Josephine Apraku: Lasst uns über Rassismus reden!

Afrikawissenschaftler*in, Referent*in für intersektionale Bildungsarbeit, Lehrbauftragte, Autor*in und Kolumnist*in: Josephine Apraku arbeitet auf unterschiedlichen Ebenen daran, die Kluft zwischen Menschen mit unterschiedlichen kulturellen Erfahrungen und Geschichten zu schließen. Doch wie genau kann man diese oft unbequemen Diskurse führen? Indem man sich eigenständig weiterbildet, Angelerntes hinterfragt und unbequemen Wahrheiten über sich selbst ins Auge blickt. Zu diesem Zweck hat Josephine das Workbook und Reflexionskartenset „Lasst uns über Rassismus reden!“ geschaffen, das dabei unterstützen soll, sich auf alltäglicher, aber auch tiefgehender Ebene mit dem Thema Rassismus auseinanderzusetzen.

Wichtig ist es Josephine zu betonen, dass es kein Rezept fürs Rassismuskritischsein gibt. Ausschlaggebend sind immer die eigene Bereitschaft und Lernwilligkeit, die in der Reflexion dafür sorgen, dass Unwissenheit abgebaut und Rassismus als solcher erkannt wird – zu jeder Zeit. Dafür hat Josephine Apraku, gemeinsam mit dem „Familiar Faces“-Verlag, der bereits ihr Buch „Wie erkläre ich Kindern Rassismus? Rassismussensible Begleitung und Empowerment von klein auf“ herausgebracht hat, ein Set mit Lernkarten kreiert, was den Dialog auf eine spielerische Art und Weise ermöglicht. Und das mit Menschen, die eine*n unmittelbar umgeben – im beruflichen Kontext wie in anderen Situationen. Wieso jetzt der perfekte Zeitpunkt dafür ist, und warum wir mehr Selbstreflexion und Verantwortung von struktureller Seite brauchen, erzählt Josephine Apraku im Interview.

Josephine Apraku hat gerade im „Familiar Faces“-Verlag ein Set aus Reflexionskarten und einem Workbook zum Thema „Lasst uns über Rassismus reden!“ herausgebracht.

femtastics: Wie schaffst du es, dass Menschen dir beim Thema Rassismuskritik zuhören?

Josephine Apraku: Im Rahmen meiner Arbeit habe ich gelernt, dass du die stichhaltigsten wissenschaftlichen Erhebungen haben und alles superruhig und diplomatisch erklären kannst. Aber eine Person, die sich wirklich gar nicht mit dem Thema Rassismus auseinandersetzen oder beschäftigen möchte, die einfach konsequent leugnet, dass es strukturellen Rassismus gibt, wirst du nicht überzeugen können. Es ist ein Einsatz an der falschen Stelle, die Energie an diejenigen zu verschwenden, die es nicht wollen.

Das ist aber auch eine wichtige Erkenntnis in die andere Richtung, denn unser Diskurs geht sehr stark in eine Richtung von „Wie können wir die breite Masse mitnehmen?“. Ich glaube, dass dieser Ansatz insofern verfehlt ist, als es nicht darum geht, Menschen mitzunehmen. Die müssen nämlich ein eigenes Interesse daran haben, mitzukommen.

Eine Person, die einfach konsequent leugnet, dass es strukturellen Rassismus gibt, wirst du nicht überzeugen können.

Wie setzt man da an?

Es braucht unterschiedliche Herangehensweisen. Ich bin eine eher ruhige Person, aber es gibt Leute, die sind konfrontativ und das finde ich legitim. Wenn ich in einem Workshop mit einer Person spreche, die total konfrontativ ist, erkläre ich alles trotzdem noch sehr ruhig. Nicht für diese eine Person, sondern für alle anderen, die es mitbekommen und sich selbst oft fragen: Wie kann ich da argumentieren?

Viele haben das Gefühl keine Ahnung zu haben. Sie sind verunsichert, aber grundsätzlich offen und bereit zuzuhören. Meiner Erfahrung nach sind diese Menschen nicht das Problem. Das Problem sind eher die Leute, die selbst fest davon überzeugt sind, dass sie eigentlich antirassistische Werte vertreten. Die haben oft Schwierigkeiten, sich davon zu lösen, dass sie die in der Realität gar nicht haben oder praktizieren.

Viele Menschen verstecken sich hinter ihrer vermeintlichen Wokeness und nutzen diese als Schutzmechanismus, wenn sie konfrontiert werden. Wie lässt sich das auflösen?

Diese Fälle sind noch schwieriger als die, wo die Fronten total klar sind. In der Antirassismusarbeit zum Beispiel gibt es durchaus weiße Menschen, die sich beständig zu Rassismus weiterbilden und „die richtigen Worte“ verwenden und sich trotzdem total rassistisch verhalten. Personen in so einem Zusammenhang anzusprechen, ist manchmal viel schwieriger.

Eben weil es diese „Ich beschäftige mich doch mit Rassismus, ich habe das auf dem Schirm, ich kann gar nicht rassistisch sein!“-Haltung gibt, gepaart mit einem Selbstverständnis davon, ausgelernt zu sein. Leute sagen das oft von sich, aber das ist nicht der Fall. Mit solchen Menschen kommst du eher schlecht in einen Austausch.

Von vielen Schwarzen Menschen und People of Colour höre ich, dass im Arbeitskontext oft eine Art Entziehen stattfindet.

Ganz schön komplex.

Außerdem gibt es noch die Komponente, wie eine weiße Person sich in Konflikten verhält. Von vielen Schwarzen Menschen und People of Colour höre ich, dass im Arbeitskontext oft eine Art Entziehen stattfindet. Auch an Arbeitsorten, die sich explizit dem Thema Diskriminierung widmen. Wenn es dort einen Rassismusvorfall gibt, dann bestimmen weiße Menschen sehr stark, wie dieser Konflikt läuft.

Die Reflexionskarten und das dazu gehörige Workbook von Josephine Apraku bieten für alle Menschen die Rassismus erfahren, sowie für weiße Menschen eine Möglichkeit sich intensiv mit den komplexen Aspekten von Rassismus auseinanderzusetzen.

Hast du ein Beispiel?

Oft wird gesagt: „Ich kann mich jetzt nicht austauschen“. Das passiert natürlich aus einer sehr machtvollen Position heraus. Damit kommen wir direkt zum nächsten Problem: In der Regel findet der Konflikt nicht zwischen zwei Menschen statt. Weißsein bringt mit sich, dass weiße Menschen als „wir“ wahrgenommen werden und dass eine Kritik an weißen Menschen, auch an Einzelpersonen, in gewisser Weise oft als kollektive Kritik wahrgenommen wird.

Das heißt, es springen andere weiße Leute ein, um diese weiße Person zu verteidigen. BIPoC können oft gar nicht bei den Vorgesetzten ansprechen, dass es einen Vorfall gegeben hat. Die Wahrscheinlichkeit, dass ihnen geglaubt und wahrgenommenen wird, dass das gerade eine rassistische Aggression gegen sie ist, ist nicht besonders hoch.

Die Einzelpersonen brauchen Bildungsangebote zum Thema Rassismus, aber wir brauchen auch Ansprechpersonen, die allen bekannt sind.

Machst du dazu gezielt Bildungsarbeit und gibst Betroffenen Ratschläge, wenn sie nicht wissen, an wen sie sich wenden sollen? Wenn selbst Diversity-Beauftragte weiße Personen sind und es keinen geeigneten Safe Space gibt?

Die Hilfestellungen, die ich gebe, sind meistens keine Ratschläge. Mir ist es wichtig, mit den Teams zu erarbeiten, welche Möglichkeiten es in ihrem Zusammenhang gibt. Ich verweise immer darauf, dass wir eine Verknüpfung von der individuellen und der institutionellen Ebene brauchen, um gegen Rassismus in der Organisation einzutreten.

Die Einzelpersonen brauchen Bildungsangebote zum Thema Rassismus, aber wir brauchen auch Ansprechpersonen, die allen bekannt sind. Ansprechpersonen, mit denen sich Menschen, die eine Rassismuserfahrung gemacht haben, wohlfühlen. Total oft sind das nämlich weiße Personen, die nur marginale Kenntnisse zum Thema Rassismus haben – an diese Personen würde ich mich auch nicht wenden. Weiter muss es klare Abläufe geben: Was machen wir, wenn es einen Rassismusvorfall gegeben hat? Wie kann der gemeldet werden?

Ein aktuelles Beispiel ist das Gesetz zur allgemeinen Gleichbehandlung. Nach dessen Logik liegt eine Diskriminierung nur dann vor, wenn eine Person direkt betroffen ist. Das ist natürlich eine Herausforderung. Denn wenn weiße Menschen untereinander etwas Rassistisches sagen und keine Person von dieser spezifischen Aussage direkt betroffen ist, kann das noch nicht mal gemeldet werden. Das ist ziemlich krass! Im Umkehrschluss bedeutet das nämlich auch, dass wir uns gar nicht mit weißen Personen verbünden können, die das etwa an unserer Stelle ansprechen, damit wir selbst erstmal anonym bleiben können.

Rassismus zu thematisieren, kann negative Folgen haben, wie für die nächste Beförderung nicht berücksichtigt zu werden.

Das ist ein guter und wichtiger Punkt.

Die Herausforderung ist, so etwas überhaupt anzusprechen – in dem Wissen, in welchen Strukturen wir uns bewegen. Es ist wichtig, das im Arbeitszusammenhang zu berücksichtigen. Rassismus zu thematisieren, kann negative Folgen haben, wie für die nächste Beförderung nicht berücksichtigt zu werden oder vermeintlich die Person zu sein, die immer von den „wichtigen Arbeitsthemen ablenkt“.

In diesem Kontext ist es wichtig zu schauen, wie Organisationen in die Verantwortung genommen werden können. Es muss Strategien geben, wie mit Fällen umgegangen wird und das nicht erst als Reaktion auf einen Vorfall. Stattdessen ist es wichtig zu antizipieren: Rassismus ist eine strukturelle Form von Diskriminierung. Rassismus wird an unserem Arbeitsort passieren. Wie gehen wir damit um? Welche gängigen Wege haben wir? Welche Personen? Welche Richtlinien? Welche Leitlinien? Wie kommunizieren wir miteinander? Wie gehen wir mit Konflikten um? Haben wir Leute, die für eine rassismuskritische Mediation angesprochen werden können?

Jede Karte enthält gezielte Fragen und Aufgaben, die dazu anregen, eigene Vorurteile und Denkmuster zu erkennen und zu reflektieren. 

Wir haben schon ein bisschen über intersektionale Erfahrungen gesprochen. Vielen Menschen ist gar nicht richtig bewusst, dass es da draußen Mehrfachdiskriminierungen gibt, die das Betreten von bestimmten Räumen weiter erschweren. Wie kann man hier für mehr Awareness sorgen?

Leute haben unterschiedliche Herangehensweisen an das Thema Intersektionalität. Es ist zunächst wichtig, überhaupt zu verstehen: Was ist eine Form von Diskriminierung? Was ist die Struktur dahinter? Warum geht diese immer mit gesellschaftlicher Macht einher, die auf unterschiedlichen Ebenen stattfindet? Welche Regeln und Maßnahmen haben Institutionen? Welche geteilten Wissensbestände gibt es in unserer Gesellschaft dazu, wer „dazu“ gehört und wer „nicht“?

Dadurch können wir lernen wahrzunehmen, dass jede Form von Diskriminierung dafür sorgt, dass es eine Gruppe gibt, die benachteiligt wird und eine, die dadurch einen besseren Zugang hat. Aber Menschen können eben auch von mehreren Diskriminierungen gleichzeitig betroffen sein. Das heißt nicht, dass wir dadurch ordentlich ausrechnen können, wie viel Prozent etwas beispielsweise rassistisch oder sexistisch ist. Intersektionalität bedeutet, dass es eine Überschneidung gibt, aus der sich eine gemischte Erfahrung ergibt. Wie zwei Farben, die gemischt werden und so eine Art dritte Farbe ergeben. Dieses Grundverständnis ist wichtig, um den nächsten Schritt gehen zu können. Meine Bildungsarbeit im Zusammenhang mit dem Thema Rassismus ist immer auch eine Intersektionale, da ich selbst davon betroffen bin. Und das macht total viel damit, wie ich Diskriminierung wahrnehme, in welchen Zusammenhängen, aber auch wie ich mich selbst wahrnehme.

Wie können wir dafür sorgen, dass alle Menschen einen gleichberechtigten Zugang haben?

Was wünschst du dir im Umgang mit diesem Wissen?

Es geht darum kritisch zu hinterfragen: Wie können wir dafür sorgen, dass alle Menschen einen gleichberechtigten Zugang haben? Ich merke schon, dass Organisationen sich immer weiterentwickeln, aber gleichzeitig ist das Verständnis von Intersektionalität immer noch nicht besonders ausgeprägt. Vor allem nicht dahingehend, welche unterschiedlichen Dimensionen sie einnehmen kann. Meistens wird davon ausgegangen, dass es sich um Mehrfachdiskriminierung handelt. Im Sinne von: Eine Person wird von unterschiedlichen Folgen von Diskriminierung negativ betroffen, aber die berühren sich in dieser Vorstellung nicht.

Deswegen benutze ich auch nicht den Begriff Mehrfachdiskriminierung, weil es für mich sprachlich und inhaltlich etwas anderes ist. Es ist oft die Vorstellung davon, dass wir etwas Plusrechnen können – aber ohne wahrzunehmen, dass es da eine Überschneidung gibt. Gleichzeitig ist es in dem Zusammenhang relevant zu verstehen, dass sich die unterschiedlichen Formen von Diskriminierung gegenseitig bedingen. Indem sie zum Beispiel Elemente voneinander haben. Das immer wieder wahrzunehmen, darauf hinzuweisen, ist Teil meines Jobs.

Da findet dann ein kontinuierliches Nachverhandeln statt. Man lernt voneinander und selbst auch immer wieder dazu. Was ist deine Wahrnehmung nach zehn Jahren – passiert genug?

Das politische Klima verändert sich aktuell extrem – und das ist spürbar. Gerade wenn wir uns zum Beispiel den sogenannten Asylkompromiss anschauen, der jetzt durchgewunken wird oder Themen wie Menschenrechte, Klimaschutz, aber auch feministische Errungenschaften.

Faschistische Bewegungen werden stärker und sind natürlich immer intersektional – sie sind ausschließend für Menschen, die von Rassismus betroffen sind, behinderte Menschen, Menschen die nicht cis und/oder hetero sind und Menschen ohne Zugang zu Geld. Ich habe das Gefühl, dass es sich ein bisschen wie ein Pendel verhält: Auf eine Zeit, wo viel Widerstand stattgefunden hat und Sachen erreicht worden sind, folgt jetzt eine starke Gegenwehr.

Also der perfekte Zeitpunkt, um mit Gesprächskarten für einen Dialog zu sorgen: Die sind ein super Tool für den spielerischen Einstieg in das Thema. Sowohl mit Kindern, Freund*innen, oder in einem Workshop im beruflichen Kontext. Wie kam die Idee zustande? Wieso jetzt?

Ich hatte zwei Ideen. Einmal wollte ich gerne ein Workbook zum Thema Rassismus schreiben und dann die Gesprächskarten machen. Einfach, weil ich die Erfahrung gemacht habe, dass Leute zwar Sachbücher lesen, sich aber immer fragen: Wie kann ich mich selbst stärker reflektieren? Deswegen ist das Workbook eine Mischung aus sachbuchartigen Inhalten mit Reflexionsübungen. Andererseits fragen sich viele Leute, wie sie das mit Familie oder Kindern thematisieren sollen.

In dem Punkt wurde ich viel von der kritischen Friedenspädagogik inspiriert. Dort gibt es zum Beispiel eine Auseinandersetzung damit, dass Kinder eigentlich schon relativ früh Bilder von Krieg haben. Das Problem ist, dass sie das nicht einordnen können. Das heißt, sie haben keine Vorstellung davon, dass es da eine größere Dimension gibt. Daraus wird in der Friedensforschung abgeleitet, dass es notwendig ist, es mit ihnen gemeinsam einzuordnen. Damit kann ich viel für den Bereich Rassismus anfangen. Denn auch da wissen wir aus der Rassismusforschung, den Erziehungswissenschaften, aber auch der Sozialpsychologie, dass Kinder sehr früh schon rassistische Vorurteile haben können.

Es geht darum, gemeinsam zu lernen, sich gemeinsam auseinanderzusetzen und zu reflektieren.

Also können die Gesprächskarten helfen das Thema besser im Alltag zu verorten und zu verstehen?

Die Idee von dem Lernkartenset ist es unter anderem von der Vorstellung „Ich bin erwachsen und deswegen bin ich die Person, die wissend ist – du bist ein Kind und du weißt es nicht“ wegzukommen. Es geht darum, gemeinsam zu lernen, sich gemeinsam auseinanderzusetzen und zu reflektieren.

Das Set habe ich aber nicht ausschließlich für weiße Familien geschrieben, es kommen auch Themen wie Empowerment, Aktivist*innen, oder Bündnisse vor. Ich finde ich es total sinnvoll zu überlegen, wie könnten solche Gespräche grundsätzlich stattfinden? Auch für mich als Schwarzes Elternteil ist es wichtig, einen Austausch mit meinem Kind zu haben. Insgesamt sollten wir da mehr von den „Anlässen“ wegkommen. Oft ist es ja so, dass wenn (spezifisch weiß positionierte) Eltern mit ihren Kindern über Rassismus sprechen, sie das dann machen, wenn zum Beispiel eine Person wie George Floyd ermordet worden ist.

Doch es ist einfacher, ein Gespräch anzufangen, wenn wir nicht erst mit den letzten Stufen der Gewalt anfangen, sondern es grundsätzlich zu einem Thema machen. Auch wenn ich im Zusammenhang mit Rassismus privilegiert bin, ist es relevant für die eigene Lebensrealität zu erkennen, wieso ich mich so durch die Welt bewegen kann, wie ich es eben tue.

Weil wir jetzt schon bei engen Bindungen sind: Du hast zu dem Thema ein Buch mit dem Titel „Kluft und Liebe“ verfasst: Wieso ist es oft schwieriger mit Menschen, die einem nahe stehen, über diskriminierende Erfahrungen zu sprechen? Können die Gesprächskarten helfen die „Kluft“ zu überbrücken?

Ich weiß nicht, ob sie die überbrücken können. Der wichtigste Teil von diesem Rezept wäre eigentlich, dass es Leute sind, die es grundsätzlich wollen. Die wahrnehmen, ich habe etwas davon, wenn ich anerkenne, dass die Lebensrealität einer Person, die mir wichtig ist, komplett anders ist als meine. Dann können die Reflexionskarten sicherlich hilfreich sein, um wahrzunehmen: Ich laufe durch eine Welt, die für mich gemacht ist. Daraus ergibt sich weiter: Diese Welt ist nicht für dich gemacht und behauptet, dass du „schlecht“ bist, weil vermeintlich „kriminell, bildungsfern“ usw. Aber wie gesagt: Der wichtigste Punkt ist, dass es Leute sind, die das aufrichtig wollen.

Gerade im Zusammenhang von Beziehungen ist es essenziell wahrzunehmen, welche Form von Unterdrückung die andere Person erfährt, die ich nicht erfahre und dem gegenüber fürsorglich zu sein. Mit Blick auf Rassismuskritik ist es ein wichtiger Perspektiven-Shift, zu erkennen, dass eine Person dabei auch im eigenen Interesse handelt. Sonst wird es nämlich schnell zu einem komischen savioristischen Diskurs: Du bist mein Sozialprojekt, ich stehe für dich ein, zeig dir die Welt und verschaffe dir Zugang.

Im Moment bin ich an einem Punkt, an dem ich versuche, einfach Raum für Freude in meinem Leben zu schaffen.

Was wünschst du dir für die Zukunft und wie betreibst du Selbstfürsorge?

Ich finde es gerade eine schwierige Zeit, um optimistisch zu sein. Im Moment bin ich an einem Punkt, an dem ich versuche, einfach Raum für Freude in meinem Leben zu schaffen. Ich bin gerade dabei, einen Staudengarten und einen Obst- und Gemüsegarten anzulegen. Ehrlicherweise macht mich das gerade ganz schön glücklich, wenn ich mir überlege, wie ich was anordne und einmache. Dafür Raum zu schaffen tut mir richtig gut. Und ich finde es auch wichtig, immer mal wieder einen Schritt zurückzugehen und zu überlegen: Du darfst auch einfach eine gute Zeit haben. Das ist okay und sogar total wichtig. Ich hoffe, dass ich darin besser werde.

Vielen Dank für das Gespräch, liebe Josephine!

Hier findet ihr Josephine Apraku:

Fotos: Lukas Städler

Text: Fatima Njoya

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