Vero & Selvie – ein Leben mit fairer Mode

2. März 2017
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Veronique Helmschrott ist die eine Hälfte von Vero & Selvie, einer Kampagne des Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ), die rund um das Thema Fair Fashion informiert und dazu aufruft, Bilder mit und von fairer Mode unter den Hashtags #VeroSelvie und #FairFashion zu teilen.

Auf dem Kampagnenmotiv trägt Vero ein T-Shirt, das die Inderin Selvie genäht hat: zu gerechtem Lohn, aus nachhaltiger Baumwolle, frei von giftigen Chemikalien und unter fairen Arbeitsbedingungen. 2012 zieht Vero von Bayern nach Berlin, um Modedesign zu studieren. Neben dem Studium arbeitet Vero zuerst als Verkäuferin bei einer Modekette und später als Schneiderin und Stylistin. Als 2013 die Textilfabrik Rena Plaza in Bangladesch einstürzt und über 1.100 Näherinnen und Näher sterben, beginnt sie, sich intensiver zu fragen, woher eigentlich die Kleidung kommt, die sie in Deutschland einkauft und die sie trägt.

Schließlich stellt Vero ihren Kleiderschrank nach und nach auf fair und ökologisch um. Sie achtet immer mehr darauf, dass ihre Kleidung von Unternehmen kommt, die Nachhaltigkeit großschreiben, und sie beginnt, Kleidung, die nicht mehr passt, umzunähen – anstatt sie wegzuwerfen. Gerade macht sie ihren Abschluss an der Hochschule für Technik und Wirtschaft. Auch nach dem Studium möchte Vero im Bereich Mode und Design arbeiten und sich für Fair Fashion einsetzen. Wir haben sprechen mit ihr via Skype über die Kampagne und natürlich über nachhaltige Mode.

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Vero ist das Kampagnengesicht der Kampagne „Vero & Selvie“ des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung.

femtastics: Du hast Modedesign studiert, wie bist du mit dem Thema Nachhaltigkeit während deines Studiums in Berührung gekommen?

Veronique Helmschrott: Wenn man Mode studiert, fängt man natürlich an, darüber nachzudenken, wie die Mode eigentlich produziert wird. Was sind das für Stoffe? Wo kommen sie her? Außerdem habe ich mich privat damit beschäftigt, wie man Plastik vermeidet – beim Einkaufen zum Beispiel. Durch die Kampagne, deren Testimonial ich bin, habe ich noch ein größeres Bewusstsein für Produktionsbedingungen bekommen.

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Selvie ist Näherin in Indien – sie hat das T-Shirt unter fairen Produktionsbedingungen gefertigt.

Schnell produzierte Mode hat meist auch eine minderwertige Qualität.

Du stellst gerade deinen Kleiderschrank auf fair produzierte und nachhaltige Mode umgestellt – wie gehst du dabei vor?

Ich nähe tatsächlich viele meiner Kleider um oder bringe Ausrangiertes zu Oxfam. Ich kaufe gern in Second-Hand-Läden oder bei Kleiderkreisel ein. Ich achte auf Qualität und darauf, dass die Kleidung länger hält. Schnell produzierte Mode hat meist auch eine minderwertige Qualität.

Welche nachhaltigen Labels magst du gern?

Ich kaufe gern bei Folkdays. Ansonsten habe ich noch nicht so viele Labels gefunden, deren Sachen ich richtig cool und trendy finde.

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Im Rahmen der Kampagne wurden Influencer und Blogger nach Berlin zu einem gemeinsamen Shooting mit anschließender Panel-Diskussion eingeladen.

Fast Fashion macht die Umwelt kaputt.

Wie lässt sich die Versuchung Fast Fashion umgehen? Gerade, wenn man Lust auf Trends hat?

Letztlich hat man nicht so viel von dem Teil, weil es eben schnell kaputt geht. Die Schnitte sind auch oft nicht gut, es wird vieles einfach kopiert. Dann lieber bei Berliner Designern kaufen, die in Deutschland produzieren, dann unterstützt man die Mode hier. Ansonsten ist es wie bei der Ernährung: Auch wenn Pizza Hut & Co echt geil sind, tun sie mir nicht gut. Und Fast Fashion ist eben ähnlich.

Länder wie Bangladesch, in denen der Textilsektor 90 Prozent der Wirtschaft ausmacht, sind auf die Textilbranche angewiesen – deswegen kann Boykott auch nicht die Lösung sein.

Es ist zwar gut, dass sie damit Geld verdienen und dadurch Arbeit haben, aber letztlich reicht die Bezahlung oft nicht und die Arbeiter kommen mit vielen Chemikalien in Kontakt. Aber klar, es ist schwierig.

Die Frage ist auch, inwieweit die Regierungen vor Ort zur Verantwortung gezogen werden müssen. Es gibt große Modeketten, die nach eigener Aussage viele Programme – unter anderem in Kooperation mit den jeweiligen Regierungen – in den Produktionsländern haben, um die Produktionsbedingungen und generell die Situation der Näherinnen und Näher zu verbessern. Wie glaubhaft ist das deiner Meinung nach?

Das frage ich mich auch. Es ist ganz schwer, sich hier eine Meinung zu bilden. Hier hilft nur viel lesen, viel informieren. Es gibt so viele Siegel, dass man gar nicht weiß, was man glauben kann und wie glaubwürdig das ist. Das ist Aufgabe der Regierung, hier anzupacken, der Verbraucher sieht ja nur das Endprodukt und kann ja nur glauben, was im Label steht.

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Trotzdem hat der Konsument natürlich mit seiner Kaufentscheidung eine gewisse Macht. Du bist selbst nach Laos, Vietnam und Thailand gereist. Bist du hier mit Textilarbeitern in Kontakt gekommen?

Das war eher ein Backpacking-Urlaub, wir haben die Menschen und ihre Kultur kennengelernt und zum Teil auch, wie sie vor Ort arbeiten. Eine Produktionsstätte habe ich leider nicht gesehen. Aber ich fliege bald nach Indonesien und will da mal gucken, ob es die Möglichkeit gibt, eine Fabrik zu besuchen und mit Textilarbeitern zu sprechen.

Erzähl mir von Selvie. Sie hat das nachhaltige Kampagnenshirt in Indien produziert? 

Selvie kommt aus dem indischen Valparai. Sie arbeitet bei der Firma “Mila Fair Clothing”, der Textilfabrik, in der auch unser Selvie-Shirt gefertigt wird. Bezahlt wird sie nicht nach Stückzahl, sondern sie erhält ein sicheres monatliches Fixeinkommen von 14.500 Rupien, was rund 200 Euro entspricht und einen festen, ganzjährigen Arbeitsvertrag. Sie hat einen Tag pro Woche frei, den sie mit ihrer Familie verbringt.

Vorher hat sie viele Jahre in unterschiedlichen Textilfabriken gearbeitet, in denen sie pro genähtes Kleidungsstück bezahlt wurde. Wie die meisten Schneiderinnen in Indien ist auch Selvie eine Saisonarbeiterin, verdient also nicht ganzjährig Geld, sondern nur unzuverlässig einige Monate im Jahr. Selbst bei großen Fabriken konnte sie sich nie sicher sein, ob die Arbeitgeber ihre Sozialversicherungsbeiträge auch wirklich einzahlen. Selvie verdiente hier nur rund 4.000 Rupien pro Monat, was etwa 55 Euro entspricht.

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Was ist das Ziel der Kampagne Vero & Selvie?

Die Kampagne soll bei jungen Leuten ein Bewusstsein für nachhaltige Mode schaffen. Mit dem Kauf von fair und ökologisch produzierter Kleidung kann jeder direkt dazu beitragen, dass sich Arbeitsbedingungen in der Textilindustrie in Entwicklungsländern nachhaltig verbessern und unsere gemeinsame Umwelt nicht zerstört wird.

Wie möchtest du dich zukünftig für Fair Fashion einsetzen?

Ich werde versuchen, mich weiterhin zu dem Thema zu informieren. Was mir auch hilft, ist die Website Siegelklarheit, hier kann man sich zu verschiedenen Siegeln und ihrer Bedeutung informieren. Anhand der Siegel kann man erkennen, wo das Kleidungsstück herkommt und aus welchen Materialien es gefertigt wurde. Nach dem Studium möchte ich als Stylistin arbeiten, bei Foto-Shootings möchte ich dann vermehrt mit nachhaltiger, cooler Mode arbeiten.

Super Idee! Vielen Dank für das Interview, liebe Vero.

Hier findet ihr Vero & Selvie:

Fotos: BMZ, Kampagne: Santjago Perez

– In Kooperation mit dem Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung – 

3 Kommentare

  • Julia-Maria sagt:

    Yeah, fair fashion forward! Im Übrigen gibt es eine ganze Reihe cooler fair und oft auch ökologisch produzierender Labels. Wer Inspiration sucht darf gerne bei uns auf Nicetohave Mag vorbeischauen und uns auf dem Weg zu einem mehr und mehr bewussten, nachhaltigeren Lebensstil begleiten. Label und Outfitinspirationen gibt es zudem auf fairfashionOOTD.com und auf dem gleichnamigen Account auf Instagram (fairfashionOOTD)! <3<3<3

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