Die 36-jährige Grafikdesignerin und Illustratorin Katharina Konte ist ein waschechtes Münchner Kindl und bekannt für ihre aufwendigen, filigranen Schaufensterillustrationen in Münchens schönsten Geschäften. In Schwabing geboren und aufgewachsen, ist sie dem ehemaligen Künstlerviertel bis heute treu geblieben. Mit ihrem Mann – freischaffender Fotograf – und den gemeinsamen Söhnen Oskar (10) und Toni (1) belebt sie eine luftige Dachgeschosswohnung, die sie gemeinsam ganz nach ihren Bedürfnissen gestaltet haben. Auch Katharinas Atelier befindet sich hier direkt unter dem Dach. Wir sprechen mit ihr über ihren spannenden Werdegang sowie, was sie sich während des Corona-Lockdowns für ihre und andere Kinder hat einfallen lassen.
Ich neige dazu, mich mit anderen zu vergleichen. Deswegen muss ich mir bei Instagram immer mal eine Auszeit nehmen. Die meisten Ideen habe ich sowieso, wenn ich allein durch die Stadt radle.
Katharina Konte: Für viele meiner Freund*innen war der Corona-Lockdown eine totale Katastrophe, auch bei meinem Mann (freier Fotograf) sind praktisch alle Jobs weggebrochen, aber ich hatte Glück. Zwar sind viele Events und Schaufensterillustrationen weggefallen, dafür sind andere Sachen dazu gekommen. So habe ich beispielsweise Tutorials für „Teachtok“ gemacht. Ich habe weiterhin gut zu tun. Allerdings könnte sich das Ganze auch noch bei mir auswirken. Die Wiesn beispielsweise war immer eine Zeit, in der ich super viel gearbeitet habe, das fällt dieses Jahr schon mal weg.
Dennoch muss ich zugeben, dass ich die Zeit sehr genossen habe. Ich hatte davor super viel gearbeitet. Jetzt konnte ich mal richtig aufatmen, was uns als Familie und mir persönlich gut getan hat. Ich will das nicht schönreden, aber für mich war die Zeit sehr heilsam. Ich hatte viele neue Ideen, was ich noch alles machen und weiterentwickeln könnte.
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Ja, mein Sohn und ich haben einen Comic gezeichnet, Steine bemalt, unsere eigene Zeitschrift gestaltet … diese Ideen wollten wir gern an andere Eltern und Kinder weitergeben, die auch gerade viel zu Hause sind. So ist auch das Team von „Teachtok“ auf mich aufmerksam geworden. Die wollten, dass ich auf ihrem Kanal etwas zeige, womit man Kinder beschäftigen kann.
Ich habe fast ein Jahr in Paris gelebt und bin nach meiner Ausbildung viel herumgereist. Aber letztlich hat es mich wieder nach München zurück gezogen.
Ich habe fast ein Jahr in Paris gelebt und bin nach meiner Ausbildung viel herumgereist. Aber letztlich hat es mich wieder nach München zurück gezogen.
Meine Eltern und Schwester leben hier. Ich mag die schnelle Anbindung zur Natur und die Nähe zu Österreich, wo wir ganz oft sind. Außerdem ist München einfach total schön – der Englische Garten, die Stadt an sich. München ist wie ein großes Dorf und gerade mit den Kindern schätze ich die Sauberkeit und Sicherheit hier.
In Schwabing gibt es ein paar Ecken, wo ich mich sehr gerne aufhalte, wie die Occamstraße oder die Feilitzstraße. Schwabing ist sicherlich nicht die angesagteste Gegend, aber ich mag es sehr hier.
Ich hatte den Wunsch wieder mit meinen Händen zu arbeiten und zu zeichnen.
Ich wollte immer etwas Künstlerisches machen. Ich male seit meiner Kindheit und es war klar, dass ich beruflich in diese Richtung gehen würde. Den Beruf Illustratorin konnte ich damals allerdings noch nicht benennen.
Ich bin gelernte Grafikerin. Meine Ausbildung an der „Burke Akademie“ habe ich 2001 abgeschlossen. Danach habe ich in verschiedenen Agenturen Praktika gemacht, wie es damals üblich war, merkte aber schnell, dass das klassische Agenturleben irgendwie nicht meins ist.
Nach meiner Agenturzeit, wollte ich etwas Anderes ausprobieren und habe ein Praktikum bei einer Setbauerin für Fotoshootings gemacht. So bin ich in der Fotobranche gelandet. Später war ich Assistentin bei einem Stylisten für Fotoproduktionen. Dort habe ich gearbeitet bis ich schwanger wurde. Nach der Schwangerschaft bin ich zwar dorthin zurückgekehrt, habe aber gemerkt, dass das auch nicht das Richtige für mich ist. Ich hatte den Wunsch wieder mit meinen Händen zu arbeiten und zu zeichnen.
Ja genau, als mein Sohn drei war, habe ich gekündigt und mich als Illustratorin selbstständig gemacht. Das war vor sieben Jahren.
Ich hatte ein paar Vorbilder, vor allem aus Büchern und Magazinen, allen voran die französische Illustratorin und Streetart Künstlerin Koralie – sowas wollte ich auch machen.
Erstmal ist gar nichts passiert, bis ich bei verschiedenen Stadtmagazinen angefragt habe, ob ich Illustrationen für sie machen darf. Glücklicherweise waren die ganz angetan. Schließlich habe ich noch meine Internetpräsenz ausgebaut und bei Ausstellungen mitgemacht. Außerdem habe ich mein Portfolio-Buch an potenzielle Kunden verschickt. Dadurch und durch einige Zufälle kam dann nach und nach der Erfolg.
Die Natur ist eine wichtige Inspirationsquelle. Berge ziehen mich magisch an, und ich liebe Wiesenblumen.
Ganz unterschiedliche Aufträge. Ich mache viel Illustrationen für Bücher und Magazine, ich arbeite für „Pro7“, mache Wandillustrationen für Hotels und Restaurants, und natürlich Schaufensterbemalungen. Letzteres ist wohl vor allem das, warum mich die Leute kennen.
Vom Frisör über die Apotheke bis hin zu „Dallmayr“, „Lodenfrey“ und „Hirmer“ ist alles dabei – also jede*r, der/die ein Schaufenster hat.
Anfangs durch Mund-zu-Mund-Propaganda. Mein erstes Fenster war das einer Bekannten in der Türkenstraße, die ihr Fenster sichtbarer machen wollte. Das kam so gut an, dass ein weiterer Laden in der Türkenstraße das auch wollte. So ging es weiter, bis schließlich jemand von „Lodenfrey“ auf meine Arbeit aufmerksam wurde.
Für Fenster male ich sehr gern Blumen, aber auch grafische Muster. Oft lässt sich beides wunderbar verbinden.
In der Regel steht die Deko und ich arbeite drumherum. Normalerweise haben die Kunden schon eine bestimmte Vorstellung wie das Fenster aussehen soll. Ich mache dann Skizzen, die ich den Kunden schicke und wir besprechen das gemeinsam. Mittlerweile ist es allerdings so, dass die meisten Kunden sagen: „Mach einfach, was du denkst!“. Die Leute kennen ja inzwischen meinen Stil und vertrauen mir.
Hauptsächlich. Bei Schaufenstern und Wandbemalungen sowieso, aber auch bei anderen Illustrationen. Erst der letzte Schliff erfolgt am Computer. Ich mag das Individuelle von handgemalten Illustrationen.
Am liebsten mit Tuschestift und Aquarellfarben. Ich male aber auch super gerne mit Acrylstiften an Wände. Für die Schaufenster verwende ich Chalkmarker, die sind hinterher ganz leicht abwaschbar.
Kommt natürlich auf das Fenster an, aber so zwischen zwei und fünf Stunden.
Ich mag es eher fein und filigran. Derzeit male ich besonders gerne Meerestiere und Berge. Ich mag auch Dreiecke, feine Linien und Punkte. Für Fenster male ich sehr gern Blumen, aber auch grafische Muster. Oft lässt sich beides wunderbar verbinden.
Die Natur ist eine wichtige Inspirationsquelle. Berge ziehen mich magisch an, und ich liebe Wiesenblumen. Auch andere Künstler inspirieren mich. Gerade als ich angefangen habe war das sehr wichtig für mich. Natürlich ist auch Instagram nicht ganz unwichtig, allerdings habe ich dazu ein etwas zwiegespaltenes Verhältnis. Einerseits ist es natürlich eine tolle, kostenlose Werbung, andererseits gibt es dort so eine Flut an Bildern und Ideen und ich neige dazu, mich mit anderen zu vergleichen. Deswegen muss ich mir da immer wieder mal eine Auszeit nehmen. Die meisten Ideen habe ich sowieso, wenn ich allein durch die Stadt radle.
Gute Frage … Ich kann das schwer beurteilen, da ich so viele unterschiedliche Sachen mache, aber ich denke schon. Ich glaube, wenn man schon immer zeichnet, entwickelt sich ganz automatisch eine eigene Handschrift und die zeigt sich auch früh. Wenn ich heute alte Zeichnungen von mir anschaue, dann sieht man da schon diese typischen feinen Linien und Figuren.
Layout: Kaja Paradiek
2 Kommentare
Sehr mutig, dich in dem Bereich selbständig zu machen. Bilder und Interview zeigen eine kreative, fröhliche und selbstbewusste junge Frau, die ihren Weg geht. Glückwunsch! Ich werde die Adresse an meine Nichte nach Japan schicke n, die dort ihre Ausbildung als Kinderbuchillusstratorin abgeschlossen hat und nun zurück nach Deutschland möchte.