Cecilie Manz weiß, was gutes Design ausmacht

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12. Januar 2017

Cecilie Manz ist eine der bedeutendsten zeitgenössischen Möbel- und Produktdesignerinnen Dänemarks. Im Jahr 2014 wurde sie für ihre Arbeit mit dem Kulturpreis „Kronprinsparrets Priser“ ausgezeichnet. Cecilie ist ein echter Tausendsassa – ihre Designs reichen von Möbeln über Essbesteck und Gläser bis zu Elektronikgeräten. Wir haben das Glück, die vielbeschäftigte Cecilie (sie arbeitet manchmal an zehn Projekten gleichzeitig, wie sie uns verrät) zum Interview via Skype zu erwischen. Wir sprechen mir ihr über ihren Anspruch an Design, „typisch dänische“ Produkte und den tragbaren „Beoplay A1“ Speaker, den sie für B&O PLAY entwarf.

femtastics: Wann wusstest du, dass du Produkte designen möchtest?

Cecilie Manz: Ziemlich spät. Aber rückblickend gesehen, war es eigentlich offensichtlich, dass das mein Beruf sein würde. Als Kind habe ich mich sehr für Objekte interessiert, also wie Dinge gemacht sind, wie sie funktionieren und so weiter. Ich habe auch alle möglichen Dinge gesammelt, die ich gefunden habe. Also war das Thema eigentlich immer schon da, aber es hat ziemlich lange gedauert, bis ich auf die Idee kam, selbst Designerin zu werden. Als ich an der Designschule angefangen habe, dachte ich noch: Okay, ich gebe mir drei Monate und schaue dann, ob es das Richtige für mich ist. Und nach drei Monaten war ich total verliebt in diese Arbeit!

Du hast dann Möbel- und Produktdesign studiert, richtig?

Ja, der Fokus lag aber auf Möbeldesign, weil das in Dänemark eine lange Tradition hat. Im Master-Studium hieß es dann Industriedesign.

Ich hinterfrage Objekte immer – warum haben sie es so designt und nicht anders?

Was hat dich an dem Studium und der Arbeit fasziniert?

Es liegt an der Kombination aus Materialien und Dreidimensionalität. Ich hinterfrage Objekte immer – warum haben sie es so designt und nicht anders? Ich kann Dinge gar nicht anschauen, ohne darüber nachzudenken. Das kann sehr nervend sein (lacht). Aber ich finde auch viel Inspiration darin, über Dinge nachzudenken, weil mir dann Ideen kommen, wie man sie noch besser machen könnte.

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Wir haben den Beoplay A1 persönlich getestet. Bei Katha fügt er sich ideal in ihre Kakteen zu Hause ein!

Ist das auch das Ziel hinter deiner Arbeit: Dinge zu verbessern?

Ja, auf jeden Fall. Dinge schöner, einfacher zu benutzen, verständlicher zu machen. Wenn man etwas Neues kreiert, sollte es besser sein. Das klingt sehr banal, aber es ist ein sehr wichtiger Gedanke. Es werden so viele Dinge hergestellt, nur um Geld mit ihnen zu machen. Für mich persönlich ist es sehr wichtig, dass ich Dinge herstelle, die sinnvoll sind und die Welt nicht stören. Deshalb spielt auch die Lebensdauer der Dinge eine wichtige Rolle. Sie sollen möglichst lange halten. Und je einfacher sie gestaltet sind, desto länger halten sie. Das ist eine Art Herangehensweise an Nachhaltigkeit. Ich sitze gerade auf einem Stuhl, den ich von meiner Großmutter geerbt habe. Er ist 90 Jahre alt, aber immer noch schön und er hat immer noch einen Wert. Es ist faszinierend, wenn Design so lange Bestand hat.

Wenn man etwas Neues kreiert, sollte es besser sein. Das klingt sehr banal, aber es ist ein sehr wichtiger Gedanke.

Es ist toll, wenn Dinge so ein langes Leben haben!

Absolut. Der schwedische Möbeldesigner Sven Lundh hat einmal gesagt, dass Dinge auch die Abnutzung, die mit der Zeit passiert, überstehen sollten. Als Designer sollte man sich Dinge also in zehn Jahren vorstellen und sich fragen, ob sie dann immer noch schön sind. … Ehrlich gesagt, hatte ich im Hinblick auf Nachhaltigkeit erst etwas Sorge, mit B&O PLAY zusammenzuarbeiten, weil Elektrogeräte naturgemäß nicht ewig halten. Aber den Beolit 15 Lautsprecher habe ich vor rund fünf Jahren entworfen und er ist immer noch erhältlich und immer noch relevant. Für ein Elektrogerät ist das schon relativ lang.

Du hast mit vielen verschiedenen Materialien gearbeitet, von Textilien bis Metall. Welches Material findest du am interessantesten?

Alle sind interessant (lacht). Und das ist ein Privileg meiner Arbeit, dass ich mit so vielen unterschiedlichen Bereichen des Handwerks zusammenarbeiten darf. Denn letztlich geht es um Handwerk, egal, ob man mit Elektronik arbeitet oder mit Glas. Und ich muss mich immer in neue Themen und Disziplinen einarbeiten, das ist total interessant. Es würde mich langweilen, wenn ich nur eine Art von Produkten designen würde. Ich arbeite in der Regel an vielen verschiedenen Projekten parallel – fünf, zehn oder zwölf gleichzeitig – und die Materialien sind Elektronik, Glas, Textilien, Porzellan, … Es ist interessant, das parallel zu machen, weil sich die Projekte gegenseitig inspirieren.

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Richtig praktisch: der Beoplay A1 Speaker lässt sich einfach überall hinlegen oder -hängen (wie hier bei Lisa) – und ist so immer dabei.

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Wir müssen zugeben: der Speaker liefert nicht nur einen tollen Sound, sondern macht sich auch als Design-Objekt in der Wohnung richtig gut (wie hier bei Anna)

Eine Disziplin befruchtet die andere?

Ja, genau. Auf die Idee, Lederbänder an den B&O PLAY Lautsprecher anzubringen, kam ich, weil ich parallel mit Leder gearbeitet habe.

Als ich in einem Büro in Finnland gearbeitet habe, sagte mein Chef zu mir: „Oh, natürlich guckst du unter den Stuhl. Das ist so dänisch!“.

Findest du deine Designs „typisch dänisch“?

(lacht) Vielleicht ist es „typisch dänisch“, viel Wert auf Materialien zu legen. Zumindest früher wurde immer sehr viel Wert auf Details gelegt, zum Beispiel wie ein Stuhl von unten aussieht. Als ich in einem Büro in Finnland gearbeitet habe, sagte mein Chef zu mir: „Oh, natürlich guckst du unter den Stuhl. Das ist so dänisch!“. Darüber hatte ich vorher gar nicht so nachgedacht, aber es stimmt, wir Dänen achten sehr auf Details. Vielleicht manchmal sogar ein bisschen zu sehr.

Wo fängst du an, wenn du einen neuen Auftrag bekommst? Wie beginnt der Designprozess?

Normalerweise bekomme ich ein Briefing. Ich lese mir alles durch – manchmal zehn Seiten. Dann lege ich es zur Seite und schreibe in meinen eigenen Worten auf, was der Kunde möchte. Zum Beispiel: Sie möchten einen Tisch aus Holz, …  Ich versuche, die Essenz des Briefings herauszufiltern. Das wird dann mein Ausgangspunkt für meine Arbeit, das Fundament. Darauf komme ich im Laufe des Designprozesses immer wieder zurück: Was war der ursprüngliche Wunsch? Ich hebe deshalb auch die ursprünglichen Skizzen immer auf. Es ist wichtig, einen roten Faden zu haben. Der Kunde wird dir dutzende Fragen stellen und so verlierst du die Grundidee nicht aus den Augen.

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Cecilie Manz‘ Skizzen für ihre B&O PLAY Speaker

Was war der roten Faden beim Design des Beoplay A1?

Das war die Mobilität. Zwischen dem Beolit 15 und dem A1 gab es den A2 Lautsprecher, der auch tragbar war. Aber der A1 sollte noch praktischer und noch tragbarer sein. Und diese Idee hat zur runden Form geführt. Du sollst den A1 Lautsprecher in deinem Alltag benutzen und überall hin mitnehmen. Wirf ihn einfach in deine Tasche oder häng ihn an deinen Rucksack. Die runde Form macht ihn sehr praktisch. Einen quadratischen Lautsprecher kann man nicht so gut in seine Tasche packen. Eine andere Besonderheit ist, dass der A1 hingelegt, nicht hingestellt wird, er ist also auf jedem Untergrund stabil.

Du sollst den A1 Lautsprecher in deinem Alltag benutzen und überall hin mitnehmen. Wirf ihn einfach in deine Tasche oder häng ihn an deinen Rucksack.

Ein Fall von „form follows function“! Hast du auch die Farben für den Beoplay A1 entworfen?

Ja. Sie sollten natürlich ins Portfolio von B&O PLAY passen, aber das Dunkelgrün wollte ich unbedingt dabei haben. Darauf habe ich bestanden (lacht). Eigentlich finde ich, dass elektronische Geräte keine auffälligen Farben haben sollten, aber hier funktioniert das Grün so gut. Für die Kampagne wurde der A1 im Wald fotografiert – das sah toll aus! Das Moosgrün ergibt total Sinn.

Ja, es erinnert auch an bisschen ans Militär, was super zur Haltbarkeit und Ausdauer des A1 passt. Hattest du denn eine besondere Person im Kopf, als du den Lautsprecher designt hast?

Hm, nein, ich hatte niemand bestimmten im Kopf. Jeder, den ich kenne, sollte dieses Produkt mögen und benutzen wollen. Natürlich schaue ich mir auch immer mein eigenes Leben an und bitte meine Kollegen um Feedback. Wir fragen uns immer, wie wir selbst die Produkte benutzen würden. Meine Regel ist immer, dass ich selbst das Produkt mögen muss und es selbst zu Hause haben möchte.

Das ist eine gute Regel! Vielen Dank für das interessante Interview, Cecilie! 

https://www.youtube.com/watch?v=bMdX7LdTjZU

 

Hier findet ihr Cecilie Manz:

Hier findet ihr B&O Play:

Fotos: femtastics; B&O PLAY

 

– Unterstützt durch B&O PLAY –

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