Die üblichen Souvenirs aus Marrakesch sind Kissen, Teppiche, Lederwaren und anderes traditionelles Kunsthandwerk. Modernes Design gehört selten dazu. Die gebürtige Belgierin Laurence Leenaert hat es mit ihrem Label „LRNCE“ geschafft, diese beiden Bereiche so gekonnt zu verbinden, dass ihre Produkte mittlerweile in Concept Stores von Tokio bis Paris geführt werden. Kissen mit aufgestickten One-Line-Drawings, Keramik mit naiven, mehrfarbigen Illustrationen, Spiegel in abstrakten Formen, Kaftane, bunte Ledersandalen, … alle Produkte von „LRNCE“ entstehen in Zusammenarbeit mit lokalen Kunsthandwerkern in Marrakesch, und hauchen den alten Techniken neues Leben ein. Wir haben die 29-jährige Gründerin in ihrem Studio im Stadtviertel Gueliz in Marrakesch besucht.
Mich hat damals nichts in Belgien gehalten, also habe ich meine Sachen gepackt und bin nach Marrakesch gekommen.
Laurence Leenaert: Ich habe Mode an der „Royal Academy of Fine Arts“ in Gent, in Belgien, studiert. Nach dem Studium habe ich ein Praktikum im Shop „BLESS“ in Berlin gemacht, und danach habe ich im Jahr 2013 mein Label „LRNCE“ gegründet.
Meine Mutter ist Textildesignerin und hat mir schon als ich klein war immer schöne Magazine und Stoffe gezeigt. Dadurch hatte ich immer schon ein Interesse für Mode und für Design. Im Alter von 18 Jahren bin ich nach Gent gezogen, um dort entweder Bildhauerei oder Mode zu studieren. Ich schwankte damals zwischen diesen beiden Studiengängen.
Im Juli 2015.
Ich habe den Vibe in Marrakesch geliebt und mich sehr frei gefühlt und ein bisschen erleichtert darüber, der „realen“ Welt entkommen zu können.
Ich habe mich in die marokkanische Wüste verliebt! Mich hat damals nichts in Belgien gehalten, also habe ich meine Sachen gepackt und bin nach Marrakesch gekommen. Es war sehr spontan, ich habe ganz im Moment gelebt und habe mir wenig Gedanken darum gemacht, was die Probleme oder Schwierigkeiten dabei sein könnten. Ich habe den Vibe in Marrakesch geliebt und mich sehr frei gefühlt und ein bisschen erleichtert darüber, der „realen“ Welt entkommen zu können. Ich war alleine und hatte meine Freiheit – das war mein Gefühl, und nach dem wird man ein bisschen süchtig.
Ich glaube, mir wurde bewusst, dass ich selbstständig arbeiten und mein eigenes Ding machen wollte. Ich war immer schon sehr mutig. Ich habe einfach langsam angefangen, Schritt für Schritt, meine Taschen herzustellen und zu verkaufen.
Ich habe „LRNCE“ ursprünglich mit der Idee gegründet, nur Taschen herzustellen. Aber als ich nach Marrakesch gezogen war, gab ich mir selbst die Freiheit, zu tun, was immer ich tun wollte. Also habe ich alle möglichen Produkte entworfen: angefangen mit Taschen über Sandalen, Textilien und Spiegel bis zu Keramik. Aber meine allerersten Produkte waren die Taschen.
Als ich nach Marrakesch gezogen war, gab ich mir selbst die Freiheit, zu tun, was immer ich tun wollte.
Ich verlaufe mich, spreche mit den Leuten, besuche Ateliers, … so haben sich die Kontakte entwickelt.
Das entsteht auch sehr spontan. Ich zeichne viel. Aber bei den Keramiken, zum Beispiel, mache ich es so, dass ich in die Töpferei gehe und direkt auf die Keramik male, ohne das zu planen oder zu viel darüber nachzudenken. Wenn ich anfange zu denken: „Oh, ich sollte das oder das machen. Die Menschen werden eher diese Farben mögen …“, dann sollte ich aufhören. Es ist besser, wenn ich einfach spontan mache, wonach ich mich fühle. Die Bilder, Formen und Farben sind einfach Gefühle, denke ich. Vor zwei Jahren habe ich die Farbe Orange gehasst, jetzt mag ich nur noch Orange! Es ist komisch, wie sich das mit der Zeit ändert.
In unserem Studio sind wir insgesamt neun Leute und es arbeiten über 35 Kunsthandwerker für „LRNCE“.
Die Bilder, Formen und Farben meiner Produkte sind einfach Gefühle.
Jeder Tag ist anders und das ist großartig! Ich besuche die Kunsthandwerker, ich suche neue Materialien, ich komme ins Studio, ich male, ich empfange Kunden, … Manchmal ist es etwas chaotisch, aber es gibt immer etwas Anderes zu tun.
In der Regel vier bis fünf Stunden pro Tag.
Der beste Ort, den ich mir dafür vorstellen kann.
Für mich persönlich besteht die kreative Szene in Marrakesch aus den Kunsthandwerkern.
Ich liebe die Sonne, die Farben und die Palmen.
Für mich persönlich besteht die kreative Szene in Marrakesch aus den Kunsthandwerkern, der Handarbeit und dem Kunsthandwerk, nicht so sehr aus der modernen Kunst. Für mich geht es ganz um das traditionelle Kunsthandwerk. Das finde ich sehr inspirierend!
Das Restaurant „La Famille“ und die Dachterrasse des Riads „El Fenn“.
Layout: Kaja Paradiek
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