Wie kochen wir in der Zukunft? Mit welchen Wundern der Technik organisieren wir künftig den Haushalt und welche Rolle spielen Smartphones dabei? Über all diese Fragen kann man hervorragend mit Diana Diefenbach sprechen, die 39-Jährige ist Head of Communications Home Appliances bei Samsung und beschäftigt sich permanent mit Innovationen auf dem Gebiet der Haushaltsgeräte. Wir besuchen sie und ihr Team in der Deutschlandzentrale von Samsung bei Frankfurt und sprechen über ihre Liebe zur Technik und zu Korea, wo sie selbst einige Jahre gewohnt, studiert und gearbeitet hat.
Die Koreaner gehen sehr kreativ an die Dinge ran, mit sehr viel Sensibilität, fast philosophisch.
Femtastics: Du hast drei Jahre in Korea gelebt, was fasziniert dich an dem Land?
Diana Diefenbach: Die Faszination war von Anfang an, dass die Koreaner sehr kreativ an die Dinge rangehen, mit sehr viel Sensibilität, fast philosophisch. Diese Faszination ist bist heute geblieben. Viele Koreaner sind sehr naturverbunden, gehen gern raus, wandern in den Bergen und freuen sich über den Ausblick. Der Konfuzianismus in Kombination mit dem Schamanismus ist extrem spannend, mit all den Waldgeistern, Berggeistern, Baumgeistern und Nachtgeistern. Meine Mitbewohnerin hatte immer ein Glöckchen an der Tasche, das die Geister vertreiben soll. Dieser Grundglaube an eine gewisse Spiritualität ist sehr beeindruckend. Jeder Koreaner kann dir immer erklären, warum das Essen gesund ist und für was es gesund ist. Ob jung oder alt, die Koreaner haben eine Verbindung zur Natur und wertschätzen sie.
Wie ist es in Korea zu wohnen?
Ich habe alles erlebt, angefangen mit dem Studentenstatus mit nur wenig Geld. Das Leben ist in Korea sehr teuer, zumindest in der Hauptstadt Seoul. Am Anfang habe ich im Wohnheim gelebt, da musste ich immer spätestens um zehn Uhr abends zu Hause sein. Es war eine 25 Quadratmeter kleine Einzimmerwohnung. Wir hatten nur ein Fenster, die Wohnung war im Souterrain und der Käfer- und Schimmelanteil war hoch.
Als du richtig gearbeitet hast, hat sich das wahrscheinlich geändert.
Das letzte Jahr in Korea habe ich bei Samsung gearbeitet, hier habe ich eine Welt kennengelernt, die ganz anders war. Ich habe in einem 50 Quadratmeter großen Appartment in Seoul gewohnt und hatte eine Notfallnummer, die ich rund um die Uhr bei Problemen anrufen konnte. Samsung hat dafür Sorge getragen, dass ich mich sehr wohlfühle.
Eine Erfahrung, die du nicht missen möchtest. Warum ist eine Auslandserfahrung so wichtig?
In einem asiatischen Land zu leben und die Erfahrung zu machen, dass du das erste Dreivierteljahr nichts mitbekommst, weil du die Sprache nicht sprichst, das macht dich ganz ruhig. Du musst dich selbst zurücknehmen, weil du an Konversationen nicht teilhaben kannst. Was du aber lernst, ist die Subtilität von Konversationen. Was schwingt mit? Wie ist die Stimmung? Über was wird überhaupt gesprochen?
Die Beobachtungsgabe wird geschult.
Du sitzt am Rande, hörst aber trotzdem interessiert zu und bekommst viel von der Stimmung mit. Daraus lernst du viel: Du stellst dich nicht in den Mittelpunkt und wirst sehr geduldig. Korea ist eigentlich ein hektisches Land, aber Koreaner sind unpünktlich. Man muss also aufhören, sich aufzuregen. Man macht noch mal ganz andere Erfahrungen als beispielsweise bei einem Auslandsaufenthalt in den USA.
Seit dem Kindergarten ist das Handwerkliche, also die Arbeit mit Holz als Werkstoff, mein Wunschtraum.
Von der Tischlerlehre zur Position Head of Communications – wie war der Weg dorthin?
Ich habe eine Tischlerlehre gemacht, weil ich aus einer Tischlerfamilie mit einer traditionellen Schreinerei komme. Seit dem Kindergarten ist das Handwerkliche, also die Arbeit mit Holz als Werkstoff, mein Wunschtraum. Holz riecht gut und seit der Lehre habe ich die Fähigkeit, dass ich Holz am Geruch erkennen kann. Ich könnte niemals in einer Firma arbeiten, die abstrakte oder virtuelle Produkte herstellt.
Du brauchst ein Produkt zum Anfassen?
Auf Messen bin ich komplett in meinem Element! Ich habe bereits in der Produktion, im Design, in der Produktplanung, im Research & Development und im Produkt-Management gearbeitet.
Du hast also den gesamten Produkt-Zyklus während deiner Laufbahn durchlaufen. Wie bist du eigentlich zu Samsung gekommen?
Nach der Schreinerlehre habe ich Innenarchitektur studiert und später noch Produkt-Design. Während des Studiums bin ich über einen Professor mit Korea in Kontakt gekommen. Als Studentin bin ich dann für drei Wochen nach Korea gegangen und habe im Anschluss an mein Diplom noch ein Jahr Industriedesign in Korea studiert.
In Korea kommt man an Samsung nicht vorbei.
Ich habe ein Jahr in Korea studiert und ein Jahr als Produktdesignerin gearbeitet. Nach wie vor habe ich eine ganz starke Affinität zu Korea und habe dort sehr viele Freunde. Außerdem habe ich in Korea auch meinen Mann kennengelernt.
Zurück in Deutschland hast du weiter als Industriedesignerin gearbeitet …
… und bin über das Design zu den elektronischen Geräten gekommen. Wir haben Handys designt – damals gab es keine Smartphones, da haben wir noch Tasten designt. So bin ich in die Elektronikbranche gerutscht, weg vom Holz.
Was fasziniert dich an der Branche?
Es geht um die Vielfältigkeit. Bei elektronischen Produkten gibt es deutlich mehr zu designen als bei einem Tisch. Was mich immer interessiert hat, ist, wie das Produkt vom Endkunden benutzt wird. Auch hier gibt es bei einem elektronischen Produkt natürlich eine stärkere Interaktion als bei einem Tisch. Im Bereich Hausgeräte bin ich dann richtig tief in die Marktforschung eingetaucht.
Welche Fähigkeiten sollte man mitbringen, um deinen Job zu machen?
Das Unternehmen ist sehr dynamisch. Man muss also flexibel sein – zum Beispiel, wenn einem innerhalb eines Projekts Chancen gegeben werden, aber auch innerhalb eines Arbeitstages. Diese Dynamik drückt sich in jeder Stunde aus, in der wir hier arbeiten. Deswegen ist man aber auch mit Spaß an der Arbeit und es wird nie langweilig.
In der Forschung und Entwicklung, gerade in Korea, sind sehr viele Frauen unter den Ingenieuren und Wissenschaftlern.
Ist der Bereich, in dem du dich bewegst, ein männerdominiertes Feld?
Mittlerweile sind die Teams gut durchmischt. In der Forschung und Entwicklung, gerade in Korea, sind sehr viele Frauen unter den Ingenieuren und Wissenschaftlern.
Korea ist absoluter Vorreiter auf vielen Gebieten – von Technik bis Beauty. Warum ist das so?
Koreaner haben den Anspruch – und das ist etwas, was die Koreaner in den letzten sechzig Jahren in ihrer Kultur entwickelt haben – dass sie immer das Neueste, Schnellste und Teuerste wollen. Die Koreaner haben eine bewegte Geschichte, sodass sie ganz wild darauf sind, sich zu modernisieren und aufzuraffen. So ist der Gedanke entstanden, immer State-of-the-Art-Produkte zu besitzen. Produktlebenszyklen sind in Korea deutlich niedriger als in Europa. In Korea findet man kein altes Auto. Die Autos sind alle maximal fünf Jahre alt, dann wird ein neues gekauft. Ein ein Jahr altes Handy ist in Korea ein Unding.
Und wie ist das mit Hausgeräten?
Für Hausgeräte ist der Markt ein Traum! Waschmaschinen werden in Korea alle drei bis vier Jahre neu gekauft, weil es ja ein Gerät gibt, das besser aussieht und effizienter ist.
Es ist also ein gesellschaftlicher Zwang?
Die Ausgabefreudigkeit der Koreaner für Konsumgüter ist einfach hoch. Die Firmen haben sich natürlich angepasst und ihre Innovationszyklen verkürzt. Der Heimatmarkt ist für jede Firma immer der stärkste und größte. In Deutschland funktioniert das aber natürlich nicht.
Wie wird das Problem gelöst?
Die Marke Samsung wird als dynamisch und innovativ wahrgenommen, diese Erwartungshaltung gibt es auch bei Haushaltsgeräten. Innovation heißt eben auch, dass wir jedes Jahr ein absolutes Highlight auf den Markt bringen können.
Jetzt Butter bei die Fische: Wie kochen wir in der Zukunft?
Es gibt Studien, die zeigen, dass man sehr viel verlernt, also dieses Heritage von: Meine Mama bringt mir bei, wie ich den Sonntagsbraten perfekt zubereite. Oder: Meine Mama bringt mir bei, wie ich meine Blusen am besten wasche. Da ist ganz viel verloren gegangen an Knowledge-Transfer. Im Kochen wird das aufgefangen von Geräten, die Profi-Geräte sind und mit denen man sich wie ein Profikoch fühlt.
Wie genau funktioniert das?
Mit ausgefeilten Automatikprogrammen. Der Ofen hat 80 Automatikprogramme, so habe ich schon mal eine Variation an Gerichten. Ich kann im Programm auswählen, ob der Braten medium, well done oder rare sein soll. Das Automatikprogramm steuert das komplett durch.
Das heißt, wir müssen uns um nichts mehr kümmern.
Wir müssen nur noch das Fleisch kaufen und es reinschieben.
Und wie halten wir die Wohnung in Zukunft sauber?
Mit Saugrobotern! Die sind natürlich sehr cool. Mit den Saugrobotern ist die Robotik vor fünf Jahren in den Haushalt eingezogen. Wir haben mittlerweile den saugstärksten Saugroboter am Markt. Außerdem kann man ihn über das Smartphone steuern. Wenn ich im Büro sitze und vielleicht Freunde abends erwarte, kann ich den Saugroboter von der Wohnung aus starten. Wenn ich nach Hause komme, ist alles sauber.
Was ist denn dein aktuelles Lieblingsgerät?
Das ist ein Gerät, das im Februar 2016 auf den Markt kommt – das Highlight schlechthin! In der Marktforschung sehen wir, wie der Endverbraucher seine Waschmaschine benutzt und was die sogenannten „hidden needs“ sind. Also, was nervt dich total an deiner Waschmaschine? Vielen Leuten passiert es, dass sie auf dem Weg vom Wäschekorb etwas verlieren oder vergessen. Du hast gerade die Wäsche gestartet und dann liegt da noch ein T-Shirt, was vergessen wurde. Deswegen haben wir eine Waschmaschine entwickelt, die im Bullauge eine kleine Klappe, wie eine Art Schleuse, hat.
Wie praktisch!
Wenn der Waschgang schon gestartet ist, kann ich trotzdem nachladen. Das ist so simpel – und so ein Highlight!
Was machst du, wenn du nicht hier bist?
Motorradfahren! Im wunderschönen Taunus fahre ich auf kurvigen Straßen durch den Wald und habe Spaß. Oder ich fahre in Richtung Mittelrhein durch das Mittelrheintal. Mein Mann und ich basteln außerdem gern an unseren Youngtimern, das sind Motorräder aus den Achtziger Jahren. Da schraube ich mit. Außerdem verschwinde ich gern in den Whirlpool, lass mich massieren und gehe in die Sauna.
Vielen Dank für das Interview!
Diana Diefenbachs sechs Lieblingsadressen in Frankfurt:
– in Kooperation mit Samsung –