Klassisch kitschige Hochzeitsfotos sind passé. Eine neue Generation von Fotografinnen fängt die Liebe in ihrem ganz eigenen Stil ein: weg von gestellten Posen, hin zu intimen Momenten, die in authentischen und gleichzeitig künstlerischen Reportagen festgehalten werden – eine davon ist Jessica Halermöller. Vor vier Jahren hat die Hamburgerin mit der Hochzeitsfotografie angefangen und knipst heute mit dem Fotografen Björn Lexius unter dem Namen Hafenliebe. Wir treffen die 27-Jährige im Rahmen der #moreromance-Kampagne von mint&berry, die sich für mehr Liebe und weniger Hass in der Welt einsetzt und sprechen mit dem Nordlicht über ihre Arbeit, ihre Liebe zu Bullis und Fantasy-Büchern und wie sie sich Romantik in ihren Alltag holt.
Jessica Halermöller: Wichtig ist, dass man wirklich auf sein Herz hört. Man sollte nur das machen, was man selbst wirklich will. Man sollte das anziehen, was man möchte – es ist Quatsch, sich an diesem Tag zu verkleiden. Das betrifft alles: vom Essen über die Location bis hin zu den Gästen.
Ganz wichtig ist auch, dass man sich an dem Tag nicht stressen lässt. Excellisten mit Zeitplänen sorgen nur für noch mehr Stress. Dabei funktionieren die sowieso nicht. Alles wird so passieren, wie es eben passiert. Und wenn etwas schiefgeht, dann geht es eben schief.
Das war während meiner Ausbildung. Meine Eltern haben ganz typisch gesagt: „Du musst etwas Ordentliches lernen.“ Also habe ich direkt nach der Schule eine Ausbildung zur Industriekauffrau gestartet. Dort habe ich aber relativ schnell gemerkt, dass das nicht mein Interessenschwerpunkt ist. Mir war das ein bisschen zu steif. Ich mochte meine Kollegen, aber der Beruf wollte nicht zu mir passen. Von meinem ersten Ausbildungsgehalt habe ich mir dann eine ganz alte Kamera gekauft.
Ich wurde betriebsbedingt zusammen mit vielen Kollegen gekündigt. Im Anschluss bin ich für drei Monate alleine nach Neuseeland gereist und habe da meine Liebe für Bullis entdeckt. Für die Reise habe ich mir einen Bulli geliehen und war alleine unterwegs. Auf dem Weg habe ich mich öfters gefragt, was ich hier überhaupt mache – so ganz alleine. Das war im Jahr 2013. Nach meiner Rückkehr habe ich mit meinem Kumpel Björn geschnackt und ihn gefragt, ob er Hochzeiten immer alleine fotografiert. Er war schon zwei Jahre als Hochzeitsfotograf unterwegs. Er sagte „Ja, eigentlich schon, ich hab niemanden, mit dem ich das zusammen machen würde.“
Wenn man die Liebe zwischen zwei Menschen eingefangen hat, ist das viel schöner als jedes gestellte Bild.
Ja, wir haben das dann gemeinsam probiert. 2013 haben wir fünfzehn Hochzeiten zusammen fotografiert und im Jahr darauf haben wir uns entschieden „Hafenliebe“ zu gründen.
Das habe ich mir selbst beigebracht. Ich habe keine Ausbildung gemacht.
Ich habe vor knapp zehn Jahren die Hochzeit meiner Cousine fotografiert. Sie hatte keinen professionellen Fotograf gebucht, sondern kam einfach auf mich zu, „Jessy, du hast doch eine Kamera. Hast du nicht Lust ein paar Fotos zu machen?“ Rückblickend betrachtet waren das keine qualitativ hochwertigen Bilder, aber sie haben sich trotzdem super viele davon aufgehängt und sind froh, dass es sie gibt. Es hängen unglaublich viele Erinnerungen daran. Bilder können sehr viele Emotionen wecken. Ich habe dann auch die Hochzeit von deren Freunden fotografiert. So kam ich damit in Berührung und ich merkte, wie dankbar Menschen für die schönen Fotos sind.
In diesem Jahr haben wir ein Pilotprojekt gestartet und einige Hochzeiten alleine fotografiert, was auch wirtschaftlich mehr Sinn macht. Aber wir haben gemerkt, dass das nicht unser Ding ist. Jeder hat seinen eigenen Blick für so einen Tag. Wir teilen uns aber auf, wenn wir gemeinsam fotografieren. Ich übernehme meistens die Vorbereitung bei der Braut und Björn begleitet den Bräutigam. Das ist wirklich praktisch, weil man so nicht super schnell von A nach B rasen muss. Wenn man alleine ist, muss man sich natürlich entscheiden, wie lange man bei der Braut bleibt und wann man zum Bräutigam geht. Diese Frage stellt sich bei uns gar nicht.
Wir sind beide inzwischen sehr routiniert und wissen in der Regel, was wann passiert. Aber manchmal gibt es natürlich auch Momente, wenn man die nicht einfängt, ärgert man sich später. Aber das ist dann so, selbst mit zwei Leuten kann man nicht an jedem Ort sein.
Wir wollen mit den Fotos eine Geschichte erzählen und keine gestellten Bilder machen. Uns ist wichtig, die zwischenmenschliche Beziehung einzufangen. Ganz oft bitten mich Gastpaare, ein Foto von ihnen zu machen. Das kann ich gerne machen, aber meistens gibt es schon ein viel schöneres Bild, wo sie gar nicht bemerkt haben, dass ich sie fotografiert habe. Wenn man die Liebe zwischen zwei Menschen eingefangen hat, ist das viel schöner als jedes gestellte Bild.
Wir machen sehr authentische Fotos, wir retuschieren nicht jedes Bild. Wir fotografieren so wie der Tag war. Das heißt, wenn es regnet, dann sind die Bilder eben auch dementsprechend dunkler und regnerisch. Viele beschreiben unseren Stil als moody. Wir sind relativ dunkel für Hochzeitsfotografie – für uns fängt das viel mehr die Stimmung ein. Viele kennen ja die typischen brutal überstrahlten Hochzeitsfotos – das ist nicht unser Ding. Wir sind sehr dokumentarisch. Das heißt wir wollen, wenn möglich, gar nicht auffallen. Das klappt eigentlich immer ganz gut, weil viele uns für ein befreundetes Paar des Brautpaares halten.
Wir machen immer ein Vorgespräch. Das ist uns sehr wichtig. Eine Hochzeit ist etwas sehr Intimes und jeder sollte die Chance haben durch ein Vorgespräch herauszufinden, ob die Chemie zwischen Fotografen und Brautpaar stimmt.
Mit unserer Website filtern wir schon relativ gut, wer zu uns passt und wer nicht. Für jeden Fotografen gibt es den passenden Kunden und anders herum. Manche sagen, dass ihnen unser Stil zu düster ist – das ist auch völlig okay.
Auf jeden Fall. Es gibt unheimlich viele gute Fotografen. Auch in Hamburg gibt es unzählig viele Hochzeitsfotografen, wovon auch viele zu unseren Freunden zählen. Es ist ein harter Markt, weil das Fotografieren mittlerweile so einfach geworden ist. Durch die Digitalfotografie kann inzwischen jeder, zumindest technisch, gute Fotos machen. Die andere Frage ist natürlich, ob derjenige auch das Auge dafür hat.
Auch was den Preis angeht, ist es nicht immer einfach. Viele bieten ihre Dienstleistung günstiger an und das setzt uns natürlich unter Druck. Es ist aber keine totale Ellenbogengesellschaft, oftmals empfehlen wir uns auch untereinander weiter.
Ich kann immer mehr verstehen, warum Menschen heiraten. Es verliert auf keinen Fall seinen Zauber.
Es geht bei 2.500 Euro für acht bis zwölf Stunden fotografieren los. Bei zwölf Stunden ist man ungefähr bei 3.200 Euro – nach oben hin ist das natürlich offen. Björn und ich sind hier in Hamburg noch eine der günstigen Fotografen. Wir sind immer zu zweit unterwegs, viele rufen diese Preise schon für einen Fotografen alleine auf. Wir haben eine Zielgruppe, die sich das aber einfach nicht leisten kann. Wir mussten uns überlegen, ob wir unsere Preise unserer Zielgruppe anpassen oder ob wir vier- bis fünftausend Euro verdienen, uns dann aber in der Gesellschaft nicht wohl fühlen.
Das ist eine schwierige Frage. Wir haben relativ viele kleine Hochzeiten fotografiert, zum Beispiel im Garten der Eltern. So etwas finde ich super schön, weil es so intim ist. Es gab eine Gartenparty, bei der wir beide super emotional waren. Die Trauung hat der Freund von der Schwester der Braut gemacht.
Wir sind auch international unterwegs – wir haben sogar schon in Australien fotografiert! Außerdem waren wir in Irland, Griechenland, Italien, Dänemark. Aber der Großteil findet in Hamburg statt.
Es wird wieder viel selbst gemacht und zum Glück gibt es immer weniger Spiele. Die Hochzeiten werden auch kleiner. Es werden nur die Menschen eingeladen, die dem Paar wirklich wichtig sind.
Ich muss schon zugeben, am Ende einer Saison bekommt man mal einen Hochzeitskoller und hat keine Lust mehr auf Hochzeiten. Aber ich kann immer mehr verstehen, warum Menschen heiraten. Es verliert auf keinen Fall seinen Zauber.
Im Alltag, denn darin verliert man sich häufig. Man hetzt seinem Tagesplan hinterher und nimmt sich keine Zeit für Romantik. Am Ende des Tages sitzt man vielleicht nur vor dem Fernseher und redet nicht miteinander. Mein Freund und ich wollen uns weitestgehend davon fernhalten. Wir gucken nur Netflix. Wir verabreden uns häufig zum Beispiel nur zum Lesen. Dabei entschleunigen wir total, weil wir dann eben nicht nur in dieser Elektronik- und Technikwelt leben. Wir treffen uns auch häufig mit Freunden, zum Essen oder auch mal zum Spielen. Einmal im Monat laden wir außerdem unsere Freunde sonntags zum Brunch ein – dadurch ergeben sich tolle Gespräche, auch unter Freunden, die sich vorher noch nicht kannten.
„Mysterium“ ist ein großartiges Spiel. Relativ einfach und gut ist auch „The Game“. Außerdem finde ich „Aufbruch zum roten Planeten“ und „Concept“ noch ziemlich cool.
Wir haben den Bulli vor vier Jahren gekauft. Uns gefällt vor allem die Unabhängigkeit, man ist einfach nicht gebunden. Weder an andere Reisegruppen, noch an öffentliche Verkehrsmittel oder Hotels, die man vorab buchen muss. Wir setzen uns in den Bus und wissen nicht, wo wir später schlafen werden. Das Reisen mit dem Bus ist auf jeden Fall auch super entschleunigend. Wir können mit dem Bulli nur 80 Stundenkilometern fahren, weil er schon ein paar Macken hat. Dadurch sind wir auch nicht so gestresst.
Heute trägst du ein paar Teile aus der #moreromance-Kollektion von mint&berry. Wie kleidest du dich eigentlich, wenn du als Hochzeitsfotografin unterwegs bist?
Ich trage meistens dezente Kleider. Ich würde auf den Hochzeiten auch bunter rumlaufen, aber das funktioniert zu zweit nicht. Es besteht die Gefahr, dass du dir da unmittelbar vor die Linse läufst und wenn ich einen knallgelben Rock trage, kann man den schwer ausblenden. Den trage ich also eher, wenn ich alleine fotografiere.
Du hast einige Tattoos. Was steckt dahinter?
Ich habe insgesamt siebzehn Tattoos. Es fing klassisch mit Sternen an, dann habe ich mir einen VW Bus in einer Waldlandschaft tätowieren lassen – mein Freund hat das Gegenstück dazu, die Nachtvariante. Außerdem habe ich noch zwei Miezekatzen. An den Armen habe ich nur schwarz-weiße Tattoos und dafür sind meine Beine bunt. Manche Tattoos haben eine Bedeutung, aber andere haben mir einfach nur gefallen.
Die Luna-Chroniken sind meine liebste Buchreihe – hier treffen klassische Märchenfiguren auf Sci-Fiction. Klingt erstmal wirr und ungewöhnlich, aber ich liebe all die Charaktere und die Welt, die Marissa Meyer erschaffen hat. Ebenfalls Fan bin ich von „A Court of Thorns and Roses“, eine Reihe von Sarah J. Maas und von der aktuellen Buchreihe von Britta Strauss, eine sehr düstere Fantasy-Reihe, in der es um einen grausamen Fluch geht.
Die meisten Inspirationen bekomme ich über Instagram, dort folge ich zum Beispiel den Buchbloggern @lottelikesbooks und @bunteschwarzweisswelt gerne. Außerdem gehen wir jedes Jahr auf die Leipziger Buchmesse, dort bringe ich mir immer körbeweise Bücher mit. Ich liebe außerdem die Videos von Regan und erwische mich ständig dabei, dass ich erst Screenshots mache und dann wie wild Bücher bestelle. Schlimme Angewohnheit, wenn ich bedenke wie viele ungelesene Büche ich noch auf meinem Stapel habe (lacht).
Vielen Dank für das sehr inspirierende Gespräch, liebe Jessy!
– Werbung: Diese Story ist in Zusammenarbeit mit mint&berry entstanden –