Dass wir in Deutschland in Sachen Gleichberechtigung noch viel zu tun haben, ist ein Thema, mit dem wir uns viel befassen. Aber in vielen anderen Ländern ist es für Frauen* noch viel schwieriger, ein selbstbestimmtes Leben zu führen. So zum Beispiel im ländlichen Indien, wo die meisten jungen Frauen* keine berufliche Perspektive haben und nur darauf warten können, verheiratet zu werden.
Unternehmen wie „Rangsutra“ setzen sich dafür ein, das weibliche Unternehmertum und die Gleichstellung von Frauen* in Indien zu fördern, um sie sozioökonomisch zu stärken. „Rangsutra Crafts India Ltd“ (RCIL) wurde 2006 als Unternehmen für Kunsthandwerk gegründet und gehört einer Vereinigung von über 2.000 Kunsthandwerker*innen – davon 80% Frauen* – aus ländlichen Gegenden in Indien. Jedes Produkt folgt einem Fair-Trade-Prozess, der es den Kunsthandwerker*innen ermöglicht, sich in ihrem Arbeitsumfeld durch ausgeglichene und faire Bezahlung, ein sicheres Arbeitsumfeld und Maßnahmen für (zusätzliche) Qualifizierungen zu entfalten.
Anlässlich der Zusammenarbeit zwischen „Rangsutra“ und „C&A“ haben wir mit Sumita Ghose, Gründerin von „Rangsutra“, darüber gesprochen, wie sie Female Empowerment unterstützt.
Partner dieses Beitrags ist „C&A“ mit der „Rangsutra x C&A“ Capsule Collection. In enger Zusammenarbeit entstand eine 17-teilige Kollektion aus handbestickten Produkten. Jedes Kleidungsstück der Kollektion verbindet traditionelle Techniken mit modernem Design. Die Kollektion besteht aus Kleidern, Hosen, Blusen und Accessoires in klassischem Schwarz und Weiß. Jedes dieser Stücke ist ein Unikat und Ausdruck des reichen handwerklichen Erbes Indiens. Ab dem 16. Mai 2024 wird „Rangsutra x C&A“ in ausgewählten „C&A“ Filialen in ganz Europa sowie im „C&A“ Onlineshop erhältlich sein. „Wir wollen als Unternehmen positive Entwicklungen in der Welt vorantreiben, indem wir gemeinnützige Zwecke unterstützen und tun, was richtig ist – nicht nur in unseren eigenen Geschäftsbereichen, sondern auch in unserer Lieferkette“, sagt „C&A“.
Sumita Ghose (erstes Foto) ist Gründerin von „Rangsutra“. „Unsere Vision ist es, Möglichkeiten für integratives Wachstum zu schaffen, indem wir eine Verbindung zwischen Handwerker*innen und Märkten, Wandel und Kontinuität sowie Tradition und Moderne bilden. Der Name „Rangsutra“ setzt sich aus zwei Wörtern zusammen, die unsere Handwerkskunst unterstreicht – Rang, was Farbe bedeutet, und Sutra, was für Garn steht“, erklärt Sumita Ghose.
Sumita Ghose: Zu unserem Modeunternehmen „Rangsutra“ gehören über 2.000 Kunsthandwerker*innen – 80% von ihnen Frauen* – die zum Teil auch Anteilseigner*innen der Firma sind. Die meisten von ihnen leben im ländlichen Indien, in abgelegenen Dörfern. Die Menschen dort leben zum Großteil von der Landwirtschaft. Es gibt wenig andere Arbeit. Und die Landwirtschaft ist ein risikoreiches Geschäft, weil sie natürlich von der Umwelt, dem Regen, etc. abhängt. Die Frauen* beherrschen allerdings auch ein wunderschönes Kunsthandwerk: Sticktechniken, die sie von ihren Müttern, Großmüttern, Tanten und Schwestern lernen. Dieses Kunsthandwerk können sie bei uns einsetzen und es bietet ihnen einen alternativen, nachhaltigen Lebensunterhalt, um ihre Familien zu unterstützen und ihre Kinder in die Schule schicken zu können.
Mit „Rangustra“ bieten wir den Frauen* langfristige Arbeit, die nicht von der Landwirtschaft abhängt, faire Löhne und Möglichkeiten der Weiterbildung und Entwicklung. Als wir „Rangsutra“ gegründet haben, haben wir zunächst nur für den indischen Markt produziert, der ja auch sehr groß ist. Dann kam eine Zusammenarbeit mit „Ikea“ und damit für den globalen Markt dazu. Und jetzt auch eine Zusammenarbeit mit „C&A“.
Mit „Rangustra“ bieten wir den Frauen* langfristige Arbeit, die nicht von der Landwirtschaft abhängt, faire Löhne und Möglichkeiten der Weiterbildung und Entwicklung.
Ja, das war es. Im Jahr 2023 ist „C&A“ auf uns zugekommen – was uns sehr gefreut hat. Wir haben uns ausgetauscht und gemeinsam überlegt, wie unsere Capsule Collection aussehen soll. Die Kollektion beinhaltet Kaftane und Kurta-Hemden, traditionelle indische Kleidungsstücke. Während indische Mode traditionell meist bunt ist, ist die Capsule Collection Schwarz und Weiß, weil es sehr zugängliche Farben sind, die viele Menschen tragen. Und diese Collab ist erst der Anfang! Wir planen schon weitere gemeinsame Kollektionen.
Dieses Projekt wird von vielen Frauen* geleitet, um die Gleichberechtigung zu unterstützen, und zeigt, welche Rolle Mode bei der Förderung (von Frauen*) spielen kann. Es ist ein Beweis für die Kraft von guter Partnerschaft und für die Auswirkung, die diese auf das Leben der Menschen hat – ein Leben voller Talent, Freude und Können“, sagt Giny Boer, CEO von „C&A“ Europa.
Das Modeunternehmen „Rangsutra“ arbeitet mit kunsthandwerklichen Traditionen und produziert sowohl Mode und Textilien für den indischen Markt als auch für internationale Partner wie „C&A“. Zudem hat „Rangsutra“ einen eigenen Web-Shop.
Es funktioniert tatsächlich von beiden Seiten. „Rangsutra“ ist aus einer Non-Profit-Organisation entstanden, bei der es um Empowerment, Bildung und Gesundheit für Frauen* ging. Die Frauen* äußerten den Wunsch nach würdevoller Arbeit, damit sie nicht im Straßenbau arbeiten müssen – denn das ist die andere Beschäftigung, der Menschen in den ländlichen Gegenden nachgehen, wenn sie nicht in der Landwirtschaft arbeiten. So entstand die Idee, gemeinsam „Rangsutra“ zu gründen.
Da uns damals keine Bank einen Kredit zur Unternehmensgründung geben wollte, haben sich rund 1.000 Frauen* zusammengeschlossen. Sie haben eigenes Geld investiert und so gemeinsam das Unternehmen gegründet. Das war in Rajasthan. Später, als wir etablierter waren, kamen andere NGOs, das UNDP („United Nations Development Program“) und Regierungsorganisationen auf uns zu. Sie haben uns unterstützt, auch in anderen Regionen Indiens aktiv zu werden.
Da uns keine Bank einen Kredit geben wollte, haben sich rund 1.000 Frauen* zusammengeschlossen, eigenes Geld investiert und gemeinsam das Unternehmen gegründet.
Anfänglich haben sie alle von zu Hause gearbeitet, weil sie dort normalerweise auch das Kunsthandwerk ausüben. Wir haben aber festgestellt, dass es sinnvoller ist, die Frauen* zu organisieren, um pünktliche Lieferung der Produkte und Strukturen zu garantieren. Also haben wir es so organisiert, dass sich die Frauen* entweder im Haus der Frau* treffen, die die regionale Leitung übernimmt, oder in einem Raum oder Gebäude in ihrem Dorf, das ihre lokale Regierung ihnen zur Verfügung stellt.
Anfangs waren die Frauen* zögerlich und auch ihre Männer hatten Vorbehalte und wollten nicht, dass sie ihre Häuser verlassen. Mittlerweile haben sich die Frauen* daran gewöhnt und lieben es, in die jeweiligen Produktionszentren zu kommen. Sie sind dort im Austausch mit einander, lernen von einander, und haben einen gemeinsamen Ort jenseits ihrer jeweiligen Häuser.
Von den ursprünglichen rund 1.000 Anteilseigner*innen sind wir mittlerweile auf fast 2.500 gewachsen. Man muss aber nicht zwingend Anteilseigner*in sein, um bei „Rangsutra“ mitzuarbeiten. Manche Frauen* möchten nur Kunsthandwerker*innen sein. Andere sind in den Design-Workshops zusammen mit den Einkäufer*innen und unserem Team involviert. Wer Interesse an Führung zeigt und ausreichend Schulbildung erhalten hat, kann sich bei uns zur „Craft Managerin“ weiterbilden. Das sind die Frauen*, die jeweils Teams von 20-25 Kunsthandwerker*innen leiten.
Wenn eine Craft Managerin weiß, dass eine Frau* Schwierigkeiten oder viel Arbeit zu Hause hat und nicht so viele Stücke wie üblich herstellen kann, dann passt sie die Verteilung der Arbeit entsprechend an. Es ist ein sehr kollaboratives, gemeinschaftliches Arbeiten. Die Frauen* helfen und unterstützen einander.
Das Kunsthandwerk des Stickens wird zwar traditionell innerhalb der Familien weitergegeben und gelehrt, „Rangsutra“ bietet den Mitarbeiter*innen aber auch Weiterbildung, zum Beispiel an der Nähmaschine, an.
Mir fällt da ein Beispiel ein, das es gut veranschaulicht: Ein junges Mädchen hat das Stick-Kunsthandwerk von ihrer Mutter und Großmutter gelernt. Ihre Großmutter war eine unserer Gründungsmitglieder. Das Mädchen begann für uns zu arbeiten. Sie wurde Craft Managerin und hat in Abendkursen an ihrer Weiterbildung gearbeitet und ihren Master-Abschluss gemacht. Als der Zeitpunkt kam, dass sie verheiratet werden sollte – meist sind es arrangierte Hochzeiten im ländlichen Indien – sagte sie: „Wenn ihr mich verheiraten wollt, muss mein Mann herkommen. Ich ziehe nicht wie üblich ins Haus seiner Familie, weil ich hier bleiben und meine Arbeit fortsetzen möchte.“ Sie ist mittlerweile verheiratet, aber lebt und arbeitet immer noch in ihrem eigenen Dorf.
Ja, absolut. Es ist zwar alles Handarbeit, aber wir haben viele Hände. Die indische Bevölkerung umfasst schließlich 1,426 Milliarden Menschen, wovon 65% in ländlichen Gegenden leben. Deren erstes Beschäftigungsfeld ist Landwirtschaft und das zweite ist Kunsthandwerk. Bei einer Zusammenarbeit wie dieser mit „C&A“ planen wir sechs Monate für die Produktionszeit ein. Es dauert eben eine Weile, von Hand zu arbeiten und ggf. muss Rücksicht auf die Landwirtschaft genommen werden.
Diese Collab ist erst der Anfang! Wir planen schon weitere gemeinsame Kollektionen.
Die Capsule Collection von „C&A“ und „Rangsutra“ ist ab dem 16. Mai 2024 erhältlich.
Wir möchten immer eine Balance zwischen unseren sozialen und ökonomischen Zielen halten. Wir möchten marktorientiert, aber nicht vom Markt dominiert sein. Unsere Herausforderung ist und bleibt, langfristige Partnerschaften aufzubauen. Nur so können wir den Frauen*, die wir für uns arbeiten, langfristige Perspektiven bieten. Deshalb freuen wir uns auch sehr über die längerfristige Zusammenarbeit mit „C&A“.
Fotos: „C&A“
– Werbung: In Zusammenarbeit mit „C&A“ –
Ein Kommentar
Herzlichen Dank für das Interview. Ich war am Überlegen, ob ich mir Pieces von dieser Kollektion kaufen sollte oder nicht, da ich mir nicht sicher war auf welchen moralischen Werten dieses Collab basiert. Aber es scheint ja ganz gut zu sein!