Kaufst du noch oder tauschst du schon – Food Swap in Deutschland

Die gelernte Ergotherapeutin Swantje Havermann und Fotografin Yelda Yilmaz haben den ersten Hamburger Food Swap gegründet – eine Veranstaltungsreihe, bei der Leute, die gern kochen, essen und teilen, zusammenkommen können. Es geht um den gemeinsamen Genuss und Austausch zu einem der schönsten Dinge der Welt: Essen. In den USA und Großbritannien sind solche Events bereits bekannt, in Deutschland kommt der Trend gerade auf. Wir haben Swantje und Yelda bei einem Samstagseinkauf begleitet und mit ihnen in Swantjes Küche – bei der Zubereitung eines Gerichts für einen Food Swap – über ihre Leidenschaft gesprochen. Natürlich haben wir uns auch das Food Swap Event in Hamburg nicht entgehen lassen.

 

Femtastics: Wie läuft der Food Swap genau ab?

Yelda Yilmaz: Das Prinzip ist immer gleich. Leute melden sich an und jeder bringt ein Gericht mit. Im Vorfeld bekommen wir das Rezept, damit wir es später rumschicken können. Swantje und ich backen Brot und bereiten ein, zwei Speisen vor. Am Abend selbst kommen alle zusammen und essen in einer gemütlichen Runde. Jeder stellt sich vor und erzählt, was er mitgebracht hat. Nach dem Essen können sich alle vom Gabentisch bei der Tauschrunde etwas von den mitgebrachten Speisen mit nach Hause nehmen.

Was für Leute swappen gern?

Swantje Havermann: Es ist immer recht gemischt. Man kommt auf jeden Fall mit Leuten in Berührung, die man sonst vielleicht nicht treffen würde. Das ist das Schöne daran.

Geben sich die Gäste Feedback zu den Speisen?

Swantje: Ja, aber es wird jetzt nicht explizit bewertet. Wir tauschen uns entspannt aus.

 

 Ich hatte die Vorstellung von diesem Raum mit einer riesengroßen Tafel, an der ganz viele Menschen sitzen und Essen tauschen.

 

Wie seid ihr darauf gekommen, den Food Swap zu gründen?

Yelda: Es gab vor einiger Zeit Kleider-Swaps im Lokal Hamburg, da habe ich selbst früher gern mitgeholfen. Ich hatte dann die Vorstellung von diesem Raum mit einer riesengroßen Tafel, an der ganz viele Menschen sitzen und Essen tauschen. Also habe ich gegoogelt und bin auf amerikanische Food Swaps gestoßen, bei denen sich Farmer treffen und untereinander Lebensmittel tauschen. Das fand ich super und wollte es mit einem gemeinsamen Essen verbinden.

Dann hast du Swantje kennengelernt.

Yelda: Genau und sie hatte schon immer die Idee, Abendbrote zu veranstalten. Wir haben uns im Salon Wechsel Dich am Grindelhof kennengelernt. Am Anfang haben wir Marmeladen zusammen gekocht und dann haben wir uns hingesetzt, ausgetauscht und haben das Konzept entwickelt.

Wo kommt die Leidenschaft zum Kochen her?

Swantje: Ich bin auf einem Bauernhof auf dem Land aufgewachsen, wo schon immer viel eingeweckt und eingemacht wurde. Da war auch das Tauschen ganz normal. Wenn ein Schwein geschlachtet wurde, ist mein Vater zu den Nachbarn gegangen und hat gefragt, ob sie was abhaben wollen. Schon als Kind haben ich angefangen zu kochen und habe Mittagessen für die Familie zubereitet.

Yelda: Bei mir ist es ähnlich. Ich war immer mit meinem Bruder alleine, wenn ich von der Schule kam. Meine Mutter hat zwar immer für uns gekocht, aber ich habe mir mein Essen lieber selbst zubereitet. Außerdem liebe ich backen und habe schon immer gern für die ganze Familie gebacken.

Ihr investiert viel eurer Freizeit in den Food Swap – was macht es so besonders für euch?

Yelda: Ich mache es tatsächlich, weil ich einfach gern teile.

 

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Nach dem Einkauf im Gemüseladen um die Ecke bereiten Yelda und Swantje in Swantjes Küche eingelegte Zwiebeln vor.

 

Swantje: Es macht auch einfach viel mehr Spaß, zusammen Essen zu genießen und neuen Input zu bekommen.

Yelda: Mir macht es unheimlich viel Freude, anderen Menschen eine schöne Zeit zu bereiten.

Ist es ein Trend, dass wieder mehr zusammen gekocht wird – anstatt ins Restaurant zu gehen?

Yelda: Auf jeden Fall. Es hat auch seine Vorzüge, zusammen einen Tisch zu reservieren und essen zu gehen, sich mal was zu gönnen. Aber gerade wenn man in der Stadt und weit weg von seinen Eltern wohnt, dann sucht man sich hier seine Familie und will eine gute Zeit verbringen.

Swantje: Ich denke auch, das ist so ein Stadtding. Wenn ich das meiner Familie auf dem Land erzähle, dann versteht sie das nicht. Dort ist das gemeinsame Essen vollkommen normal. Das hat man auch bei den ersten Food Swaps gemerkt, da waren ganz junge Mädels, die frisch nach Hamburg gekommen sind.

Wie macht ihr das organisatorisch und finanziell?

Yelda: Die Anmeldungen laufen über unsere Website. Wir wiegen das aber auch nicht auf. Das Hauptmotiv ist nicht, viel Geld zu verdienen. Es geht eher um die Leidenschaft.

Gutes Essen ist ein Statussymbol. Wie steht ihr dem gegenüber?

Yelda: Essen ist etwas Essenzielles. Essen muss jeder. Ich finde es nicht schlimm, dass es gerade ein Trend-Thema ist. Ich esse einfach gern. Trotzdem gehe ich nicht jeden Monat zum Streetfood Thursday, weil mir das viel zu stressig ist. Dass es die Möglichkeit gibt, ist aber schön. Da bin ich entspannt. Die Vielfalt ist eine Bereicherung.

Swantje: Das Gute ist, dass sich gerade unsere Generation bewusst macht, was man wirklich isst, wo man es bezieht, der Nachhaltigkeitsaspekt.

Das Thema nimmt aber auch sehr viel Zeit ein und ist omnipräsent. Morgens wird schon angestrengt nachgedacht, was abends auf den Tisch kommt.

Swantje: Was das betrifft, bin ich auch eher anstrengend: Entweder gehe ich essen oder ich will was Gutes kochen. So schnell irgendwas zwischendurch? Da war ich noch nie der Typ für.

Als wir klein waren, gab es abends Abendbrot und gut ist. Heute wird immer gern was Exotisches zubereitet.

Yelda: Aber es kann auch mal das Butterbrot sein. Warum auch nicht?

Was ist die Vision?

Eine große Food-Swap-Community wäre natürliche schön – mit Veranstaltungen in ganz Deutschland. Und ein Buch wäre toll!
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Ein „Food Swap“ Event im Hamburger Café „Salon Wechsel Dich“.

Hier findet ihr Swantje und Yelda:

 

 

Fotos: Janna Tode

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