Suspensio Regina: „Nacktheit ist politisch!“

Fotos: 
12. Mai 2015

Die Pariser Künstlerin „Suspensio Regina“ kämpft für Frauenrechte und nutzt dafür das vielleicht Intimste, das sie hat: ihre Vagina. Ihre Kunst nennt sie „Freeminisme“ – was das genau ist, hat sie uns nach ihrer Performance in der Hamburger Galerie Genscher erzählt.

Femtastics: Wovon handelt deine Kunst?

Suspensio Regina: Meine Kunst ist die Suche nach mir selbst. Es ist ein Weg, aus meinem Dasein als Frau auf eine gewisse Weise auszubrechen und mich in diesem Moment nicht für mein Frausein rechtfertigen zu müssen.

Was ist dein Motiv?

Zorn und Wut sind meine größten Motive. Ich kämpfe für Frauenrechte. Ich nenne das „Freeminisme“ – anstelle von Feminism. Was ich tue, ist mehr als Feminismus.

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 Ich möchte mit meiner Nacktheit Menschen dazu bringen, Probleme zu diskutieren.

Deine Kunst ist auf jeden Fall sehr politisch.

Das stimmt. Nacktheit ist politisch! Ich zeige mich beziehungsweise meine Vagina nicht einfach so. Mir geht es darum, Aufmerksamkeit für soziale Probleme zu bekommen. Die Welt liegt momentan ziemlich im Argen, man denke nur an die Geschehnisse rund um den Anschlag auf die Redaktion von „Charlie Hebdo“ Anfang dieses Jahres. Ich bin sehr sensibel, wenn es um Gerechtigkeit geht. Ich fühle ein System, das größer ist als Menschlichkeit.

Und dafür nutzt du deine Nacktheit?

Ich möchte mit meiner Nacktheit Menschen dazu bringen, Probleme zu diskutieren. Während ich den Abdruck meiner Vagina hinter dem Vorhang mache, projiziere ich gleichzeitig Erlebnisse und Erfahrungen an den Vorhang. Dabei begebe ich mich in eine gewisse Gefahr. Die Menschen wollen Nacktheit sehen, aber das ist ok. Ich kann es nutzen.

Es ist etwas sehr Intimes.

Mein Leben geht in die falsche Richtung, seit ich geboren bin. Aber Menschen interessieren sich für mich und das nutze ich. Niemand ist frei.

Deine Performance ist auch Stück weit eine Medienkritik, oder?

Das ist sie! Ich will Sachen rausschreien.

Was passiert mit dem Abdruck deiner Vagina?

Er verfällt wieder zu Staub. Das ist ok. Es ist etwas Abgeschlossenes. Ich möchte zeigen: Wenn ich es kann, kann es jeder. Es ist an der Tagesordnung, dass wir mit Schreckensszenarien unterdrückt werden. Wir sollen Angst haben, überall lauert angeblich Gefahr. Bei meiner Performance habe ich auch große Angst – aber wenn ich es schaffe, habt ihr alle die Kraft, es zu tun. Es gibt keine Gefahr!

Du bist während der Performance hinter dem Vorhang versteckt. Welche Gefühle hast du?

Während der Performance bin ich wie in Trance und versuche in den 20 Minuten meine Botschaft rüberzubringen. Danach bin ich sehr gelöst und glücklich.

Vielen Dank, Regina.

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