Kolumne „Wir renovieren eine Villa!“ #3: So planen wir die Sanierung!

Du bist gerade auf Haussuche, möchtest dieses Jahr ein Haus renovieren oder hast einfach ein großes Faible für Vorher/Nachher-Interior-Stories? Dann bist du bei unserer neuen femtastics-Kolumne genau richtig. Büsra Qadir, Gründerin von „Nindyaa“ und Marketingexpertin bei Twitter, und ihr Mann haben vor Kurzem eine Altbauvilla in Niedersachsen gekauft, die sie kernsanieren werden – ein Glücksfund nach sechsmonatiger Suche und rund 20 Hausbesichtigungen zuvor. Büşra, die Mutter einer dreijährigen Tochter ist, nimmt uns ab sofort monatlich mit auf ihre Reise als neue Hausbesitzerin – im letzten Teil folgt dann die große femtastics-Homestory!

Was bisher geschah: Wir haben ein Haus gesucht. Wir haben ein Haus gefunden. Wir haben das gefundene Haus mit Hilfe eines Kredits gekauft. Und was nun? Im Prinzip geht es jetzt ans Eingemachte. Unser neues altes Haus muss saniert werden. Irgendwie aufgewertet, umstrukturiert und energetisch verbessert werden, sodass wir noch dieses Jahr einziehen können. 

Büşra Qadir in der 200 Jahre alten Villa, die sie zusammen mit ihrem Mann gekauft hat.

Seit der Schlüsselübergabe im November letztes Jahres ist so viel, aber gleichzeitig so wenig Sichtbares passiert. Lasst mich etwas ausholen. Ein großer Teil des Erdgeschosses unseres Hauses (rot markiert im Bild unten) war viele Jahrzehnte als Einliegerwohnung vermietet worden und wir haben diesen Teil des Hauses aus verschiedenen Gründen vor dem Kauf nicht sehen können. Sehr riskant, I know!

 

Wir haben es aber ohne viel Bürokratie geschafft, unsere Mieterin zu motivieren eine neue Wohnung zu finden und früh auszuziehen – im Gegenzug dafür haben wir ihren Umzug organisiert und ihre Kosten übernommen, quasi als Deal, um schneller mit unseren Umbaumaßnahmen beginnen zu können. Wenn ich jetzt zurückdenke, war dies eines der heikelsten Themen für uns beim Kauf, denn Häuser mit Mieter*innen zu kaufen, ist gewagt. Bis dato hatten wir noch nie mit Mieter*innen zu tun, geschweige denn waren wir Eigentümer*innen. Hätte sich unsere Mieterin nicht dazu bereit erklärt, schnell auszuziehen, so hätte sie noch bis zu neun Monate in der Wohnung wohnen können aufgrund ihrer langen Kündigungsfrist. Unser kompletter Sanierungsplan für 2022 wäre für die Tonne gewesen. Aber sie zog aus und wir hatten einen großen Teil des Hauses für uns gewonnen. So weit, so gut. 

Grundriss des EG vor den Baumaßnahmen.
Die Nordansicht auf die Villa.

Im letzten Dezember konnten wir endlich die Einliegerwohnung im Erdgeschoss mit dem Rest des Hauses verbinden. Das haben wir ohne viel Tam Tam oder Gewerke einfach selbst in die Hand genommen. Wir riefen ein paar Familienmitglieder zusammen und mit einem Schlaghammer durchbrachen wir zwei Wände, um eine alte vorhandene Tür in der Diele neben dem Eingang rechts und einen vorhandenen Durchbruch frei zu machen. Das war ein ganz großes Highlight für uns, denn auf einmal konnten wir ein Gefühl für das Haus als Ganzes entwickeln. Vorher waren die meisten Räume im EG nicht betretbar für uns gewesen und man wurde über die Treppe in der Diele direkt nach oben geleitet. Jetzt machte der gesamte Grundriss Sinn und die Symmetrie des Hauses kam besser zum Vorschein. 

Nach unserer Nacht- und Nebelaktion, die Einliegerwohnung mit dem Haupthaus zu verbinden, ging es in den darauffolgenden Monaten um eine ausführliche Vermessung und Bestandsaufnahme mit unserem Architekten, Frank Tappermann (der übrigens auch unsere Bauleitung übernimmt). Ohne exakte Grundrisse und Visualisierungen ist es nicht so einfach, Umbaumaßnahmen umzusetzen und die Zeichnungen sind eine essentiell wichtige Grundvoraussetzung beim Bauen im Bestand.

Wir kochen und unterhalten sehr gern Gäste im Haus, daher war die Idee einer große Wohnküche als Herz des Hauses ein wichtiger Bestandteil der Planung.

Wir teilten unseren Architekten genau mit, welche Bedürfnisse und Lebensgewohnheiten wir haben und wir brainstormten viele Stunden gemeinsam, wie unser Haus uns diesbezüglich entgegenkommen kann. Wir wägten ab, welche Ideen umsetzungsfähig sind und welche nicht. Beispielsweise kochen und unterhalten wir sehr gern Gäste im Haus, daher war die Idee einer große Wohnküche als Herz des Hauses ein wichtiger Bestandteil der Planung. Ein anderes Beispiel ist das Thema Wäsche. Ich persönlich finde Waschküchen im Keller doof, weil die Wege von oben nach unten stören und daher planen wir einen HWR/Waschraum direkt im Obergeschoss neben den Schlafzimmern. Mit jeder Idee und jeder fertigen Zeichnung vom Architekten, die in mein Mailpostfach eintrudelte, schlug mein Herz höher. Auf Papier haben wir bisher viele Fortschritte gemacht. Nun sind wir kurz davor, die Pläne für das EG und DG zu finalisieren, sodass wir die Gewerke einschalten können.

Wir lassen die Wand der Südseite samt Schornstein entfernen und stattdessen eine große Giebel-Fensterfront einsetzen, die die Küche lichtdurchfluten soll.

Eines unserer größten Bauvorhaben ist das Schaffen einer neuen Küche mit Essbereich im Erdgeschoss. Da das Haus über Jahrzehnte in zwei Wohnungen unterteilt war, gibt es derzeit keinen zentralen Ort der Zusammenkunft im Haus. Im EG befinden sich momentan zwei kleine Küchen und eine weitere im Dachgeschoss. Mit unserem Architekten hatten wir schon bei der Besichtigung die erste Idee entwickelt, den hinteren Teil des Hauses, die Südseite, komplett neu anzugehen und mit dem Dachgeschoss zu verbinden, um Platz für eine zentrale Wohnküche zu schaffen. Der hintere Teil des Hauses ist vermutlich der älteste Teil des Hauses und hat die letzten zwei Jahrhunderte etwas schwieriger überstanden. Die Räume sind kaum 2,4 Meter hoch und wirken klein und dunkel. An einigen Stellen sind die Wände feucht. Daher erschloss sich uns eine größere und umfangreichere Veränderung von diesem Teil des Hauses.

Unser Plan ist es, die Wand der Südseite samt Schornstein zu entfernen und stattdessen dort eine große Giebel-Fensterfront einzusetzen, welche die Küche lichtdurchfluten soll. Die Raumhöhe würde sich dadurch auf fast 5 Meter erhöhen und wir hätten ein komplett neues Raumgefühl. Außerdem wollen wir oben im DG eine kleine Galerie mit Blick nach unten in die Küche schaffen.

Links die derzeitige Ansicht auf die Südseite und rechts der Grundriss des EG nach Bauvorhaben.
2D und 3D Zeichnungen der zukünftigen Wohnküche.
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Auf Pinterest sammelt Büsra Ideen für ihr Haus.


Um zwei Geschosse miteinander zu verbinden, muss ein*e Statiker*in eingeschaltet werden, die/der genaue Berechnungen macht und schaut, wie sich ein solches Vorhaben sicher umsetzen lässt. Das Haus soll ja nicht einstürzen oder gefährlich instabil stehen. Und genau in dieser Phase befinden wir uns derzeit. Unser Architekt hat einen Statiker mit ins Boot geholt und dieser hat sich das Haus angeschaut und uns schon Vorschläge einer neuen Stahlrahmenkonstruktion geschickt. Diese muss eventuell eingebaut werden, bevor die Abbrucharbeiten beginnen können. Drückt uns die Daumen, dass wir in den nächsten Monaten hier vorankommen und die große Wohnküche bald Gestalt annimmt!

Was die Raumaufteilung im vorderen Teil des Erdgeschosses betrifft, wird es ansonsten wenig Veränderungen geben. Wir wollen im Westen zwei miteinander verbundene Wohnzimmer haben, im Osten wird es ein Arbeitszimmer und ein Gästezimmer mit en suite Bad/WC und kleiner Teeküche geben, das über eine Fenstertür in den Innenhof führen soll. Für das gesamte Haus benötigen wir jedoch eine komplett neue Innendämmung, neue Fenster, neue Haustüren und wollen im Erdgeschoss einen neuen Estrich mit Fußbodenheizung verlegen lassen. Von neuen Wandvertäfelungen und dezenten Stuckelementen ganz abgesehen. Was die leider heruntergekommene Außenfassade unseres Hauses betrifft, so muss das Mauerwerk an vielen Stellen neu aufgearbeitet werden und wir benötigen Malerarbeiten. Über den Garten sprechen wir noch im Detail ein anderes Mal. Das wird noch was! 

Wer mir auf Instagram folgt, weiß, dass ich das Dekorieren und Einrichten liebe und ein ästhetisch angetriebener Mensch bin. Für Innenarchitektur brenne ich schon seit Jahren und taste mich nun mit unserem Hausprojekt zum ersten Mal so richtig an das Thema heran. Dass Materialbeschaffung eine so große Rolle in der Innenarchitektur spielt, war mir bisher nicht bewusst gewesen. Ich beschäftige mich derzeit mit Materialien wie zum Beispiel Holz, Naturstein oder fugenlosen Böden für die Raumgestaltung und finalisiere mit unserem Architekten die Innenräume.

Die Kunst ist es, realistische Entscheidungen zu treffen und ein in sich schlüssiges Raumkonzept zu entwickeln, das zu den Gegebenheiten des Hauses passt.

Mir helfen hierbei vor allem zwei Dinge: Zum einen sind es die Plattformen Pinterest und Instagram als Inspirationsquellen für meine Moodboards. Hier muss ich aber aufpassen, mich nicht zu sehr in den Sog der Interior Accounts ziehen zu lassen und dabei ganz übersättigt und noch unentschlossener zu werden, weil es unendlich viele Möglichkeiten gibt. Ich denke die Kunst ist es, realistische Entscheidungen zu treffen und ein in sich schlüssiges Raumkonzept zu entwickeln, das zu den Gegebenheiten des Hauses passt.

Zum anderen hilft mir eine 3D-Visualisierungs App namens “Home Design” (keine Werbung). Ich habe sie mir auf mein Tablet geladen und kann in wenigen Schritten komplette Räume entfernen, verschiedene Materialien ausprobieren und vergleichen. Das ist ein bisschen wie “Sims” zu spielen (wer erinnert sich?). Ich erstelle dank dieser App regelmäßig Ideen für die Innenräume, die ich dann mit unserem Architekten abgleichen kann. 

Foto links: Julius Matuschik

In den nächsten Wochen geht es weiter mit der Entrümpelung, dem Abriss einiger Wände, der Besorgung von Baumaterialien, Badplanung, Küchenplanung und und und. Ich freue mich schon darauf, euch mitzunehmen!

Hier findet ihr Büşra Qadir:

Hier findet ihr alle Folgen der Kolumne.

Fotos: privat, Aufmacherbild: Julius Matuschik

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