Drei Frauen, eine Juice Bar – zu Besuch bei Oh My Juice

Dass Dreier-Teams super funktionieren, wenn man die richtigen Leute zusammenbringt, können wir selbst bezeugen. Merle Bornemann, Ins Ruzicka und Merle Faiga sehen das genauso. Die Drei haben zusammen Oh My Juice gegründet, eine Saftbar, in der sie frische, kalt gepresste Säfte, Saftkuren und gesunde Snacks anbieten – vom Frühstück-Bowl über Salate bis zu Stullen. Seit letztem Herbst findet man sie in St. Georg, in einem kleinen, aber sehr feinen Souterrain-Laden. Dort haben wir sie besucht, um mit ihnen darüber zu sprechen, warum wir kalt gepresste Säfte trinken sollten, wie es gelingt, harmonisch im Team zu arbeiten, und wieso sie den Schritt in die Selbstständigkeit gewagt haben.

 

Femtastics: Warum sind kalt gepresste Säfte so gesund?

Merle Bornemann: Herkömmliche Säfte werden mit Zentrifugalkraft hergestellt, dabei entsteht Hitze und Sauerstoff gelangt an das Obst oder Gemüse, wodurch viele Nährstoffe und Vitamine verloren gehen. Bei kalt gepressten Säften werden die Zutaten langsam gewalzt, es kommt kein Sauerstoff heran und es bleiben viel mehr Nährstoffe und Vitamine erhalten.

Ist das auch der Unterschied zwischen euren Säften und denen, die man im Supermarkt kaufen kann?

Ines Ruzicka: Da gibt es noch mehr Unterschiede. Viele der Säfte im Supermarkt sind mit Konservierungsstoffen haltbar gemacht, und es sind viele Zusätze enthalten. Außerdem werden die Früchte mit Wasser verdünnt. Die Säfte im Supermarkt sind nicht frisch.

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Skandinavisch-schick: ihren Laden haben die drei Gründerinnen selbst eingerichtet.

Lösen kalt gepresste Säfte Smoothies als neues Trend-Getränk ab?

Merle B.: Der Unterschied ist, dass der Körper bei Smoothies erst einmal Ballaststoffe verdauen muss. Bei Säften gehen die Vitamine und Nährstoffe direkt in den Körper, weil es nicht viel zu verdauen gibt. Smoothies schlagen manchen Menschen auf den Magen, weil der Körper Obst und Gemüse normalerweise durchs Kauen langsam verdaut. Bei Smoothies aber trinkt man das Obst und Gemüse ja, sodass der Magen viel zu tun hat.

Merle Faiga: Nach Obst-Smoothies sind jetzt grüne Smoothies sehr angesagt. Aber auch von diesen bekommt man schnell ein Völlegefühl, weil sie sich wie Mahlzeiten anfühlen, als hätte man einen ganzen Salat getrunken. Bei einer Detox-Kur nimmt man Säfte, nicht Smoothies, weil sie die Entgiftung besser ankurbeln.

Jetzt aber zu euch. Woher kennt ihr drei euch?

Merle F.: Merle und ich sind schon seit der Grundschule befreundet und hatten auch einmal den gleichen Arbeitsplatz, ein Fotostudio – dort haben wir auch Ines kennengelernt.

Und wie kam es, dass ihr entschieden habt, gemeinsam ein Unternehmen zu gründen?

Merle B.: Wir wussten, dass wir alle drei Eigenschaften haben, die sich sehr gut ergänzen. Die Idee, gemeinsam eine Juice-Bar zu eröffnen, gab es schon lange. Es hat uns immer gestört, dass man in Deutschland so schwer gesundes Essen bekommt, wenn man unterwegs ist. In Tel Aviv zum Beispiel gibt es an jeder Ecke Stände mit frischen Säften und köstliches, frisches Essen. In Deutschland ist das in der Bäckereikultur nicht so gegeben. Kalt gepresste Säfte kannten wir zum Beispiel aus London. Als wir alle drei an einem Punkt waren, an dem wir uns beruflich verändern wollten, dachten wir: Wenn nicht jetzt, wann dann?

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Merles kleine Tochter ist auch dabei – das Team besteht also eigentlich aus 3 1/2 Frauen.

Was war eure Motivation?

Merle B.: Abgesehen von unserer gemeinsamen Idee wollten wir uns beruflich gerne mit anderen Themen beschäftigen. Unsere vorherige Arbeit kam uns manchmal oberflächlich vor – außerdem gab es viel Druck, lange Arbeitszeiten, und manchmal kein Privatleben. Wir wollten lieber etwas Handfestes machen. Und lieber unser eigenes Ding.

Ines: Wir dachten: Warum sollen wir das immer so weiter machen, wenn wir wissen, dass wir auch Potential für Anderes haben? Warum sollen wir uns nicht trauen, etwas Neues auszuprobieren? Einfach ausprobieren und dann weiterschauen.

Wenn man nie etwas ausprobiert, immer im Büro sitzt und meckert, aber nichts daran ändert und nicht den Mut hat, einen Schritt weiter zu gehen, dann wird man nicht vorankommen.

Merle F.: Man muss auch einmal etwas ausprobieren. Wenn man nie etwas ausprobiert, immer im Büro sitzt und meckert, aber nichts daran ändert und nicht den Mut hat, einen Schritt weiter zu gehen, dann wird man nicht vorankommen. Und in gewissen Branchen wird sich einfach nicht viel an deiner Arbeit ändern, solange du angestellt bist.

Merle B.: Der Kreislauf wird nie durchbrochen: „Juchu, jetzt ist Freitag! Oh scheiße, jetzt ist Montag!“ … Man funktioniert nur und die Wochen vergehen so schnell. Jetzt, da wir selbstständig sind, ist jeder Tag anders. Natürlich ist es auch mal schwierig, aber jeder Tag ist anders. Und das macht das Leben viel spannender.

Ines: Und wir wissen, wofür wir arbeiten, und haben Leute an unserer Seite, die am selben Strang ziehen. Selbst wenn du mal einen schlechten Tag oder Ängste hast, dann hast du deine Freunde an der Seite und alle wollen in die gleiche Richtung gehen. Es gibt mir ein gutes Gefühl, wenn ich morgens zur Arbeit fahre und das weiß.

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Frische Säfte, Granola, Stullen, Acai Bowls, Nussriegel, Energiebälle, … Bei Oh My Juice ist für jeden was dabei.

Ihr wolltet selbst entscheiden, wie und wo ihr arbeitet.

Ines: Ja, wir haben den Laden auch so gestaltet, dass wir uns wohl fühlen, weil wir ja wussten, dass wir hier viel Zeit verbringen werden.

Was braucht es, damit man gut im Team funktioniert?

Ines: Wir haben den Vorteil, dass wir zu dritt schon vorher zusammengearbeitet haben und wussten, dass wir im Team funktionieren. Wir hatten zum Beispiel Erfahrung damit, wie wir jeweils in Stresssituationen reagieren oder wie an einem schlechten Tag.

Es hat sehr geholfen, dass wir uns privat wie beruflich kannten.

Merle B.: Manche Menschen sind bei der Arbeit ja ganz anders als privat. Wir mussten uns auch zusammenfinden, aber es hat sehr geholfen, dass wir uns privat wie beruflich kannten.

Habt ihr die Aufgaben, die bei Oh My Juice anfallen, unter einander aufgeteilt?

Merle F.: Das war von vornherein klar, weil jeder von uns andere Stärken hat.

Ines: Im Groben wusste ja jeder, was er mitbringt. Natürlich haben wir erst mit der Zeit festgestellt, welche Aufgaben tagtäglich anfallen und haben das noch einmal aufgeteilt.

Merle B.: Es war auch wichtig, zu definieren, wer wofür zuständig ist.

Ines: So vermeiden wir auch Konflikte. Je mehr Menschen an einer Sache rumwurschteln, desto größer ist das Risiko, dass etwas schief geht. Sonst denkt nachher jeder: „Ach, das wird schon erledigt, ich muss mich nicht drum kümmern.“

Merle B.: Ja, und es gibt auch verschiedene Rhythmen: der eine muss alles sofort erledigen, der andere lässt sich mehr Zeit. Wenn ich für komplett alles zuständig wäre, dann könnte ich mich gar nicht mehr entspannen.

Ines: Es geht auch um Gleichgewicht. Stell Dir vor, der eine macht alles und die anderen trinken Käffchen und denken: „Ach ist das schön, selbstständig zu sein.“

Seid ihr immer zusammen im Laden?

Merle F.: Ich arbeite zurzeit wegen meiner Tochter viel von zu Hause aus. Ich kümmere mich unter anderem um PR, Qualitätssicherung und um Rezeptentwicklung.

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Lasst uns mal über eure Säfte und Gerichte sprechen. Ihr arbeitet mit saisonalen, regionalen Zutaten, richtig?

Merle B.: Wir haben unsere fünf Standardsäfte so entwickelt, dass wir für sie Zutaten nutzen, die hier gangjährig erhältlich sind: rote Beete, Möhren, Gurke, … Zusätzlich bieten wir saisonal unterschiedliche Säfte und Gerichte an. Je nach Zutaten, die erhältlich sind.

Die Produkte schmecken einfach besser, wenn sie aus der Region stammen und Saison haben. Wenn ich im Winter Erdbeeren kaufe, die eingeflogen worden sind, dann schmecken sie doch nur nach Wasser.

Ines: Die Produkte schmecken einfach besser, wenn sie aus der Region stammen und Saison haben. Wenn ich im Winter Erdbeeren kaufe, die eingeflogen worden sind, dann schmecken sie doch nur nach Wasser. Natürlich ist immer alles erhältlich. Aber es ist doch schön, zum Ursprung zurück zu kehren und sich auf regionale Produkte zu konzentrieren.

Merle B.: Es ist auch viel nachhaltiger: kurze Transportwege, ein geringer CO2-Abdruck. Wenn man einen Laden hat, denkt man noch viel mehr darüber nach.

Welchem Leitprinzip folgt ihr bei den Speisen und Getränken, die ihr anbietet?

Merle B.: Alles, was wir anbieten, ist gesund, aber es ist gleichzeitig auch superlecker. Das ist das Prinzip: es geht um gute Qualität und Gesundheit, aber genauso um Freude am Essen. Wir bieten auch Kaffee an, weil der für viele Menschen zum Genuss dazugehört.

Ines: Gesundes Essen soll kein Zwang sein.

Merle B.: Wir merken das auch bei unseren Kunden. Sie kommen herein und probieren einen grünen Saft, weil er gesund ist, und dann merken sie, dass er echt lecker schmeckt und kommen wieder.

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Ihr bietet ja auch Saftkuren an. Folgen eure Saftkuren einer bestimmten Wissenschaft?

Merle B.: Wir haben natürlich darauf geachtet, dass man durch die Säfte alle Nährstoffe bekommt, die man braucht. Aber die Reihenfolge, wie man die Säfte trinkt, kann man selbst bestimmen. Wir bieten zwei unterschiedliche Kuren an. Eine ist sozusagen die Beginner-Kur, die buntere, mit mehr Obst. Die andere ist grüner, mit weniger Fruchtzucker. Man kann sich aussuchen, was man lieber mag. Die Mengen sind so entwickelt, dass man während der Kur nicht hungrig ist. Wir haben die Kuren vorher selbst ausprobiert und fanden sie gut.

Wann lohnt es sich, eine Saftkur zu machen?

Merle B.: Man kann sie jederzeit machen. Vorher sollte man seinen Körper mit Entlastungstagen vorbereiten, also vorher schon auf Koffein, raffinierten Zucker und Alkohol verzichten. Am Abend vorher sollte man leicht essen. Perfekt ist es, wenn man die Kur mit etwas Wellness, Saunagängen und Entspannung verbinden kann, aber es kommt immer darauf an, wie man die Kur für sich selbst gestalten will. Die einen trinken während der Kur nur Säfte, die anderen essen Nüsse dazu oder frisches Obst. Man soll es so machen, wie es für einen selbst am besten ist.

Ines: Manche machen es lieber am Wochenende, andere binden die Kur in ihren Arbeitsalltag ein. Für jeden gibt es einen eigenen Weg. Es soll ja auch Spaß machen.

Was habt ihr mit Oh My Juice für die Zukunft geplant?

Merle B.: Natürlich möchten wir zunächst noch bekannter werden. Außerdem würden wir gerne Büros beliefern. Gesunde Ernährung am Arbeitsplatz ist so ein großes Thema.

Ines: Es klappt eben nicht immer so leicht, sich selbst zu Hause alles vorzubereiten und das mitzunehmen. Das wissen wir aus eigener Erfahrung.

Viel Erfolg weiterhin und Danke für das Gespräch!

 

Hier findet ihr Oh My Juice:

   

Schmilinskystraße 30 in Hamburg

Fotos: Uta Gleiser

 

 

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