Myrthes Monteiro hat sie ergattert, die Rolle der Prinzessin Jasmin im Disney-Musical Aladdin, das seit letztem Herbst acht Mal in der Woche in der Neuen Flora in Hamburg aufgeführt wird. Bevor die gebürtige Brasilianerin ihre lang ersehnte Traumrolle bei Aladdin bekam, tanzte und sang sie in Deutschland schon für die großen Musicals wie „Der König der Löwen“, „Buddy Holly“, „Dirty Dancing“, „Cats, „Tanz der Vampire“, Flash Dance“ und „West Side Story“. Wir haben die ehrgeizige 29-Jährige live auf der magischen Bühne gesehen (unbedingt angucken!), backstage zum Interview getroffen und eine Tour hinter die schillernden Aladdin-Kulissen gemacht.
femtastics: Du hast deine Ausbildung in São Paulo in Brasilien gemacht. Wie sah diese aus?
Myrthes Monteiro: Ich habe erstmal nur Tanz gelernt. Ich wollte früher eine Ballerina werden und habe klassisches Ballett, Jazz, Step, Modern Dance und Hip Hop gelernt. Danach war ich auch Lehrerin für Jazz, Ballett und Step. Ich komme aber aus einer Familie, in der alle Sänger und Musiker sind – ich habe zu Hause also auch schon immer viel gesungen. Außerdem habe ich als Kind auch Theaterstunden genommen. Irgendwann stand ich dann vor der Entscheidung: Willst du eine Ballerina oder eine Sängerin werden? Ich habe dann mit 18 Jahren als Tänzerin beim „Das Phantom der Oper“ in São Paulo angefangen. Da habe ich gemerkt, dass ich das Musical sehr mag und angefangen Gesangsstunden zu nehmen – so bin ich beim Musical gelandet.
Magst du alles gleichermaßen, Gesang, Tanz und Schauspiel?
Ja, ich mag alles – jetzt singe ich mehr als ich tanze.
Und was gefällt dir am Musical-Leben?
Musical ist für mich wie in einem Märchen zu sein, mit den Kostümen, Perücken und dem Bühnenbild – es ist wie in einem Traum, deshalb macht das so viel Spaß.
Welche Rolle war bislang deine Lieblingsrolle?
Auf jeden fall die Rolle der Jasmin (lacht) – das ist wirklich meine Traumrolle. Ich liebe alles, das Kostüm, die Lieder … Das war auch der einzige Disney-Film, den ich als Kind jeden Tag mit meinem Bruder geguckt habe. Ich konnte alles vom Anfang bis zum Ende mitsprechen. Als ich gehört habe, dass sie das Musical Aladdin in New York umsetzen, habe ich sofort gesagt: Ich muss nach New York! Ich habe dann gehofft, dass sie nach Deutschland und speziell nach Hamburg kommen werden.
Jasmin inspiriert mich, ich wollte immer sein wie sie.
Was gefällt dir speziell an der Rolle der Jasmin? Bei ihr dreht sich ja viel um Girlpower.
Ja, ich finde toll, dass sie keine typische Prinzessin ist, sie ist sehr stark, trägt eine Hose und sie kämpft für ihre Träume – das finde ich sehr toll! Ich bin nur mit Brüdern und Jungs aufgewachsen. Ich finde es toll, dass Jasmin stark und selbstbewusst ist. Und natürlich fand ich es auch toll, dass sie die gleiche Hautfarbe und die Haare wie ich hat. Jasmin inspiriert mich, ich wollte immer sein wie sie.
Hast du dich für die Rolle ganz normal beworben oder ist jemand auf die zugekommen?
Ich habe mich ganz normal beworben.
Das war für dich bestimmt total aufregend, wenn du diese Rolle schon immer auf der Bühne spielen wolltest.
Ja, total und es hat insgesamt sechs Monate gedauert bis die finale Entscheidung fiel – von der ersten Audition bis zum Finale.
Wow, das ist wirklich eine lange Zeit …
Ja, und das alles ohne zu schlafen! (lacht) Das war keine einfache Zeit.
Wie viele Darsteller haben sich auf die Rolle beworben?
Auf beide Hauptrollen, also Aladdin und Jasmin, haben sich insgesamt 1.500 Darsteller aus der ganzen Welt beworben. Sie haben nicht nur Auditions in Deutschland, sondern auch in Italien gemacht.
Und wie viele standen im Finale?
Ich und zwei Mädels für die Rolle der Jasmin und vier Jungs für die Rolle von Aladdin.
Wie hast du dich auf die Rolle der Jasmin vorbereitet oder musstest du das gar nicht, weil du die Rolle schon auswendig kanntest?
Das war alles schon in mir drin (lacht). Am Anfang hat der Regisseur die Rolle erklärt und ich dachte die ganze Zeit nur: Ja, ich weiß. Ja, ich weiß. (lacht).
Was macht das Musical Aladdin aus, wenn du es mit drei Worten beschreiben müsstest?
Es ist magisch, unterhaltsam und sehr bunt!
Für die Bühne wurde die Geschichte teilweise verändert bzw. adaptiert, richtig?
Ja, aber die Geschichte, die wir beim Musical aufführen, ist eigentlich die Originalgeschichte. Für den Film wurde viel gekürzt und anstatt der drei Kumpels gibt es im Film die Tiere – damit die Geschichte etwas leichter ist und Kinder sich daran erfreuen können.
Hast du eine Lieblingsszene?
Ein paar Lieblingsszenen. (lacht) Ich mag die Szene bei Aladdin zu Hause auf der Dachterrasse, weil wir beide da zusammen träumen – da sind wir beide richtig drin in der Geschichte.
Unsere Lieblingsszene ist die auf dem Teppich mit den vielen Sternen – ohne unseren Lesern jetzt zu viel zu verraten …
Es macht auch mega Spaß auf dem Teppich zu fliegen, aber am Anfang war das schon etwas anstrengend. Es gab so viele Kleinigkeiten, auf die wir aufpassen mussten. Man sitzt auf dem Teppich und der Teppich fliegt nicht nur, auch der Sitz bewegt sich die ganze Zeit und dann müssen wir noch singen – das ist eine kleine Herausforderung. Jetzt fühle ich mich wohl, am Anfang hatte ich schon ein bisschen Angst.
Was ist das Lustigste, was bis jetzt auf der Bühne passiert ist?
Oh ja, da gab es etwas ganz Lustiges. In der Szene nach dem Flug mit dem Teppich sage ich eigentlich zu Aladdin: “Hast du echt geglaubt, ich steige zu einem wildfremden Typen auf den fliegenden Teppich?” Und ich habe gesagt: “Hast du echt geglaubt, dass ich …” Ich habe den Nebensatz falsch angefangen und musste dann erstmal kurz überlegen, wie der Satz grammatikalisch richtig ist – ich habe dann ganz langsam gesprochen und musste dann laut anfangen zu lachen. Richard hat dann auch angefangen zu lachen und plötzlich hat das ganze Publikum gelacht, gegrölt und geklatscht.
Und dann seid ihr wieder in die Rolle gekommen?
Ja, das hat ein paar Minuten gedauert (lacht).
Hast du ein Ritual, wie du dich kurz vor der Show in die Rolle reinfühlst?
Ja, ich glaube, ich bin die Einzige bei uns, die so ein Ritual hat. Ich muss vor der Show immer alleine bleiben, die Augen zu machen und mich konzentrieren. Ich gehe dafür auf die Seitenbühne, da gibt es ein blaues Licht, auf das ich mich dann konzentriere. Ich meditiere, lasse keine schlechten Gedanken, Gefühle oder Angst zu und halte mir die Geschichte nochmal vor Augen – dann bin ich stark und kann mit voller Power auf die Bühne gehen. Jasmin ist sehr stark und das muss ich gleich in der ersten Szene rüberbringen, das ist die schwierigste Szene in der Show. In der ersten Sekunde auf der Bühne muss ich direkt zeigen, wer Jasmin ist. Ich habe nicht die Chance, mich vorher aufzuwärmen, denn ich muss mit dem ersten Schritt total präsent sein. Und wenn ich nicht so konzentriert wäre, würde das schwieriger sein.
Und danach? Wir kommst du dann runter?
Ich brauche mindestens zwei Stunden nach der Show, um runterzukommen. Ich gehe nach Hause, koche etwas Schönes und meditiere dann auch wieder.
Wie sieht dein Berufsalltag aus?
Ich versuche immer auszuschlafen, etwa bis 10 Uhr, damit die Stimme auch fit ist. Ich mache immer etwas für den Job und meine Karriere. Ich mache Ballett im Theater und ich gehe zwei, drei mal in der Woche ins Fitnessstudio. Gerade habe ich mit Klavierstunden angefangen. Außerdem habe ich gerade angefangen amerikanische Phonetik zu lernen und im Theater nehme ich Italienischstunden – es gibt fünfzehn Italiener im Cast. Ich bin immer beschäftigt.
Einen Tag in der Woche hast du frei, jeden Montag. Schaltest du da dann mal komplett ab?
Ja, da mache ich wirklich nichts. (lacht) Ich bleibe einfach auf der Couch und schaue Serien. Ich versuche montags auch nicht zu sprechen, um die Stimme zu schonen. Da telefoniere ich auch nicht, noch nicht mal mit meiner Mutter.
Vielen Dank für das Interview und weiterhin viel Erfolg!
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– In Kooperation mit Stage Entertainment –
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