Der Austausch unter Frauen ist der Schlüssel, um gemeinsam weiterzukommen – das hat Annika Rogge nach sieben Jahren Freelancer-Dasein als Social Media Beraterin erkannt und mit zwei weiteren Frauen Daere gegründet, eine Initiative um den Dialog unter Frauen zu fördern. Zusammen veranstalten sie als erstes Format, die #itsaboutusbrunch Event-Reihe in Berlin und Hamburg, um eine starke Community aufzubauen, Lösungen zu schaffen und Horizonte zu erweitern. Wir haben Annika in ihrer Wohnung in Berlin-Wedding besucht und mit ihr über Motivation, Empowerment und Reduzierung von Besitz gesprochen. Für uns trägt sie dabei ihre Lieblingsteile aus der neuen Kaschmir Kollektion von C&A.
Ich wollte mein Netzwerk und meine Verbindungen intensivieren.
Annika Rogge: Es war viel Arbeit im Vorfeld. Für 200 Personen ein Event zu organisieren ist recht aufwändig, aber es hat sich gelohnt. Wir hatten tolle Gäste und die Stimmung war super. Viele neue Verbindungen wurden geschaffen, Menschen haben sich neu kennengelernt und genau das war das Ziel. Also ja, ich bin sehr glücklich mit dem Ergebnis!
Ich bin seit sieben Jahren Freelancerin in Berlin, habe mit wahnsinnig tollen Kunden zusammengearbeitet und vor allem interessante und ambitionierte Frauen kennengelernt. Man trifft viele tolle Menschen, aber darüber hinaus entsteht oft leider keine Verbindung. Das hat mich gestört. Ich habe mich gefragt, wie ich das grundsätzlich ändern und verbessern kann. Ich wollte nicht meinen Freundeskreis erweitern, sondern mein Netzwerk und meine Verbindungen intensivieren. Zusammen essen ist eine gute Gelegenheit sich gemeinsam in Ruhe an einen Tisch zu setzen und sich auszutauschen. Sehr wichtig dabei ist eine Regelmäßigkeit: So ist der #itsaboutusbrunch entstanden. Der läuft jetzt seit einem Jahr und ich habe wahnsinnig viele positive Reaktionen bekommen: Sowohl von Frauen, die teilgenommen haben, als auch von potenziellen Partnern.
Netzwerken ist für uns alle wichtig, besonders aber für Frauen. Viele von uns tendieren zu starkem Perfektionismus und dem Wunsch alles allein schaffen und bewerkstelligen zu können. Dabei ist dies gar nicht nötig und oft auch nicht zielführend. Ein starkes Netzwerk unterstützt mich, fängt mich auf und erweitert meinen Horizont.
Das weiß ich ehrlich gesagt auch nicht, aber um genau dieser Tatsache entgegen zu wirken, habe ich den #itsaboutusbrunch und die Initiative Daere ins Leben gerufen. Sicherlich gibt es soziokulturelle Gründe, warum Frauen dem Netzwerken nicht so viel Bedeutung beimessen wie Männer dies vielleicht tun. Hinzu kommt aber auch, dass es weniger Angebote gibt, mit denen Frauen sich wohl fühlen.
Ja! Alle Möglichkeiten, unterschiedliche Leute zu treffen, mitzunehmen. Das habe ich, als ich nach Berlin kam, intensiv betrieben. Tipp Nummer eins ist also, auf Events zu gehen und Nummer zwei ist, immer offen zu sein. Fragen stellen hilft, denn jeder hat etwas zu erzählen. Gerade Frauen sind sehr froh, wenn ihnen die Möglichkeit gegeben wird zu erzählen. Weil wir immer eher zuhören müssen: der besten Freundin, dem Mann, den Kindern, dem Chef.
Meistens sind wir acht bis zehn Frauen – je kleiner die Runde desto intimer und ehrlicher die Gespräche. Und es geht nicht nur um Business. Von spontanen Badezimmer-Geburten über die Ehe oder Probleme im Unternehmen ist alles mit dabei. Und all das unter Frauen, die sich untereinander noch nicht kennen. Diesen Safe Space, der da entsteht, wollen wir unbedingt beibehalten.
Netzwerken ist für uns alle wichtig, besonders aber für Frauen. Viele von uns tendieren zu starkem Perfektionismus und dem Wunsch alles allein schaffen und bewerkstelligen zu können.
Wir glauben, dass Dialoge Lösungen schaffen und Horizonte erweitern.
Ins Leben gerufen habe ich den #itsaboutusbrunch um mein eigenes Netzwerk zu fördern, ohne unternehmerischen Ansatz. Nach der durchweg positiven Resonanz wollte ich das ganze größer denken und habe mich mit meinen beiden Partnerinnen Isabell und Kinga zusammengetan. Mit Daere haben wir eine Initiative gegründet, die neben dem Brunch viele weitere Formate launchen wird, die auf unser Ziel den Dialog unter Frauen zu fördern einzahlen werden. Wir möchten ein Safe Space sein, aber auch Impulse setzen und Frauen eine Plattform bieten.
Wir sind alle Vollzeit berufstätig. Kinga ist festangestellt, Isabell Unternehmerin und ich Freelancerin. Vorerst wird dies so bleiben. Langfristig können wir uns aber vorstellen mehr und mehr für unser Herzensprojekt zu arbeiten.
Das Zuhören und die Möglichkeit, seinen Horizont stetig zu erweitern. Ich habe wahnsinnig viele tolle Geschichten gehört, die mich weitergebracht haben. Wenn unter den Frauen wiederum neue Verbindungen entstehen, ist das natürlich besonders schön. Das zeigt mir, dass das Netzwerken funktioniert.
Schwierigkeiten gab es keine, Herausforderungen eigentlich jeden Tag. Mit der Gründung eines Unternehmens hat man ja nur den allerersten Schritt getan, die richtige Arbeit fängt dann erst an. In unserem Fall ist besonders herausfordernd, dass wir Gründerinnen nicht am selben Standort sind. Die Zusammenarbeit ist komplizierter, wenn nicht alle physisch anwesend sind. Die zweite Herausforderung ist es, drei Meinungen und drei Kompetenzen zu bündeln. Wir schaffen das schon sehr gut, aber es gibt auch Momente, in denen hart diskutiert wird. Das ist tough, aber das macht es auch aus.
Mit der Gründung eines Unternehmens hat man nur den allerersten Schritt getan, die richtige Arbeit fängt dann erst an.
Mein Vater ist selbständiger Gastronom, ich bin auf Messen und auf Veranstaltungen groß geworden und wollte daher zwei Dinge nie: Selbstständigkeit und Events (lacht). Mein Herz hat schon früh angefangen für die Mode zu schlagen, daher habe ich nach dem Abitur Modemanagement in Berlin studiert und mich parallel im ersten Semester mit Social Media Management für Modekunden selbstständig gemacht. Nachdem ich mein Studium abgeschlossen hatte, bin ich bewusst in der Selbstständigkeit geblieben. Dieses Jahr kam dann Daere hinzu.
Ich versuche immer, das beste Ergebnis zu erzielen, vor allem im Hinblick auf Effizienz. Es ist wichtig, nicht zu verkopft vorzugehen. Ich versuche sehr schnell und auf einem sehr hohen Niveau zu arbeiten. Vieles entscheide ich schnell und aus dem Bauch heraus.
Die ersten sechs Jahre meiner Selbstständigkeit war ich nie offline.
Das schaffe ich nicht, ich arbeite immer. Social Media schläft nicht und selbstständig ist man nicht nur von 9 bis 17 Uhr. Das Abschalten muss ich erst noch üben, da ich auch im Urlaub arbeite und online bin. Dass ich nicht ewig so weitermachen kann, ist mir klar und daher möchte ich noch dieses Jahr auf Formentera üben, wirklich offline zu sein. Let’s see.
Nein, leider nicht. (lacht) Ich habe allerdings früh für mich Social Media-Regeln aufgestellt. Privat gibt es gewisse Dinge, die ich nicht zeige, dazu gehören meine Familie und bestimmte Freunde. So kann ich meine Privatsphäre ein Stück weit wahren. Jeder muss sich da seine eigenen Räume oder Safe Spaces schaffen. Und man sollte alles etwas gelassener sehen – das habe ich dieses Jahr endlich gelernt, das kommt vielleicht auch mehr mit dem Alter.
Ohne die Förderung von vielen tollen Frauen, privat wie beruflich, wäre ich nicht da wo ich jetzt bin.
Ich treffe zum Glück eher ambitionierte und partnerschaftliche Frauen und bin selten auf Ellenbogenverhalten gestoßen. Ich kenne aber viele Frauen, denen das widerfahren ist. Vielleicht habe ich da ein anderes Empfinden oder nehme das gar nicht wahr. Obwohl das der Mode- und Medienbranche ja etwas nachgesagt wird. Ohne die Förderung von vielen tollen Frauen, privat wie beruflich, wäre ich nicht da wo ich jetzt bin.
Wir wollten unbedingt in einen Altbau ziehen und mir war es wichtig Platz für mein Home Office zu haben – das hat zum Glück geklappt. Ich gehe sonntags immer auf den Flohmarkt am Arkona Platz, das ist ein geliebtes Ritual. Es ist eine Form von Nachhaltigkeit und meine Oma und ich waren früher immer zusammen auf dem Flohmarkt. Mindestens die Hälfte meiner Einrichtung stammt vom Flohmarkt. Ich verkaufe auch immer viel weiter, um nicht zu viele Dinge anzuhäufen.
Ich liebe Designer-Stühle wie den „Bertoia Chair“, für den ich sogar mit der Bertoia Foundation Kontakt aufgenommen habe, um zu prüfen, ob er ein Original ist. Gerade liebe ich Keramik in Off White-Farben. Interior ist auf jeden Fall neben Mode meine zweite Leidenschaft. Der muss ich dann in meiner Rente nachgehen!
Ich investiere in Kleidungsstücke aus guten Stoffen wie Wolle und Kaschmir.
Immer, wenn ich etwas neu kaufe, muss ein anderes Teil gehen. Damit habe ich angefangen, als ich damals nach Berlin in ein kleines Zimmer gezogen bin. Aufgrund dieser Begrenzung musste ich super viel abgeben. Mein Ziel ist es, die perfekte Garderobe mit wenigen, aber vor allem hochwertigen Kleidungsstücken zusammen zu stellen, die ich unendlich kombinieren kann. Daran arbeite ich beständig. Ich investiere in Kleidungsstücke aus guten Stoffen wie Wolle und Kaschmir. Und ich kaufe keine Handtaschen mehr in fancy Farben, die ich nur zu einem bestimmten Kleidungsstück tragen kann, ebenso wenig wie mehrere Jeans in der gleichen Farbe. Ich trage den ganzen Herbst die gleichen Pullover, am liebsten aus Kaschmir – die sind richtig kuschelig warm und halten lange.
Layout: Kaja Paradiek
– Anzeige: Diese Story ist in Zusammenarbeit mit C&A entstanden –