„Milk Made“ versorgt Hamburg mit natürlichem, handgemachten Eis

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22. August 2019

„Eigentlich bin ich in mein eigenes Business ein bisschen hineingestolpert“, sagt Judith Glatzer. Sie ist Gründerin von „Milk Made“, einer Eismanufaktur in Hamburg. Genau genommen entdeckte die 30-Jährige sogar ihre Eis-Liebe nur zufällig im Studium. Weitere ungeplante Wendungen und ein paar Jahre später ist sie alleine Geschäftsführerin, die mit unglaublicher Kraft ihr Unternehmen leitet und ständig weiterentwickelt. Mit ihrem türkisfarbenen Eiswagen ist sie auf Events unterwegs und versorgt Hamburg mit natürlichem, handgemachtem Eis. Uns erklärt sie im Interview, wieso Eis nicht nur ihre Kunden glücklich macht, sondern wie sie selbst mit diesem leckeren Business ihre beruflichen Träume verwirklicht.

 

femtastics: Was ist das Besondere an eurem Eis?

Judith Glatzer: Wir machen jedes Eis selbst und einzeln in unserer Eismaschine. Andere Manufakturen rühren eine große Basismasse an und verfeinern diese dann mit weiteren Zutaten. Aber meiner Meinung nach schmeckt man das. Bei manchen Eissorten gibt es bei uns eine kleine Anpassung in den Grundzutaten – und darauf wollen wir nicht verzichten.

Ihr habt so tolle Sorten wie Franzbrötchen, Brownie, Basilikum-Zitrone, aber auch viele Klassiker wie Schokolade oder Erdbeer-Sorbet. Wie stellst du sie her?

Für alle Sorten versuchen wir so viel wie möglich selbst zu machen: Die Karamellsauce kochen wir selbst, wir backen hier die Brownies und das Granola als Topping auch. Die Kräuter holen wir vom Gemüsehändler um die Ecke und wir verwenden oft Tiefkühlfrüchte, weil die im Geschmack intensiver sind. Unser Milcheis wird mit frischer Milch und frischer Sahne gemacht.

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Wir treffen Judith in ihrer Eismanufaktur. Das Interview führt femtastics-Autorin Anissa Brinkhoff.

 

Für alle Sorten versuchen wir so viel wie möglich selbst zu machen: Die Karamellsauce kochen wir selbst, wir backen hier die Brownies und das Granola als Topping auch.

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Was ist für dich gutes Eis?

Mir ist die Konsistenz wichtig. Manches Eis ist es mir zu zäh und es dürfen natürlich keine Eiskristalle drin sein. Ich bin auch kein Freund von sieben Zutaten in einem Eis. Gerne Basic mit einer besonderen Zutat. Und bitte nicht zu süß! Wir verwenden ganz normalen weißen Zucker in unserem Eis, haben in den Fruchtsorten viel Glucose als Ersatz. Zuckerfreies Eis will ich nicht machen, weil Eis für mich immer ein Dessert oder eine Süßigkeit bleibt.

Was kommt nicht in euer Eis?

Wir verwenden kein Ei, sondern natürliches Bindemittel wie Guarana oder Johannesbrotkernmehl. Und künstliche Farbstoffe, Geschmacksverstärker oder Produkte in Pulverform verwenden wir auch nicht. Leider machen wir kein Bio-Eis. Dafür müssten wir unsere Küche zertifizieren lassen und es würde uns auch in der Produktauswahl einschränken. 

Warum der Name „Milk Made“?

Eigentlich wollten wir „Milk Maid“, also Milchmädchen, heißen, der Markenname war aber geschützt. Deswegen sind wir ganz pragmatisch auf „Milk Made“ umgestiegen. Für uns bedeutet Milch aber nicht immer gleich Kuhmilch, sondern wahlweise auch Kokos-, Mandel- oder Reismilch. Wir stellen also auch veganes Eis her.

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Für uns bedeutet Milch nicht immer gleich Kuhmilch, sondern wahlweise auch Kokos-, Mandel- oder Reismilch.

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Wie kam es dazu, dass wir hier in deiner Eis-Produktionsküche sitzen und über dich als Unternehmerin sprechen?

Ich habe Sonderschulpädagogik studiert, aber währenddessen schon gemerkt, dass es nichts ist für mich. Den Bachelor habe ich trotzdem abgeschlossen, um eine fertige Ausbildung zu haben – und währenddessen nebenbei in einer Eisdiele gejobbt. Über einen Freund bin ich dann als Produktionsassistentin zum Werbefilm gekommen und habe da zwei Jahre gearbeitet. Wieder dachte ich, dass es nichts für mich ist. Dann wurde meine alte Chefin aus dem Eisladen schwanger und ich habe während ihrer Elternzeit den Laden übernommen. Als sie zurückkam, wollte ich nicht angestellt in einem Eisladen arbeiten. Da war mir klar, dass ich einen eigenen Eisladen aufmachen muss. Gegründet habe ich „Milk Made“ noch mit einer Partnerin, die aber Anfang 2018 ausgestiegen ist.

Was hat dir in deinen ersten Jobs gefehlt?

Beim Film hatte ich viel Büroarbeit, feste und lange Arbeitszeiten. Ich brauche aber eine Balance zwischen geistigem Input und körperlicher Arbeit. Ich bewege mich einfach so gerne. 

Woher weißt du, wie man Eis macht?

Das habe ich damals im Eisladen gelernt und vor der Gründung habe ich noch eine 10-tägige Weiterbildung in Süddeutschland gemacht. Aber ich glaube, dass es beim Eismachen wie beim Backen ist: Man hat einfach ein Gefühl dafür oder nicht. Es gibt Meister, die viel mehr theoretisches Wissen haben als ich. Ich arbeite eher aus dem Gefühl heraus und schrecke vor nichts zurück, was Sorten oder Kombinationen betrifft.

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Wie hast du dich über die unternehmerischen Herausforderungen bei der Gründung informiert?

Ich war bei der Handelskammer und habe mich durchgefragt. Zu Beginn war die Idee, einen richtigen stationären Eisladen aufzumachen. Und dafür haben meine Mitgründerin und ich auch einen Business-Plan geschrieben und den für einen Kredit bei der Bank eingereicht. Wir haben dann aber einfach keine Räumlichkeit gefunden, die uns beiden gefiel.

Was habt ihr stattdessen gemacht?

Im Internet haben wir gesehen, dass sie in England oft diese ausgebauten LKW-Trailer als Eisladen nutzen. Da haben wir uns gedacht: Wenn wir keinen Laden finden, müssen wir uns selbst einen bauen! Dadurch brauchten wir auch den Kredit nicht mehr, sondern haben die geringeren Kosten selbst und mit Hilfe unserer Eltern gestemmt.

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Ich arbeite eher aus dem Gefühl heraus und schrecke vor nichts zurück, was Sorten oder Kombinationen betrifft.

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Wie habt ihr losgelegt?

Meine Mitgründerin und ich sind in unser Business hineingestolpert. Wir haben im März 2016 gegründet. Anfangs habe ich nebenher noch beim Film gearbeitet, aber als meine Partnerin hier ausstieg, musste ich von jetzt auf gleich ganz für mein Unternehmen arbeiten.

Wie sieht deine Arbeit für „Milk Made“ jetzt aus?

Ich produziere eigenes Eis und verkaufe das auf Straßenfesten, Festivals und anderen Events. Das haben wir in den ersten Jahren viel gemacht, um Aufmerksamkeit zu bekommen, aber diese Arbeit ist sehr wetterabhängig. Im Sommer buchen uns mittlerweile auch viele Menschen für Hochzeiten, Geburtstagsfeiern oder Unternehmensfeste. Und als drittes Standbein haben wir noch die Kooperationen mit Catering-Firmen und Restaurants. Manchmal bin ich auch als Beraterin gemeinsam mit den Köchen kreativ. Ich setze mich mit ihnen zusammen und wir überlegen, welche Eissorten ins Restaurant passen, oder ob das Eis mal zwischen einzelnen Gängen im Menü serviert werden kann.

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Bei so viel Abwechslung – wie sieht dein Alltag aus?

Weil ich keinen Verkauf im eigenen Laden habe, gibt es bei mir auch kein Daily-Business. Jeder Tag sieht anders aus. Und wenn ich mal hier Eis produziere, kann ich ganz kreativ Neues entwickeln und muss nicht nur die Sorten anfertigen, die wir täglich verkaufen.

Wie wuppst du das alles?

Ich habe gerade zwei 450-Euro-Kräfte. Eine meiner Mitarbeiterinnen hat auch schon gelernt wie man Eis friert und nimmt mir das jetzt ab, weil ich so viel Bürokram machen muss. Meine zweite Aushilfe kümmert sich jetzt um Social Media und Content.

Wie hast du die Veränderung organisiert, als deine Mitgründerin gegangen ist?

Der tolle Sommer letztes Jahr hat mich ganz schön gefordert. Ich hatte unfassbaren Rückhalt von meiner Familie und Freunden, die hier auch mal nachts mit mir standen oder am Wochenende bei Veranstaltungen mitgeholfen haben. Sie haben mich super aufgefangen, ohne sie hätte ich das letzte Jahr nicht geschafft. Ich musste mein Unternehmen trotzdem umstrukturieren und habe mich dann auch mit Freunden zusammengesetzt, die in der Beratung arbeiten. Diese Saison geht es schon viel besser.

Würdest du so eine externe Beratung empfehlen?

Auf jeden Fall. Hätte ich alleine gegründet, hätte ich das auch schon früher gemacht. Man kann sich definitiv über-vorbereiten, aber wir sind damals einfach ins kalte Wasser gesprungen und haben geschaut, ob wir schwimmen können. Da hätte uns eine Grundstruktur schon sehr geholfen. Auch beim Abklappern aller Ämter für Genehmigungen ist es toll, wenn man Beratung von jemand Erfahrenen bekommen kann.

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Ich habe einfach Lust, morgens die Eisfahne rauszuhängen und dann Eis zu verkaufen.

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Beobachtest du die Konkurrenz?

Viel zu selten. Ich würde gerne viel häufiger anderes Eis essen. Aber bei gutem Wetter stelle ich mich nicht in eine lange Schlange, wenn ich auch meinen eigenen Kühlschrank aufmachen kann. Ich kenne auch kein krasses Konkurrenz-Denken. In einigen Läden schmeckt es mir einfach nicht, andere sind wiederum Freunde von mir und man gibt sich gegenseitig Tipps.

Was sind deine nächsten Ziele?

Irgendwann würden wir gerne auch unsere Eiswaffeln selbst produzieren. Aber der große Plan für 2020 ist, einen stationären Eisladen aufzumachen. Weil die Nachfrage einfach da ist. Anfangs war ich so ängstlich, aber inzwischen haben so viele andere Eisläden eröffnet, dass ich das auch will. Ich habe einfach Lust, morgens die Eisfahne rauszuhängen und dann Eis zu verkaufen.

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Wie passt du auf, dass du nicht zu viel arbeitest?

Letztes Jahr habe ich das gar nicht gemacht und da ging es mir körperlich gar nicht gut. Im Dezember bin ich dann für vier Wochen nach Neuseeland zu Freunden geflogen und habe dort den Reset-Knopf gedrückt. Ich musste lernen, meine eigenen Ansprüche herunterzuschrauben und Aufträge auch mal nicht anzunehmen. Eine Zeit lang habe ich mir wirklich ein Bein ausgerissen. Dabei sind die Kunden gar nicht böse, wenn man mal absagt, sondern fragen tatsächlich auch ein zweites Mal an.

Dieses Selbstbewusstsein muss man sich als Gründerin vielleicht erst erarbeiten …

Genau. Aber die viele Arbeit hat sich ja auch gelohnt. Dieses Jahr ist es schon um einiges entspannter für mich. Viele andere Gründer in meiner Branche sind Männer und von denen habe ich mir abgeschaut, einfach mal loszulegen. Eigentlich plane und achte ich immer auf alles, aber manchmal muss man einfach loslegen.

Vielen Dank für das Interview, Judith, und weiterhin viel Erfolg!

 

 

Hier findet ihr „Milk Made“:

Fotos: Sarah Buth

Interview: Jana Ackermann

Layout: Kaja Paradiek

4 Kommentare

  • Svenja sagt:

    Das Eis sieht wirklich fantastisch aus, ich bin gerade im Auslandsjahr USA und lerne gerade ganz anderes Eis als in Deutschland kennen! Eures probier ich aber auf jeden Fall auch mal aus!

    Liebe Grüße

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