Wo sich vor einem Jahr noch Ordner und Laptop türmten, ist der Schreibtisch von Janine Schenkl jetzt voll mit Muscheln, Perlen, Ketten, Werkzeugen und Bastelutensilien. Man hört es so oft, doch bei Janine war es genau so: Es kommt immer anders, als man denkt. Janine Schenkl hat nach ihrer Thailandreise aus ihren mitgebrachten Muscheln Armbänder und Halsketten gebastelt. Ihre Freunde waren begeistert, im Café wurde sie auf ihre selbst kreierten Schmuckstücke angesprochen. Jetzt ist die 34-Jährige Schmuckdesignerin – und entwirft unter ihrem Label „Tela Wãve“ zauberhaften Schmuck für „Modern Mermaids & Summer Lovers“. Wir haben die sympathische Münchnerin in ihrer Altbauwohnung besucht.
Janine Schenkl: Ich finde es immer wieder faszinierend, wie individuell jede Muschel und jede Perle ist, obwohl ich täglich so viele davon in den Händen halte. Jedes Schmuckstück wird dadurch zu einem Einzelstück. Außerdem ist die kreative Arbeit für mich unglaublich schön und meditativ.
Ich lege einfach los! Da ich meinen Schmuck selbst jeden Tag trage, frage ich mich: Was hätte ich selbst gerne? Für manche Entwürfe lasse ich mir auch ein paar Tage Zeit, damit sie wirken können. Was mir nach einem Arbeitstag ziemlich oft passiert: Kurz bevor ich ins Bett gehe, kommt mir eine Idee und dann sitze ich doch noch bis nachts da und mache weiter.
Ich bleibe immer an neuen Farbkombinationen hängen. Wie zum Beispiel Pink und Gelb: Ich habe letztens im Café zwei Bildbände in diesen Tönen nebeneinander stehen sehen und finde das auch als Perlenkombi sehr schön.
Die kreative Arbeit ist für mich unglaublich schön und meditativ.
Tatsächlich habe ich nie geplant, Schmuck zu designen – nicht mal freiberuflich wollte ich arbeiten. Doch jetzt liebe ich es! Ursprünglich komme ich aus dem Modejournalismus und habe fünf Jahre lang meinen Traum bei der „InStyle“ im Moderessort gelebt. 2013 kam der Punkt, an dem ich etwas Neues machen wollte. Nach verschiedenen Stationen im Online Department bei Luxus-Stores ist mir meine Kreativität verloren gegangen. Vor zwei Jahren habe ich dann gekündigt, ohne einen anderen Plan zu haben.
Genau, mit meinem Freund Jakob bin ich für drei Monate nach Asien gereist. Als wir wieder zurück in München waren, habe ich das restliche Jahr dafür genutzt, meine Kreativität wieder zu entdecken und Neues auszuprobieren. Mit den Muscheln, die ich in Thailand gesammelt hatte, habe ich für mich und Freundinnen Ketten und Armbänder gebastelt. Und dann kamen auch die Freunde von Freunden auf mich zu. Einmal wurde ich sogar im Café angesprochen, woher meine Kette ist.
Meine Freunde und meine Familie haben mich immer darin bestärkt, mit meiner Kreativität ein eigenes Business zu starten. Außerdem haben mir in dieser Zeit einige Bücher geholfen. Unter anderem „Das Erfolgsbuch“ von Joseph Murphy. Ein altes, spirituelles Buch, in dem es darum geht, seine Träume zu verwirklichen, positiv zu denken und an sich selbst zu glauben. Ich konnte mir viel Wertvolles aus dem Buch herausziehen – vor allem die tiefe Zuversicht, dass am Ende alles gut wird und es immer weiter geht
Einer Freundin von mir ist etwas Schönes passiert, als sie eine Kette von mir trug und bei einer Homöopathin war. Die sagte zu ihr: „Nimm diese Kette niemals ab, die hat so gute Energie.“ Das fand ich eine sehr schöne Vorstellung und hat mich gerührt.
„Tela“ setzt sich aus den Anfangsbuchstaben der Straße zusammen, in der wir wohnen. Unter Freunden heißt unsere Wohnung schon lange „Studio Tela“. Beim Brainstorming ist mein Freund Jakob schließlich auf „Tela Wãve“ gekommen und hat auch das Logo designt.
Leg‘ einfach los – mit dem, was du bereits hast und kannst.
Ich sehe Instagram als große Chance, kleine Labels und auch „Tela Wãve“ bekannt zu machen. Da ich aus der Mode komme, habe ich bereits ein gutes Netzwerk zu Redakteuren von verschiedenen Magazinen und habe mich sehr über die positiven Reaktionen der Branche gefreut. Viele Chancen ergeben sich auch zufällig.
Tatsächlich habe ich keinen Masterplan und mache vieles intuitiv. Was ich dabei gelernt habe: Leg‘ einfach los – mit dem, was du bereits hast und kannst. Am Anfang musste ich mich von meinem Perfektionismus verabschieden und das war das Beste, was ich machen konnte. Weitere Skills kommen dann von ganz alleine. Und: Etappenziele wertschätzen!
Ich fände es schön, wenn ich in Zukunft von „Tela Wãve“ leben könnte und mich unter der Marke weiterhin kreativ ausleben kann. Mit dem aktuellen Gewinn kann ich meine Lebenshaltungskosten decken, arbeite parallel aber noch als Stylistin und Texterin für Modekunden.
Um relevant zu bleiben, finde ich es wichtig, bestimmte Trends mitzugehen.
In mir steckt der Drang, mich ständig weiterzuentwickeln. Zum Beispiel könnte ich mir vorstellen, unter der Marke „Tela Wãve“ auch noch Bilder oder Accessoires zu entwerfen. Da kommt sicher noch mehr. Wobei die stilistische Grundrichtung sicherlich bleibt. Um relevant zu bleiben, finde ich es wichtig, bestimmte Trends mitzugehen.
Auf jeden Fall! Ich glaube, man hat zuerst Angst, Quatsch zu machen und das kann man auch – was soll schon passieren? Einfach loslegen und dann entstehen meistens die schönsten Dinge.
Bevor Jakob hier vor fünf Jahren eingezogen ist, war die Wohnung eine Mädchen-WG und sah vogelwild aus. Es hat zwei Jahre gedauert, bis sich eine Pärchen-Wohnung nach unserer beider Vorstellungen entwickelt hat. Von Jakob stammt zum Beispiel der französische Spiegel im Schlafzimmer – den mag ich sehr.
Wenn wir etwas Neues für unsere Wohnung suchen, stöbern wir tagelang online in Kleinanzeigen. Vieles in unserer Wohnung ist Vintage und Second Hand, wie die Deckenleuchte aus den 70er-Jahren im Wohnzimmer, unser Schuhschrank im Flur und das Sofa von BoConcept war ein richtiger Glücksfund.
Ich mag das Naturthema sehr gerne und dass der Trend gerade zu mehr Gemütlichkeit geht. Auch der Mut zu Farbe gefällt mir. Ich breche Minimalismus mit Boho-Accessoires und bunten Akzenten.
Der perfekte Tag am Wochenende startet bei mir mit einem Brunch auf der Sonnenterrasse im „Fugazi N°15“ oder im „Café Schneewittchen“, danach spielen Jakob und ich gerne eine Runde Tischtennis und dann geht es mit Buch, Musik und Iced Coffee an die Isar. Und auf dem Heimweg lege ich noch einen Stopp bei meiner Lieblingseisdiele „Jessas“ ein.
Layout: Kaja Paradiek
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