Die hellblauen Wände sind das Markenzeichen von Sofie Amalie Rolandsen vom Instagram-Account @thusthefuss. Vor zwei Jahren hat sich die 28-Jährige, die als Service Designerin arbeitet, die Wohnung in Frederiksberg in Kopenhagen gemeinsam mit ihrem Freund gekauft und komplett renoviert. Was man auf den ersten Blick nicht erwarten würde: Sie richtet sich fast nur mit Vintage- und Secondhandstücken ein. Wir haben mit der gebürtigen Roskilderin unter anderem über Tricks beim Vintageshopping, ihren Erfolg bei Instagram und ihr nächstes großes Interior-Projekt gesprochen.
Sofie Amalie: Es ist so schwierig auszusprechen … (lacht).
Ich mag die Redewendung „What is all the fuss about?“, also übersetzt „Wozu die ganze Aufregung“? Bei mir dreht sich alles um meine Wohnung und das Thema Einrichten – darum die ganze Aufregung! Daher der Name „thusthefuss“.
Ich mixe gerne Farben mit Designklassikern und vielen Vintage-Fundstücken. Fast alles in diesem Apartment habe ich secondhand gekauft. Die schwarzen Stühle am Esstisch stammen zum Beispiel aus den Fünfzigern. Sie sind von einer slowenischen Designerin. Das Regal hinter dem Esstisch ist von der Marke Montana – sie haben die gesprenkelte Edition, die aus recyceltem Plastik besteht, 2002 herausgebracht und ich habe online lange danach gesucht. Die Lampe über dem Esstisch habe ich von meinem Vater bekommen. Er hat lange in der Lampenfabrik gearbeitet, die Louis Poulsen Lampen herstellt.
Es wird ein großes Revival der Achtzigerjahre im Interior-Bereich geben.
Vor allem online! Zum Beispiel bei Ebay, wobei die Verkäufer oft nicht nach Dänemark verschicken wollen. Hier haben wir aber das Online-Auktionshaus Dba – da kaufe ich viel und bin sehr ambitioniert bei der Suche. Und ich gehe viel auf Flohmärkte im Umland von Kopenhagen – hier in der Stadt sind die Sachen viel zu teuer.
Der Trick ist, dass viele Leute, die Produkte online einstellen, die Designernamen oder Produktnamen nicht richtig schreiben. Ich gebe die Namen also ganz unterschiedlich ein, so finde ich ein Teil, das andere vielleicht übersehen. Ich suche aber eher selten nach Designern, sondern eher nach dem, was ich gerne hätte, zum Beispiel „blaue Glasvase“ und schaue dann, was mir gefällt.
Ich habe lange nach unserem Esstisch gesucht und mich sehr darüber gefreut, als wir ihn gefunden haben. Er stammt von Arne Jacobsen. Heute produzieren sie den nicht mehr in Eiche – er ist ein bisschen abgenutzt, aber das stört mich nicht. Eigentlich war der Tisch niedriger, wir haben ihn aber einfach höher gebaut. Das ist für viele ein Grund, solche Möbel nicht zu kaufen – du kannst das aber ganz easy verändern
Ich werde ständig gefragt, wo wir unsere hellblaue Wandfarbe gekauft haben.
Ja, der farbenfrohe Stil ist in Dänemark und der Instragram-Welt sehr angesagt, ich persönlich mag aber auch die Erdtöne. Ich mag besonders den Account von der Norwegerin @styled_by_elisabeth. Es sind zwei ganz gegensätzliche Stile – ich mag aber beide!
Das Wohnen macht viel mehr Spaß, seitdem wir unsere Wände farbig gestrichen haben.
Ja, der dominierende dänische Wohnstil sind immer noch weiße Wände und Designklassiker. Es ist superschön, aber auch super langweilig (lacht). Viele wählen den Schwarz-Weiß-Look, weil er die „sichere“ Variante ist – man kann nicht viel falsch machen.
Nein (lacht). Ich bin nicht so gut darin mich zu limitieren.
In meinem Elternhaus hatten wir auch schon ganz viele farbige Wände und dänische Designklassiker. Das Wohnen macht viel mehr Spaß, seitdem wir unsere Wände farbig gestrichen haben. Viele streichen nur eine Wand farbig – es ist aber viel schöner, wenn man direkt ein ganzes Zimmer in einer Farbe streicht.
Plexiglas und generell Glas werden sicherlich ein großes Trendthema sein. Außerdem löst Eichenholz Teakholz komplett ab und es wird ein großes Revival der Achtzigerjahre im Interior-Bereich geben – von der Farbpalette bis hin zu den Materialien, zum Beispiel wird Chrom ein großes Thema.
Das werde ich bei Instagram ständig gefragt. (lacht) Bei Jotun, das ist ein norwegisches Brand. Ich mag das matte Finish und die Farbpalette. Jede Saison fügen sie tolle Farben hinzu. Hier in Kopenhagen gibt es einen Jotun Store, online bekommt man die Farben leider nicht so einfach. Das Tolle an Jotun ist, dass sie dir den Farbcode geben, man kann es also auch woanders nachmischen lassen, muss nur schauen, dass man das matte Finish bekommt – das macht nämlich den großen Unterschied.
Wandfarben ändere ich nicht so oft, da es mit viel Arbeit verbunden ist und mein Freund da auch noch ein Wörtchen mitzureden hat. (lacht) Das Hellblau haben wir erst vor eineinhalb Jahren gestrichen. Aber bei den Möbeln habe ich immer ein kleines Projekt am Start: Entweder möchte ich das Sofa oder den Esstisch austauschen oder ich tausche Fotos und Kunst aus – ohne Projekt kann ich nicht leben.
Ich finde ein helles Gelb schön! Ein bisschen gelber als Eierschale.
Die Leute wollen viel Content – seitdem ich jeden Tag ein Foto bei Instagram poste, steigen meine Followerzahlen extrem an.
Ich weiß es auch nicht genau – Anfang des Jahres hatte ich nur 2.500 Follower. Mein Instagram-Account ist ja eigentlich sehr unpersönlich, ich poste kaum Fotos von mir. Aber ich schaue mir auch gerne schöne Interior-Fotos und farbenfrohe Wohnungen an – andere mögen das anscheinend auch. Ich verbringe sehr viel Zeit bei Instagram. Außerdem habe ich auch schon „Shoutouts“ von anderen Interior-Instagrammerinnen bekommen, dadurch steigen die Followerzahlen auch. Mich hat zum Beispiel Sarah von „Wohnglück Hamburg“, die ihr auch schon besucht habt, in ihren Stories erwähnt. Bei ihr ist es auch verrückt, vor sechs Monaten hatte sie noch 18.000 Follower und jetzt hat sie fast 70.000.
Die Leute wollen viel Content – seitdem ich jeden Tag ein Foto bei Instagram poste, steigen meine Followerzahlen extrem an.
Du hast die Wohnung vor zwei Jahren mit deinem Freund gekauft und renoviert. Was habt ihr alles gemacht?
Die Leute, die hier vor uns gelebt haben, haben hier 18 Jahre gewohnt und nichts machen lassen. Das Bad war noch aus den Vierzigern und die Räume noch ganz anders aufgeteilt. Wir haben alles verändert, Räume getauscht, Wände rausgerissen … Die Renovierung hat länger als ein halbes Jahr gedauert und wir haben hier währenddessen schon gewohnt. Wir hatten kein Wasser, kein Badezimmer, keine Küche und fast keine Elektrizität – es war schrecklich, aber jetzt ist es schön (lacht).
Habt ihr euch die neue Aufteilung selbst ausgedacht oder hattet ihr Hilfe von einer Innenarchitektin/einem Innenarchitekten?
Wir haben uns alles selbst ausgedacht und probiert so viel wie möglich selbst zu machen. Bei Sachen, bei denen wir nicht weitergekommen sind, haben wir uns professionelle Hilfe geholt, zum Beispiel hat eine Firma die Heizungsverkleidungen gemacht und eine Tischlerei die Küche nach meinen Vorstellungen gebaut. Es ist eine günstige Ikea-Küche mit den Fronten von einer Tischlerei.
Seid ihr mit der Renovierung komplett durch?
Jetzt verändern wir eher Sachen. Im Badezimmer haben wir zum Beispiel vor kurzem die Decke Gelb gestrichen, um ein bisschen mehr Funk hinzuzufügen. Außerdem bauen wir demnächst noch Schränke in den Flur und ins Schlafzimmer.
Ich mag das Magazin RUM, ansonsten bin ich nicht so Fan von Wohnmagazinen. Wenn ich eine Million hätte, könnte ich mir auch die teuren Möbel kaufen und mein zu Hause so einrichten. Ich mag die Accounts von @celinehallas und @cathdelichtenberg – sie haben beide ein ähnliches Farbschema wie ich in ihren Wohnungen.
Ich habe Digital Design studiert und mich auf Service Design spezialisiert. Es ist ein relativ neues Fach, das viele noch nicht kennen. Mein Arbeitsalltag variiert stark. Die Designagentur bietet Service, Brand, Digital und Product Design an – von der neuen Website bis zum neuen Arztstuhl. Ich mache als Service Designer ganz viel Recherche rund um den Globus. Zum Beispiel war ich in den USA und habe mich mit dem Thema Hörgeräte beschäftigt: Warum ist das Image von Hörgeräten so schlecht? Wie müssten sie aussehen, damit Menschen Hörgeräte tragen? Wann fühlen sie sich wohl damit? Wie sind ihre Emotionen gegenüber Hörgeräten? Nach meiner Recherche mache ich Vorschläge zum Produkt, aber auch zum ganzen Produkterlebnis.
Irgendwann möchte ich mich selbstständig machen und etwas mit Design und Interior machen, habe aber noch keinen konkreten Plan – vielleicht ein Store. Ich hatte schon immer Projekte nebenbei. Als ich noch jünger war, habe ich Vintageschuhe online verkauft, danach habe ich Taschen, die ich aus Deutschland importiert habe, verkauft und jetzt habe ich meinen Instagram-Account und werde schauen, wo es mich hinführt.
Wir wollen uns ein Sommerhaus kaufen, weil wir ein neues Projekt brauchen (lacht). Bis jetzt haben wir noch keins gefunden. Wir suchen ein Haus im Norden von Kopenhagen in Meeresnähe – das sind nur 45 Autominuten von hier.
Ja!
Fotos: Silje Paul
Layout: Carolina Moscato
5 Kommentare
Sehr sehr schöne Wohnung! Die Wände und die fensterbank sind besonders toll. Aber ich frage mich immer, wie man so jung schon so viel Geld für eine Wohnung und ein Haus haben kann! Das ist dann wohl der Neid, aber ich frage es mich wirklich öfters. Ich bin selbst 28 und arbeite nach meinem Master an meiner Approbation und habe schon mehrere Jahre kostenlos gearbeitet. Könnte wohl ein Grund sein…
Liebe Anna,
es gibt in Dänemark ein bestimmtes System mit dem man Anteile für Wohnungen/Häuser kaufen kann – nicht direkt die ganze Wohnung. Da kommt man wohl ganz schwer dran, aber Sofie Amalie und ihr Freund hatten großes Glück. Nach 18 Jahren sind Eigentümer aus dem Haus ausgezogen für das sie Anteile gekauft hatten und sie standen ganz oben auf der Liste. So ein System gibt es in Deutschland leider nicht. Liebe Grüße!
Danke für die Antwort! Das klingt sehr interessant. In Deutschland gibt es ja mietkauf. Das ist vielleicht so ähnlich. LG
Toller Ansatz! Die Wohnung ist mehr als gelungen!
Ich bin auch großer Fan von Wohnmagazinen!
Deine Wohnung ist mega schön!