Wie Plastikflaschen umweltfreundlicher werden

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26. September 2019
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Die Vermeidung von Plastikmüll ist eines der wichtigsten Themen unserer Zeit. Einer der Hauptgründe für das weltweite Plastikproblem ist die massenhafte Verbreitung von Einwegplastik und das mangelnde Recycling von Plastik. Einerseits fehlen in vielen Ländern die Strukturen, um Müll zu sammeln und zu recyceln. Andererseits müssen Unternehmen daran arbeiten, möglichst kein neues Plastik zu produzieren, das dann zu Müll wird. Mit dieser Thematik beschäftigt sich das französische Unternehmen evian, zugehörig zu Danone, intensiv. Im Rahmen einer Pressereise durften wir kürzlich den französischen Ort Évian-les-Bains am Südufer des Genfer Sees kennenlernen, in dem die Quelle des Mineralwassers und das Werk der Marke evian liegen. Hauptsächlich in PET-Flaschen wird hier das Mineralwasser abgefüllt, um es darin in rund 120 Länder weltweit zu exportieren. Doch fast mehr als das Mineralwasser selbst steht aktuell seine Verpackung im Fokus.

Das Unternehmen evian setze bei seinen Verpackungen hauptsächlich auf recyceltes PET und möchte, dass Plastik in Zukunft kein Müll, sondern ein „wertvoller Rohstoff“ wird. Warum recyceltes Plastik (rPET) laut evian die nachhaltigste Lösung für ihre Verpackungen darstellt, und was dazu gehört, in Zukunft klimaneutral zu agieren, das haben wir Franziska Weber, Pressesprecherin von evian vor Ort gefragt. Sie arbeitet schon seit rund sieben Jahren für Danone. 

 

femtastics: Wir sind hier direkt an der Wasserquelle im Ort Évian-les-Bains. Wie sieht das Engagement in Sachen Umweltschutz der Marke evian aus? 

Franziska Weber: Um das Engagement von evian zu verstehen, muss man wissen, dass natürliches Mineralwasser ein reines Naturprodukt ist. Es wird über Jahrzehnte hinweg durch Gestein gefiltert und ist deswegen besonders rein – obwohl es nicht, wie andere Wasserarten, chemisch aufbereitet wird. Genau deswegen ist die Natur, die die Quelle umgibt, so entscheidend. evian entspringt hier, im Herzen der französischen Alpen. Die Quelle ist von einem 35 Quadratkilometer großen Naturschutzgebiet umgeben. Der Schutz der Natur ist also ein essentieller Teil unserer DNA, denn indem wir die Natur schützen, schützen wir auch die Qualität von evian. Um unseren Einfluss auf die Umwelt kontinuierlich zu reduzieren, ergreifen wir drei konkrete Maßnahmen: Wir schützen die Quelle, wir machen uns dafür stark, dass die industrielle Verwendung von Plastik grundlegend verändert wird und wir wollen bis zum Jahr 2020 weltweit klimaneutral zertifiziert werden.

Wir wollen so schnell wie möglich, bis spätestens 2025, alle PET-Flaschen zu 100 Prozent aus recyceltem PET herstellen.

Was heißt das genau?

Ein gutes Beispiel für den Schutz der Quelle ist beispielsweise, dass wir ihr maximal so viel Mineralwasser entnehmen wie sie auf natürlichem Weg reproduzieren kann. Außerdem arbeiten wir schon seit über 25 Jahren sehr eng mit lokalen Akteuren und Organisationen zusammen, um gemeinsam das Quelleneinzugsgebiet zu schützen. Um die industrielle Verwendung von Plastik grundlegend zu ändern, arbeiten wir mit unterschiedlichen Partnern, wie beispielsweise „Loop Industries“ zusammen. „Loop Industries“ ist ein Start-up, das neue Wege gefunden hat, um das Recycling zu revolutionieren. Stand heute bestehen alle evian-Flaschen in Deutschland zu 25 Prozent aus recyceltem PET – das ist ein guter erster Schritt, aber das reicht noch nicht aus. Wir wollen so schnell wie möglich, bis spätestens 2025, alle PET-Flaschen zu 100 Prozent aus recyceltem PET herstellen. Ein anderes Ziel, das wir schon dieses Jahr erreicht haben, ist die zertifizierte Klimaneutralität von evian in Deutschland. Bis 2020 soll die gesamte Marke weltweit CO2-neutral sein.

Was genau ist rPET?

Danke, dass du diese Frage stellst, denn leider ist rPET häufig noch unbekannt – dabei ist es so wichtig. rPET ist die Abkürzung für recyceltes PET. Es handelt sich hierbei also nicht um frisch produziertes PET aus Erdöl, einer endlichen Ressource, sondern um PET, das bereits für Verpackungen genutzt wurde und wiederverwendet wird.

Das Thema Plastikmüll wird gerade heiß diskutiert. Ist es noch zeitgemäß, Wasser in Plastikflaschen zu verkaufen? 

Sehr fairer Punkt. Wir diskutieren dieses Thema bestimmt einmal täglich – wenn nicht sogar öfter – und ich denke auch auf dem Weg nach Hause oder beim Laufen oft darüber nach. Wir wissen, dass Mineralwasser in Glasflaschen aktuell im Trend liegt und es vielen auf den ersten Blick als die nachhaltigste Verpackungsvariante erscheint. Wenn wir uns allerdings für Glasflaschen entscheiden würden, täten wir das nicht aus ökologischen Gründen. Ökobilanzen für Verpackungen sind sehr komplex und dabei spielen unterschiedlichste Faktoren wie Verpackungsmaterial und -gewicht, Transportstrecken oder das Recycling eine Rolle. PET ist 25 Mal leichter als Glas und hat daher einen geringeren CO₂-Fußabdruck. Deswegen stellen für uns derzeit zu 100 Prozent recycelbare Einwegflaschen mit einem möglichst hohen Anteil an recycelten Materialien die umweltfreundlichste Verpackungsart dar. Auch wenn man das bestimmt manchmal nicht hören will, weil der Trend in eine andere Richtung geht. Wir wissen aber auch, dass wir nicht perfekt sind und dass wir täglich daran arbeiten müssen, unseren Einfluss auf die Umwelt so gering wie möglich zu halten, beispielsweise indem wir unsere Verpackungen permanent weiterentwickeln.

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Foto: der Mineralwasserspender von evian fasst fünf Liter. Foto: evian

 

Zu 100 Prozent recycelbare Einwegflaschen mit einem möglichst hohen Anteil an recycelten Materialien stellen für uns die umweltfreundlichste Verpackungsart dar.

 

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femtastics-Autorin Stefanie Behrens in Évian-les-Bains in Frankreich. An der Quelle lässt sich Mineralwasser kostenlos abfüllen.

Wie können Verpackungen verbessert werden?

Wir fahren hier zweigleisig – das geht auch gar nicht anders, denn die Zeit rennt. Zum einen arbeiten wir mit Hochdruck daran, den Anteil an recycelten Materialien in unseren PET-Flaschen zu erhöhen. Zum anderen rütteln wir gewaltig an unseren bestehenden Konzepten. Deswegen haben wir uns dieses Jahr den Designer Virgil Abloh als „Creative Advisor for Sustainable Innovation Design“ ins Boot geholt. Gemeinsam haben wir gerade einen Test-Piloten in London und Paris gestartet: evian in einer 5 Liter „Bubble“, deren Verpackung zu 100 Prozent aus recyceltem PET besteht und die im Vergleich zu einzelnen PET-Flaschen 66 Prozent weniger Plastik benötigt. Dazu gibt es eine wiederverwendbare Trinkflasche – auch designt von Virgil Abloh.

Was tut evian dafür, Plastikmüll zu reduzieren? 

Am Ende geht es nicht nur darum, was wir als einzelnes Unternehmen tun, sondern wie wir, gemeinsam mit Partnern, weltweit einen Beitrag dazu leisten, vielleicht sogar eine Inspiration sein können, die Art und Weise wie wir Plastik heute verwenden, grundlegend ändern können. In Deutschland stehen wir mit dem Pfandsystem ziemlich gut dar. 98,7% der Einwegpfandflaschen gelangen durch das Pfandsystem wieder zurück zum Handel und können recycelt werden. Das sieht weltweit – und sogar in europäischen Nachbarländern – anders aus. Daran müssen wir als internationale Marke auch denken. Wir haben es uns zum Ziel gesetzt, das lineare Modell aufzubrechen und einen Kreislauf aufzubauen, sodass aus Flaschen wieder Flaschen werden. Dadurch beenden wir auf der einen Seite die Abhängigkeit von endlichen Ressourcen und auf der anderen Seite wird Plastik dadurch von Müll zu einem wertvollen Rohstoff. Der Weg dahin ist weder geschmeidig zu gehen noch sonderlich kurz. Aber es sind Start-ups wie „Loop Industries“, Organisationen wie „The Ocean Clean Up„, die wir unterstützen oder auch mein Kollege Maxime Coutreau, der die weltweite evian Recycling-Initiative „Flip it for Good“ umgesetzt hat, die uns jeden Tag inspirieren, herausfordern und motivieren.

Wir haben es uns zum Ziel gesetzt, das lineare Modell aufzubrechen und einen Kreislauf aufzubauen, sodass aus Flaschen wieder Flaschen werden.

 

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Das evian Impluvium (Quelleneinzugsgebiet), Foto: evian

Die gesamte Marke evian ist in Deutschland seit diesem Jahr klimaneutral zertifiziert. Was bedeutet das?

Das bedeutet zum einen, dass der CO₂-Ausstoß über den gesamten Abfüll- und Transportprozess über Jahre hinweg reduziert wurde, beispielsweise durch die Verbesserung der Energieeffizienz am Abfüllstandort. Zum anderen werden die CO₂-Emissionen durch die Unterstützung von sozialen Projekten ausgeglichen. Dazu werden beispielsweise in Zusammenarbeit mit „Livelihoods Carbon Fund“ 85 Millionen Mangroven im Senegal gepflanzt. Diese Bäume absorbieren Kohlenstoff und produzieren Sauerstoff, wodurch die Kohlenstoffemissionen auf natürliche Art verringert werden. Die Zertifizierung erfolgte durch Carbon Trust. Aber auch für uns als Team bedeutet die Klimaneutralität in Deutschland sehr viel, nämlich dass wir als großes Unternehmen unsere Versprechen einhalten, dass wir uns morgens in die manchmal müden Augen schauen und sagen können „Ja, die Überstunden haben sich gelohnt“.

 

Als weltweit agierendes Unternehmen ist uns bewusst, dass wir Teil des Problems sind – wir sind aber auch Teil der Lösung.

 

Oft wird großen Konzernen Greenwashing vorgeworfen, wenn sie über ihr Umweltengagement sprechen. Was antwortest du darauf? Welchen Herausforderungen muss sich ein weltweiter Konzern stellen?

Ich mag die Frage sehr gerne und ich sage dir auch warum: Die großen Konzerne haben in den letzten Jahrzehnten bei weitem nicht alles richtig gemacht und ich würde nicht sagen, dass alle Vorwürfe immer falsch sind. Aber ich bin aus tiefstem Herzen davon überzeugt, dass wir nicht in der Vergangenheit leben und dass wir im Jahr 2019, als Teil einer offenen Gesellschaft, ein Recht dazu haben, darüber zu sprechen, was wir konkret und beweisbar tun, um besser zu werden. Alles andere wäre auch einfach extrem frustrierend, für all die Kollegen, die jeden Tag an den Projekten arbeiten.

Als weltweit agierendes Unternehmen ist uns bewusst, dass wir Teil des Problems sind – wir sind aber auch Teil der Lösung. Wir sind eine Marke, die natürliches Mineralwasser abfüllt. Wenn dieses Naturprodukt und die Umwelt, die es umgibt, nicht geschützt wird, gibt es drei Dinge nicht mehr: den Schutz der Umwelt vor Ort, das evian Mineralwasser in der Qualität wie wir es heute kennen und ja, auch unser Unternehmen. Umweltschutz ist also eng mit unserem Business verbunden. An unserem über 25 Jahre dauernden Engagement in puncto Quellenschutz und unserem langjährigen Engagement mit unseren Partnern sieht man, dass wir nicht erst gestern aktiv geworden sind. Im Vergleich zu kleinen, agilen Start-ups stehen wir vor der Herausforderung, bestehende Prozesse aufzubrechen, zu ändern und mutig zu sein – alles, während das Tagesgeschäft weiterläuft. Da möchte man gelegentlich schon mal den Kopf auf die Tastatur legen. Aber spätestens wenn ich die Leidenschaft meiner Kollegen sehe, packt es mich wieder. Denn wir haben ein gemeinsames Ziel: wirtschaftlich und nachhaltig handeln.

Vielen Dank für das Interview, Franziska!

 

 

Fotos & Interview: Stefanie Behrens

– Werbung: Dieser Artikel entstand in Zusammenarbeit mit evian –

 

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