Zur Startseite
Wellbeing

Ich werde 40! ... und jetzt?

16. Dezember 2025

geschrieben von Anna Weilberg

Collage 40 werden

femtastics Co-Gründerin Anna wird 40 und macht sich Gedanken.

Übers 40 Werden wurde schon viel geschrieben und trotzdem habe ich das Gefühl, dass es dazu gerade *jetzt* so viel zu sagen gibt. Ich bin 1986 geboren – zusammen mit einer Gruppe meiner Millennial-Freund*innen werde ich also nächstes Jahr 40 (Waaaas?!). Vielleicht macht mich eine selektive Wahrnehmung demnach momentan besonders empfindsam für Themen rund ums 40 Werden, ich bin aber auch überzeugt, dass dieses Alter gerade eine besondere Rolle in unserer Gesellschaft spielt. 

Ich könnte mit den typischen augenzwinkernden Anspielungen aufs Älterwerden einsteigen – dass ich diesen Text mit meiner Lese-/Arbeitsbrille schreibe, dass ich dringend einen Physiotherapietermin wegen meiner Rückenschmerzen machen muss; aber lasst uns stattdessen lieber auf etwas Positives blicken.

Wir sind die heiße Zielgruppe

statista.de" schrieb kürzlich: „Am Stichtag des 31. Dezember 2024 betrug die Anzahl der weiblichen Bevölkerung in Deutschland insgesamt rund 42,3 Millionen. Die mengenmäßig größte Altersgruppe war die der Personen im Alter zwischen 40 und 59 Jahren.“ Aha! Kein Wunder also, dass Frauen* ab 40 gerade gefühlt überall Thema sind. Sie sind, rein wirtschaftlich betrachtet, eine sehr relevante Zielgruppe. Plötzlich wird öffentlich über die (Peri-)Menopause gesprochen und es ploppen immer mehr Angebote von Nahrungsergänzungsmitteln über Podcasts bis zu Retreats auf, die den Wechseljahren gewidmet sind. ... Ja, okay, hoffentlich haben wir 40-Werdenden noch etwas Zeit bis zur Menopause, aber – auch femtastics hat darüber schon informiert – die Perimenopause beginnt bei den meisten Frauen* im Alter von Mitte bis Ende 30. Also ja, auch wir sind die Zielgruppe.

40 ist das neue ...

Gleichzeitig, so heißt es ja, ist 40 „das neue 30“, weil wir alle uns jünger fühlen, durchschnittlich älter werden, und sich für viele Menschen einiges im Leben nach hinten verschoben hat. Mit 40 Mutter werden? Kommt immer häufiger vor (wenn auch immer noch relativ selten). Mit 40 nochmal beruflich neu anfangen? Na klar! Mit 40 die Leidenschaft fürs Krafttraining oder Surfen entdecken? Go, Sis! Mit 40 einen jüngeren Mann daten? Macht nicht nur Anne Hathaway im Film. Das sind keine Symptome von "Midlife Crisis", das ist Freude oder Mut sich selbst neu zu entdecken. Und „Instagram“ – oder „TikTok“ (da sind wir ja auch unterwegs, wir wollen schließlich am Ball bleiben) – sind voll von Videos, in denen "40Plus"-Frauen* uns zeigen, wie hot sie aussehen.

Als wir unsere femtastics-Community nach ihren Erfahrungen mit dem 40 Werden gefragt haben, kamen so viele positive Antworten: von „Ich fühl mich viel jünger als 40!“ (geht mir auch so! Aber wie soll sich 40 denn anfühlen?) bis zu „Mir ging es noch nie so gut wie jetzt!“. Auch hier von der viel beschriebenen „Midlife Crisis“ keine Spur. 

"Frauen* ab 40 sind, rein wirtschaftlich betrachtet, eine sehr relevante Zielgruppe."

Crisis? What Crisis?

Ob sich auch diese mit unserer gestiegenen Lebenserwartung nur verschoben hat und wir heutzutage einfach mit 50 statt 40 in die große, existentielle Krise verfallen? Glaube ich nicht. Millennials sind doch sowieso von ständigen Krisen geprägt: Klimakrise (und noch immer keine Lösung für sie in Sicht), immer wieder wirtschaftliche Krisen und der Abschied von Träumen wie dem Eigenheim oder der sicheren Rente, politische Unsicherheiten, Dauerstress und Burnouts, und der permanente Druck, mit Social Media und neuen technologischen Entwicklungen mithalten zu müssen.

Da kann noch so viel über die „Quarterlife Crisis“ geschrieben werden – ich glaube, wir sind einfach immer wieder in einer Krise, die wir dann (hoffentlich) wieder überwinden, um uns der nächsten Krise zu widmen. Kein Wunder, dass wir alle so oft (oder permanent irgendwie) erschöpft sind und so gerne Yoga-Retreats buchen.

Und zumindest in meinem Umfeld haben auch nicht alle gejubelt als sie 40 wurden. Es ist leicht, zu feiern, wenn man alles von seiner persönlichen Lebens-Check-Liste erreicht hat, aber das Leben läuft ja nicht immer nach Plan und manch einer hätte sich "40" vielleicht anders gewünscht.

"Let’s face it, wirklich ruhiger wird es für viele Frauen* ab 40 nicht."

Rushing on

Ehrlich gesagt, endet also auch die so genannte „Rush Hour des Lebens“, die laut „Wikipedia“ einer Lebensphase „von Mitte 20 bis Ende 30“ zugeschrieben wird (weil in dieser Zeit so viel passiert), nicht mit den 30ern. Denn, let’s face it, wirklich ruhiger wird es für viele Frauen* ab 40 nicht. Nicht nur, weil wir durchschnittlich immer später Mütter werden – und die Kinder also noch lange nicht „aus dem Haus“ sind, wenn wir 40 werden. Oder weil wir mit über 40 nochmal beruflich (neu) durchstarten.

Es kommen neue Themen dazu: Unsere Eltern werden älter (falls sie noch leben) und verlangen uns Care-Arbeit der anderen Art ab; der finanzielle Druck, sich um die eigene Altersvorsorge zu kümmern, um später nicht in Altersarmut zu rutschen, wächst; Altersdiskriminierung spielt für Frauen*, besonders beruflich, noch immer eine große Rolle und wird für uns relevanter; das Hormonchaos des weiblichen Zyklus’ wird (da sind wir wieder beim Thema) um die (Peri-)Menopause ergänzt … 

Kurzum, ich erwarte nicht, dass mein Leben ab 40 leichter wird. 

... und jetzt?

Aber ich würde es mir wünschen. Vor allem, dass ich selbst mir und meinem Leben immer mehr Leichtigkeit und gleichzeitig Sicherheit geben kann. Dass ich mich weiterhin immer besser mit mir selbst fühle und dabei immer weiter, immer besser an mir arbeiten kann. Nicht, um falschen Anforderungen von außen zu entsprechen, sondern, um immer glücklicher, stärker, ausgeglichener, zufriedener mit mir selbst zu werden – trotz allem, was auf mich zukommt, auf das ich keinen Einfluss habe.

In diesem Sinne: Auf die 40er! (Und hoffentlich die 50er, 60er, 70er, ...!)