einen Quatsch zu antworten. Es bringt einfach nichts. Ich habe auch keine Lösung dafür. Es wird immer Leute geben, die hassen und es wird immer Leute geben, die lieben. Das Internet ist noch viel grausamer als die wahre Welt. Wie soll man es hinbekommen, dass die Leute hier nicht mehr hassen? Dafür müsste man erst mal die reale Welt ändern, aber das geht nicht. Und deswegen wird es auch nicht im Internet gehen.
Ich denke, die Leute von #ichbinhier schaffen mehr Liebe – aber nicht weniger Hass. Menschen, die Hate-Kommentare schreiben, werden das auch weiterhin tun. Man muss im echten Leben etwas ändern. Wenn mich jemand auf der Straße rassistisch beleidigt, gehe ich zu ihm hin und rede mit ihm. So kann ich weniger Hass schaffen. Aber im Internet ändern Leute einfach ihre Identität.
Mein Traum ist es, weiterhin Geld dafür zu bekommen, mit interessanten Leuten zu sprechen. Das ist das Allerschönste, was mir jemals in meinem Leben passiert ist. Ich liebe Moderation und ich liebe es, Interviews zu führen und mich dafür vorzubereiten.
Wickelkleider sind einfach toll, weil sie wirklich die Figur umschmeicheln. Das habe ich voll für mich entdeckt. Ich finde an Kleidern toll, dass man mit ihnen sofort angezogen ist und dass man sie layern kann, zum Beispiel über Jeans.
Ich mag gern den Mix aus weiten und engen Sachen. Und ich liebe vermeintlich hässliche Sachen, die viele erstmal furchtbar finden. Ich style sie so, dass sie cool aussehen und dann freue ich mich richtig doll! Vintage trage ich auch sehr gern.
Je älter ich werde und je stressiger mein Leben wird, desto mehr liebe ich die Natur. Früher habe ich die Natur nicht so verstanden und musste unbedingt in die Stadt. Aber jetzt gibt es für mich nichts Beruhigenderes als ein weites Feld.
Ich möchte auf jeden Fall im Norden bleiben, hier ist meine Heimat und hier möchte ich auch mal meine Kinder groß ziehen!
– Werbung: Diese Story ist in Zusammenarbeit mit mint&berry entstanden –
4 Kommentare