Kennt ihr das auch? Ein Baby wird im Bekanntenkreis geboren und man ist auf der Suche nach einem ganz besonderen Geschenk, fernab vom Spucktuch und einem durchdesignten Holzspielzeug, das auch zwei andere Freunde schenken? Dann seid ihr bei der sympathischen Antje Arik und ihrem Label Unique Love genau richtig. Unter Müttern sind Antjes Strickschühchen für Babys bereits stadtbekannt – von der Schwiegermutter gestrickt und in den tollsten Farben erhältlich. Unter ihrem Label designt die gelernte Grafikdesigerin aber noch mehr: süße Pumphosen mit Prints, Leder-Mokassins, Wolken-Mobiles, Kissen und Tassen mit Sprüchen, Schnullerbänder aus Bioleder und Glückwunschkarten – alles von ihr und ihrer Familie handgemacht. Wir haben die 37-jährige Zweifachmama von Sohn Levin (3) und Thorin (1) in ihrem Laden und – Achtung – der direkt mit dem Laden verbundenen Wohnung besucht!
femtastics: Auf Instagram benutzt du manchmal das Hashtag #mompreneur. Wofür steht es für dich persönlich?
Antje Arik: Als Zweifachmama muss ich all die Bälle oben beziehungsweise aufrecht halten: ich bin als Designerin und Ladenbesitzerin selbstständig, habe meinen Ehemann, meine Kinder und möchte, dass alles gut läuft und ich mir am Abend auch nochmal etwas Gutes gönnen kann.
Wie ist Unique Love entstanden?
Ich habe Kommunikationsdesign in Hildesheim studiert und da schon meinen Schwerpunkt auf Verpackungsdesign gelegt. 2004 habe ich in Hamburg angefangen als Verpackungsdesignerin für große Designagenturen zu arbeiten. Nach sieben Jahren Vollberufstätigkeit am Rechner brauchte ich eine körperliche und auch eine mentale Abwechslung und einen Ausgleich.
Nicht nur „in schlicht“ gibt es die süßen Strickschuhe – auch mit Anker oder Tiergesicht. Kostenpunkt: circa 30 Euro.
Du hattest den Wunsch, etwas mit den Händen zu machen?
Ich habe schon immer viel gemalt und mit Holz gearbeitet. Dann habe ich immer mehr handgemachte Geschenke für Freunde, Familie und Bekannte gemacht, besonders, wenn Babys auf die Welt kamen. Ich hatte dann die Idee und den Traum, mein eigenes kleines Label zu gründen. Wo die Reise hingeht, war mir damals aber noch nicht bewusst.
Und dann hast du dich für die Selbstständigkeit entschieden.
2010 habe ich meinen Job als festangestellte Grafikdesignerin gekündigt und mich selbstständig gemacht. Parallel dazu habe ich mein Label Unique Love gegründet. Ich habe dann bei einigen Hamburger Läden, wie „Die Pampi“, „Kaufhaus Hamburg“ und „Mutter & Konsorten“, ganz klassisch Klinken geputzt und sie gefragt, ob sie mein Minisortiment ausstellen möchten – und so lief das erstmal nebenbei.
Dein Laden ist direkt mit deiner Wohnung verknüpft – das ist super praktisch! Wie kam es dazu?
Ich wollte mit meinen Mann zusammenziehen und wir haben erst keine passende Wohnung gefunden. Unser Markler meinte irgendwann: “In der Bellealliancestraße habe ich eine Wohnung, aber die hat eine Ladenfläche mit dran, das ist nichts für sie.” Ich habe ganz große Augen bekommen. Wir haben die Wohnung noch am gleichen Tag besichtigt. Das war der Sechser im Lotto! Zunächst habe ich die Ladenfläche als Bürogemeinschaft und das Schaufenster für mich und mein Label genutzt. Und dann lief es immer besser, Produkte kamen dazu und ich eröffnete den Laden. Ab da ist alles langsam gewachsen.
Hattest du vorher überhaupt mal darüber nachgedacht, einen Laden aufzumachen oder hat sich das erst durch die Wohnung ergeben?
Das war schon ein Traum von mir. Aber darauf, dass sich das mit dem Wohnen vereinbaren lässt, bin ich vorher nicht gekommen.
Ich habe gelernt, mir Hilfe zu holen.
Dein Laden hat nur freitags und samstags geöffnet. Das ist ungewöhnlich. Ist das eine bewusste Entscheidung für die Familie oder für deinen Job als freie Art Direktorin?
Sowohl als auch. Ich kann mit dem Laden noch nicht komplett meinen Unterhalt bestreiten. Deswegen arbeite ich auch noch als Art Direktorin für Agenturen, was mir auch Spaß macht. Am Anfang hatte ich die Kinder mit im Laden, aber mit zwei Kindern ist es fast unmöglich, ruhige Gespräche zu führen und Mamas zu beraten. Daher habe ich immer freitags und samstags geöffnet und mir eine Aushilfe geholt, die mich unterstützt. Ich bin jetzt aber an einem Punkt, dass ich die zwei Nachmittage gerne erweitern möchte. Es geht gerade in so ein tolle Richtung, dass ich nur noch zwei oder drei Tage in der Woche für Agenturen verfügbar bin. Ich möchte verstärkt selber im Laden stehen.
Du hast zwei kleine Kinder. Wie bekommst du den Laden, deine freien Jobs und das Mamasein unter einen Hut? Hast du neben der Aushilfe weitere Unterstützung?
Das weiß ich auch nicht! (lacht) Irgendwie geht jeder Tag mal gut, mal weniger gut zu Ende. Ich habe gelernt, mir Hilfe zu holen. Das habe ich lange nicht gemacht. Ich dachte mir immer: “Meine Mama hat doch auch alles ohne Hilfe geschafft.” Meine Mutter antwortet dann immer, dass es bei ihr aber ganz anders gewesen sei, weil sie nicht hauptberuflich tätig gewesen wäre und auch keinen Laden gehabt hätte.
Ich habe eine Putzfee, die mich einmal die Woche unterstützt und klar Schiff macht, dann die Aushilfe für den Laden und mein Mann unterstützt mich auch total super.
Die Strickschuhe sind dein Steckenpferd. Warum ist dir das Thema Kinderschuhe besonders wichtig?
Ich habe mit Typographie, genauer gesagt, der Gestaltung von Karten, angefangen und auch Kissen selbst genäht. Im Bekanntenkreis gab es eine Zwillingsgeburt und meine Schwiegermutter und ich haben überlegt, was wir schenken können. Dann hatte sie die Idee mit den Schühchen. In der Türkei sind Babyschühchen, ein ganz großer Markt, den ich vorher gar nicht kannte. Die sind mir aber zu bunt und zu verspielt. Wir haben dann diesen kleinen Stiefel entwickelt, der diese niedliche Kante hat. Ich fand das Ergebnis so toll – meine Schwiegermutter auch und so sind wir zusammen gekommen.
Deine Schwiegermutter produziert die Schühchen also selbst?
Meine Schwiegermutter macht die Hauptproduktion – sie macht die ganzen Stricksachen, da habe ich damals in der Schule nicht so richtig aufgepasst (lacht). Ihre Schwester hilft ihr mittlerweile auch. Ich habe ja auch noch Halstücher und Pumphosen im Sortiment und da hilft mir meine Schwester. Vieles schaffe ich nicht mehr selber zu machen.
Also eine richtige Familienproduktion! Kommen deine Schwiegermutter und du euch da manchmal in die Quere, was Designvorstellungen und Farben angeht?
Nein, bisher sind wir uns da noch gar nicht in die Quere gekommen. Da ist meine Schwiegermama aber auch super entspannt. Am Ende soll ich entscheiden, sagt sie. Dennoch macht sie mir immer wieder Vorschläge oder strickt auch manchmal einfach ein neues Design. Das ist toll und so sind schöne Strickdesigns entstanden, die ich gar nicht so geplant hatte.
Gerade hast du kleine Mokassins zusammen mit einem orthopädischen Schuhdesigner aus Hamburg entwickelt. Wie kam es dazu?
Nachdem die beiden Jungs laufen gelernt hatten, sind sie mit den Strickschuhen weggerutscht. Ich dachte, vielleicht geht es anderen Müttern genauso. Ich habe mit meiner Schwester zusammen angefangen, die Schnittmuster für die Mokassins zu gestalten. Als wir an einen Punkt kamen, wo wir Hilfe brauchten, sind wir auf einen orthopädischen Schuhdesigner aus Eimsbüttel zugegangen. Ganz toll war, dass er sein Know-how mit eingebracht hat. Ein Alleinstellungsmerkmal ist zum Beispiel unsere extra Verstärkung an der Ferse, die den Kindern Stabilität und dadurch mehr Sicherheit beim Laufen gibt. Wir haben die Schuhe dann zusammen entwickelt und lassen sie in einem kleinen Atelier in Istanbul fertigen. Mein Mann hat türkische Wurzeln und ist sehr oft in der Stadt, um Freunde und Familie zu besuchen. Zudem sind wir gemeinsam auch als Familie sehr oft in dieser schönen Stadt, die mit ihren Kunsthandwerkmanufakturen sehr inspirierend ist. Erst hatte ich überlegt, ob ich sie selber nähe, weil ich am liebsten alles selber machen würde, aber die Tage sind einfach zu kurz.
Ja, besonders wenn ein Unternehmen wächst.
Genau, ich möchte überall mein Auge drauf haben und auch die Anfänge begleiten und dann freue ich mich über die tollen Menschen um mich herum, die das fortführen.
Was ist dir bei einem Produkt für Kinder besonders wichtig?
Meine Leidenschaft für modernes, schlichtes und gutes Design fließt sehr in meine Gestaltung für Unique Love ein. Ich möchte Produkte aus sehr guten Materialien für Babys und Kleinkinder entwickeln, die funktional sind und den Alltag charmant versüßen.
Wovon lässt du dich inspirieren?
Meine Inspirationen entstehen aus dem Alltag heraus – gerade mit meinen beiden Kindern wünsche ich mir oft Dinge, die es so noch nicht gibt. Oft habe ich vergeblich nach etwas schlichteren Accessoires oder aber Klamotten gesucht, die ich gut kombinieren kann. So sind auch die Strickboots und die Schnullerbänder entstanden. Zudem lasse ich mich immer gern auf unseren Reisen inspirieren.
Meine Oma hat mir als kleines Kind schon mit auf die Reise gegeben, dass ich an mich glauben soll.
Überlegst du, Fremdmarken in deinem Laden zu verkaufen?
Ich hatte das überlegt aber mein großer Traum ist es, eine eigene Marke mit Unique Love zu werden und
keinen Laden für Baby- und Kindersachen aufzubauen.
Hast du viele selbstständige Mütter in deinem Umfeld?
Viele! Viele Freunde aber auch viele Kolleginnen in der Werbung oder im Design haben nach fünfzehn Jahren im Job neue Ideen, die sie umsetzen wollen oder Hobbies, die sie gern zum Beruf machen wollen. Auch viele Mütter sind darunter – da tausche ich mich gerne aus, auch über Ängste oder wie man am besten vorgeht.
Ich habe gelernt, mir einfach zu vertrauen und auch mal nach vorne zu gehen – und das tut gut!
Was würdest du anderen Müttern raten, die sich mit einem Projekt selbstständig machen wollen und sich aus Angst vor dem finanziellen Risiko nicht trauen?
99 Prozent von den Ängsten, die mit der Selbstständigkeit gekommen sind, sind nicht eingetreten. Das ist immer ein Kampf mit mir selbst: Vertrau dir! Ich bin besonders gut darin, Sachen kaputt zu denken: Mach ich das jetzt wirklich? Gehe ich lieber zwei Schritte vor und dann doch wieder einen zurück? Ich habe gelernt, mir einfach zu vertrauen und nach vorne zu gehen – und das tut gut! Das klingt jetzt kitschig, aber meine Oma hat immer gesagt, dass sie viele Dinge gerne gemacht hätte, aber irgendwann waren die Kinder da und dann wäre sie zu alt gewesen. Sie hat mir als kleines Kind schon mit auf die Reise gegeben, dass ich an mich glauben soll.
Was machst du, wenn dir mal alles über den Kopf wächst oder du einen schlechten Tag hast?
Da übe ich auch noch dran. Mir tut es gut, wenn ich dann einfach rausgehe. Wenn mein Mann oder meine Schwiegereltern da sind, versuche ich, die Kinder mal zu parken und mir Zeit zum Spazierengehen zu nehmen – so komme ich am besten zur Ruhe. Oder ich treffe eine Freundin und ich gehe wahnsinnig gerne schwimmen – das kommt im Moment leider etwas kurz.
Was ist für die Zukunft von Unique Love geplant?
Wahrscheinlich ergibt sich Vieles, mit dem man nicht rechnet – das habe ich auch schon gelernt. Ich habe große Träume und Ideen für neue Produkte. Ich würde gerne auch ein bisschen größer produzieren. Ich komme teilweise schon mit der Verfügbarkeit meiner Produkte an die Grenzen, gerade wenn irgendwo über mich berichtet wird. Daher wäre es sinnvoll, die Produktion zu vergrößern. Dabei will ich aber das Handgemachte und das Besondere auf keinen Fall verlieren.
Die “Unique Love”….
Genau! Das soll der Kern des Labels bleiben.
Danke für das Interview – wir wünschen dir weiterhin ganz viel Erfolg und kommen bestimmt mal wieder vorbei!
Store: Bellealliancestraße 38, Hamburg
4 Kommentare
Das Hochbett schaut toll aus! Verratet ihr von wem das Bett ist!
Liebe Nica, wir fragen bei Antje nach und melden uns wieder! Liebe Grüße!
Sympatische Mompreneur 🙂
Ich kenne die Ladenwohnung sogar vom Vorbeigehen. Schön, dass man jetzt die Geschichte dazu kennt!
Liebe Grüße
Marike
Liebe Nina! Unser Hochbett ist von Steiner aus der Reihe „Easy Sleep“. Wir sind ganz happy damit. Schau mal hier:
http://www.easymoebel-shop.de Liebe Grüße, Antje