Eigentlich wollte Johanna Misfeldt Lehrerin werden – doch als sie auf Instagram vermehrt Bilder ihrer Wohnung postet und ihre Follower plötzlich täglich steigen, ergeben sich neue Jobs und Kooperationen mit Brands, sodass sie ihr Berufsziel für eine Zeit ruhen lässt. Wir besuchen die 27-Jährige, die ihr bei Instagram unter @mintundmeer findet, in ihrer schönen Altbauwohnung in Kiel und sprechen über Einrichtung, DIY-Projekte, Tipps für Kiel und ihrer persönlichen Vorstellung von einer guten Lehrerin.
Johanna Misfeldt: Das war echt krass! Ich bin letztes Jahr im März umgezogen, da hatte ich noch 5.000 Follower. Ich habe dann angefangen, Bilder von meiner Wohnung zu posten und hatte abends 1.000 Follower mehr. Ich dachte erst, es seien Fake-Profile, aber es waren alles echte Leute!
Es war tatsächlich die erste Wohnung, die wir uns angeguckt haben (lacht). Ich hätte mir gerne noch weitere Wohnungen angeschaut. Der Schnitt der Wohnung ist für Kiel typisch. Den sieht man öfters, aber der große Balkon ist besonders schön.
In meiner ersten WG bin ich meiner Mitbewohnerin damit tierisch auf den Keks gegangen (lacht). Nach dem Auszug bei meinen Eltern wollte ich mir das WG-Zimmer richtig schön gestalten. Ausgetauscht habe ich mich damals im Kleiderkreisel-Forum, da konnte man eigene Blogbeiträge schreiben. Damals hat Kleiderkreisel die schönste Wohnung gesucht: Ich habe angefangen, das WG-Wohnzimmer einzurichten und es fotografiert. Dann bin ich irgendwann in meine erste eigene Wohnung gezogen und da hat alles mit Instagram begonnen.
Es ist ein Mix aus allem: Einige Sachen sind selbst gemacht und ich habe einige Familienerbstücke – unser Schrank im Wohnzimmer ist zum Beispiel ein Erbstück von meiner Oma. Der war kunterbunt gestrichen und ich habe ihn umgepinselt. Ein bisschen skandinavisch ist mein Wohnstil auch, ich mag aber nicht das ganz cleane Skandinavische. Ich finde es schade, wenn man nichts Persönliches in der Wohnung sieht und auch nichts Persönliches einbringt.
Das ist ganz unterschiedlich. Manche Sachen finde bei Ikea, die ich dann aufpimpe – die alte Metallkommode von meinem Freund habe ich zum Beispiel schwarz gestrichen und jetzt ist sie unser Fernsehtisch. Unser Couchtisch ist ebenfalls von Ikea, ich habe anstatt der Glasböden Holzplatten eingesetzt. Oder ich habe zum Beispiel Lederlaschen an unseren Kleiderschrank montiert. Ich gehe ab und zu gern in Kiel bummeln – der Laden „Room“ hat zum Beispiel ganz viel skandinavisches Design, vieles kommt vom Flohmarkt oder von Ebay Kleinanzeigen. Und ich habe ein großes Faible für Keramik.
Am liebsten kaufe ich lokal – ich mag es, wenn man sich die Sachen vorher live angucken kann.
Nein. Ich nehme mir immer vor, mich bei der Volkshochschule anzumelden. Die Kurse sind aber immer schnell ausgebucht.
Das kommt eher über Kooperationen zustande. Am liebsten kaufe ich lokal – ich mag es, wenn ich mir die Sachen vorher live angucken kann. Ich versuche mir jetzt auch nur noch wertigere Sachen in die Wohnung zu holen.
Die Glocke mit dem Messingfuß von Ikea. Eigentlich wollte ich nur die Glühbirne kaufen (lacht). Ich bin gar nicht so viel am Shoppen. Das „String“-Regal im Arbeitszimmer ist relativ neu – und ich schleppe immer viele Pflanzen an (lacht).
Eine Followerin bei Instagram fragte, warum ich keinen Blog habe? Besonders gefehlt hat mir das Bloggen, als ich mit kleinen Basteleien anfing, zu denen es eine Anleitung gab. Vor zweieinhalb Jahren habe ich mit dem Bloggen angefangen. Der Blog lief immer schon neben Instagram – ich habe keinen Redaktionsplan. Manchmal passiert einen Monat nichts, oder ich habe ganz viel auf Halde und komme einfach nicht dazu.
Ja, auf jeden Fall. Wenn ich auf Reisen bin oder mal wieder einen Tisch umbaue, dann schreibe ich gerne darüber. Aber ich bin nicht der Typ, der über jede Kleinigkeit auf seinem Blog berichtet.
Das Meer hat schon immer eine große Rolle in meinem Leben gespielt.
Ich hatte einen Geistesblitz vor dem Schlafen gehen (lacht). Das Meer hat schon immer eine große Rolle in meinem Leben gespielt. Klar, Kiel liegt am Meer und meine Oma hat früher auf Sylt gelebt. Da waren wir oft und die Farbe Mint findet man häufig in meiner Wohnung – also @mintundmeer.
Die war schon immer da. Als ich früher als Kind mit Mumps, Masern & Co. im Bett lag, hat meine Mama mit mir Tiere aus Pappmaché gebaut. Meine Oma war Künstlerin und meine Mama hat früher viel gemalt. Ich habe es also irgendwie im Blut. Es ging schon früher darum: Bevor Du Dir etwas Neues kaufst, schau doch erstmal, was Du noch Tolles aus den alten Sachen oder mit wenigen Mitteln selbst machen kannst.
Das zieht sich heute noch durch mein Leben. Das „String“-Regal im Arbeitszimmer haben wir zum Beispiel selbst gebaut. Ich habe nur die Leitern gekauft und die Böden selbst gebaut.
Bei meinen Eltern! Die wohnen weiter draußen und man kann nur drei Nachbarn stören. (lacht)
Ich schaue viel bei Instagram und Pinterest. Eine zeitlang war ich viel bei So leb ich unterwegs. Ich fand es früher nett, als es noch so unprofessionell war. Mittlerweile gibt es da leider nur noch hochprofessionelle Bilder. Ich lese tatsächlich nicht viele Blogs, ich scrolle mich eher durch Homestories, auch bei euch. Ich mag total gern die @schmasonnen aus Bremen – ich gucke mir gerne Wohnungen an, die anders sind als meine. Swantje Hinrichsen von @swantjeundfrieda oder @designapartmentsweimar folge ich auch gerne. In Weimar war ich beim Instadtreffen, wo ich viele andere Wohn-Instagrammer persönlich getroffen habe.
Eine meiner besten Freundinnen in Kiel habe ich über Instagram kennengelernt!
Ja, total – man hat seine Clique und Leute, denen man folgt. Oder man trifft sich einfach mal auf einen Kaffee persönlich. Ich mag es total gern, wenn man die Gesichter und die Leute hinter den Accounts kennenlernt. Eine meiner mittlerweile besten Freundinnen in Kiel habe ich über Instagram kennengelernt. Es ist toll, wie sich durch Instagram der Horizont erweitert. Wenn es das nicht gäbe, wäre ich sicherlich in den zwei letzten Jahren nicht so oft in Berlin, Hamburg oder München gewesen.
Auf jeden Fall die von Swantje Hinrichsen. Ihre ganze Wohnung ist grafisch eingerichtet – das finde ich total toll. Ich mag den Mix aus Alt und Neu und das Reduzierte – da bin ich noch nicht gut drin, obwohl ich im Minimalismus-Styleguide „Einfach leben“ dabei war (lacht).
Nachhaltigkeit ist ein Trend geworden. Ich kaufe Kleidung fast nur auf dem Flohmarkt oder Second Hand ein. Schon als Kind ist meine Mutter mit mir auf den Flohmarkt gegangen, weil ich die neuen Klamotten nicht vertragen habe und immer Fieber bekam. Ich finde den Gedanken schön, dass man der Kleidung ein zweites Leben schenkt und den Fast-Fashion-Wahnsinn nicht unterstützt. Außerdem versuche ich, nicht alle zwei Wochen die komplette Wohnung umzudekorieren. Wenn ich mir etwas kaufe, dann überlege ich mir das vorher genau und mache keine Schnellschüsse. Außerdem überlege ich mir genau, ob ich das Teil irgendwie gebraucht bekommen kann. Ich versuche immer im Bioladen oder auf dem Wochenmarkt einzukaufen, bei mir um die Ecke gibt es auch einen Unverpackt Laden. Unser Auto haben wir auch gerade verkauft – wir machen jetzt Carsharing.
Ich benutze nur Naturkosmetik, weil ich sehr empfindliche Haut habe. Ich benutze hauptsächlich die Naturkosmetik von DM und Lavera.
Ich versuche darauf zu achten, dass sie fair gehandelt sind. Und ich mag gern Kontraste – zum Beispiel die aktuelle Kombination auf meinem Bett mit der gestrickten Decke von Joop! Living und dem Leinen. Generell mag ich gerne Naturmaterialien wie Wolle und Leinen.
Inzwischen würde ich etwas anderes studieren. Ich wollte ursprünglich an der Kunsthochschule in Kiel studieren. Mit 19 habe ich mich allerdings nicht getraut und war zu faul, eine Mappe zu machen. Dann dachte ich mir: Lehramt ist ein sicheres Pflaster, Lehramt kann man immer gebrauchen – das mache ich.
Ich weiß, dass ich eine gute Lehrerin bin.
Ich weiß, dass ich eine gute Lehrerin bin. Ich habe zwischen Bachelor und Master in einer Brennpunktschule mit 80 Prozent Ausländeranteil unterrichtet – da bin ich total drin aufgegangen. Im Moment bin ich davon allerdings ein bisschen weg. Irgendwann möchte ich mal Lehrerin werden, weil es sich irgendwann ausgebloggt und ausgeinstagramt haben wird, aber im Moment finde ich es so ganz schön. Seit März schreibe ich für den Blog der Kieler Wohnungsbaugenossenschaften – damit finanziere ich hauptsächlich mein Leben.
Das ist die Marketinggemeinschaft der Wohnungsbaugenossenschaften: Viele kleine Genossenschaften haben sich zu einem Marketingverband zusammengeschlossen und einen Blog erstellt. Ich wurde als Wohnbloggerin weiterempfohlen. Es geht um Schleswig-Holstein und Land und Leute. Da mache ich zum Beispiel auch Homestories und schreibe über Rezepte oder Ausflugstipps. Ich schreibe ungefähr fünf Beiträge im Monat.
Dann mache ich noch Blog- und Instagram-Kooperationen. Ich fühle mich noch nicht dazu bereit, in einen Job zu gehen, den ich dann bis zur Rente mache. Ich finde es gut, dass ich später ein sicheres Standbein habe. Ich habe aber das Gefühl, wenn ich jetzt ins Lehramt gehe, fällt eine Tür zu und ich komme nicht mehr zurück.
Man muss als Lehrer auf der Höhe der Zeit bleiben.
Ich hatte tatsächlich selbst ätzende Lehrer während des Studiums. In meinen Studienfächern ist der eine Lehrer mit einer Mitschülerin durchgebrannt und der andere hat nur Filme gezeigt (lacht). Daher bin ich nicht besonders positiv geprägt. Bei der Brennpunktschule, bei der ich gearbeitet habe, gab es viele Kinder, die es nicht leicht hatten. Mir wurde die Schule damals von der Uni für ein Praktikum zugewiesen.
Als ich ankam, war ich erstmal geschockt, weil ich solche Zustände bisher nur aus dem Privatfernsehen kannte. Am Anfang habe ich echt mit mir gekämpft. Irgendwie habe ich einen Draht zu den Kiddies bekommen, mit einer Mischung aus lässig und trotzdem streng sein. Natürlich bin ich auch näher an den Kindern dran. Zu dem Zeitpunkt trug ich Ombré Hair, Röhrenhosen und Chucks. Die Mädels sahen aus wie ich, nur waren sie eben jünger. Man muss als Lehrer auf der Höhe der Zeit bleiben. Das ist nicht einfach, wenn man älter wird. Man muss sich damit auseinander setzen, was die Kinder beschäftigt. Was finden sie so toll an einem Fidget Spinner? Einfach mal kaufen und ausprobieren.
Der Blumenladen „Blütenwerke“ ist wunderschön. Außerdem ist an der Kreuzung Jahnstraße/ Knooper Weg gerade ein Designquartier entstanden. In einer alten Backstube sitzt eine tolle Keramikerin, ihr Label heißt Abendroth Porzellan – ihre Werkstatt hat sie mit im Laden. Direkt daneben gibt es „Room“, ein Store mit skandinavischem Fokus, in dem ich früher auch gearbeitet habe. Gegenüber hat gerade „Stattfein“ aufgemacht – die arbeiten Midcentury Möbel auf. Die Ecke ist total schön zum Bummeln, weil man am Schreventeichpark entlang geht. Der Vintageladen „Gramercy Park“ ist auch ein toller Tipp. Da stehen nur Designklassiker wie der Y-Chair, ein XXL-Affe von Kay Bojesen, skandinavische Lampen … ich klebe immer mit der Nase an der Scheibe! (lacht)
Nee! (lacht) Ich sage grundsätzlich jedem, der am Bahnhof in Kiel ankommt, dass er erstmal für einen Kilometer die Augen zumachen soll. Die Innenstadt hier in Kiel ist nicht schön. Der Sophienhof ist eine typische Shoppingmall und in der Holstenstraße ist ein 1-Euro-Laden neben dem anderen. Es gibt eine Ausnahme: Die Dänische Straße ist sehr schön, eine alte Einkaufsstraße. Dort gibt es dann aber eher Damen- und Herrenausstatter oder Hutmacher. Das Schreventeich-Viertel ist wirklich das schönste hier in Kiel.
Ja, man fährt nur ein- bis eineinhalb Stunden bis Dänemark. Eine Freundin von mir fährt tatsächlich einmal im Monat nach Sønderborg zum Shoppen, aber ich bin nicht so der Shoppinggänger. Das mache ich nur ab und zu mal.
Am besten ist der große Flohmarkt jeden ersten Sonntag im Monat von April bis Oktober in der kompletten Innenstadt. Der schönste Teil ist auf dem Rathausplatz. Ansonsten bin ich total gern in Preetz und Gettorf auf den Flohmärkten. Das sind kleine Dörfer und da findet man noch echte Schätze.
Ich fahre am liebsten ganz weit raus nach Dänischenhagen. Da fährt man zwar länger hin, hat aber die offene Ostsee. Das ist die Spitze zwischen Kieler Förde und Eckernförder Bucht. Hinter dem Strand liegt direkt ein Wald. Das ist toll!
Ich komme aus einem Dorf in der Nähe von Kiel. Eigentlich wäre ich lieber nach Hamburg gezogen, aber mein Freund hat in Kiel eine Festanstellung bekommen und es wäre Quatsch gewesen, in Hamburg zu wohnen und zu pendeln. Also bleiben wir erstmal hier!
– Diese Story ist in Zusammenarbeit mit JOOP! Living entstanden –
2 Kommentare