In Los Angeles verliebten sich die Schwestern Cindy (41) und Nancy (44) Bachmann in den kalifornischen Lifestyle rund um gesunde Ernährung, Yoga und Wellness. Die beiden entschlossen sich, kaltgepresste Säfte nach Berlin zu bringen – das war die Geburt ihres Labels „Los Angeles Cold Press“. Heute ist ihr Unternehmen zu einer holistischen Wellness-Brand gewachsen: Neben Säften, gesunden Shots und Nussmilch bieten sie mittlerweile Adaptogen-Pulver und sogar ein eigenes Parfum an. Wir sprechen mit Cindy in Berlin und Nancy in L.A. am Telefon über den Adaptogen-Trend und was dahinter steckt, über den Mut zum (vermeintlichen) Scheitern und den neuen Lieblingsort der L.A. Wellness-Gurus. Zudem besuchen wir Cindy in ihrem schönen Berliner Zuhause.
Wir hatten nie einen Businessplan oder Ähnliches. Wir sind immer mit der Firma gewachsen.
Nancy Bachmann: Wir hatten das alles überhaupt nicht geplant. Ich war als Reisejournalistin in Los Angeles und habe mich in den kalifornischen Lifestyle verliebt. Cindy war Barista und hat Grafikdesign gemacht. Gemeinsam haben wir damals ungeplant sechs Monate in Kalifornien verbracht. Unser Unternehmen hat sich aus dem Herzen entwickelt, weil wir gemerkt haben, dass es die gesunden Säfte, die wir in Kalifornien so gerne getrunken haben, nicht in Berlin gab. Wir hatten nie einen Businessplan oder Ähnliches. Wir sind mit der Firma gewachsen. Mittlerweile machen wir nicht mehr nur kaltgepresste Säfte, „Los Angeles Cold Press“ entwickelt sich immer mehr zu einer „Holistic Wellness Brand“, weil wir das Thema ganzheitlich angehen. Wir hatten in der Vergangenheit zwei oder sogar drei verschiedenen Laden-Locations und aktuell haben wir gar keinen Laden mehr. Wir verkaufen unsere Produkte online und in verschiedenen Berliner Cafés.
Cindy Bachmann: Wir sind unserer Intuition gefolgt.
Nancy: Unser erster Laden lag sehr zentral in Berlin, im „Quartier 206“ an der Friedrichstraße. Als wir den Laden schließen mussten, fühlte es sich zuerst wie ein Scheitern an. Aber letztlich hat ein Laden für uns gar nicht gut funktioniert. Er hat uns zu sehr gebunden und eingeschränkt. Aber anfangs fiel es uns schwer, diese Idee loszulassen und uns von diesem vorgefertigten Bild, wie ein Unternehmen wachsen muss, zu verabschieden.
Cindy: Am Ende war es für uns erleichternd. Jetzt sind wir viel flexibler.
Nancy: Auch das Thema Kollaboration, also die Zusammenarbeit mit anderen Kreativen, können wir jetzt viel besser angehen. Wir sind in Berlin jetzt viel flächendeckender mit unseren Produkten vertreten als wenn wir nur einen eigenen Laden hätten. Wir haben gelernt, dass es hilfreich sein kann, sich von seinen ursprünglichen Plänen freizumachen. Wenn man alte Dinge loslässt, können sich viele neue entwickeln – aber dafür muss man offen sein.
Wir haben gelernt, dass es hilfreich sein kann, sich von seinen ursprünglichen Plänen freizumachen. Wenn man alte Dinge loslässt, können sich viele neue entwickeln – aber dafür muss man offen sein.
Nancy: Einerseits der „Californian Spirit“, andererseits eine hohe Qualität in Bezug auf die Produkte.
Cindy: Bei den Produkten war uns immer wichtig, dass sie nicht nur gesund sind, sondern auch gut schmecken. Es bringt nichts, jede Menge gesunde Zutaten in Säfte zu packen, wenn diese geschmacklich kaum trinkbar sind.
Cindy: Es klappt deshalb sehr gut, weil wir uns die Arbeitsbereiche aufgeteilt haben. Ich kümmere mich hier vor Ort in Berlin um die Produktion, die Zutaten und die Entwicklung der Rezepte.
Nancy: Ich nenne Cindy immer unsere „Alchemistin“. Ich dagegen bin eher für Marktforschung, Kommunikation und Netzwerken zuständig. Ich war in den letzten Jahren aber immer wieder für eine längere Zeit in Deutschland, sodass wir nicht immer über diese Distanz arbeiten mussten. Und dieses Jahr wollte mich Cindy eigentlich nur für drei Wochen in LA besuchen, aber durch den Lockdown musste sie letztlich vier Monate bleiben und wir konnten diese Zeit gemeinsam verbringen. Das war im Grunde eine glückliche Fügung für uns. Wir konnten die Zeit gut nutzen, um an unserer Vision zu arbeiten.
Wir wollten mit unseren Adaptogenen gerne unterschiedliche Bereiche abdecken: Beauty, Vitalität, Verdauung, Kreativität und Fokus.
Nancy: Ich habe Adaptogene selbst schon länger genutzt und wir wollten gerne Produkte haben, die wir auf Reisen mitnehmen und flexibel im Alltag verwenden können. Säfte sind ja nicht so lange haltbar und man hat sie nicht immer dabei. Ich war in LA schon länger im Austausch mit Carolyn Barron, die als „Herbalist“, also Expertin für Heilkräuter, arbeitet. Sie ist spezialisiert auf Ayurveda und Traditionelle Chinesische Medizin.
Cindy: Als ich zu Besuch in LA war, haben wir immer „Adaptogenic Lattes“ getrunken und gemerkt, wie kraftvoll solche Pflanzenextrakte sein können – fürs Immunsystem, das Wohlbefinden und die eigene Energie.
Nancy: Und wieder dachten wir, dass es solche Produkte wie wir sie verwenden möchten – pur, natürlich, ohne künstliche Zusatzstoffe – auf dem deutschen Markt noch nicht gibt.
Cindy: Wir wollten gerne unterschiedliche Bereiche abdecken: Beauty, Vitalität, Verdauung, Kreativität und Fokus. Wir hatten schon Ideen, haben uns dann mit einer Heilpraktikerin ausgetauscht und am Ende sind diese fünf Produkte entstanden.
Nancy: Die Produkte sind auch so entwickelt, dass man sie zu unterschiedlichen Tageszeiten nehmen kann. „The Muse“ oder „The Immortal“ nehmen wir zum Beispiel gerne morgens – zum Beispiel im Matcha oder Kaffee. „The Alchemist“ eignet sich super, um abends vor dem Schlafen genommen zu werden.
Cindy: Sie lassen sich einfach in Getränke wie Smoothies, Säfte, Matcha oder Kaffee einrühren. Man kann sie aber auch einfach über Müsli oder Porridge streuen – „The Lumious“ enthält unter anderem Schizandra- und Goji-Beeren, er eignet sich dafür besonders gut. Man kann die Pulver auch als Zutat für Energiebälle oder sogar Suppen nutzen. Sie sind sehr vielseitig. Wir möchten in Zukunft auf Instagram und unserer Website immer mehr Rezepte teilen.
Nancy: Da sind wir wieder bei den Anfängen von „Los Angeles Cold Press“ und unseren persönlichen Erfahrungen. Wir haben beide eine Ausbildung zur Kundalini-Yogalehrerin gemacht, meditieren regelmäßig und haben vor zwei Jahren zusammen eine zehntägige Ayurveda-Kur gemacht. Diese Themen beeinflussen uns persönlich sehr und wir haben selbst erlebt, welchen positiven Einfluss sie haben können.
Cindy: Wir haben an uns selbst gemerkt, wie die Ernährung und gerade diese Zutaten aus den Bereichen Ayurveda und TCM das Immunsystem stärken können. Ich weiß gar nicht, wann ich das letzte Mal krank war, und ich habe den Eindruck, dass ich besser mit Stress umgehen kann als früher.
Nancy: Ich persönlich fühle mich auch viel ausgeglichener seitdem ich meine Ernährung entsprechend angepasst habe. Ich habe viel mehr Energie, Fokus und fühle mich einfach in Balance.
Wir haben an uns selbst gemerkt, wie die Ernährung und gerade diese Zutaten aus den Bereichen Ayurveda und TCM das Immunsystem stärken können.
Nancy: Ja, wir praktizieren regelmäßig Yoga und meditieren. Anfangs waren es einfach die gesunden Säfte, die wir geliebt haben, und mit der Zeit haben wir unseren gesamten Lebensstil immer mehr umgestellt. Ich hätte das früher nie gedacht, ich hatte weder einen Bezug zu LA noch zu Yoga. Aber irgendwann haben wir diese Veränderung erlebt – ausgelöst durch mein Leben in Kalifornien – und haben gemerkt, wie gut wir uns fühlen.
Nancy: Es schadet nie, solche Nahrungsmittel zu sich zu nehmen. Das hat immer Benefits. Aber die beste Wirkung erzielt man natürlich, wenn man sie regelmäßig zu sich nimmt. Unsere Adaptogene sind so entwickelt, dass ein Glas jeweils für einen Monat reicht, wenn man sie täglich nutzt.
Nancy: Es hat über ein Jahr gedauert, die Produkte gemeinsam mit Carolyn Barron zu entwickeln. Tatsächlich sind nicht alle Produkte, die in den USA zugelassen sind, in Deutschland zu bekommen. Wir haben intensiv recherchiert, wo wir die Zutaten in bester Qualität beziehen können. Die Bestimmungen in Deutschland sind viel strenger als in den USA.
Cindy: Uns war es sehr wichtig, bei der Bioqualität der Produkte keine Abstriche zu machen. Und anders als bei unseren Säften können wir die Zutaten wie Kurkuma, Ashwagandha oder Reishi nicht lokal beziehen.
Nancy: Durch den Lockdown hat sich das Leben in LA natürlich stark verändert. Unser liebster Supermarkt hier in LA ist „Erewhon“ – da können wir Stunden verbringen. Dort sind alle neuen Wellness- und gesunden Ernährungs-Trends direkt vertreten. Aber als der Lockdown begann und Cindy hier bei mir war, sind wir aus LA in die Kleinstadt Ojai gezogen. Das ist ein richtiger Kraftort mit einer ganz besonderen Energie und Community. Generell habe ich gemerkt, dass es gerade viele Menschen raus aus der Stadt in die Natur zieht. Die Natur und das Motto „weniger ist mehr“ beschäftigen gerade viele Menschen aus meiner LA-Community.
In Bezug auf Produkte beobachte ich, dass sich der Trend rund um Adaptogene auf Beauty ausweitet. Es gibt mittlerweile zum Beispiel Gesichtscremes, die heilende Pilze beinhalten. In diesem Bereich wird viel experimentiert. Zudem gibt es mittlerweile auch Kombucha, der Adaptogene enthält. Eine Freundin aus LA hat eine Marke gegründet, die sich rund um gesunde, pure Kräutertees und -Tinkturen dreht, zum Beispiel aus Brennnessel. Kräuterheilkunde ist immer noch ein Thema, mit dem sich viele Menschen befassen.
Nancy: Eine Vision haben wir, aber wir haben auch gelernt, dass man immer einen Plan B und C braucht … Wir überlegen schon länger, etwas hier in Kalifornien zu machen. Als wir beide eine längere Zeit in Ojai verbracht haben, entstand die Idee, etwas gemeinsam mit unserer Community auf die Beine zu stellen. Uns sind Austausch und kollaborative Arbeit immer sehr wichtig. Denkbar wären zum Beispiel Retreats oder Yoga-Events zusammen mit Menschen in LA oder Ojai. Wir möchten unser Wissen und unsere Erfahrungen rund um gesunden Lifestyle, Ayurveda und Co. gerne noch sichtbarer machen und unser Unternehmen über die Produkte hinaus wachsen lassen – auch online. Gerade überlegen wir, welche Formate sich dafür am besten eignen.
Layout: Kaja Paradiek
Ein Kommentar
Hallo,
würde sehr gerne eine Detox Kur mit euren Säften machen,leider kann man die Säfte nur innerhalb von Berlin bestellen.Gibt es eine Möglichkeit es zu bestellen??? Ich wohne in der Nähe von Biberach(Riss)