Mehr Sichtbarkeit für Frauen* über 40! Zuhause bei „AndBloom“-Gründerin Denise Boomkens

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27. Mai 2024

Wir haben Denise Boomkens in ihrem Haus bei Amsterdam besucht!

Mit ihrem Instagram-Kanal und ihrer Website „AndBloom“ setzt sich Influencerin und Fotografin Denise Boomkens dafür ein, Frauen* jeden Alters über 40 sichtbarer zu machen und zu zeigen, wie vielfältig und schön „Älterwerden“ aussieht. Wir haben Denise Boomkens in ihrem wunderschönen Zuhause in der Nähe von Amsterdam besucht und mit ihr darüber gesprochen, was sie aus ihrer Arbeit gelernt hat und wie sie sich vom Jugendwahn frei macht.


Partner dieses Beitrags ist das Kosmetikunternehmen „cicé“ aus Hamburg, das seit einigen Monaten mit Denise Boomkens zusammenarbeitet und so freundlich war, uns mit einander in Kontakt zu bringen. Aber auch der der Leitgedanke „Better-Aging“ (nicht „Anti-Aging“) macht „cicé“ mit seiner Gesichtspflege und den Supplements zum perfect Match für diese Homestory!


femtastics: Warum hast Du „AndBloom“ gestartet?

Denise Boomkens: Ich habe „AndBloom“ 2018 gegründet, als ich 42 Jahre alt war. Ich war mit 40 Mutter geworden und hatte eine berufliche Pause eingelegt. Davor habe ich lange in der Mode gearbeitet – erst als Model, dann zwölf Jahre als Modefotografin. Nach meiner Elternzeit war ich auf der Suche nach Inspiration für mein Leben jenseits der 40: Welches Make-up trage ich, wenn ich 50 bin? Wie kleide ich mich mit 60 und wo finde ich das? Ich war schockiert, dass ich weder im Internet noch in Magazinen coole Frauen* gefunden habe, die mir das gezeigt haben. Ich konnte keine Inspiration für modischen, coolen, fröhlichen Lifestyle ab 40 finden.

Also habe ich angefangen, eine Serie von Portraits von Frauen* über 40 aus meinem Umfeld zu fotografieren, zusammen mit einem Team von Stylist*innen und Make-up-Artists, die mich unterstützt haben. Die Fotos habe ich auf „Instagram“ gepostet. Das war ein Erfolg. So hat es angefangen.

Denise Boomkens lebt mit ihrem Mann und ihrem Sohn in einem Haus aus dem Jahr 1907.

Viele Frauen* haben mir Recht gegeben, dass sie sich in den Medien nicht repräsentiert fühlen.

Denise trägt: Pinkes Top von „Selezza“, Leo-Shirt von „Ganni“, grüne Hose von „Adidas“.

Du fotografierst seitdem Frauen* jeden Alters über 40. Was hast du daraus gelernt, diese Frauen* zu treffen und ihre Portraits zu veröffentlichen?

Zuallererst habe ich gelernt, dass ich nicht die einzige bin, die das Gefühl hatte, ab 40 zu „verschwinden“. Viele Frauen* haben mir Recht gegeben, dass sie sich in den Medien nicht repräsentiert fühlen; was mich nur noch mehr angespornt hat, die Fotos zu veröffentlichen und die Geschichten der verschiedenen Frauen* zu erzählen.

Ich bin ganz offensichtlich nicht die einzige, die sich sehr wohl damit fühlt, über 40, jetzt fast 50, zu sein. Und jeden Zweifel, den ich bezüglich des Älterwerdens hatte, haben die Frauen* ausgeräumt. Indem ich mit ihnen gesprochen habe und ihre Schönheit durch meine Kameralinse gesehen habe, haben sie mir ein Gefühl des Trosts und Muts gegeben. Sie haben mir gezeigt, dass in einem anderen Alter plötzlich auch andere Themen wichtig für einen sind. Dinge, die in den 20ern oder 30ern wichtig waren, sind jetzt unwichtig, und dafür wiederum ganz andere Themen relevant. Und das macht jede Lebensphase schön.

Die Werbung versucht immer noch, uns Jugend zu verkaufen und die Jugend zu idealisieren. Und Frauen* über 40 passen da nicht ins Bild.

Denkst du, dass Ageism, also Altersdiskriminierung, noch immer ein Problem ist?

Ich denke, dass es noch immer ein großes Problem ist. Aber wir kommen voran. Wenn ich 2018 mit heute vergleiche, dann haben sich viele Dinge verändert. Meine Arbeit und auch die Arbeit anderer Frauen*, die sich für das Thema stark machen, hat einen Einfluss. Aber es liegt noch ein langer Weg vor uns, weil viele Entscheider*innen in der Werbung Männer* sind, die eine andere Vorstellung zu „älteren Frauen*“ haben als die Frauen* selbst. Wir müssen dafür kämpfen, die Werbung und Medien zu verändern. Die Werbung versucht immer noch, uns Jugend zu verkaufen und die Jugend zu idealisieren. Und Frauen* über 40 passen da nicht ins Bild.

Denise Boomkens lebt und liebt einen eklektischen Style – sowohl in Sachen Mode als auch zu Hause. Denise trägt ein Kleid von „& Other Stories“, Bucket Hat von „Adidas“, Leo-Shirt von „Essentiel Antwerp“, Ringe von „Cacko“.

Du bist jetzt 47. Wie fühlst du dich mittlerweile in Bezug auf dein Alter? Ist es dir inzwischen völlig egal?

Na ja, ich versuche in der Regel auch, so gut wie möglich auszusehen. Manchmal muss ich mich selbst daran erinnern, dass ich fast 50 bin und es völlig in Ordnung ist, wenn ich Falten habe, mich manchmal etwas müder als früher fühle, und eben einfach nicht mehr dieselbe Person bin wie mit 30. Aber natürlich schreit die Gesellschaft von allen Seiten, dass meine Haare lang und voll sein müssen, meine Haut makellos, meine Figur perfekt – und da ist es manchmal gar nicht so leicht, sich öffentlich, auf Social Media, verletzlich zu machen und der Welt zu zeigen, dass mein Haar eben nicht so ist, dass ich Falten und Cellulite habe und meine Brüste unterschiedlich groß sind. Es braucht Mut, das zu tun. Und den habe ich nicht immer.

Manchmal denke auch ich: „Okay, ich brauche Botox!“. Oder ich falle auf Bullshit-Marketing rein und denke: „Diese Creme brauche ich!“ und kaufe sie. Und dann wirkt die Creme natürlich nicht wie versprochen und ich lache über mich. Diese Mechanismen sitzen so tief in unserer Gesellschaft, aber auch in uns individuell.

„Es braucht noch immer diversere Vorbilder in den Medien“, sagt Denise Boomkens.

Und es ist schwer, sich davon frei zu machen.

Ja, und dabei habe ich durch meine Arbeit und die vielen inspirierenden Frauen* gelernt: Das Altern lässt sich nicht aufhalten. Du kannst es nur annehmen, akzeptieren und genießen – und hoffen, dass du ein hohes Alter erreichst. Und das kannst du auf Millionen verschiedene Arten machen. Grau und unsichtbar oder bunt und glücklich und das Beste daraus machen.

Denkst du, dass der Druck, einem gewissen Schönheitsideal zu entsprechen, allgemein kleiner oder größer geworden ist?

Das Problem ist, dass sich heute alles kaufen lässt. Du kannst dir eine Nase, Brüste, Lippen, … alles kaufen. Wenn du nicht einem Schönheitsideal entsprechend „schön“ geboren wurdest, brauchst du nur das entsprechende Budget – und den Willen – um Dir ein bestimmtes Aussehen zu verpassen. Wenn du heute in deinen 20ern bist, auf Social Media Vorbilder siehst und genau aussehen willst wie sie, dann kannst du das machen.

Das ist eine gefährliche Entwicklung in unserer Gesellschaft. Und das wird nie wieder weggehen. Botox, Filler, Schönheits-Operationen und all das. Mir und meinen Gleichgesinnten bleibt nur, uns mit unseren kleinen Stimmen weiter dagegen stark zu machen.

Denise trägt ein Kleid von „Dodo Bar Or“, Hose von „Essentiel Antwerp“, Ringe von „Cacko“, Halskette von „Made by Mila Jewelery“.

Das Altern lässt sich nicht aufhalten. Du kannst es nur annehmen, akzeptieren und genießen.

„Ich bin eine Sammlerin, das war ich immer schon“, sagt Denise Boomkens über ihre Einrichtung.

Inwiefern sollten wir allgemein unsere Vorstellung vom „Alter“ ändern?

Ich denke, die Darstellung in den Medien sollte sich ändern. Man sollte keine 30-jährigen Models nutzen, um 50-Jährige darzustellen. Und „ältere Frauen*“ sollten nicht immer klischeehaft mit kurzem, weißen Haar, dicker Brille und unmodischer Kleidung inszeniert werden, um sie wie typische „Omas“ aussehen zu lassen.

Warum zeigt man nicht einfach unterschiedliche Frauen* in ihren 50ern, 60ern oder 70ern so wie sie wirklich sind? Wenn etwas realistisch repräsentiert wird, kann man sich damit identifizieren und vielleicht auch sagen: „Okay, so möchte ich auch sein wenn ich 50, 60 oder 70 bin!“. Es braucht noch immer diversere Vorbilder in den Medien.

Was uns zum Beispiel stört, ist der Begriff „Anti-Aging“ im Kosmetikbereich. Du arbeitest mit dem Hamburger Unternehmen „cicé“ zusammen. Was gefällt dir an den Produkten?

Ich arbeite nur mit Marken zusammen, deren Mission oder Geschichte mir gefällt, die zu mir passen und von denen ich glaube, dass sie meinen Follower*innen gefallen. Das Wort „Anti-Aging“ ist sehr schwer aus der Branche wegzukriegen. Ich glaube nicht, dass die Marken verstehen, wie schädlich dieser Begriff ist. Sie wollen den Menschen helfen, den Alterungsprozess zu verlangsamen oder schöner zu altern. Aber ein „Anti“-Wort ist nicht positiv. Ich glaube, wir bewegen uns langsam auf eine Welt zu, in der der Begriff nicht mehr verwendet wird.

Die Produkte von „cicé“ sind bei uns sehr beliebt, nicht nur bei mir, sondern auch bei meinem Mann. Ich finde es toll, dass es sich um ein von Frauen* geführtes Unternehmen handelt und dass sie eine Philosophie haben und an ihre Produkte glauben. Die Produkte riechen natürlich und fühlen sich gut an. Außerdem machen sie meine Haut glücklich, und das ist schließlich das Wichtigste, was ich an Hautpflege mag.

In Denises Badezimmer: Pflegeprodukte des Hamburger Kosmetiklabels „cicé“, das wohltuende Pflanzenextrakte mit hautstraffenden Wirkstoffen kombiniert und so ganz auf natürliches „Better Aging“ setzt.

Was möchtest du deinen Leser*innen und Follower*innen mit auf den Weg geben?

Selbstakzeptanz hat für mich auf meinem eigenen Weg eine sehr wichtige Rolle gespielt und deshalb möchte ich sie gerne weiter verbreiten. Es ist so leicht, sich selbst und das eigene Äußere zu beurteilen. Manchmal schaue ich in den Spiegel und denke: „Verdammt, da ist eine neue Falte.“ Und sie wird nie wieder verschwinden. Unsere eigene Alterung zu sehen, macht uns bewusst, dass wir endlich sind. Das Gefühl der Unsterblichkeit, das wir vielleicht bis zu unseren Dreißigern hatten, das verschwindet – und auf einmal sehen wir an unserem eigenen Gesicht, dass wir irgendwann sterben werden.

Das ist ein Lernprozess und ich möchte zeigen, dass ich mir dessen bewusst bin. Es ist nicht immer einfach, älter zu werden – aber man muss akzeptieren, wo im Leben man steht. Natürlich war es fantastisch und großartig, jung zu sein, aber man kann eben nicht ewig jung sein. Es geht nicht darum, „schön“ zu sein. „Schön“ ist langweilig. Es geht vielmehr um etwas Inneres und das möchte ich der Welt zeigen: die Einzigartigkeit jedes Menschen. Und wenn wir das in jedem Alter, jeder Größe, jeder Farbe und Form zeigen, dann wird es normal.

Es ist nicht immer einfach, älter zu werden – aber man muss akzeptieren, wo im Leben man steht.

In unserer Podcastfolge mit Miriam Stein haben wir darüber gesprochen, dass mit steigendem Alter für viele Frauen* ein wachsendes Selbstbewusstsein kommt. Unsicherheiten, die man früher hatte, verschwinden.

Ich habe neulich ein Video von einer jungen Frau*auf „Instagram“ gesehen, die gepostet hat, dass Freitag ist und sie ausgeht. Früher bin ich auch jedes Wochenende ausgegangen. Und ich habe mich gefragt: „Moment, wann hat das aufgehört?“. Jetzt freue ich mich, wenn ich zu Hause bleiben kann. Und das ist völlig okay. Ich bin froh über alles, was ich früher gemacht habe, aber es ist total in Ordnung, dass ich jetzt andere Sachen mache. Ich bin einfach zufrieden damit, wie und wer ich bin.

Lass uns über dein wunderschönes Zuhause sprechen. Mit wem lebst du hier und seit wann?

Wir sind im Winter 2022 eingezogen, mein Mann, mein Sohn und ich. Das Haus ist sehr alt, aus dem Jahr 1907. Wir haben mal Besuch bekommen vom jüngsten Sohn und der Enkelin der Menschen, die das Haus damals gebaut haben. Sie konnten uns einiges Interessantes über das Haus erzählen. Wir sind mit der Einrichtung noch nicht fertig, es herrscht kreatives Chaos.

Was ist dir wichtig in Sachen Einrichtung?

Ich bin eine Sammlerin, das war ich immer schon. Mit 17 bin ich bei meinen Eltern ausgezogen und damals habe ich angefangen, Dinge zu sammeln – von Reisen und allen möglichen Orten. Ich habe so viele Kisten voller Kram. Dieses Haus ist sozusagen eine Vintage-Sammlung lauter Dinge.

Ein Ausdruck deiner Persönlichkeit? Minimalismus würde da wahrscheinlich nicht passen.

Ich habe einige Möbelstücke von meiner Großmutter geerbt, die einen sehr guten Geschmack hatte, aber komplett in Weiß eingerichtet war. Ich habe vielleicht auch ihr Interesse an Einrichtung geerbt, aber bei mir ist es verrückt, bunt, voller Blumen und Muster.

Vielen Dank für das Gespräch, liebe Denise!



Hier findet ihr Denise Boomkens:

Denise Buch „In voller Blüte: Gelassen und schön – Die Kunst des Älterwerdens“


Fotos: Ninette Moormann
Make-up: Hannah Rosie Bennette

– Werbung: In Kooperation mit „cicé“ –

3 Kommentare

  • Wunderschöne und entspannte Frau. Ich folge ihr schon lange auf Instagram. Immer wieder inspirierend auch wenn ich ihre Mutter sein könnte.

  • LISA sagt:

    Hallo…was für ein toller Beitrag zum Interview mit Denise Boomkens. Ich bin begeistert von dieser Frau und folge ihr bereits seid einiger Zeit bei Instagram. Ihr modischer Stil, ihre Art mit dem Älterwerden umzugehen, sich zu präsentieren ist einfach grandios. Ich bin selbst 55 Jahre alt und habe sehr lange gebraucht mein Älterwerden annehmen zu können. Wir Frauen brauchen uns nicht zu verstecken sondern wir sollten leben und uns geben so wie wir sind. Wir dürfen uns anziehen was uns gefällt und freimachen von Altersgrenzen. Das Leben bejahen, dankbar und offen sein alt werden zu dürfen. Dazu gehören unsere Falten, grauen Haare und auch das erschlaffen unseres Körpers. Denise Lebensfreude ist in ihren Beiträgen und Stories sichtbar und für alle jungen Menschen ein schönes Vorbild.
    Liebe Grüße Lisa

    • Lisa van Houtem sagt:

      Vielen lieben Dank für das schöne Kommentar! Wir freuen uns sehr, dass dir die Homestory so gut gefällt – wir sind auch große Denise-Fans!

      Liebe Grüße, Lisa von femtastics

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