Instagrammer sind die neuen Stars, zumindest bei vielen Teenagern. Shanti Joan Tan ist so ein Instagram-Teenstar. Die 20-Jährige hat knapp 800.000 Follower und täglich kommen 1.000 dazu. Bei YouTube folgen der Hannoveranerin über 600.000 Menschen. Vor zwei Jahren hat sie ihr Abitur gemacht, ist ein Jahr um die Welt gereist und widmet sich seit einem Jahr voll und ganz ihren Kanälen. Mit Erfolg: Sie kann davon leben. Wir haben sie beim „Instagram Teenstar Team up“ zum Interview getroffen, wo sie neben Caro Daur, Ischtar Isik, Diana zur Löwen und Milena Kar, die ebenfalls zu den erfolgreichsten deutschen Instagrammerinnen zählen, eingeladen war.
femtastics: Seit wann bist du bei Instagram aktiv?
Shanti Joan Tan: Seit Anfang 2011, da war ich gerade im tiefsten Winter in Schweden zu Besuch und saß mit meiner Austauschschülerin am Kamin. Sie meinte zu mir: „Kennst du Instagram? Das brauchst du unbedingt!“ Mein erstes Bild war dann ein Bild von ihr mit ihrem Hund vor dem Kamin.
Und was hat dich damals daran gereizt?
Dass man aus einem Moment heraus Bilder postet und sein eigenes Bildertagebuch erstellen kann. Am Anfang habe ich das nur für mich privat gemacht.
Würdest du sagen, dass dieser Tagebuchcharakter mit der Zeit ein bisschen verloren gegangen ist? Es hat sich alles professionalisiert und viele Instagrammer machen sich viel mehr Gedanken darüber, was gepostet wird als früher.
Instagram hat auf jeden Fall noch einen neuen Aspekt dazu bekommen, es ist trotzdem für mich weiterhin ein Fototagebuch. Ich versuche so natürlich wie möglich oder aus dem Moment heraus zu posten. Ich reise nicht irgendwo hin, um dort nur schöne Fotos zu machen – ich möchte die Stadt auch persönlich erleben.
Wie hat sich deine Followerzahl mit der Zeit entwickelt? Hast du deine YouTube-Fans mit „rübergenommen“? Oder wurde dein Instagram-Account oft woanders erwähnt?
Am Anfang haben mir nur meine Freunde gefolgt. Durch YouTube habe ich gemerkt, dass Instagram eine ganz gute Möglichkeit ist, um privater mit den Zuschauern zu agieren und die Zuschauerbindung zu stärken. Dann habe ich in meinen Videos darauf hingewiesen, dass ich bei Instagram bin. Damals gab es auch noch die „Popular Page“ bei Instagram – wenn man in kurzer Zeit viele Interaktionen hatte, ist man auf der Page gelandet und dadurch kamen auch immer wieder neue Follower dazu.
Ich möchte nichts machen, was ich nicht cool finde, nur um Geld damit zu verdienen. Es ist schon wichtig, dass man ehrlich mit seinen YouTube-Zuschauern und Followern umgeht und nichts vorspielt.
Du hast jetzt knapp 800.000 Follower. Wie hat sich das entwickelt?
Ich habe bis vor einem Jahr gar nicht so auf das Wachstum geachtet, da war das noch gar nicht so relevant. Im letzten Jahr habe ich gemerkt, dass Instagram auch als Vermarktungstool relevant ist und immer wichtiger wird, ab da habe ich mehr auf das Wachstum geachtet. Im letzten Jahr sind die Follower, die pro Tag neu dazukommen, deutlich gestiegen. Pro Tag kommen im Moment 1.000 neue Follower dazu. Als ich damals bei meinem Youtube-Kanal 600 Follower erreicht hatte, dachte ich schon: Oh mein Gott, das ist ja meine ganze Schule. (lacht)
Gab es denn eine Zahl ab der das Wachstum „explodiert“ ist?
Ab 400.000 ging es richtig schnell. Nach ein paar Monaten hatte ich schon die 500.000 geknackt. Jetzt bin ich schon bei über 700.000 Followern und habe mittlerweile schon mehr Follower auf Instagram als auf YouTube. Manchmal frage ich mich, warum folgen die mir alle – das ist auf jeden Fall interessant.
Du hast auch schon mit einigen Brands zusammengearbeitet. Kannst du ein paar Beispiele nennen?
Ich habe zum Beispiel mit einer befreundeten Instagrammerin Ischtar zusammen eine Kampagne mit Even & Odd gemacht, da durften wir eine kleine Capsule Collection designen und haben mit denen einen Roadtrip in Kalifornien gemacht. Wir haben Instagram-Momente eingefangen, die Klamotten getragen und auch gefilmt und die Kollektion so beworben. Ich habe auch mal etwas mit Onepiece gemacht – Onesies, also Einteiler, trage ich selbst gerne und dann ist es toll, wenn eine Marke auf dich zukommt und fragt: „Hast du Bock auf eine Zusammenarbeit?“. Gerade habe ich mit Always zusammengearbeitet – da ging es um eine Kampagne, die junge Mädchen ermutigen soll mehr Sport zu treiben, welcher von der Gesellschaft als ein typischer Männersport gesehen wird. Mädchen sollten sich aufgrund ihres Geschlechts nicht einschränken. Mir ist es trotzdem immer noch wichtig, dass ich auf Instagram nur das poste, was auch hundertprozentig ich bin. Ich möchte nichts machen, was ich nicht cool finde, nur um Geld damit zu verdienen. Es ist schon wichtig, dass man ehrlich mit seinen YouTube-Zuschauern und Followern umgeht und nichts vorspielt.
Das heißt, du sagst auch Kooperationen ab, wenn es nicht zu dir und deinen Kanälen passt?
Ja, ich bekomme täglich viele Anfragen und die meisten davon sind nichts für mich. Ich gehe dann auch nicht darauf ein, nur weil es Geld dafür gibt.
Du hast vorhin in der Diskussion angesprochen, dass du ein Management hast. Wie hat sich das ergeben?
Da bin ich erst seit zwei Monaten. Davor habe ich alles selbst gemacht. Mir ist es wichtig ein Management zu haben, da man als Einzelperson oft von Marken nicht so ernst genommen wird. Teilweise versuchen sie viel abzugreifen.
Ist das eine Agentur, die mehrere Instagrammer und Blogger betreut?
Ja, das ist ein Management, Glow Media Group, die ein paar Influencer betreuen.
Wer macht denn die ganzen Fotos von dir? Hast du einen „Instagramhusband“? 🙂
Oft machen das Freunde, mit denen ich unterwegs bin. Ich mache meistens Handyfotos. Wenn ich mal professionellere Fotos haben möchte, habe ich das Glück, dass ich einen Freund habe, der tolle Bilder macht. Der ist Fotograf und hat auch einen Instagram-Account und dann können wir uns gegenseitig verlinken.
Sind denn viele deiner Freunde auch bei Instagram – oder sogar auch „Instagram-Stars“?
Ich habe durch YouTube und Instagram super viele tolle Leute kennengelernt, die ich jetzt auch zu meinen engsten Freunden zähle. Ich habe aber auch viele Freunde, die gar nicht bei Instagram sind und die auch niemanden der bekannten Instagrammer kennen. Die sind dann eher offline unterwegs, was ich auch cool finde, weil ich viel mit ihnen mache und dann ist man nicht immer in dieser Social-Media-Blase unterwegs und muss posten, posten, posten, sondern kann auch abschalten.
Würdest du Instagram und YouTube als dein Business bezeichnen, machst du das hauptberuflich?
Ja, die beiden Kanäle machen auf jeden Fall die meiste Zeit meiner Arbeit aus. Natürlich mache ich auch noch Snapchat drumherum, was auch immer wichtiger wird. Bei Facebook und Twitter bin ich auch noch unterwegs, weil das die Zuschauerbindung stärkt.
Du bist 20 Jahre alt. Hast du schon Berufsziele?
Es gibt vieles, was mich interessiert und was ich gerne machen möchte. Ich finde Filme super interessant, gerade auch die Post Production, also die ganzen Effekte. Was ich aber auch interessant finde, ist Schauspielerei.
Uns ist aufgefallen, dass besonders die Accounts mit sehr vielen Followern im Mode- und Beautybereich sehr ähnlich sind – das wird auch in der Branche heiß diskutiert. Man sieht viele ähnliche Bildkonzepte und die Instagrammer wissen natürlich auch, welche Bilder gut laufen und welche nicht. Hast du auch das Gefühl, dass sich alles angleicht?
Ich versuche, alles nicht zu perfekt zu halten. Ich mag es auch nicht, wenn jedes Bild gleich aussieht oder ein Outfitpost ist. Ich lade auch mal Schnappschüsse hoch, weil sie mich an tolle Momente erinnern. Ich plane nicht meinen Account, wie es vielleicht Andere machen. Ich denke nicht: Als nächstes muss ich ein Uhrenfoto posten, dann kommt ein Bild mit Schuhen – es gibt da ja schon Apps, die dir anzeigen, wie dein nächstes Bild im Feed aussieht – das nutzen auch viele Instagrammer. Bei mir ist das mehr aus dem Moment heraus. Trotzdem achte ich auch darauf, dass meine Bilder keinen Gelbstich haben. Sie sollten farblich immer eher kühl sein. Es ist auf jeden Fall so, dass Instagram immer mehr zur Selbstdarstellung genutzt wird. Es gibt aber auch super viele Instagrammer, die nicht nur Fotos von sich selbst hochladen, da muss man einfach rumstöbern. Aber natürlich sind die Follower auch besonders an mir interessiert und wollen mich oft sehen.
Denkst du bei so vielen Followern darüber nach, dass du eine Vorbildfunktion hast?
Man muss sich schon bewusst sein, dass man eine Vorbildfunktion hat. Wenn jemand mit so einer großen Reichweite sagt, er habe keine Vorbildfunktion, ist das Quatsch. Die Leute beobachten ganz genau, was du machst und trägst. Ich würde nichts posten, was einen negativen Einfluss auf meine Follower hat – wie zum Beispiel exzessiver Alkoholkonsum oder mich an eine Klippe stellen. Meine Zuschauer sind ja auch ein bisschen jünger und da muss man schon darauf achten, was man macht und wie man sich darstellt.
Du erreichst extrem viele Menschen mit deinem Account – hast du schon mal darüber nachgedacht dich für ein soziales Projekt oder eine andere Sache, die dir wichtig ist, zu engagieren?
Auf jeden Fall. Wenn es Aktionen oder Charityprojekte gibt, die mich selbst ansprechen, unterstütze ich die auch gerne.
Das werden wir auf jeden Fall verfolgen! Danke für das Interview!
Youtube, Snapchat: shantitan