Viele Menschen träumen davon, ihre große Leidenschaft zum Beruf zu machen oder ihre eigene berufliche Vision umzusetzen. Aber wie kann das gelingen? Wie fängt man an und was muss man dabei beachten? Wir haben 12 Tipps von Frauen gesammelt, die es wissen müssen, weil sie sich selbstständig gemacht haben und ihrer Leidenschaft gefolgt sind – mit Höhen und Tiefen. Hier kommen ihre Ratschläge!
Charissa Chioccarelli von „ISLA Berlin“ rät:
Charissa Chioccarelli: Das klingt so leicht, aber: Just do it! Versuch‘ es einfach und hol‘ dir so viel Hilfe von deinem Umfeld wie möglich. Tausche dich viel mit Anderen Entrepreneurs aus. Zögere nicht, um Hilfe zu bitten. Man kann nicht seine Leidenschaft zum Beruf machen und alles alleine schaffen! Und man muss sich bewusst sein, dass es eine super toughe Zeit wird, gerade in der Anfangsphase. Aber das ist es sowas von Wert!
Laura Muthesius und Nora Eisermann von „Our Food Stories“ raten:
Nora Eisermann: Auf jeden Fall solltest du erst einmal ausprobieren, ob es dein Ding ist, zum Beispiel ein Jahr lang. Und wenn es dir Spaß macht und möglich ist, solltest du schnell komplett einsteigen. Wir haben uns gut vernetzt in den letzten Jahren. Es hat uns sehr geholfen, uns mit anderen Unternehmern und Unternehmerinnen der Branche auszutauschen. Bei Dingen, die wir nicht mögen und nicht gut können, wie zum Beispiel Bürokratie, holen wir uns Unterstützung von auswärts. Wir geben unsere Büroarbeit einem Steuerberater. Das hat uns vorher zu viel Energie geraubt. So können wir uns auf die Sachen konzentrieren, die uns Spaß machen.
Laura Muthesius: Wir haben seit diesem Jahr eine neue Regelung eingeführt: Wir machen jeden Sonntag frei. Nachdem wir vier Jahre lang komplett durchgearbeitet haben, musste eine bessere Balance her. Wir lieben was wir tun, deshalb haben wir erst nicht bemerkt, dass es zu viel geworden ist. Jetzt haben wir für sonntags ein komplettes Handy- und Laptop-Verbot eingeführt.
Judith Glatzer von „Milk Made“ Eis rät:
Judith Glatzer: Viele andere Gründer in meiner Branche sind Männer und von denen habe ich mir abgeschaut, einfach mal loszulegen. Eigentlich plane und achte ich immer auf alles, aber manchmal muss man einfach loslegen, wenn man seine Leidenschaft zum Beruf machen möchte.
Christina Jagla von „Dr. Jaglas“ rät:
Christina Jagla: Dass ich nebenher noch gearbeitet und alles selbst finanziert habe, hat mir von Anfang an ein sehr gutes Gefühl gegeben und ich war dadurch weniger gestresst. Mit einem Kredit oder einem Investor, der mir auf die Finger schaut, hätte ich mehr Nerven gebraucht. Mir war die finanzielle Sicherheit wichtig. So konnte ich mit meinem Job nebenher erstmal abwarten wie es läuft, bis ich es hauptberuflich machen konnte.
Floriane von der Forst und Marisa Schwab von „The Chillery“ raten:
Floriane von der Forst: Wir lassen unsere Freunde unsere Produkte testen. Wir haben zum Beispiel gerade ein kleines, intimes Event gemacht, zu dem wir knapp 20 Frauen aus unserem Freundeskreis und der Familie eingeladen haben, damit sie alle ein neues Produkt testen können, bevor wir es in den Shop aufnehmen. Wir haben unsere Leidenschaft zum Beruf gemacht und für uns ist es sehr wichtig zu verstehen, wie Produkte bei verschiedenen Personen wirken, weswegen Feedback gerade so wertvoll ist.
Franziska von Hardenberg von „Holy Goldy“ rät:
Franziska von Hardenberg: Ich versuche nur noch das zu machen, worauf ich Lust habe und wohinter ich voll stehe. Das kann ich jedem empfehlen: In sich hineinzuhören und sich zu fragen: Ist das, was ich tue, für mich sinnstiftend und macht es mir Spaß? Ganz unabhängig von äußeren Faktoren wie Geld. Wenn das nicht der Fall ist, dann musst du etwas ändern.
Franziska von Hardenberg: Es gibt dieses Paradoxon: Ein Physiker hat mal angenommen, dass die Hummel laut den Gesetzen der Aerodynamik gar nicht fliegen kann. Aber sie wusste das nicht und flog einfach los. Das ist ein Gedanke, der besser für mich steht als alles andere. Es ist Teil meiner DNA, nicht über Konsequenzen nachzudenken. Ich laufe natürlich nicht völlig naiv und gedankenlos durch die Gegend. Aber ich überlege mir auch nicht ständig, was schiefgehen könnte.
Nora-Vanessa Wohlert und Susann Hoffmann von „Edition F“ raten:
Susann Hoffmann: Schnell wachsen, doppelte Umsätze von Jahr zu Jahr, neue Geschäftsmodelle, Internationalisierung und dann ein guter Exit. Diese Schlagworte sind in der Startup-Welt oft und gern gebraucht. Das ist ein Stressfaktor, dem man sich aber nicht absolut beugen muss. Wenn man das erstmal verstanden hat, macht einen das ungemein frei. Mach dir bewusst, was Erfolg für dich persönlich bedeuten soll und welche Werte dir wichtig sind. Diese zwei Dinge sind ein guter Kompass, um ein Unternehmen aufzubauen
Sophia Wahdat von „Inmir Yoga“ rät:
Sophia Wahdat: Inzwischen kann ich aus jeder Erfahrung etwas Positives ziehen und ich weiß, dass mich gerade die intensiven Phasen sehr voranbringen und wachsen lassen.
Gianna Possehl: Wenn man seine Leidenschaft zum Beruf macht, ist es hilfreich, sich von einem übertriebenen Perfektionismus zu lösen. Ich habe in den letzten Jahren Berufstätigkeit plus Kinder festgestellt: perfekt muss gar nicht sein. Gut ist fein. Perfekt ist in den meisten Fällen eine totale Bremse.
Karriere-Coach Ragnhild Struss rät:
Ragnhild Struss: Bei Erfolg geht es nicht um Macht oder Geld, sondern darum, dass du dein Potential auslebst. Das macht dich glücklich. […] Wir sollten uns einfach davon lösen, zu denken Karriere bedeutete: höher, schneller, weiter. Es geht um Entfaltung des eigenen Potentials. Auch wenn man dafür manchmal vermeintliche Umwege geht.
Teaserbild: Sophia Lukasch, Virginia Garfunkel, Sarah Buth
Redaktion: Paula Dahl