Wohnt im berühmtesten Ferienhaus in St. Peter-Ording: Zu Besuch bei Alexandra Holscher von „Très Click“!

Ohne die Journalistin Alexandra Holscher (36) würde es die Hauptmannkate in St. Peter-Ording an der Nordsee heute wohl nicht mehr geben. Denn an dem großzügigen Reetdachhaus, in dem einst der Schriftsteller Gerhart Hauptmann Teile seiner Lyrik verfasste, war auch der Besitzer eines bekannten Hotels im Ort interessiert. „Wir wissen alle, was das bedeutet: Das Haus hätte wahrscheinlich neuen Appartements für Touristen weichen müssen.“ sagt Alex.“ Das wollten wir verhindern!“ Gesagt, getan: Am Ende bekamen sie und ihr Mann den Zuschlag für ihr zukünftiges Ferienhaus – inklusive sattem Preisnachlass. Wir haben die Mitgründerin des Onlinemagazins „Très Click“ zum Interview getroffen und über wahr gewordene Träume, Verhandlungsgeschick und einen lang erwarteten Ruck in der Medienbranche gesprochen. 

Happy Family: Alexandra Holscher, ihr Mann David, Sohn Malo (3) und Hund Charlie im Ferienhaus in St. Peter-Ording.
„Das Haus gibt es schon seit ca. 1780. Es stand ursprünglich vorm Deich und wurde dann verlegt, damit es nicht umgespült wird. An einem Tisch, den wir erhalten haben, saß Gerhart Hauptmann um zu arbeiten. Außerdem gibt es den Mythos, dass in einer Wand Weinflaschen drin sein sollen, mit unveröffentlichen Gedichten und Schriftstücken. Das konnten wir aber noch nicht überprüfen.“, erzählt Alex.

Heute weiß ich, dass es das meist fotografierte Haus im Ort ist, auch wegen seiner besonderen Geschichte.

femtastics: Wie habt ihr euer Haus in Sankt Peter-Ording gefunden?


Alexandra Holscher: Dank unserem Hund Charlie! Wir waren spazieren, als ich gerade mit unserem Sohn schwanger war. Es war ein sonniger Oktobertag und Charlie war ganz aufgeregt und hat unser Haus quasi „erschnüffelt“. Wir sind ihm hinterhergegangen und plötzlich stand da dieses Haus. Wir waren sofort begeistert – heute weiß ich, dass es das meist fotografierte Haus im Ort ist, auch wegen seiner besonderen Geschichte. Wir haben uns das Haus dann näher angeschaut. Wenig später bekamen wir die Möglichkeit, es von innen zu besichtigen – da waren wir aber erstmal ein bisschen schockiert. 

Alex hat 2014 zusammen mit ihrer Freundin und Kollegin Ninon Götz das Onlinemagazin „Très Click“ gegründet.

Warum?

Weil uns erst da klar wurde, dass hinter dem „kleinen“ Haus, das man von vorne aus sieht, noch eine größere Version steht, quasi eine Replik. Sie wurde von den Schwiegereltern des damaligen Besitzers angebaut. Wir haben dann ein halbes Jahr überlegt, ob wir das Ganze überhaupt finanzieren können. Und natürlich stand die Frage im Raum, ob ein Ferienhaus in Sankt Peter praktikabel ist – gerade mit einem kleinen Kind. Die Autofahrt von Hamburg dauert aber nur eineinhalb Stunden und eignet sich gut für einen Mittagsschlaf, sodass die Nerven bei Ankunft vor Ort nicht total blank liegen. (lacht) Zum Glück ist auf der Autobahn auch selten Stau. Vieles sprach also für den Kauf – außerdem konnte ich den Verkäufer noch richtig gut runterhandeln.

Spannend! Verrätst du uns, wieviel er runtergegangen ist?

Das waren 500.000 Euro! Ich habe hart verhandelt. Das ist eigentlich gar nicht so meine Art, auch wenn ich durch Kundengespräche für „Très Click“ natürlich ein bisschen Übung habe. Aber man kann immer handeln – und das sollte man auch tun. Gerade bei Immobilien gibt es oft einen Spielraum. Das hatte ich zwar auch im Hinterkopf, aber trotzdem gar nicht mehr so auf dem Schirm. Irgendwann lag ich nachts wach und habe gedacht: „Das Haus ist einfach zu teuer, das können wir nicht machen!“ Also hab ich am nächsten Tag den Vorbesitzer angerufen und verhandelt, auch auf den Rat meiner Mutter. Einen Tag später haben wir die Zusage bekommen. Das hat mir einmal mehr gezeigt: Fragen kostet nichts! Wenn man immer freundlich bleibt, kann man viel erreichen. 

Wie ging es nach dem Kauf des Hauses weiter?

Mein Mann hat es dann zusammen mit seinem besten Freund André Braukmann, der Innenarchitekt ist, renoviert. Es ging recht schnell, weil die Substanz des Hauses super ist und alles überschaubar war. Entsprechend haben wir viel selber gemacht und entworfen. Das Ziel war dabei immer, so viel wie möglich von dem Haus zu erhalten. Im Bad sind zum Beipsiel viele Goldelemtene, die wir so belassen haben – im Zusammenspiel mit schwarzen, geradlinigen Möbeln ist das ein toller Mix geworden. Im Juli 2019 haben wir die Einweihung mit Freunden gefeiert – und die Vorbesitzer sind auch gekommen. 

Für mich war eine der größten Überraschungen, meinen Mann bei der Renovierung und Einrichtung des Hauses noch mal ganz neu kennenzulernen.

Das Haus hat Alex‘ Mann David, stellvertretender Chefredakteur der Magazine „Closer“ und „Intouch“, eingerichtet.

Gab es Überraschungen während der Hausrenovierung?

Für mich war eine der größten Überraschungen, meinen Mann bei der Renovierung und Einrichtung des Hauses noch mal ganz neu kennenzulernen. Er arbeitet eigentlich in derselben Branche wie ich, ist stellvertretender Chefredakteur der Magazine „Closer“ und „Intouch“. Aber er hatte immer den Traum, ein kleines Boutique-Hotel zu eröffnen – das merkt man total. Bei der Renovierung unseres Ferienhauses habe ich ihn in einem ganz neuen, strahlenden Licht erlebt. Das hat uns auch als Paar noch näher zusammengebracht. Denn natürlich ist es schön, ein gemeinsames Projekt zu haben, wenn der Partner so darin aufgeht. Auch als junge Eltern ist man ja öfters mal auf die Probe gestellt, weil einfach alles anders ist.   

Euer Hauptwohnsitz ist ein Townhouse in Hamburg-Eppendorf. Wie oft seid ihr in eurem Feriendomizil?

Jedes zweite, dritte Wochenende. Aber auch wenn wir nicht da sind, können unsere Freunde das vordere Haus jederzeit alleine nutzen. Sie müssen lediglich 60 Euro für die Endreinigung zahlen. Die Idee ist außerdem, dass jede*r ein kleines Geschenk da lässt. Zum Beispiel ein Kissen fürs Sofa oder eine hübsche Tasse aus dem Ort. 

Habt ihr eine besondere Beziehung zu Sankt Peter-Ording?

Ehrlich gesagt nicht. Wir mögen total, dass es dort einfach bodenständig ist. Sylt ist zwar schön – aber dort ist alles ein wenig over the top. In Sankt Peter kannst du auch im Pyjama spazieren gehen und es interessiert keinen. Es gibt auch andere schöne deutsche Orte am Meer, aber SPO passt von der Stimmung und den Leuten am besten zu uns! 

Hast du Tipps für den Hauskauf?

Es hilft total, wenn man in der Gegend, in die man gern ziehen möchte, regelmäßig spazieren geht und die Augen offen hält. Im besten Fall kann man so schon mal Kontakt zu der zukünftigen Nachbarschaft aufnehmen und erfährt frühzeitig von freien Immobilien. Außerdem sollte man mit möglichst vielen Leuten über die Suche nach einem Eigenheim sprechen – auch online, zum Beispiel auf Instagram oder Facebook, wo man beispielsweise in entsprechende Gruppen eintreten kann. Man muss sich wirklich auf die Hinterbeine stellen. Aber wenn man die richtigen Fäden zieht, offen und freundlich ist und vor allem etwas Geduld mitbringt, können viele Träume Wirklichkeit werden. Das habe ich auch privat erlebt. 

Es hat furchtbar lange gedauert, bis wir unseren Sohn bekommen haben. Vier Jahre lang habe ich versucht, schwanger zu werden, bis es endlich geklappt hat.

Wie meinst du das?

Es hat furchtbar lange gedauert, bis wir unseren Sohn bekommen haben. Vier Jahre lang habe ich versucht, schwanger zu werden, bis es endlich geklappt hat. Ein Satz, den meine beste Freundin und Partnerin bei „Très Click“, Ninon (Götz, Anm. d. Redaktion), immer gesagt hat, war: „Hab‘ Geduld, das wird auf jeden Fall klappen. Und am Ende kommt genau das Kind, das zu euch passt.“ Je öfter sie das gesagt hat, desto mehr hat es mich abgeholt – und es stimmt. Unser Sohn Malo ist eine ganz eigene, tolle Persönlichkeit. Und er passt so gut zu uns! 

Das klingt alles sehr harmonisch. Wie organisieren du und dein Mann den Alltag und Job mit Kleinkind?

Es läuft erstaunlich gut – sogar zu Coronazeiten. Das liegt daran, dass wir immer im Austausch sind und viel miteinander sprechen. Wenn ich beispielsweise ein wichtiges Telefonat habe, plant mein Mann das entsprechend ein und spricht mit seinem Chef, damit er übernehmen kann. Und es gab bisher noch keinen Tag, an dem ich nicht mindestens drei wichtige Dinge für „Très Click“ ohne Probleme erledigen konnte. Ich bin dann sehr effektiv und muss auf den Punkt genau in ein Thema einsteigen. Natürlich gab es aber auch Tage, an denen ich an meine Grenzen gekommen bin, weil ich abends, nachdem mein Sohn schon im Bett war, noch einen Text geschrieben habe. Aber ich wollte es so, schließlich ist „Très Click“ mein erstes Baby und das geht auch meiner Co-Gründerin Ninon so. 

Wie teilen du und dein Mann euch die Care-Arbeit auf?

Ich muss gestehen, dass es am Anfang recht klassisch war. Da habe ich vieles allein geschmissen – neugeborenes Baby, Hund und so weiter. Während Malo geschlafen hat, habe ich manchmal auch noch einen Artikel verfasst. Das gefällt bestimmt nicht jedem, aber ich mache gerne Dinge parallel und es war immer okay so für mich. Und wenn ich etwas für meinen Kopf tue, kann ich die Zeit mit meinem Sohn gleich noch mehr genießen. Momentan habe ich auch etwas mehr Luft, denn mein Mann bringt Malo morgens zur Kita und holt ihn nachmittags wieder ab. 50/50 sind wir zwar nicht, weil er ja fulltime arbeitet. Aber wenn ich Hilfe brauche, ist mein Mann immer da und verschiebt beispielsweise mal einen Teil seiner Arbeit auf den Abend, damit er mir tagsüber den Rücken freihalten kann. Als Sohn einer alleinerziehenden Frau mit eigenem Business weiß er sehr zu schätzen, was ich jeden Tag leiste und zeigt mir das auch. 

Wie alle Mütter war ich zwar zu Zeiten des Lockdowns auch oft am Limit, aber mit der richtigen Kommunikation auf der privaten und auf der beruflichen Seite, sind wir gut durch diese Zeit gekommen.

Kannst du gut abschalten?

Wenn Malo neben mir sitzt, versuche ich nicht noch mit meinem Handy rumzuwurschteln und Dinge nebenher zu machen. Ich konzentriere mich dann auf ihn. Und wenn ich ein bestimmtes Projekt angehe, weiß ich von vornherein, wieviel ich schaffen kann – und bin auch damit zufrieden. Aber natürlich gibt es Momente, in denen ein wichtger Anruf reinkommt, wenn wir gerade unterwegs sind. Ich erkläre meinen Sohn dann, dass ich kurz telefonieren muss. Und er versteht das. Wie alle Mütter war ich zwar zu Zeiten des Lockdowns auch oft am Limit, aber mit der richtigen Kommunikation auf der privaten und auf der beruflichen Seite – jeder wusste immer, woran er ist und was der aktuelle Status quo ist – sind wir gut durch diese Zeit gekommen. Auch wenn ich sicher ein paar mehr graue Haare und hier und da abgeknabberte Fingernägel habe. 

In der Medienbranche, aber auch in vielen anderen Bereichen des Arbeitslebens werden Mütter noch immer benachteiligt. Wie erlebst du das als Gründerin?

In unserem Team sind meine Co-Gründerin Ninon und ich die einzigen Frauen mit kleinen Kindern. Eine Mitarbeiterin hat einen Sohn, der grade Abitur gemacht hat. Bisher haben sich noch selten Mütter bei uns beworben. Wenn das Profil zu unseren Anforderungen passt, haben sie die gleichen Chancen angestellt zu werden, wie alle anderen. Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass Mütter auch an halben Tagen ultra viel wegarbeiten und meist unfassbar effizient sind. Nicht umsonst nennen wir den Spagat, den wir alle als Mütter jeden Tag machen, liebevoll „Muttitasking“.

 In den vergangenen Monaten sind durch die Coronakrise viele Unternehmen durch schwere Zeiten gegangen. Wie ist es euch ergangen?

Unsere Kunden sind zum Glück nicht abgesprungen. Und überraschenderweise haben auch Kunden, die bisher eher Printmedien auf dem Schirm hatten, plötzlich bei uns Anzeigen geschaltet. Ich glaube sie haben auch gemerkt, dass wir nicht weniger nachhaltig sind und außerdem Modelle anbieten, die weitaus erschwinglicher sind. Wir konnten einige Neukunden gewinnen, was echt toll für uns war! So sind wir gut aus der Krise rausgekommen. 

Würdest du sagen, dass Werbekunden in den letzten Jahren noch offener für online geworden sind?

Total! Es ist ein Ruck durch die Branche gegangen. Früher dachten viele Kunden, dass nur das greifbare Produkt wertvoll sei. Jetzt nehmen sie Onlinemedien viel mehr als gutes Businessmodell wahr. Denn nur weil es gedruckt ist, ist es nicht gleich besser oder seriöser. 

Was habt ihr für neue Projekte bei „Très Click“?

Aktuell planen Ninon und ich ein produktlastiges Videoformat, für das wir gerade Probeaufnahmen machen. Es gibt auch schon ein paar mögliche Sponsoren. Das Besondere daran ist, dass wir Gründerinnen uns selbst vor der Kamera zeigen möchten. Bisher waren wir ja eher zurückhaltend, was unser eigenes Auftreten angeht. Aber da wir von Leser*innen und Kolleg*innen aus der Branche immer wieder gehört haben, dass sie gern mehr von uns sehen möchten, wagen wir diesen Schritt jetzt. Das Ganze wird voraussichtlich im nächsten halben Jahr auf Youtube live gehen. Ich bin sehr gespannt und habe auch Respekt, denn die Konkurrenz ist hoch. Aber die ersten Aufnahmen sind vielversprechend und ich glaube, das wird gut! 

Das glauben wir auch, liebe Alex. Viel Erfolg und danke für das Gespräch!

Hier findet ihr Alexandra Holscher:




Layout: Kaja Paradiek

3 Kommentare

  • Sue sagt:

    Ich durfte selbst schon ein paar Mal dort sein und es gibt wohl wenige Häuser die mich so verzaubern, wie dieses. David – Du wirst bei meiner ersten eigenen Wohnung engagiert ;). Wie schön, dass Ihr diesen Ort zu dem gemacht habt, was er heute ist. Ich gönne Euch das alles so so sehr.

  • Lina sagt:

    Das Haus ist schön und luxuriös, keine Frage, aber inwiefern wurde da jetzt etwas schlechtes ‚verhindert‘. Die Familie hat schon ein anderes Haus und nutzt dieses 1-2 Wochenenden im Monat. Da steht es wahrscheinlich deutlich mehr leer, als wäre es zum Ferienhaus geworden…

    • Kathrin sagt:

      Es ist ja zum Ferienhaus geworden. Wir alle sind unfassbar dankbar, dass wir dort Zeit verbringen dürfen. Ich selbst war gerade erst eine Arbeitswoche zum Beach Office und drei Tage zum ausschließlichen Relaxen dort. Es ist ja eher selten, dass niemand dort ist 😇💙🌞😻 und es ist so herrlich, eine tolle Entfernung, der Holschi Vibe und dass dort schon Gerhard Hauptmann sahs – woop woop!

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