Catharina Bernhardt über ihr veganes Café Happenpappen und Mut zum Neustart

Für den Traum vom eigenen Café gab Catharina Bernhardt eine erfolgreiche Karriere auf – und ist jetzt viel glücklicher in ihrem neuen Job. Sie führt seit Anfang 2016 das vegane Café Happenpappen in Hamburg, das wie für sie gemacht erscheint. Wir treffen die 26-Jährige in ihrer Wohnung, die sie sich mit Vanessa Janneck teilt, und in ihrem Café, um mit ihr darüber zu sprechen, was es bedeutet, seinen Traum zu verwirklichen, warum es sich lohnen kann, auf die Zähne zu beißen, und wieso sie freiwillig morgens um 6 Uhr aufsteht, obwohl sie oft bis nachts arbeitet.

 

Femtastics: Seit wann bist Du Veganerin?

Catharina Bernhardt: Seit Ende 2012. Es fing damit an, dass ich eine Phase hatte, in der ich total ausgelaugt und müde war. Ich war was Ernährung betrifft schon immer offen und habe viel ausprobiert. Als ich gehört habe, dass vegane Ernährung so gesund sein soll, habe ich angefangen, mich näher mit dem Thema zu beschäftigen. Ich habe mir den Film „Earthlings“ angesehen – und ab dem Zeitpunkt war für mich definitiv klar: ab morgen möchte ich mich komplett vegan ernähren. Und das aus ethischen Gründen. Ich dachte: Wenn ich dabei fitter werde, ist das ein positiver Nebeneffekt.

Hast Du Dich auch damit beschäftigt, wie eine gesunde vegane Ernährung aussieht?

Ja, auf jeden Fall. Und ich muss sagen, dass ich den Verzicht auf tierische Produkte gemerkt habe: bessere Haut, morgens war ich wacher, meinem Magen ging es besser … Ich war immer so ein Kandidat, dem viel auf den Magen schlägt. Und mit der veganen Ernährung ging es mir plötzlich viel besser.

Hast Du direkt angefangen, vegane Rezepte auszuprobieren?

Ja, ich habe immer schon gerne gekocht. Du musst dich, wenn du dich vegan ernährst, einmal ins Thema reinfuchsen, die Zutaten und Lebensmittel kennenlernen. Viele Leute sagen, vegane Ernährung sei eintönig – nur Salat und Gemüse –, aber ich finde, dass meine Küche viel bunter geworden ist. Es gibt so viele tolle Produkte und es muss gar nicht immer exotisch sein. Zum Beispiel rote Linsen – mit denen habe ich früher nie gekocht.

 

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Das Happenpappen in der Lappenbergsallee

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Ich hatte einen richtig guten Job und habe für mein Alter sehr gut verdient. Ich habe aber gemerkt: Der Job ist nicht meine Erfüllung. Ich kann auch dieses Zugeknöpfte nicht leiden, das passt nicht zu mir.

Anfang dieses Jahres hast Du das Happenpappen übernommen. Wie kam das?

Da muss ich vorne anfangen (lacht). Ich komme aus einer Kleinstadt, aus Cloppenburg, und bin Anfang 2012 nach Hamburg gezogen. Ich habe ursprünglich bei einem Rechtsanwalt gelernt und habe in Hamburg bei einem großen Konzern gearbeitet. Ich hatte einen richtig guten Job und habe für mein Alter sehr gut verdient. Ich habe zuletzt in Deutschland die Mitarbeiter im Unternehmen geschult und gecoacht. Ich habe aber gemerkt: Der Job ist nicht meine Erfüllung. Ich kann auch dieses Zugeknöpfte nicht leiden, das passt nicht zu mir. Ich habe gemerkt, dass ich beruflich etwas Anderes machen möchte, aber wusste noch nicht genau was. Als ich angefangen habe, mich vegan zu ernähren, habe ich parallel eine Facebook-Seite gegründet: vegan verliebt. Ich habe Rezepte gepostet und alle Themen, die ich mir gewünscht hätte, als ich meine Ernährung umgestellt habe. Ich wollte meine Leser inspirieren und ihnen zeigen: Ich habe eine 40-Stunden-Woche und schaffe es trotzdem, regelmäßig vegan zu kochen. Das hat mir Spaß gemacht und die Seite hat immer mehr Resonanz bekommen.

Ich habe 40 Stunden im Büro gearbeitet und immer samstags und sonntags im Happenpappen.

Was hat sich dann getan?

Ich bin irgendwann zufällig an einem leeren Ladenlokal in der Lappenbergsallee vorbeigelaufen. Ich habe gesagt: Hier hätte ich gerne ein Café. Das war nur so eine Idee und ich wusste noch gar nicht genau, was ich machen möchte. Etwas später habe ich gesehen, dass das Happenpappen in das Ladenlokal eingezogen ist. Als ich auf Facebook gesehen habe, dass sie Mitarbeiter suchen, bin ich hingegangen und habe mich Roman, dem damaligen Eigentümer, vorgestellt. Wir waren sofort ein Herz und eine Seele und er kannte auch meine Facebook-Seite. Ich habe dann 40 Stunden im Büro gearbeitet und immer samstags und sonntags im Happenpappen.

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Die Mittagskarte wechselt täglich

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Für die Einrichtung des Cafés ist Cathys Freundin Saskia, eine Dekorateurin, verantwortlich.

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Wahnsinn! Das klingt anstrengend!

Ja, aber ich brauchte es damals als Ausgleich zu meinem Büro-Job. Ich habe auch noch angefangen, dienstags und donnerstags abends nach der Arbeit Kochkurse zu geben. Einfach, um für mich zu testen: Klappt es wirklich, wenn ich mein Hobby zum Beruf mache? Irgendwann habe ich meine Stunden im Büro auf 30 gekürzt. Ich hatte mittwochs frei und habe an dem Tag auch noch im Happenpappen gearbeitet. Nach ein paar Monaten hat Roman mich gefragt, ob ich nicht eine Festanstellung im Happenpappen haben möchte. Da habe ich nicht lange überlegt und meinen Bürojob gekündigt.

Ich mache lieber das, was ich liebe, auch wenn ich weniger Geld verdiene.

Das heißt, Du hast Dich langsam, Schritt für Schritt, an Deinen Jobwechsel herangearbeitet?

Genau. Aber alle haben gesagt, dass ich echt einen an der Marmel habe. Ich hatte einen guten Job, habe gut verdient – und in der Gastronomie verdient man als Festangestellte nicht viel. Aber ich mache lieber das, was ich liebe, auch wenn ich weniger Geld verdiene. Nur das auch meinen Eltern beizubringen, das war echt aufregend. Im Büro haben aber auch ganz viele zu mir gesagt: Das ist echt mutig von Dir, das würde ich auch so gerne machen! Das hat mir so doll gezeigt, dass viele Leute einen Job nur machen, weil sie gut verdienen und weil der Job sicher ist, aber dass sie sich ihre Träume nicht erfüllen.

Bei Dir hat sich nach der Entscheidung ja irgendwie alles gefügt, oder?

Es wirkt jetzt wie ein Traum: Ich habe bei Happenpappen angefangen, dann den Laden übernommen, … Aber es war auch eine echt harte Zeit. Ich habe echt viel geackert. Und ich musste mir erst einmal selbst eingestehen: Du hast bisher einen Job gemacht, den du eigentlich gar nicht machen willst und der gar nicht du bist! Das war eine anstrengende Phase, aber es macht sich auch bezahlt.

Es war bestimmt anstrengend! Aber es klingt auch nach einer guten Strategie, seinen alten Job nicht direkt zu kündigen, sondern den neuen erst einmal „anzutesten“.

Ich bin jemand, der sein Ding macht und der versucht, seine Träume zu verwirklichen, aber ich würde nicht plötzlich alles fallen lassen. Das wäre mir zu unsicher. Da kneife ich lieber den Arsch zusammen und acker und mache zwei Dinge parallel, um das zunächst zu testen.

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Wie haben denn Deine Eltern reagiert?

Ich habe früher in etwa den gleichen Job wie meine Mutter gemacht. Meine Eltern sind beide selbstständig und sie waren immer stolz, dass ich für mein Alter so viel erreicht hatte. Als ich ihnen von meinen Plänen erzählt habe, hatte ich mit einer schlimmen Reaktion gerechnet, und sie haben auch erst einmal geschluckt, aber jetzt sind sie ganz stolz auf mich und unterstützen mich mental auch sehr.

Wenn du in einer kleinen Stadt geboren wirst, dann hast du gar keine Vorstellung davon, was du beruflich alles machen könntest. Ich habe mich früher nie damit beschäftigt, nach links und rechts zu blicken.

Hattest Du Deinen ursprünglich Berufsweg wegen Deiner Eltern eingeschlagen? Also, um ihnen nachzueifern?

Ein bisschen schon. Wenn du in einer kleinen Stadt geboren wirst, dann hast du gar keine Vorstellung davon, was du beruflich alles machen könntest. Ich habe mich früher nie damit beschäftigt, nach links und rechts zu blicken. Aber es musste auch alles so kommen, wie es gekommen ist. Hätte ich früher gesagt, ich möchte eine Kochausbildung machen, dann würde ich jetzt vielleicht in meiner kleinen Stadt in einem Hotelrestaurant arbeiten. Ich bereue nicht meine Ausbildung und die Zeit im Büro. Das war alles dafür notwendig, dass ich jetzt den Laden hier in Hamburg haben kann.

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Warum hast Du das Happenpappen übernommen?

Zuerst hatten wir nur mittags geöffnet und haben abends im Happenpappen Kochkurse angeboten. Irgendwann habe ich zu Roman gesagt: Wir müssen den Laden auch abends aufmachen. Ich musste ihn erst dazu überreden, aber dann hat er mir die Chance gegeben, selbst die Karte zu entwickeln und zu kochen. Dafür bin ich ihm sehr dankbar. Irgendwann haben wir jeden Abend in der Woche geöffnet. Also mussten wir die Kochkurse auslagern und Roman hat um die Ecke die Kochschule Kurkuma gegründet. Im Dezember hat er mich angesprochen und gefragt, ob ich nicht das Happenpappen übernehmen möchte. Ich hatte sofort Glücksgefühle und habe ja gesagt. Roman konzentriert sich jetzt ganz auf die Kochschule.

 

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Sehr lecker: Die bunte, vegane „Namaste Bowl“

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Hast Du bei der Entscheidung auf Dein Gefühl gehört?

Ja, mein Bauchgefühl hat mich bislang noch nie getäuscht.

Wie groß ist jetzt euer Team?

Wir sind vier Festangestellte und mit den Aushilfen ist das Team fünfzehn Personen stark.

Was sind Deine Aufgaben?

Ich mache alles. Ich arbeite im Laden, entwickle die Gerichte mit und koche, ich kümmere mich um den Einkauf der Zutaten, kalkuliere Angebote für Lieferanten, bin für alles Finanzielle und die Buchhaltung verantwortlich … Den Papierkram erledige ich in der Regel nachts.

 

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Wenn die Leute merken, wie gut Veganes schmecken kann, dann essen sie vielleicht öfter mal vegan.

Kommen ins Happenpappen vor allem Veganer?

Ich glaube, 85% unserer Gäste sind nicht Veganer. Sie kommen einfach, weil das Essen lecker ist. Ich möchte auch niemanden bekehren, ich möchte einfach Leckeres kochen. Und wenn die Leute merken, wie gut Veganes schmecken kann, dann essen sie vielleicht öfter mal vegan. Und das finde ich super!

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Cathy wohnt in einer WG zusammen mit einer Freundin

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Hast Du selbst Zeit, ab und zu in Hamburg essen zu gehen?

Im Moment nicht, aber wenn ich Zeit habe, gehe ich sehr gerne zu Pizzabande. Die machen tolle vegane Pizza. Vincent Vegan mag ich auch und ich freue mich, wenn im Sommer die Eisbande wieder aufmacht. Da gibt es das beste vegane Eis, finde ich.

Was machst Du sonst, wenn Du nicht arbeitest?

Grundsätzlich hast du nicht viel Freizeit, wenn du in der Gastronomie selbstständig bist. Aber das ist nicht schlimm, ich mache ja einen Job, den ich liebe. Mein bester Ausgleich ist Fahrrad Fahren, ich habe ein altes Damenrennrad. Wenn das Wetter schön ist, stehe ich morgens um 6 auf und springe erst einmal aufs Rad. Mit meiner Freundin Saskia mache ich es im Sommer manchmal so, dass wir uns Frühstück einpacken, eine Thermoskanne mit Kaffee und dann fahren wir morgens um 6 zum Elbstrand. Danach fahren wir zurück, duschen und dann kann der Tag beginnen.

Vielen Dank für das Gespräch, Cathy!

 

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Wir setzen unser Gespräch in Cathys gemütlicher Küche fort

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Hier findet ihr Catharina Bernhardt:

   

Das Happenpappen liegt in der Lappenbergsallee 41

Fotos: Linda David

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