„Das ist eine Marktlücke! Das müsste man machen!“ – kommt euch dieser Satz bekannt vor? Er wird gerne ausgesprochen wenn jemand eine Idee für ein neues Produkt oder Projekt hat. Aber nur wenige Menschen setzen diese Ideen auch in die Realität um. Katrin Lange hat es gemacht: Sie ist Gründerin von elikat, einem Online-Shop, in dem sie glutenfreie, laktosefreie und fruktosearme Kuchen und Backmischungen verkauft. Ihre Marke baut sie neben ihrem Vollzeit-Job auf – abends und an den Wochenenden. Wir sprechen mit Katrin darüber, wie das gelingt und wie sie ihre Kuchen kreiert.
femtastics: Du bietest Kuchen und Backmischungen an, die laktosefrei, fruktosearm, glutenfrei und vegan sind. Wie kamst du darauf?
Katrin Lange: Ich bin selbst von einer Laktose- und Fruktoseunverträglichkeit betroffen. Gleichzeitig reagiere ich sensibel auf zu viel Weizen und Ei. Als Kuchenfreund ist es also schwer, etwas Leckeres zu finden. Ich habe mir einen Kuchen gewünscht, den ich trotz meiner Unverträglichkeiten essen kann – und der auch gut schmeckt. Also habe ich angefangen, selbst zu backen und zu recherchieren und auszuprobieren, welche Zutaten ich nutzen kann und wie etwas Leckeres dabei herauskommt.
Diese Rezepte zu entwickeln, war wahrscheinlich gar nicht so einfach, oder?
Überhaupt nicht! Ich habe in meiner damaligen Firma immer selbst gebackene Kuchen mitgebracht und meine Kollegen um Feedback gebeten. Und es gab schon den einen oder anderen harten Kommentar (lacht). Eine Kollegin sagte ganz offen: Ich habe das Stück Kuchen wieder ausgespuckt. Da hatte ich versucht, einen Käsekuchen mit Sojamilch zu backen – und das hat damals nicht funktioniert.
Wie kamst du letztlich auf deine Rezepte?
Durch viel Ausprobieren. Ich habe mich anfangs auf ein Rezept konzentriert – weil ich so ein Schoko-Fan bin, habe ich mit einem Schokoladenkuchen angefangen. Ich habe mir ein Rezept für einen veganen Schokokuchen gesucht und habe das auf fruktose- und glutenfrei getrimmt. Glutenfrei zu backen, sodass der Kuchen nicht auseinander fällt und gut schmeckt, finde ich mega schwierig. Ich habe mit sechs verschiedenen Mehlen experimentiert: von Kokosmehl über Teff bis Buchweizen. Irgendwann kam ich zu einem Ergebnis, mit dem ich zufrieden bin.
Wie kamst du darauf, elikat zu gründen?
Das war als ich meinen Schokokuchen hatte, den ich überall hin mitgebracht habe – zu Geburtstagsfeiern, zum Einzug, wenn in der Firma jemand Geburtstag hatte. Da kam ich zusammen mit einer Freundin auf den Gedanken: Eigentlich müssten wir das für mehr Menschen machen, eigentlich müssten wir das verkaufen. Heutzutage haben so viele Menschen Unverträglichkeiten oder Allergien – da einen Kuchen zu finden, den jeder essen kann, ist echt schwer! Wir dachten: Das ist eine Marktlücke, wir sollten daraus etwas machen. Das war Mitte 2015.
Heutzutage haben so viele Menschen Unverträglichkeiten oder Allergien – da einen Kuchen zu finden, den jeder essen kann, ist echt schwer!
Und ihr wart bei der Gründung zu zweit?
Ja, genau. Die Idee kam von mir und meiner Freundin, die damals mit mir zusammen gegründet hat. Sie ist Entwicklerin und hat den Online-Shop gemacht. … Aber wie das so ist, wenn du Vollzeit arbeitest, hast du nicht viel Zeit, andere Projekte umzusetzen. Im November 2015 dachten wir: Jetzt aber wirklich! Wir wollten das Weihnachtsgeschäft unbedingt mitnehmen. Dann sind wir jedoch auf eine Hürde gestoßen.
Welche war das?
Du darfst in Deutschland keinen selbst gebackenen Kuchen verkaufen, wenn du nicht Bäcker- oder Konditormeister bist. Du darfst ein Café eröffnen und dort selbst gebackenen Kuchen verkaufen, solange Kuchen nicht das einzige Produkt ist, das du anbietest. Wenn du aber Kuchen für einen Online-Shop herstellen und verkaufen willst, brauchst du den Meistertitel. Das hat uns die Handwerkskammer in Hamburg sehr klar gesagt.
Was habt ihr dann gemacht?
Irgendwann haben wir von der Handwerkskammer erfahren: Wenn wir einen Bäcker mit Meistertitel anstellen, der für uns backt, können wir unsere Idee umsetzen. Interessanterweise ist es so, wie ich später herausgefunden habe, dass ich sogar Backmischungen alleine herstellen und verkaufen darf – ich darf die Kuchen nur nicht backen. … Also haben wir uns im November 2015 auf die Suche nach einem Bäcker gemacht, der für uns produziert. Zum Glück hat uns damals eine Freundin, die ein Café besitzt und auch eine Konditormeisterin angestellt hat, unterstützt und hat für uns gebacken. Also konnten wir im Dezember 2015 loslegen.
Wie seid ihr auf den Namen elikat gekommen?
Der Name hat sich aus unseren Vornamen ergeben, gleichzeitig ist die Idee: Unsere Kuchen sind delikat, aber wir lassen in den Rezepten etwas weg, also sparen wir uns das „d“.
Gerade wenn du Vollzeit arbeitest, ist es extrem zeitaufwändig, ein Business nebenbei aufzubauen. Das bedeutet, dass du an den Wochenenden eventuell nicht mehr frei hast und dass du dich jeden Abend mit deinem Business beschäftigst.
Heute machst du elikat aber alleine, oder?
Ja, genau. Gerade wenn du Vollzeit arbeitest, ist es extrem zeitaufwändig, ein Business nebenbei aufzubauen. Das bedeutet, dass du an den Wochenenden eventuell nicht mehr frei hast und dass du dich jeden Abend mit deinem Business beschäftigst. Meine Co-Gründerin kam an einen Punkt, an dem sie aus Zeitgründen entweder ihren Job oder elikat schmeißen musste. Und da sie damals gerade eine neue Stelle angeboten bekommen hatte, ist sie im März 2016 ausgestiegen. Seit April mache ich es jetzt alleine.
Machst du elikat hauptberuflich?
Ich gehe noch Vollzeit arbeiten. Da ich zurzeit keine Investoren habe – und auch noch keine möchte – finanziere ich elikat komplett alleine. Ich habe allerdings nur eine 36 Stunden-Woche, so kann ich mir einen freien Nachmittag pro Woche gönnen, an dem ich mich elikat widme. Ich kümmere mich um Organisatorisches, laufe zu Lieferanten oder hole frisch gebackenen Kuchen von meinem Bäcker ab. Aber natürlich arbeite ich auch weiterhin abends, an den Wochenenden oder in der Mittagspause an elikat.
Hilft dir dein Haupt-Job für elikat?
Ich bin studierte Entwicklerin. Das hilft mir natürlich beim Online-Shop, weil ich selbst programmieren kann und ein technisches Grundverständnis habe. Ich habe aber einen Freelance-Entwickler, der mir mit dem Online-Shop hilft, weil ich es zeitlich sonst nicht schaffen würde. Hauptberuflich arbeite ich heute als Projektmanagerin im E-Commerce. Ich weiß also, wie soziale Medien funktionieren und kann das Wissen, das ich sonst für Kunden anwende, für mein eigenes Projekt nutzen.
Und deine Kuchen backt heute die Süßwarenmanufaktur „Was das Herz begehrt“, richtig?
Ja, die habe ich durch eine Empfehlung gefunden. Das war nicht einfach … Ich habe viele Bäcker angefragt und bin oft gegen Wände gelaufen. Ich kann es verstehen: Die Menschen investieren viel Zeit in ihre Bäcker- oder Konditorausbildung und dann noch einmal zwei Jahre in den Meister, und dann kommt da eine Frau daher mit Kuchen im Glas, der auch noch vegan und glutenfrei ist. Damit habe ich bei einigen Bäckern einen Nerv getroffen, von wegen: Alle wollen heute vegan, das ist blöder Hipster-Mist. Einige Bäcker schienen sich in ihrer Ehre verletzt zu fühlen. Zum Glück habe ich dann aber Detlev gefunden, den Bäckermeister hinter der Manufaktur „Was das Herz begehrt“. Er war offen für mein Projekt und hatte Lust, für mich zu backen.
Hast du dich einfach bei ihm vorgestellt?
Ja, ich bin mit meinen Kuchen hingefahren – und Detlev ist ein supertoller, tiefenentspannter Typ. Das ging dann superschnell: Glas auf, Löffel rein, Kuchen probiert. „Ja, machen wir!“ (lacht)
Die Kuchen werden immer frisch gebacken, oder?
Richtig, in der Regel gebe ich ein- bis zweimal pro Woche Bestellungen an Detlev weiter.
Was kommt bislang denn besser bei den Kunden an: die fertigen Kuchen oder die Backmischungen?
Bislang die fertigen Kuchen, weil sie auch beliebte Geschenke sind.
Niemand hat auf mich gewartet. Also muss ich meine Kuchen und mich möglichst vielen Menschen bekannt machen.
Du warst 2016 auf zwei Messen vertreten und wirst auch im März auf der Messe “Veggieworld” in Hamburg sein. Sind solche Messen wichtig, um ein Label bekannt zu machen?
Auf jeden Fall. Aber Messen sind für mich ein zweischneidiges Schwert: einerseits ist es sehr teuer, an ihnen teilzunehmen und es ist schwer, allein die Standgebühr über die Messe wieder reinzubringen. Aber andererseits sehe ich Messen als Investment, um meine Marke bekannt zu machen. Denn niemand hat auf mich gewartet. Also muss ich meine Kuchen und mich möglichst vielen Menschen bekannt machen.
Sind Social Media auch ein guter Kanal dafür?
Ja, ich mache auch mal Gewinnspiele über Facebook oder Instagram. Und die helfen mir auch, mehr Reichweite zu bekommen.
Könntest du dir auch vorstellen, mit deinen Kuchen in den Einzelhandel zu gehen oder möchtest du dich zunächst auf den Online-Shop konzentrieren?
Ich bin zurzeit dabei, mich mit dem Einzelhandel auseinanderzusetzen. Auch da muss man schauen, was für einen persönlich geeignet ist. Dadurch, dass meine Kuchen Manufakturprodukte sind, ist die Marge relativ klein. Was ich zurzeit mit ihnen verdiene, reicht noch nicht einmal unbedingt, um die Fixkosten zu decken. Ich hatte schon Anfragen vom Einzelhandel, bei denen die Läden 90 Prozent Marge wollten. Es gibt eben Einzelhändler, die sind hohe Margen von Industrieprodukten gewohnt. Manufakturprodukte sind da etwas Anderes und man muss Händler finden, die Handwerksprodukte schätzen.
Wo sind deine Kuchen aktuell zu kaufen?
In meinem Online-Shop sowie online bei Un-Verträglich. In Hamburg gibt es meine Kuchen außerdem im Café „Was das Herz begehrt“.
Welche Pläne hast du sonst für elikat?
Mein Ziel ist es, mein Sortiment neben Kuchen noch zu erweitern. Momentan entwickle ich zwei neue Produkte: vegane Gummibärchen und veganes Karamell. Ich sage euch Bescheid, wenn ich die Rezepte gefunden habe. Außerdem habe ich auf einer Messe Anna von Gleem kennengelernt und werde wahrscheinlich im Frühling mit ihr zusammen eine neue Mietküche beziehen, die wir uns dann teilen werden. Diese Produktionsstätte wird dann auch zu hundert Prozent glutenfrei sein.
Wir sind gespannt! Weiterhin viel Erfolg, Katrin!
2 Kommentare
Hmmmm, wird sofort mal bestellt und getestet 🙂