Kolumne „Wir renovieren eine Villa!“ #1: So hat Büşra Qadir ihr Traumhaus in Niedersachsen gefunden

Du bist gerade auf Haussuche, möchtest dieses Jahr ein Haus renovieren oder hast einfach ein großes Faible für Vorher/Nachher-Interior-Stories? Dann bist du bei unserer neuen femtastics-Kolumne genau richtig. Büsra Qadir, Gründerin von „Nindyaa“ und Marketingexpertin bei Twitter, und ihr Mann haben vor Kurzem eine Altbauvilla in Niedersachsen gekauft, die sie kernsanieren werden – ein Glücksfund nach sechsmonatiger Suche und rund 20 Hausbesichtigungen zuvor. Büşra, die Mutter einer dreijährigen Tochter ist, nimmt uns ab sofort monatlich mit auf ihre Reise als neue Hausbesitzerin – im letzten Teil folgt dann die große femtastics-Homestory!

In ihrer ersten Kolumne dreht sich alles darum, wie die 32-Jährige die Altbauvilla gefunden hat, warum ihr Mann und sie sich statt fürs Hamburger Umland fürs Landleben in Niedersachsen entschieden haben, wo sie das Haus entdeckt haben, wie die Besichtigung und der Kauf verliefen und welche Geschichte hinter dem 200 Jahre alten Juwel steckt.

Vorfreude: Büşra und ihre dreijährige Tochter freuen sich über ihr neues Haus in Niedersachsen.


Es ist ein entspannter Sonntag im Juli letzten Jahres. Mein Mann, meine Tochter und ich haben soeben gefrühstückt und machen es uns mit Tee auf der Couch gemütlich. Ich ziehe mein Smartphone aus der Tasche und sehe auf meinem Screen – wie seit Monaten schon – viele neue Benachrichtigungen von einem Online-Marktplatz für Immobilien. Mein erster Gedanke ist: Ach, sicher ist wieder kein Haus dabei, das uns gefallen wird, but let’s have a look. Und auf einmal sehe ich es. Das Haus. Unser Haus. Ahhh. Das Haus müssen wir besichtigen, denke ich. Ich setze mich sofort aufrecht hin, mein Herz schlägt schneller. Jubelnd halte ich meinem Mann mein Smartphone vor die Nase und bevor er irgendetwas sagen kann, formuliere ich schon eine E-Mail an den Immobilienmakler, um ihn um einen Besichtigungstermin zu bitten. Denselben Gedanken haben an diesem Tag weitere hundert Menschen – es vergeht kaum ein Tag und die Hausanzeige verschwindet wieder von der Immobilienplattform. Am nächsten Morgen rufe ich mehrmals beim Maklerbüro an, um sicherzustellen, dass meine E-Mail auch wirklich angekommen ist und um unser starkes Interesse für eine Besichtigung kundzutun. Nach dem dritten erfolglosen Anruf komme ich endlich durch und bekomme einen Besichtigungstermin bestätigt. So beginnt die Geschichte unseres Hauses. 

Der Wunsch nach mehr Natur und Ruhe wurde immer größer.

Es gibt einige Gründe, warum wir den Schritt wagen aus Hamburg wegzuziehen, obwohl wir die Hansestadt so lieben und seit Jahren nur in Großstädten gelebt haben. Vor Hamburg war es München. Ein großes Haus beziehungsweise ein Grundstück in der Großstadt zu finden, das bezahlbar ist, schien unmöglich. Wir suchten mehrere Monate in Hamburg und Umland, aber entweder hat uns die Lage nicht gepasst, oder die Häuser waren zu teuer und entsprachen nicht unserem Stil. Ein Umbau mit zusätzlichen Kosten wäre nötig gewesen, dies hätten wir aber nicht stemmen wollen. Wir mussten unseren Suchradius ständig erweitern und suchten vermehrt auf dem Land. Außerdem wurde der Wunsch nach mehr Natur und Ruhe immer größer. Durch die Pandemie sind wir nicht mehr fünfmal die Woche an unsere Hamburger Büros gebunden und werden auch zukünftig mehr im Homeoffice sein. Das hat uns darin bestärkt den Umzug aufs Land zu wagen. Die Möglichkeiten in Niedersachsen schienen insgesamt viel attraktiver für uns. 


Zurück zum Haus. Vier lange Tage muss ich mich gedulden bis zum Besichtigungstermin, oh weia. Die geduldigste Person bin ich ganz und gar nicht. Macht nichts, dann fange ich schon mal an zu tagträumen und zu planen. Ich stelle mir schon vor, wie wir diese 200 Jahre alte heruntergekommene Villa wieder zum Leben erwecken. Aber allein können wir das nicht wuppen. Wir sind keine DIY-Menschen. Wir brauchen eine*n Expert*in, eine*n Architekt*in mit Bauleiter*in-Erfahrung. Ich suche im Internet und lande auf verschiedenen Webseiten. Nach einigen Recherchen rufe ich einen Bremer Architekten an, der auf die Sanierung alter Gebäude, Häuser und Villen spazialisiert ist. Seine Referenzen sind lang und er scheint sehr erfahren und ziemlich ausgebucht zu sein. Genau der Richtige also. Fragt mich nicht wie, aber irgendwie habe ich es an dem Tag geschafft sein Interesse für unser Haus zu wecken. Er bittet mich eine E-Mail mit allen Details und dem Exposé an ihn zu senden. Nachdem wir uns mehrmals hin und her mailen, entscheidet er spontan bei der Besichtigung dabei zu sein. Jackpot!

Noch ist die Altbauvilla im Winterschlaf, Büşra hat aber schon viele Ideen, wie man das 200 Jahre alte Haus wieder zum Leben erwecken kann.

Ich muss zugeben, wir verlieben uns nicht auf Anhieb in das Haus.

Der Besichtigungstag ist gekommen. Nach fast anderthalb Stunden Autofahrt aus Hamburg parken wir unser Auto bei einem Bäcker in unmittelbarer Nähe des Hauses und laufen zum Grundstück. Der Architekt ist schon da. Wir werden vom Makler freundlich begrüßt, aber man merkt, dass er streng durchgetaktet und etwas gestresst ist. Die Besichtigung verläuft im Grunde so wie alle Besichtigungen die wir bisher hatten. Informativ, jedoch zu viele Informationen. Strukturiert, aber auch verwirrend. Ich habe gelernt, dass man sich im Grunde auf sein Bauchgefühl verlassen muss. 

Ich muss zugeben, wir verlieben uns nicht wie erwartet auf Anhieb in das Haus. Wir sind sehr beeindruckt von dem Objekt, der Fassade, den hohen Decken im Erdgeschoss und dem grossen Garten mit dem alten Baumbestand. Allerdings merken wir sofort, dass hier viel zu tun ist und wir viel Vorstellungskraft benötigen. Zwei Bereiche des Hauses sind untervermietet und einen davon können wir nicht einmal betreten. Kein gutes Zeichen, denken wir uns. Aber die Vorteile überwiegen: Der Kaufpreis ist sehr attraktiv und weit unter unserem geplanten Budget, was bedeutet, dass wir mehr Geld für eine Sanierung in die Hand nehmen können – über einen Kredit versteht sich. Der Garten ist wunderschön und unsere Tochter rennt schon freudig umher und möchte Blumen pflücken.

Der Architekt achtet bei der Besichtigung auf ganz andere Aspekte wie zum Beispiel auf die Bausubstanz, den Zustand des Daches und die Stromanschlüsse.

Der Architekt achtet bei der Besichtigung auf ganz andere Aspekte wie zum Beispiel auf die Bausubstanz, den Zustand des Daches und die Stromanschlüsse. Ihn dabei zu haben, war sehr wichtig für uns, weil eine emotionale Entscheidung allein nicht reicht und wir grünes Licht von einer/einem Expert*in haben wollen, bevor wir zusagen. Und das grüne Licht bekommen wir von ihm, und noch dazu eine grobe Einschätzung zu den Sanierungskosten, die auf uns zukommen würden, sollten wir uns für das Haus entscheiden und den Zuschlag bekommen. 

Nicht lange nach der Besichtigung und nachdem wir mit einigen Freunden, Verwandten und unserem Finanzberater sprechen, rufen wir den Makler an und sagen zu. Jetzt müssen wir nur noch auf eine Entscheidung warten. Ein höheres Gebot müssen wir zum Glück nicht abgeben, sondern nur eine Bestätigung der Bank vorlegen, dass sie uns einen Kredit in der Höhe des Kaufpreises geben würden. Dieses Papier bekommen wir sofort von unserem Finanzberater. Wir handeln insgesamt schnell und dem Makler und der Eigentümerin, die wir bisher nur flüchtig kennengelernt haben, passt das gut, denn sie wollen keine weiteren Besichtigungen mehr durchführen und das Haus schnellstmöglich verkaufen. 


Im Nachhinein kann ich sagen, dass es womöglich unsere Chancen erhöht hat einen Architekten bei der Hausbesichtigung dabei zu haben. Unser Makler schien beeindruckt zu sein und sah sofort, dass “die Hamburger” es mit ihrem Interesse ernst meinen. Dass mein Mann und ich im Angestelltenstatus berufstätig sind, hilft uns sicherlich auch. Kurz darauf wird uns das Haus zugesagt und dann geht alles ganz schnell mit der Kaufabwicklung.

Auf das große Grundstück mit Garten freuen wir uns ganz besonders, denn es stehen uns mehr als 2.300 Quadratmeter zur Verfügung.

Ganz genau weiß man es leider nicht, aber es wird vermutet, dass unser Haus um 1800 gebaut worden ist. Ursprünglich gehörte das Haus zu einer Hofstelle mit Kate und Fachwerkscheune. Hundert Jahre später, um die Jahrhundertwende herum, hat dann der damalige Besitzer das Haus mit den Abrissmaterialien einer Bremer Villa umgebaut. Obwohl das Haus auf dem Land ist, mutet es durch die hohen Fenster und den großen Eingangsbereich eher städtisch an. Und genau dieser Anblick hat uns bei der Besichtigung direkt gefesselt. Das Haus liegt in einem sehr schönen Dorf in Niedersachsen, ganz in der Nähe von Bremen. Auf das große Grundstück mit Garten freuen wir uns ganz besonders, denn es stehen uns mehr als 2.300 Quadratmeter zur Verfügung. Es gibt einige Obstbäume und alten Baumbestand, was großartig ist. Um unseren schönen Walnussbaum herum möchten wir unseren Innenhof neu gestalten und ich sehe vor meinem inneren Auge schon wie wir dort mit der Familie viel Zeit verbringen werden.

Der aufregende Tag der Besichtigung im Sommer 2021.

Eins steht für uns fest: Wir wollen noch dieses Jahr einziehen.

Da es sich um ein sehr altes Haus handelt, stimmen die aktuellen Grundrisse und Pläne leider nicht ganz und wir müssen die tatsächliche Wohnfläche und die Bestandsaufnahme mit unserem Architekten noch intensiv aufarbeiten. Das Haus muss komplett kernsaniert werden. Was wir alles genau vorhaben und wie wir das Haus finanzieren, verrate ich in meiner nächsten Kolumne, die Mitte Februar auf femtastics erscheinen wird. Eins steht für uns fest: Wir wollen noch dieses Jahr einziehen!


Hier findet ihr Büşra Qadir:

Hier findet ihr alle Folgen der Kolumne.


Fotos: privat

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