Theresa Lachner ist Sexualberaterin, Gründerin des Sexblogs „Lvstprinzip“, Podcasterin und Buchautorin. Anlässlich des Weltfrauentags hat sie für uns ein Meinungsstück zum Thema weibliche Selbstermächtigung verfasst, denn wir sollten unsere Sexualität unbedingt so ausleben wie wir es möchten, uns frei machen von (Porno-)Klischees und fremden Erwartungen davon wie Sex zu sein hat, und unsere Vorlieben im Bett frei ausleben – mit anderen, aber auch mit uns selbst.
Partner dieses Artikels ist Beate Uhse. Zum Internationalen Frauentag meldet sich die Brand mit einer neuen Marken-DNA zurück. Inspiriert vom Mut und der Vision der Gründerin Beate Rotermund-Uhse, die 1962 den ersten Sexshop der Welt eröffnete, startet heute die Kampagne „Freiheit für die Liebe“. Diese thematisiert vor allem Selbstbestimmung und stellt unabhängige Frauen mit ihren starken Charaktereigenschaften in den Vordergrund. Mehr dazu findet ihr unter www.FREIHEITFUERDIELIEBE.de und am Ende dieses Artikels.
Hi, ich bin Theresa und ich mag Sex. Diesen Satz sage ich oft, und auch noch genau so oft, bis er sich nicht mehr wie eine kleine Rebellion anfühlt. Denn Frauen sollen sexy sein – aber sexuelle Wesen, so mit Körperflüssigkeiten und eigenen Bedürfnissen?
Ich schreibe über Sex, seit ich Anfang zwanzig bin. Letztes Jahr habe ich außerdem noch eine Ausbildung zur systemischen Sexualberaterin abgeschlossen. Ich spreche also von Beruf mit sehr, sehr vielen Menschen über Sex, die meisten davon sind Frauen. Und viele davon scheinen nicht wahnsinnig glücklich mit ihrem Sexualleben zu sein.
Die Studienteilnehmerinnen, die häufig zum Orgasmus kamen, kamen öfter in den Genuss von Cunnilingus, langen Küssen, manuelle Genitalstimulation und waren insgesamt zufriedener mit ihrer Beziehung.
Das ist inzwischen sogar wissenschaftlich belegt: 2017 haben amerikanische Forscher rund 50.000 Frauen und Männer zwischen 18 und 65 Jahren zu ihrem Sexualleben befragt, und dabei herausgefunden, dass beim heterosexuellen Geschlechtsverkehr ein ganzes Drittel der Frauen überhaupt nicht zum Orgasmus kommt. Bei den heterosexuellen Männern sind es 95 Prozent. Diese „Orgasmuslücke“ ist an sich skandalös genug, aber es gibt eine weitere, die diese Lücke noch einmal in Relation setzt: von den befragten lesbischen Frauen haben nämlich ganze 86% beim Sex einen Orgasmus. Spätestens jetzt greift der Mythos der fürchterlich komplizierten weiblichen Sexualität, die eben schwerer zu entfachen sei als die simple, neanderthalermäßige männliche, einfach nicht mehr. Wir tun uns keinen Gefallen mit diesem Mythos. Und er ist außerdem Quatsch:
Die Studienteilnehmerinnen, die häufig zum Orgasmus kamen, kamen öfter in den Genuss von Cunnilingus, langen Küssen, manuelle Genitalstimulation und waren insgesamt zufriedener mit ihrer Beziehung.
It’s not rocket science, möchte man meinen. A propros: 1969 hat der erste Mann den Mond betreten. 1982 wurde das Internet erfunden. Und sage und schreibe 1998 hat die australische Urologin Professor Helen O’Connell die tatsächliche Form der Klitoris erforscht. Da war ich zwölf.
Echt jetzt? Ja, echt. Das denke ich oft, dieses „echt jetzt?“. Wenn Menschen mir sagen, wie ungewöhnlich sie meinen Beruf finden. Wenn Frauen mir sagen, dass Selbstbefriedigung nichts für sie ist, und sie sich nie nie nie freiwillig mit einem Spiegel „da unten rum“ anschauen würden. Wenn Männer sich wundern, dass Frauen nicht unkommentiert innerhalb von drei Minuten zum Orgasmus kommen, aber auch irritiert sind, wenn man ihnen Anhaltspunkte gibt wie es denn klappen könnte. Wenn Medien immer noch über die Lage und Existenz des G-Punkts mutmaßen. Echt jetzt?
Schon Freud hat gefragt „Was aber will das Weib?“ – und dann, anstatt die Antwort abzuwarten, wahrscheinlich ein Näschen Koks gezogen und sich ein Ranking von „reifen“ vaginalen und „unreifen“ klitoralen Orgasmen ausgedacht – das therapeutisch tätige Menschen wie ich auch noch rund 100 Jahre später aus den Köpfen ihrer Klient*innen rauszubekommen versuchen. Echt jetzt? Ja, wirklich. Leider.
Es hilft tatsächlich ungemein, seinen eigenen Körper sehr gut zu kennen, bevor man andere Menschen an diesen ranlässt.
Denn natürlich gilt: Jeder Orgasmus ist gut. Kein Orgasmus ist auch ab und zu mal in Ordnung. Aber zu wissen, wie man sich selbst einen Orgasmus verschaffen kann, halte ich für eine ebenso überlebenswichtige Kulturtechnik wie morgens Zähne zu putzen. Klientinnen, die unzufrieden mit ihrer Sexualität sind, aber nicht wissen wollen, wie sie selbst aussehen, schmecken, riechen und sich anfühlen, bekommen von mir Selbsterfahrungs-Hausaufgaben. Und manchmal auch ein Toy. Denn Selbstbefriedigung ist ganz wortwörtliche Selbstliebe. Es sich selbst gut besorgen zu können, macht autonom, selbstbewusst, glücklich und frei.
Und auch wenn ich nicht an den Glückskeksspruch glaube, dass man von anderen nur geliebt werden kann, wenn man sich selbst liebt, hilft es tatsächlich ganz ungemein, seinen eigenen Körper sehr gut zu kennen, bevor man andere Menschen an diesen ranlässt.
Es ist 2021 und jede Frau sollte ihre sexuelle Freiheit genau so leben können, wie sie das möchte.
Genau so wenig wie wir im Restaurant zu Partner*innen sagen würden: „Bestell du für mich, du weißt doch, was mir am besten schmeckt.“ – sondern sagen: „Heute hab‘ ich Lust auf Nudelsuppe, also einmal A26 mit extra Limette, bitte!“ – sollte man auch im Bett die Verantwortung für die eigene Lust in im Zweifelsfall inkompetentere Hände legen. Wer sollte es schließlich besser wissen als man selbst?
Stattdessen sollten wir uns fragen: Was will ich eigentlich gerade? Mehr Streicheln, weniger Druck, längeres Küssen, langsamer, schneller? Und das dann seinem Gegenüber auch mitteilen. Denn nur so kann man tatsächlich genau das bekommen, was man sich wünscht. Es ist 2021 und jede Frau sollte ihre sexuelle Freiheit genau so leben können, wie sie das möchte – egal, ob das bedeutet, gar keinen Sex zu mögen, sich selbstbewusst den Hintern versohlen zu lassen, nur Kuschelsex zu wollen oder in einer monogamen Beziehung mit dem Lieblingstoy auf der Couch rumzuhängen. Nehmen wir uns diese Freiheit – bis irgendwann sehr, sehr viele von uns sagen: Hi! Ich mag Sex.
Freiheit für die Liebe bedeutet für mich, der Selbstbestimmung Raum zu geben und vorurteilsfrei seine Vorlieben ausleben zu können.
Heute startet die Kampagne „Freiheit für die Liebe“ von Beate Uhse. Diese thematisiert vor allem Selbstbestimmung und stellt unabhängige Frauen mit ihren starken Charaktereigenschaften in den Vordergrund.
Inspiration für die Kampagne sowie die neue Marken-DNA ist die Gründerin selbst (Schwarzweißfoto). Die im deutschen Wargenau geborene Beate Rotermund-Uhse hatte viele Facetten. Sie war Kunstflugpilotin und Geschäftsfrau, aber vor allem war sie eines: Visionärin. Als gefragte Ratgeberin für Sexualität war sie ihrer Zeit voraus und baute in den 50er-Jahren ein Versandhaus für Erotikzubehör auf. Mit großem Erfolg gründete sie wenige Jahre später das weltweit erste „Fachgeschäft für Ehehygiene“, welches sich zu einem börsennotierten Unternehmen entwickelte. Selbstverwirklichung und Hingabe waren für Beate selbstverständlich, genauso wie ihre Offenheit und die Liebe zum Leben.
Als Kampagnengesichter konnten Paula Lambert, Sexpertin im deutschen Fernsehen (li.), Pari Roehi, Transaktivistin (Mitte) und Maria Astor, Influencerin (re.) gewonnen werden. „Freiheit für die Liebe bedeutet für mich, Menschen so zu akzeptieren wie sie sind – ohne Erwartungen zu haben und sie ändern zu wollen.“, sagt Pari Roehi in einem Interview und Maria Astor ergänzt: „Freiheit für die Liebe bedeutet für mich, der Selbstbestimmung Raum zu geben und vorurteilsfrei seine Vorlieben ausleben zu können.“
„Wir müssen Tabus zusammen brechen – together we can make it!“ Ein tolles Videointerview mit Pari Roehi, Transaktivistin, das im Rahmen der Kampagne entstanden ist.
In dem neu gestalteten Onlineshop von Beate Uhse erwartet euch eine umfangreiche Auswahl an Dessous, Sex Toys und Lifestyle-Artikeln. Zudem bietet die Rubrik „Magazin“ Ratgeberbeiträge wie beispielsweise zu Partneryoga, achtsamer Masturbation und eine Kolumne von Sexualtherapeutin Nynke Nijman. Hier geht’s zum Onlineshop. Viel Spaß beim (Selbst-)Entdecken!
Teaserfoto: Theresa Lachner, fotografiert von Martin Holzner
– Werbung: Dieser Artikel ist in Zusammenarbeit mit Beate Uhse entstanden –