Linda Adhiambo über Mut zum Auffallen, Ausprobieren und Auswandern

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18. Juni 2017

Vor rund 17 Jahren ist Linda Adhiambo mit ihrer Mutter aus Kenia nach Berlin gezogen – und fühlte sich dort immer ein bisschen wie ein bunter Hund. Nicht aufgrund ihrer Herkunft, sondern wegen ihres mutigen, farbenfrohen Modestils. Irgendwann entschloss sich Linda, aus ihrer Leidenschaft einen Beruf zu machen, gründete ihr Blog Looks Like Berlin und begann, als Stylistin in der Mode zu arbeiten. Heute hat sich die 29-Jährige fest in Berlin etabliert – sogar so sehr, dass es sie wieder in die Ferne zieht. Zusammen mit ihrem Mann und ihren beiden Töchtern, Malaika und Naemi, möchte sie in ein paar Jahren nach Ghana auswandern. Wir treffen Linda, zusammen mit mint&berry, deren aktuelle Kollektion unter dem Motto „Foreign Romance“ steht, zum Gespräch darüber, wie sie ihre Freelancer-Arbeit mit der Familie vereint, wie Kids-Fashion Teil ihres Blogs wurde und warum sie jetzt zurück nach Afrika ziehen möchte.

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Linda liebt starke Farben – in der Mode ebenso wie zu Hause

femtastics: Du arbeitest als Stylistin und betreibst nebenbei das Blog Looks Like Berlin. Wie hat sich das ergeben? Erzähl mal!

Linda Adhiambo: Meine Mutter war schon immer sehr, sehr modebewusst – damit bin ich aufgewachsen. Irgendwann wurde ich von Freunden gefragt, ob ich Stylings für Events zusammenstellen oder für sie einkaufen kann. Viele haben gesagt: „Warum machst du keine Styling-Jobs?“ Aber ich war zu der Zeit in der Ausbildung zur Bürokauffrau, bin ziemlich früh Mutter geworden und wollte deshalb den normalen Weg gehen: Ausbildung, Job, Geld verdienen.

Aber während der Ausbildung habe ich gemerkt, dass das nicht das Richtige für mich ist. Andere haben mir immer gesagt, dass ich ein sehr kreativer Mensch bin und nur im Büro zu sitzen, ist nichts für mich. Dann habe ich meine Freundin Jules kennengelernt, die damals schon einen Blog betrieben hat. Irgendwann kam sie auf die Idee, dass ich doch Styling machen könnte. Ich hatte keine Ahnung, ob man damit Geld verdienen kann, aber mir war das egal, denn es machte Spaß. Wir haben angefangen, viel gemeinsam zu machen. Ich habe dann meinen Blog gestartet und dadurch auch meine ersten Styling-Jobs bekommen.

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Beim Interview sind auch Lindas Tochter Malaika und die kleine Naemi dabei.

Wie wurdest du Stylistin?

Ich hab das nicht gelernt. Es gibt Berufe, die kann man nicht lernen. Entweder du hast das Auge dafür oder nicht. Natürlich muss man aktuelle Trends und Stoffe kennen, also ein gewisses Know-how haben. Aber ein Auge dafür zu haben, welche Dinge zusammenpassen, das kann man nicht lernen.

War die Motivation, Looks Like Berlin zu gründen, deinen eigenen Stil zu zeigen?

Die Leute sollen einfach sehen, was ich gerne anziehe. Ich habe damit als Hobby angefangen und wollte nicht unbedingt Geld damit verdienen. Aber irgendwann musste ich mich entscheiden, ob ich dafür meinen normalen Bürojob an den Nagel hänge. Ich habe ihn aufgegeben und konnte mich ganz dem Blog widmen.

Weißt du noch, wann die ersten Jobs kamen?

Eigentlich sehr, sehr früh. Meinen ersten Job hatte ich vor vier Jahren. Es ist echt nicht einfach, denn es gibt ganz viele Leute, die Styling in Berlin machen. Ich fand irgendwann Styling für Kids noch interessanter. Heute mache ich viel für Kinder, das mache ich sehr gern.

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Naemis Kleid ist von mint&berry girls.

Mir war es wichtig, dass ich auffalle.

Du schreibst auf deinem Blog, dass du früher oft wegen deines Stils ausgelacht wurdest. Wieso?

Ich war schon immer bunt und irgendwie anders angezogen. Ich bin nie den Trends nachgegangen. Mir war es wichtig, dass ich auffalle. Früher hat sich in Berlin ja niemand für Mode interessiert und dann kam ich da mit meinen bunten Sachen an. Irgendwann fanden das alle interessant und dann war es cool (lacht).

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Partner-Look: Linda trägt ein Print-Top, eine Plissee-Culottes und weiße Peeptoe-Pumps von mint&berry; Malaika trägt eine rosa Bubikragenbluse und eine Print-Hose von mint&berry girls.

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Wie oft veröffentlichst du was auf deinem Blog?

Momentan hab ich ein bisschen nachgelassen, aber ich versuche drei- bis viermal die Woche Artikel zu veröffentlichen. Meistens arbeite ich, wenn die Kinder schlafen. Tagsüber schaffe ich einfach nicht so viel. Am Anfang habe ich jeden Tag veröffentlicht, aber das geht nicht mit zwei Kindern – ich will ja die Zeit auch noch genießen.

Ich kreiere einen etwas reiferen Look für erwachsene Frauen.

Wie würdest du deinen Modestil beschreiben?

Meinen Stil habe ich nicht wirklich viel verändert. Ich bin immer noch sehr, sehr farbenfroh. Ich habe viele Sachen von meiner Mutter, die ich nach wie vor gerne anziehe. Ich bin nicht so trendy. Also, wenn jetzt Löcher in den Hosen oder Strumpfhosen in sind, dann mach ich das nicht unbedingt mit. Ich versuche eher, mich dagegen zu positionieren. Irgendwann hat man ja auch ein Alter erreicht, da muss man nicht mehr alles mitmachen. Ich kreiere lieber einen etwas reiferen Look für erwachsene Frauen. Ich mag den japanischen Stil total gern. Bunt, mit schönen Schnitten. Entweder over the top oder skandinavisch schlicht. Und ich glaube, ich bin ein Herbst-Typ. Ich mag Pullis, alles was schwerer ist, den Layer-Look.

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Spiegelt sich der Stil deiner Mutter in deinem Modestil wider?

Total, bis heute! Ich frage sie auch oft um ihre Meinung, denn ich trage total gern Schulterpolster, lange Blazer oder die Mom-Jeans. Sie sagt dann immer: „Das hab ich alles schon gesehen, ich hab das alles schon getragen.“

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Du bist Mama von zwei Kindern, Malaika und Naemi. Wann kamst du auf die Idee, den Bereich “Kids Fashion” Teil deines Blogs zu machen?

Malaika ist bei Kinder-Modelagenturen angemeldet und so habe ich ein paar Labels kennengelernt. Das fand ich so inspirierend! Ich wurde auch oft auf meinem Blog gefragt, was meine Tochter trägt. Also dachte ich, warum soll ich sie in Agenturen anmelden, wenn ich das auch selbst machen kann? So habe ich die Kontrolle. Ich bin da irgendwie reingerutscht – wie bei fast allem.

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Malaika trägt (neben Naemi) ein Sommerkleid von mint&berry girls.

Ich finde es gut, wenn Kinder auch mal ein bisschen moderner angezogen werden.

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Wer macht eigentlich die Fotos für Looks Like Berlin von euch?

Das macht Jules oder ein gemeinsamer Freund von uns, ein Fotograf aus Südafrika, der frisch in Berlin ist und hier arbeitet.

Es ist wirklich schwierig, alles mit zwei Kindern zu vereinbaren.

Du teilst dir mit Jules und drei anderen Kreativen ein Studio. Arbeitest du an festen Tagen von da aus?

Momentan weniger, aber wenn Naemi ab August im Kindergarten ist, dann wird das mein fester Arbeitsplatz. Es sei denn, ich habe Styling-Jobs. Es ist wirklich schwierig, alles mit zwei Kindern zu vereinbaren.

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Ich kaufe für meine Kinder lieber etwas Teures, aber eben nicht so super viele Sachen.

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Das rote Sommerkleid mit Blumenprint ist ebenfalls von mint&berry, die Handtaschen sind Vintage-Fundstücke.

Fließt dein persönlicher Stil ein, wenn du Kindermode für Malaika und Naemi kaufst?

Das würde ich mir wünschen, aber irgendwie ist es nicht so. Ich finde es gut, wenn Kinder auch mal ein bisschen moderner angezogen werden. Ich suche jetzt keine Mickey Mouse- oder Hello Kitty-Sachen raus. Was ich bei Kindern wichtig finde, sind die Stoffe. Und Kinder brauchen auch keine zehn Hosen. Ich kaufe lieber etwas Teures, aber eben nicht so super viele Sachen.

Ich finde die Muster in der aktuellen Kollektion von mint&berry toll – das ist einfach meins!

Malaika und du tragen heute mint&berry. Wieso hast du dir gerade diese Looks ausgesucht?

Ich finde die Muster toll – das ist einfach meins! Die Farben finde ich auch super. Und ich mag sehr gerne lange Hosen oder Röcke. Was Malaika heute trägt, würde ich auch selber anziehen. Deswegen finde ich mint&berry auch so toll, denn da gibt es große und kleine Kleidung. Aber später wird Malaika bestimmt einen anderen Stil haben als ich, das sagt sie auch schon manchmal. Sie ist einfach ein bisschen klassischer und kein Kleidertyp – vielleicht ein bisschen boyish. Sneaker, Jeans und große Sachen, das mag sie gerne. Sie ist kein typisches Mädchen, mag keine Barbies und zieht sich lieber jungstypisch an.

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Wir lieben den Palmen- und Monstera-Print auf dem Kleid von mint&berry girls!

Verrate uns bitte ein paar Mama-Insider-Tipps: Welche Baby- und Kinder-Labels müssen wir unbedingt kennen?

Monkind finde ich ganz toll oder Noe & Zoe aus Berlin. Little Man Happy ist auch total schön oder Mini Mills Children’s Boutique aus England. Die machen Mode wie für Erwachsene nur für Kinder – ganz toll, wirklich! Es gibt echt viele schöne Sachen. Petit Bateau find ich auch sehr schön. Oscar et Valentine machen Kaschmirmode. Die Sachen kann man auch gut wieder auf dem Flohmarkt verkaufen, wenn die Kinder rausgewachsen sind – das mache ich immer.

Manche Frauen schreckt die Vorstellung, Kinder in einer Großstadt großzuziehen, ab. Wie lebt es sich als Mama in Berlin – lassen sich Hauptstadt und Kinder gut vereinbaren? 

Berlin hat viel für Kinder zu bieten. Irgendwo ist immer ein Kinderfest und wir haben so viel Grün in der Stadt. Es gibt viele Spielplätze oder Mutter-Kind-Cafés.

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Très chic: die weißen Slingback-Pumps von mint&berry.

Hast du Lieblingsorte in Berlin für dich und deine Kinder? Verrätst du uns ein paar Orte, wo ihr gerne zusammen hingeht?

Wir gehen oft in das Mutter-Kind-Café in der Güntzelstraße, da kann man super brunchen oder frühstücken. Malaika geht zweimal die Woche zum Cheerleading, es gibt wirklich viele Orte.

Und wie steht es um das Freelancerlife und das Familienleben? Wie gut oder schlecht lässt sich beides verbinden?

Das ist anstrengend. Ich habe einen Plan von Montag bis Freitag und da muss ich wirklich alles reinschreiben – sogar putzen und einkaufen.

Bist du eigentlich noch häufig in Kenia? Hast du noch Familie dort?

Ich fliege regelmäßig hin und habe einen guten Bezug dort hin. Das hat auch viel mit meinem Modestil zu tun. Die afrikanischen Stoffe sind alle bunt und haben Muster. Ich war am Wochenende auf einem African Food-Festival hier in Berlin und da waren auch viele Designer und ganz tolle, bunte Sachen. Echt schön!

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Naemi und Malaika teilen sich das Kinderzimmer.

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Wie war das damals für dich, als ihr nach Deutschland gekommen seid?

Das war schrecklich. Meine Mama ist zuerst alleine ausgewandert, hat mich erst einmal drüben gelassen und mich nach einem Jahr nachgeholt. Dann kam ich hier an und es war echt schlimm für mich. Ich kannte die Sprache nicht, das Essen war neu und die Gebäude so riesig. In Kenia haben wir auch in der Hauptstadt gelebt, also bin ich sowieso ein Hauptstadtkind. Aber man muss ja auch Freunde finden in dem Alter. Ich hab sehr schnell Deutsch gelernt, meiner Mutter war es wichtig, dass wir zuhause nur noch Deutsch sprechen. So konnte ich schnell zur Schule gehen und bin in der sechsten Klasse eingestiegen. Das war schon Kontrastprogramm.

Ich hatte nie die Möglichkeit, wegzugehen und jetzt sind die Kinder im perfekten Alter.

Ihr überlegt nach Ghana auszuwandern. Was reizt euch daran?

Ich lebe schon so lange hier und mir war irgendwie klar, dass ich nicht für immer hier leben möchte. Ich hatte nie die Möglichkeit, wegzugehen und jetzt sind die Kinder im perfekten Alter. Außerdem habe ich mir etwas aufgebaut, womit ich auch in Ghana arbeiten kann. Ich kann weiter bloggen und das stelle ich mir schön vor. Mein Freund ist Kameramann und Cutter, der kann also auch von überall aus arbeiten. Er ist in Kiel geboren, in Hamburg aufgewachsen und dann nach London gegangen. Er war noch nie länger als ein Jahr an einem Ort. Für ihn ist es jetzt auch so, dass es langsam reicht in Berlin.

Für wann plant ihr eure Auswanderung?

In ein bis zwei Jahren. Das muss man ja wirklich planen. Ich will da nicht einfach so hingehen und dort nichts haben. Wir haben schon eine Wohnung, die wir dort bauen. Dann müssen wir noch eine deutsche Schule suchen.

Was machst du mit deiner ganzen Mode?

Keine Ahnung! Ich habe so viel Wintersachen, die brauche ich ja dann gar nicht mehr (lacht). Aber ich kann die bestimmt gut an Freunde verteilen – oder auf dem Flohmarkt verkaufen.

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Warst du denn schon mal in Ghana?

Nein, aber ich folge ganz tollen Leuten aus Ghana auf Instagram und habe schon ein paar Connections dort. Ich kann eine neue Sprache lernen und mich wieder auf etwas Neues einlassen ohne Einfluss – einfach mein eigenes Ding machen! Und Ghana ist ein sehr kreatives Land, da passe ich eher hin als nach Kenia – da ist alles noch sehr traditionell.

Was würdest du empfehlen als Reiseziel in Afrika?

Ich würde jedem empfehlen, nach Ghana zu reisen. Namibia ist schön, Kenia, Mosambik. Man hat alles: schöne Strände und Regenwälder.

Vielen Dank für den schönen Vormittag bei euch, liebe Linda!

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Hier findet ihr Linda:

– in Zusammenarbeit mit mint&berry –

Alle Looks, die Linda und Malaika tragen, sind auf mint-and-berry.com erhältlich.

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