Ninon Götz: Wie können wir Vereinbarkeit schaffen?

3. April 2024

Vereinbarkeit – the struggle is real, Aber so können wir es schaffen!

Frauen* leisten 50 Prozent mehr Care-Arbeit als Männer*, gehen zehn Mal so häufig in Teilzeit und verlieren bis zu 70 Prozent ihres Lebenseinkommens, wenn sie Mutter werden. Das sind im Schnitt rund 1 Million Euro Verlust (laut einer aktuellen Analyse der “Bertelsmann Stiftung”). Wie lässt er sich also lösen, der Struggle aus gleichberechtigter Verteilung der Care Arbeit und Mental Load? Welche Vereinbarkeitsforderungen müssen an Unternehmen und die Politik gestellt werden und wie wird man als Selbstständige überhaupt dem eigenen Unternehmen gerecht?

Wir haben bei der Veranstaltung “Les Ateliers Lillet” in Hamburg einen Live Podcast aufgezeichnet! Lisa van Houtem und Ninon Götz haben einiges gemeinsam: Beide sind Co-Gründerinnen von Medienunternehmen (femtastics.com & tres-click.com), leben in Hamburg und haben jeweils zwei Kinder. Offen und ehrlich sprechen sie über ihre tagtägliche Challenge: Vereinbarkeit! 

Die Zeit, als meine Kinder frisch geboren waren, wäre für mich persönlich nicht die Zeit gewesen, um ein Unternehmen zu gründen.

femtastics: Liebe Ninon, als wir uns kennengelernt haben – das muss so 2012 gewesen sein – waren wir beide noch in großen Verlagen angestellt. Wir waren etwas gebunden, aber beide noch kinderlos. Du hast dann 2014 mit Alexandra Holscher „Très Click“ gegründet und ich mit Anna Weilberg und Katharina Charpian „femtastics“. Hättest du damals auch gegründet, wenn du schon Kinder gehabt hättest?

Ninon Götz: Das ist eine spannende Frage. Ich glaube, Unternehmer*in zu sein, hat etwas mit einer positiven Grundeinstellung zu tun, mit einer Risikobereitschaft und mit der Lust auf Selbstbestimmung. Bei mir war es immer sehr klar, dass ich das machen würde. Ich hätte immer gegründet, wenn es sich nicht vor den Kindern ergeben hätte, dann eben danach.

Gleichzeitig glaube ich, dass es für alles im Leben Seasons gibt. Die Zeit, als meine Kinder frisch geboren waren, wäre für mich persönlich nicht die Zeit gewesen, um ein Unternehmen zu gründen. Jetzt sind sie fünf und sieben. Das ist deutlich anders.

Andersrum gefragt: Könntest du dir vorstellen, mit zwei Kindern, vielleicht auch als die noch im Kleinkindalter waren, in einer Festanstellung zu arbeiten? Was sind für dich die ganz klaren Vor- und Nachteile an der Selbstständigkeit?

Ich war jahrelang festangestellt. Ich habe in meinen Unternehmen immer Menschen gefunden, die mich gefördert und gefordert haben. Was mir gefehlt hat, war diese Selbstbestimmung. Ich habe erst letztens gelesen, dass 60 Prozent der Arbeitnehmenden über alle Branchen hinweg weltweit sogenannte „Clock Watcher“ sind, also Menschen, die eigentlich die meiste Zeit nur darauf warten, dass die Zeit endlich rum ist. Wenn ich bedenke, wie viel Potenzial da brachliegt, wird mir ganz anders.

Ich glaube aber, dass sich bei Unternehmen gerade einiges ändert. Im Moment gibt mir mein eigenes Unternehmen alles, was ich beruflich möchte. Der Nachteil ist natürlich, wenn etwas Unvorhergesehenes passiert oder es Krisen gibt, fragt dich keiner, wie du es hinbekommst. Du musst es einfach irgendwie schaffen.

Ich glaube, dass das Rechnen nach Stunden ein veraltetes System ist. Das Allertollste an der Selbstständigkeit ist ja, dass es keine rein performative Leistung mehr gibt.

Würdest du uns ein bisschen mit in deinen Alltag nehmen? Wie organisierst du den aktuell? Wie viele Stunden arbeitest du gerade und bist du mehr im Büro oder mehr im Homeoffice?

Ich glaube, dass das Rechnen nach Stunden ein veraltetes System ist. Das Allertollste an der Selbstständigkeit ist ja, dass es keine rein performative Leistung mehr gibt. Das heißt, es gibt kein Show-Sitzen. Ich muss nie länger bleiben, nur weil ein*e Kolleg*in noch da sitzt. Ich muss keine sinnlose Arbeit tun, nur um irgendjemandem was zu beweisen.

Das ist wahnsinnig ineffizient und auch demotivierend. In meinem Alltag bin ich großer Fan von Systemen. Mein Mann und ich organisieren uns so, dass wir morgens zeitversetzt zum Sport gehen, dann unsere Kinder in die Schule und zur Kita bringen. Ich habe es geschafft, meine beiden Kinder davon zu überzeugen, die beiden gleichen Sportarten gut zu finden. Ich habe relativ schnell festgestellt, dass die Zeit, die Kinder dahin zu bringen und wieder abzuholen und so weiter, keine Quality Time für mich als Mutter mit meinen Kindern ist. Deswegen haben wir eine Babysitterin engagiert, die die Kinder fährt.

Das heißt, dass ich an diesen zwei Tagen länger arbeiten kann. An den Nachmittagen, an denen sie keine Hobbys haben, bin ich total viel mit ihnen zusammen und mache abends noch mal den Laptop auf. Wenn irgendwas Unvorhergesehenes passiert, muss man improvisieren.

Wie schaffst du es, generell Berufliches und Privates bzw. Zeit mit den Kinder zu trennen? Kannst du sofort den Schalter umlegen im Kopf?

Ich habe mir ganz zu Beginn geschworen, dass ich versuchen werde, in dem Moment, in dem ich bin, 100 Prozent präsent zu sein. Ich weiß, dass es wahnsinnig schwierig ist, vor allem, wenn die Kinder noch sehr, sehr klein sind. Mittlerweile fällt mir das ehrlich gesagt relativ leicht. Wenn ich in der Arbeit bin, dann bin ich zu 100 Prozent da. Und wenn ich mit meinen Kindern bin, dann lasse ich auch mal Hailey Bieber Hailey Bieber sein und baue ein „Lego“-Schiff.

Das geht natürlich nur solange nichts unvorhergesehenes passiert. Entweder bei den Kindern oder in der Arbeit. Aber das schaffe ich eigentlich ganz gut.

Das ganze Interview mit Ninon Götz hört ihr in unserer Podcast-Episode!

Jetzt auf „Spotify“ hören!

Jetzt auf „Apple Podcasts“ hören!

Außerdem könnt ihr uns jetzt auf „Steady“ unterstützen!

Wir freuen uns, wenn ihr „femtastics Deep Dive“ weiterempfehlt, unseren Podcast abonniert und bitte hinterlasst uns eine Bewertung auf der Podcast-Plattform eurer Wahl. Wenn ihr Themenideen, Fragen oder Anregungen habt, könnt ihr uns gern eine Mail schicken an podcast@femtastics.com.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert