Marie Stella Wibe Jedig beeindruckt uns via Instagram immer wieder mit ihren Outfits, die zwischen zuckersüß und supercool variieren, das unverkennbare Gefühl für Farbkombinationen, neue Trends und Spaß an der Mode aber immer gemeinsam haben. Und wer Maries Instagram oder Blog folgt, der weiß: Marie hegt nicht nur eine Leidenschaft für Fashion, sondern ebenso für Interior-Design, Kunst – und Musicals! Als wir kürzlich in Kopenhagen waren, mussten wir die 26-Jährige unbedingt persönlich kennenlernen. Wir treffen Marie und ihre kleine Hündin Olga in ihrem Zuhause in der Kopenhagener Innenstadt zum Gespräch über Inspiration, die neusten Trends aus Dänemark und Maries Lieblings-Shops.
Marie Jedig: Ich wollte immer etwas Kreatives machen. Ich hatte kein spezielles Interesse an Mode, aber ich liebte es, mich zu verkleiden. Ich mache seit Kindesalter bei Musicals mit und liebe die Vorstellung, dass man durchs Verkleiden in jede Rolle schlüpfen kann. Meine Mutter hat mir erzählt, dass es mir als Kind egal war, was ich anhatte, aber irgendwann im Teenager-Alter war es mir von einem Tag auf den anderen wichtig, was ich trage. Jedenfalls hatte ich nie vor, in der Modebranche zu arbeiten, ich wollte nur etwas Kreatives machen: tanzen, singen, malen, … Irgendwann ist mein Blog ins Rollen gekommen und es hat sich so ergeben.
Ich mache seit Kindesalter bei Musicals mit und liebe die Vorstellung, dass man durchs Verkleiden in jede Rolle schlüpfen kann.
Als ich mit dem Bloggen anfing, gab es noch so gut wie keine Blogs. Ich habe damals sehr gern das Blog „Anywho“ gelesen, das von drei dänischen Mädchen geführt wurde. Das war wahrscheinlich das erste Mode-Blog in Dänemark. Sie haben mich definitiv inspiriert, mein eigenes Blog zu starten.
Vor rund sieben Jahren begann ich, mit dem Blog Geld zu verdienen. Aber damals war es nur ein Nebenjob neben meinem Studium. Irgendwann hat sich der Markt für Blogs geöffnet – und als Instagram populär wurde, wurde alles viel einfacher. Blogs sprechen oft nur ein Nischen-Publikum an, aber Instagram ist für jeden, für die große Masse da. Unternehmen sind auf mich zugekommen und so konnte ich Schritt für Schritt ein Business aufbauen.
Ich wurde vor rund acht Jahren von einer Blogger-Agentur unter Vertrag genommen und dadurch hat sich mein Blog sehr professionalisiert. Seit fünf Jahren kann ich in Vollzeit bloggen und davon leben.
Kopenhagen ist eine großartige Stadt, um Inspiration zu finden: in Cafés, Restaurants, am Strand, …
Definitiv einfacher als früher! Instagram hat alles verändert. Blogs stehen heute an zweiter Stelle nach Instagram – man muss gute Texte schreiben können, um ein Blog zu führen, ansonsten kann man einfach nur einen Instagram-Account betreiben und sich ganz auf Fotos konzentrieren. Ich persönlich nutze andauernd den „Save“-Button auf Instagram, um Fotos abzuspeichern, die mich inspirieren.
Ich plane das nicht. Ich warte einfach ab, was mich inspiriert und worauf ich Lust habe. Allerdings vermisse ich es nach fünf Jahren als Vollzeit-Bloggerin ein bisschen, mit anderen Menschen zusammenzuarbeiten und klare Arbeitszeiten zu haben.
Auf jeden Fall auf Instagram. Aber auch überall in Kopenhagen! Kopenhagen ist eine großartige Stadt, um Inspiration zu finden: in Cafés, Restaurants, am Strand, … Es gibt einen Strand in Nordseeland, an dem immer so viele ältere Damen in pastellfarbenen Kleidern spazieren. Es sieht aus wie in einem Film von Wes Anderson! Und ich liebe es, Menschen in Museen zu beobachten. Die Kopenhagener haben einen echt guten Geschmack und inspirierenden Stil.
Es gibt einen Laden in Kopenhagen namens „Etage Projects“, eine Kunstgalerie, die auch Möbelstücke verkauft. Maria, die Besitzerin, hat so ein gutes Händchen dafür, Künstler und Designer zu entdecken. Ich muss immer alles fotografieren und zu Hause alle Designer googeln, weil ich so geflasht bin!
Auch Frederik Bille Brahe, der das Restaurant „Apollo Bar“ betreibt, ist wahnsinnig talentiert und setzt viele Trends hier in Kopenhagen. Mode, Interior und Essen hängen zusammen – guter Geschmack zieht sich durch jeden Bereich.
Früher habe ich nur Schwarz getragen, aber irgendwann dachte ich: Warum eigentlich? Sobald ich angefangen habe, Farben zu tragen, ist es mit mir durchgegangen (lacht). Es gibt so viele schöne Farben, ich entdecke immer wieder neue Farbkombinationen.
Ich werde oft gefragt: Woher weißt du, dass diese unterschiedlichen Sachen gut zusammenpassen, es sind doch so unterschiedliche Stile? Die Antwort ist: Weil ich sie ausgesucht habe und es mein Stil ist! Das ist die Verbindung. Ich habe einfach gern Spaß mit Mode und mit meiner Wohnung.
Gerade jetzt, zum Beginn der neuen Saison, bin ich von allen meinen Klamotten gelangweilt und würde gern alles ändern. Außerdem wohne ich seit rund vier Jahren in meiner Wohnung und habe die Möbel und die Einrichtung schon hundertmal verändert. Immer, wenn ich gelangweilt bin, streiche ich meine Wände in einer anderen Farbe. Ich brauche immer Veränderung! Ich weiß in der Regel nicht, welche Farbe ich suche, ich gehe einfach in ein Farbengeschäft und die Farbe, die mich am meisten anspricht, wird es dann.
Sobald ich angefangen habe, Farben zu tragen, ist es mit mir durchgegangen.
Ich liebe Vintage-Shopping und ich suche quasi permanent nach „neuen“ Vintage-Sachen. Ich schaue fast täglich auf Etsy, Asos Marketplace und auf Lauritz.com, einer Auktions-Website. Ich liebe es einfach, einzigartige Stücke zu finden. … Im Moment träume ich von einem Kunstwerk von Matthias Van Arkel, den ich kürzlich in einer Ausstellung entdeckt habe. Als ich es gesehen habe, dachte ich: Das bin ich als Kunstwerk! Leider kann ich es mir nicht leisten.
Es ist schwierig, wenn man etwas ganz Spezifisches sucht. Man sollte einfach stöbern. Vielleicht entdeckt man etwas, von dem man gar nicht wusste, dass man es haben will. Diese Dinge stellen sich oft als der beste Kauf heraus!
Der Kopenhagener Stil ist sehr natürlich und unaufgeregt.
Kürzlich wurde ich von einem deutschen Magazin nach dem „skandinavischen Stil“ gefragt. Das finde ich schwierig, weil der Stil so stark variiert, je nach Land. Es gibt wirklich große Unterschiede, ich war häufig in Oslo und häufig in Stockholm. Der Kopenhagener Stil ist sehr natürlich und unaufgeregt. Sneakers statt Stilettos, Vintage-Jeans, ein weites Sweatshirt, kein Make-up und die Haare einfach zum Dutt gebunden. Das ist der dänische Stil.
Nachhaltigkeit! Das ist schon seit vielen Jahren ein Thema in der Modebranche, aber es wird immer wichtiger. Viele dänische Brands versuchen nachhaltiger zu werden und nehmen das Thema sehr ernst. Bei uns gibt es die „Global Fashion Agenda“, die sich dafür einsetzt, dass möglichst viele Modebrands nachhaltiger werden. Wenn ich jetzt ein Label gründen wollte, würde ich ein nachhaltiges Label gründen.
In der Ernährung ist das in Dänemark schon ein riesiger Trend: Alle Menschen kaufen Bio-Essen und haben regelrecht Angst vor Kuhmilch, Fleisch und Gluten. Alles muss eine sehr hohe Qualität haben und den Menschen ist es sehr wichtig, woher ihre Lebensmittel kommen und wie sie produziert werden. Ich denke, das wird sich bald auf andere Lebensbereiche ausweiten.
Immer! Ich habe getanzt bevor ich laufen konnte und gesungen bevor ich sprechen konnte (lacht). Ich hatte immer Spaß daran, Menschen zu unterhalten. Meine Eltern sind auch so. Im Alter von vier Jahren habe ich meine eigenen Theaterstücke organisiert – inklusive Plakaten, Nebenrollen, für die ich Freunde rekrutiert habe, und allem drum und dran. Natürlich hatte ich immer die Hauptrolle (lacht).
Das sind in der Regel kleine Projekte. Die Musical-Szene hier ist nicht groß und wenn man es hauptberuflich machen will, muss man eine spezielle Musical-Schule besucht haben, ansonsten hat man keine Chance, Rollen zu bekommen. Aber ich spiele jedes Jahr in Musicals mit, seit meinem neunten Lebensjahr. Manche davon waren professionelle Produktionen, andere Amateurproduktionen. Ich habe auch eine eigene kleine Theatergruppe mit fünf bis zehn meiner Freunde: Wir treffen uns jeden Donnerstag in meiner Wohnung und improvisieren und proben gemeinsam, einfach zum Spaß.
Ich habe bei „Legally Blonde“ [„Natürlich blond“] mitgespielt und das war der Wahnsinn. Die Show ist so verrückt! Musicals haben einfach etwas Magisches.
Im Alter von vier Jahren habe ich meine eigenen Theaterstücke organisiert. Natürlich hatte ich immer die Hauptrolle!
Ja, ich mache gerne so viele verschiedene Dinge. Vor ein paar Jahren habe ich ein Buch geschrieben und würde gern mehr Bücher schreiben. Ich möchte weiterhin malen, zeichnen, singen und auch auftreten. Und natürlich weiterhin bloggen. Früher sollte man sich immer entscheiden, was man beruflich machen möchte … Kennst du noch diese Freundebücher, für die man Steckbriefe ausfüllen musste? Bei der Frage „Was willst du werden?“ habe ich in jedes Buch etwas Anderes geschrieben (lacht). Ich finde es toll, dass ich jetzt so viele meiner Interessen ausleben kann.
Aber klar! „Paloma Vintage“, spezialisiert auf Vintage-Luxusmode, ist großartig. „Jerome Vintage“ ist der bekannteste Vintage-Laden in Kopenhagen. „Studio Travel“ und „Time’s Up“ sind auch supertoll! In den Straßen Larsbjørnsstræde und Studiestræde sind auch mehrere Vintage-Shops, die etwas günstiger sind.
Fotos: Silje Paul
Layout: Carolina Moscato
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