„Gewalt gegen Frauen ist immer noch weltweit ein großes Problem“

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8. März 2017

Der 8. März wird als Internationaler Frauentag begangen. Er soll den Kampf für die Gleichberechtigung und Frauenrechte auf der ganzen Welt in den Fokus der öffentlichen Aufmerksamkeit rücken. Warum wir diesen Tag brauchen, ein einziger Tag aber bei weitem nicht ausreicht, darüber haben wir mit Bettina-Metz-Rolshausen, Geschäftsführerin von UN Women Nationales Komitee Deutschland, via Skype gesprochen.

femtastics: Erklären Sie uns bitte einmal mit Ihren eigenen Worten, was der Verein UN Women Nationales Komitee Deutschland ist?

Bettina Metz-Rolshausen: Wir sind ein gemeinnütziger Verein, der die Arbeit von UN Women in Deutschland unterstützt. Wir machen Öffentlichkeitsarbeit, um hier in Deutschland auf die Arbeit von UN Women aufmerksam zu machen. Nämlich, dass sich UN Women für die Gleichstellung und die Rechte der Frauen weltweit einsetzt. Und wir als Verein sammeln auch Spenden für die weltweiten Projekte von UN Women. Das sind Frauenprojekte, bei denen es darum geht, die Rechte von Frauen zu stärken, Frauen vor Gewalt zu schützen, Frauen wirtschaftlich zu stärken, mehr Frauen in Führungspositionen zu bringen und dafür zu sorgen, dass Frauen in Krisenregionen von Anfang an mit am Tisch sitzen, wenn es darum geht, Lösungen zu diskutieren.

Das ist ein sehr breites Themenspektrum. Setzen Sie sich für alle globalen Themen ein oder arbeitet das deutsche Komittee eher national?

Wir setzen uns sehr dafür ein, dass die internationalen Konventionen oder Verträge, die Deutschland im Bezug auf Frauenförderung und -gleichstellung unterschrieben hat, auch umgesetzt werden. Ein Beispiel in letzter Zeit war die „Nein heißt Nein“ Kampagne. Es gibt viele Aktionen, an denen wir in Arbeitsgruppen arbeiten. Zum Beispiel das „Bündnis 1325“, bei dem es darum geht, die UN-Resolution 1325 zur Frauensicherheit bekannter zu machen und umzusetzen. Oder das Netzwerk Integra, das für die Abschaffung der weiblichen Genitalverstümmelung kämpft. Es sind viele verschiedene Themen.

Welche Erfolge konnten sie in den vergangenen Monaten verzeichnen?

Einer der größten Erfolge, den wir zusammen mit anderen deutschen Frauenrechtorganisationen verzeichnen konnten, ist die Kampagne „Nein heißt Nein“, in der es um die Verschärfung des Sexualstrafrechts ging. Deutschland hatte die Istanbulkonventionen, also das Übereinkommen des Europarats zur Verhütung und Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen und häuslicher Gewalt, noch nicht ratifiziert. Dafür musste das Sexualstrafrecht geändert werden. Es war ein Unding, dass Vergewaltigung nicht ohne Weiteres als Straftat anerkannt wurde. Die Parlamentarierinnen waren sehr dankbar für unsere zivile Unterstützung bei diesem Thema. Ich höre immer wieder aus dem Parlament und den Ministerien, dass sie gerade bei Frauenfragen Unterstützung und Druck aus der Bevölkerung brauchen, um positive Änderungen umzusetzen. Bei „Nein heißt Nein“ hat das sehr gut funktioniert.

UN Women ist der Überzeugung, dass über die wirtschaftliche Stärkung von Frauen auch ihr Selbstbewusstsein und ihre Macht in Entscheidungsprozessen gestärkt werden.

Welche Themen stehen dieses Jahr im Fokus?

Dieses Jahr lautet unser übergeordnetes Thema „Frauen in einer sich verändernden Arbeitswelt“. Das ist ein großes Thema, das unter anderem die digitale Entwicklung abdeckt, sowie Migration und die Frage, wie geflüchtete Frauen Arbeit finden, aber auch das Thema Arbeitslohn und die wirtschaftliche Stärkung von Frauen. UN Women ist der Überzeugung, dass über die wirtschaftliche Stärkung von Frauen auch ihr Selbstbewusstsein und ihre Macht in Entscheidungsprozessen gestärkt werden.

Wie gehen Sie vor, wenn sie diese Themen anpacken wollen?

Wir machen primär Öffentlichkeitsarbeit und laden zu Veranstaltungen zu diesen Themen ein. Das sind Vorträge und vor allem unser internationales Symposium, das für Juli geplant ist. Dort wird es Vorträge und Workshops rund um unser Schwerpunktthema geben.

Wer kommt zu diesem Symposium?

Wir möchten die Zivilgesellschaft mit den verantwortlichen Ministerien vernetzen. Hauptsächlich arbeiten wir mit dem Frauenministerium, dem Auswärtigen Amt, und je nach Thema dem Ministerium für Entwicklungshilfe und dem Ministerium für Arbeit und Soziales zusammen. Zu unserem Symposium kommen auch Vertreter von Organisationen, die sich für das betreffende Thema einsetzen.

Wie arbeiten Sie mit UN Women in New York zusammen?

Da das Thema „Frauen in einer sich verändernden Arbeitswelt“ auch das Fokusthema der Frauenrechtskommission in diesem Jahr ist, gibt es viele Informationen dazu, die wir ins Deutsche übersetzen, weitergeben und veröffentlichen.

Gibt es Länder, in denen Gewalt gegen Frauen ein besonders großes Problem ist – oder ist sie überall noch gegenwärtig?

Gewalt gegen Frauen ist immer noch weltweit ein großes Problem. Es gibt kein Land auf dieser Welt, in dem sich Gleichberechtigung durchgesetzt hat – und schon gar nicht, in dem Gewalt gegen Frauen beendet wurde. Es ist immer noch unser größtes Thema. Weltweit wird jede dritte Frau in ihrem Leben Opfer von Gewalt, gerade von häuslicher Gewalt. In Deutschland sind die offiziellen Zahlen, die das Frauenministerium herausgegeben hat, dass jede vierte Frau Opfer von Gewalt wird. Es gibt einen Grund, warum das Frauenministerium ein Hilfetelefon betreibt, das rund um die Uhr besetzt ist. Das müssen sie machen, weil das Problem so akut ist.

Weltweit wird jede dritte Frau in ihrem Leben Opfer von Gewalt, gerade von häuslicher Gewalt.

Wie geht UN Women gegen das Problem vor?

Wir unterstützen Projekte, bei denen es um Prävention geht – die internationalen Organisationen arbeiten zum Beispiel mit Männern zusammen, mit dem Ziel, ihnen zu verinnerlichen, dass Gewalt keine Lösung ist. Außerdem werden Polizisten geschult, damit sie besser mit dem Thema umgehen können. Andere Projekte sind dem Opferschutz und der Betreuung von Frauen, die Opfer von Gewalt wurden, gewidmet.

Man muss es sich also wie ein internationales Netzwerk vorstellen, an das ganz viele Organisationen und Projekte angeschlossen sind?

Es ist ein Netzwerk, in dem UN Women sich stark an Regierungen wendet. Es ist aber auch viel nationale Arbeit, weil jedes Land andere Voraussetzungen hat. UN Women arbeitet sehr stark mit NGOs in den unterschiedlichen Ländern zusammen: Die NGOs reichen Projekte bei UN Women ein oder machen Vorschläge, welche Themen wichtig sind und welche Projekte unterstützt werden sollten.

Welche weiteren Aktionen, abgesehen vom Weltfrauentag, gibt es? Sie haben eben schon den „Orange Day“ angesprochen. 

Der „Orange Day“ findet traditionell am 25. November, dem internationalen Tag zur Beendigung der Gewalt gegen Frauen, statt. Aber wir wollen, dass jeder 25. eines Monats als „Orange Day“ begangen wird. Wir versuchen, möglichst viele Menschen zu motivieren, an diesem Tag ein orangefarbenes Kleidungsstück oder Accessoire zu tragen, um mit anderen Leuten ins Gespräch über das Thema zu kommen.

Wir müssen immer wieder darauf hinweisen, dass Gewalt gegen Frauen ein Problem in Deutschland ist, dass Frauen immer noch weniger verdienen als Männer, dass Frauen den Großteil der Familienarbeit machen, dass Frauen nur zu einem Drittel im Parlament vertreten sind und noch nicht ausreichend in Führungspositionen.

Einfach, um die Öffentlichkeit für das Thema sensibler zu machen?

Ja. Wir hören oft Sätze wie: „Ja, Gewalt gegen Frauen oder Benachteiligung von Frauen ist vielleicht in Entwicklungsländern ein Problem. Aber in Deutschland doch nicht!“ Wir müssen also immer wieder darauf hinweisen, dass Gewalt gegen Frauen ein Problem in Deutschland ist, dass Frauen immer noch weniger verdienen als Männer, dass Frauen den Großteil der Familienarbeit machen, dass Frauen nur zu einem Drittel im Parlament vertreten sind und noch nicht ausreichend in Führungspositionen. Dazu muss man immer wieder Diskussionen anstoßen!

Wie kann man bei Ihnen mitarbeiten?

Wir freuen uns über jede und jeden, die als „UN Women Friend“ regelmäßig unsere Arbeit und Projekte unterstützen wollen.

Vielen Dank für das interessante Gespräch!

 

Hier findet ihr UN Women Nationales Komitee Deutschland:

Fotos: UN Women

2 Kommentare

  • Juergen Aschmetat sagt:

    Gruess Gott
    Ich finde es richtig das ihr das macht
    Eigentlich müßte, es nicht zu diskutieren sein
    Doch es kommt immer wieder vor
    Der Stress und der immer wieder Anspruch immer mehr im. Job zu leistet machte männern auch nicht einfacher
    Länger arbeitsweg.. Finanzielle… Junge Schwangerschaften der Frauen…. Jeder probiert was zu erreichen
    Ich habe es selber erlebt.. Ich hatte nur Stress im Betrieb
    6 Tage Woche oder auch 7 zage Woche… Lernen fuer berufliche Prüfungen.. U sw
    Irgendwann kommt man ich mehr raus aus der misaere
    Man merkt es.. Kann aber nix mehr tun.. Es ist dann zu spät
    Und es, kam zur Scheidung…. Ich wollte es nicht
    Doch war es wohl die richtige Reaktion meiner Frau und meinen Kindern…..
    … So macht weiter euren schönen Job..
    LG

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